Colossus in Rom, hiess vor allem die von Nero im Vestibulum seines goldenen Hauses (Suet. Nero 31. Martial. de spect. 2, 3) errichtete 120’ hohe (über die Masse s. Jordan Topogr. II 31. 37. 188) Apollonstatue, ein Werk des Zenodorus (Plin. XXXIV 45), welche von Hadrian ins Thal zwischen Amphitheater und Tempel der Venus und Roma versetzt wurde (Hist. Aug. Hadr. 19). Der erste Kopf mit Porträtzügen des Nero wurde nach dem Sturz des Kaisers von Vespasian durch einen anderen des Sol ersetzt (Suet. Vesp. 18. Cass. Dio XLVI 15. Hist. Aug. a. a. O.). Über den ursprünglichen Standort können wir nur Vermutungen aufstellen; doch scheint es, dass er auf der Höhe der Velia, in der Nähe des späteren Titusbogens, gewesen sei (Martial. de spect. 2, 1f.; epigr. I 70, 7). Commodus verwandelte ihn in einen Hercules (Cass. Dio LXXII 22. Hist. Aug. Commod. 17. Herodian. I 15. Mai Scr. vet. II 225. Hieron. ad a. Abr. 2090); doch muss er im 3. Jhdt. wieder zum Sonnengott umgestaltet sein, da die Notitia (Jordan Topogr. II 546) angiebt alt. ped. CIIS, habet in capite radia n. VII singula pedum XXIIS. Im 4. Jhdt. wurde er jährlich am 6. Juni mit Kränzen geschmückt (Kalendar. Philocal. CIL I² p. 319). Wann er zerstört ist, bleibt ungewiss; wenn im Liber pontificalis (zuerst XCVI Steph. III. [768–772], vgl. dazu Duchesne I 477) oder mittelalterlichen Urkunden vom C. die Rede ist (Jordan Topogr. II 510), so ist damit das Amphitheater, nicht die Statue gemeint. Gelegentlich wird er erwähnt noch CIL VIII 212, 82 (Grabgedicht aus dem 2. Jhdt.). An Ort und Stelle ist nur die Basis aus Gusswerk mit Backsteinverkleidung, ein Quadrat von 8 m. Seitenlänge erhalten, vgl. R. Lanciani FUR Bl. 29. Da im Breviarium der Notitia colossi II aufgeführt werden, müssen wir annehmen, dass zur constantinischen Zeit noch eine andere Statue in der Stadt den Namen c. führte (vgl. die bei Plin. n. h. XXXIV 39ff. aufgezählten: auf dem Capitol ein 30 Ellen hoher Apollon, ferner der vom Sp. Carvilius gegossene, vom Mons Albanus aus sichtbare Iuppiter; in der Bibliothek auf dem Palatin ein 50 Fuss hoher Apollo tuscanicus; im Marsfeld neben dem Pompeiustheater ein von Claudius errichteter Iuppiter), ohne dass wir ihn mit Bestimmtheit nachweisen können. Jordans Versuch, die Zahl II der Notitia als Schreibfehler zu eliminieren und colossum zu setzen, ist unstatthaft, da die Breviaria nur Zusammenstellungen mehrfach in der Stadt vorhandener Monumente enthalten können. Was mit dem Palatinus colossus bei Mart. VIII 60 gemeint ist, bleibt ungewiss; die gewagten Combinationen von Urlichs (Beiträge zur Kunstgeschichte 94f.), der
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eine Colossalstatue der Minerva vor dem Palatium darin vermutete, sind von Friedländer z. d. St. mit Recht zurückgewiesen worden; ebensowenig lässt sich Gilberts Annahme (Philol. XLV 464) eines C. des Domitian belegen.