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Noch eine Erinnerung an 1870

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Textdaten
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Titel: Noch eine Erinnerung an 1870
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 45, S. 768
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1877
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[768] Noch eine Erinnerung an 1870. Als im Jahre 1870 die deutschen Arbeiter in Paris vertrieben wurden, hatte sich, wie anderswo, auch in Zürich ein Arbeitercomité gebildet, das die armen Vertriebenen an der Grenze in Empfang nahm, sie in Zürich pflegte und sie dann weiter in die deutsche Heimath beförderte. Zu jener Zeit brachte unser alter Mitarbeiter Temme (von dem wir, nebenbei gesagt, in nächster Zeit wieder einen größeren Beitrag veröffentlichen werden) eines Morgens einen Brief zur Post. Während er am Schalter warten mußte, hatte sich auf einmal still ein Haufen Menschen hinter ihm aufgestellt. Als er seine Briefe abgegeben hatte und sich zum Gehen umwandte, sah er fünfundzwanzig bis dreißig Menschen vor sich, ihm sämmtlich unbekannt, tüchtige Gestalten, brave deutsche Gesichter. Einer von ihnen trat vor; er gab sich ihm als ein deutscher Arbeiter in Zürich zu erkennen, der von dem Comité dort den Auftrag habe, seine Begleiter – aus Paris vertriebene deutsche Arbeiter – in der Stadt umherzuführen. Da habe er Temme gesehen und seine Freunde auf ihn aufmerksam gemacht. Und Alle hatten verlangt, ihn zu begrüßen.

So waren sie ihm gefolgt und hatten gewartet, bis er an dem Postschalter fertig war. Temme blieb überrascht stehen. Als das Comitémitglied ausgesprochen, kamen die Leute Mann für Mann an den allen Herrn heran, gaben ihm die Hand und sagten: den Temme von der „Gartenlaube“ hätten sie begrüßen müssen; sie hätten Alles von ihm gelesen – Alles, Alles, versicherten sie. Ob diese unerwartete Huldigung unserem alten Freunde nicht mehr Freude bereitet hat, als etwa ein – Bändchen im Knopfloch?