Philinde
Philinde blieb oft vor dem Spiegel stehn;
Denn alles kann man fast den Schönen,
Nur nicht den Trieb, sich selber gern zu sehn,
Und zu bewundern, abgewöhnen.
Doch, Mädchen, bleibet nur vor euren Spiegeln stehn!
Ich laß es herzlich gern geschehn.
Was wolltet ihr auch sonst wohl machen?
Beständig tändeln, ewig lachen,
Dieß wäre ja nicht auszustehn!
Genug, das schöne Kind, von der ich erst erzählte,
Bespiegelte sich oft, und musterte das Haar,
Und besserte, wo nicht das mindste fehlte.
Sah sie am Spiegel stehn und schmählte.
„Habt Ihr Euch noch nicht satt gesehn?
Ich geb es zu, Ihr seyd sehr schön!
Doch sein Gesicht die ganze Zeit besehn,
Herr Autor, sprach sie, der ihr seyd,
Hebt mit mir auf; denn sich gern selber lesen,
Und gern im Spiegel sehn, ist beides Eitelkeit.