Die Frau und der Geist
Vor dem, da noch um Mitternacht,
Den armen Sterblichen zu dienen,
Die Geister dann und wann erschienen,
Ließ sich ein Geist, in einer weissen Tracht,
Und hieß sie freundlich mit sich gehen,
Und gieng mit ihr auf einen wüsten Platz.
Frau, sprach der Geist, hier liegt ein großer Schatz;
Nimm gleich dein Halstuch ab, und wirf es auf den Platz,
Komm her, dann findest du ein Licht,
Dem grabe nach, doch rede nicht;
Denn geht ein Wort aus deinem Munde:
So wird der Schatz verschwunden seyn.
Die Nacht darauf, sich mit dem Grabscheid ein.
Nun die muß recht beherzt gewesen seyn!
Ich fände mich gewiß nicht ein,
Und sollt ich zwanzig Schätze heben.
Die Nacht ist keines Menschen Freund,
Und wenns der Geist recht ehrlich mit mir meynt:
So kann er mir den Schatz ja auf der Stube geben.
Die Frau verschlug das nichts. Sie eilt, den Schatz zu heben.
Sie hält, was sie sich vorgenommen.
Sie schweigt und gräbt getrost. – – – Ha, ha, nun klingt es hohl,
Nun wird der rechte Fleck bald kommen:
O seht, ein großer Topf von lauter Golde voll!
O! wenn sie doch dasmal nicht redte,
Und zu dem schweren Topf gleich einen Träger hätte!
Ist denn ihr Geist nicht etwan auf dem Platz?
Ach! rief sie schnell, ich muß mich schämen,
Sie zu bemühn – – Weg war der Schatz!