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Nicolaus Coppernicus aus Thorn über die Kreisbewegungen der Weltkörper/Vorwort Coppernicus

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Vorwort Nicolaus Coppernicus aus Thorn über die Kreisbewegungen der Weltkörper (1879)
von Nicolaus Copernicus
Erstes Buch


[1]
An den Leser
über
die Hypothesen dieses Werkes[1].




Ich zweifle nicht, dass manche Gelehrte über den schon allgemein verbreiteten Ruf von der Neuheit der Hypothesen dieses Werkes, welches die Erde als beweglich, die Sonne dagegen als in der Mitte des Universums unbeweglich hinstellt, sehr aufgebracht und der Meinung sein mögen, dass die freien und schon vor Zeiten richtig begründeten Wissenschaften nicht hätten gestört werden sollen. Wenn sie aber die Sache genau erwägen wollten, würden sie finden, dass der Verfasser dieses Werkes nichts unternommen hat, was getadelt zu werden verdiente. Denn es ist des Astronomen eigentlicher Beruf, die Geschichte der Himmelsbewegungen nach gewissenhaften und scharfen Beobachtungen zusammenzutragen, und hierauf die Ursachen derselben, oder Hypothesen darüber, wenn er die wahren Ursachen nicht finden kann, zu ersinnen und zusammen zu stellen, aus deren Grundlagen eben jene Bewegungen nach den Lehrsätzen der Geometrie, wie für die Zukunft, so auch für die Vergangenheit richtig berechnet werden können. In beiden Beziehungen hat aber dieser Meister Ausgezeichnetes geleistet. Es ist nämlich nicht erforderlich, dass diese Hypothesen wahr, ja nicht einmal, dass sie wahrscheinlich sind, sondern es reicht schon allein hin, wenn sie eine mit den Beobachtungen übereinstimmende Rechnung ergeben; es müsste denn Jemand in der Geometrie und Optik so unwissend sein, dass er den Epicyclus der Venus für wahrscheinlich und ihn für die Ursache davon hielte, dass sie um vierzig Grade und darüber zuweilen der Sonne vorausgeht; zuweilen ihr nachfolgt. Denn wer sieht nicht, wie bei dieser Annahme nothwendig folgen würde, dass der Durchmesser dieses Planeten in der Erdnähe mehr als viermal, der Körper selbst aber mehr als sechszehnmal so gross erscheinen müsste, als in der Erdferne, und dem widerspricht doch die Erfahrung jeden Zeitalters. Es giebt auch noch andere, nicht geringere Widersprüche in dieser Lehre, welche wir hier nicht zu erörtern brauchen. [2] Denn es ist hinlänglich bekannt, dass diese Lehre die Ursachen der scheinbar ungleichmässigen Bewegungen einfach gar nicht kennt; und wenn sie welche in der Vorstellung erdenkt, wie sie denn sicherlich sehr viele erdenkt: so erdenkt sie dieselben keineswegs zu dem Zwecke, um irgend Jemanden zu überreden, dass es so sei, sondern nur dazu, damit sie die Rechnung richtig begründen. Da aber für eine und dieselbe Bewegung sich zuweilen verschiedene Hypothesen darbieten, wie bei der Bewegung der Sonne die Excentricität und der Epicyclus, so wird der Astronom diejenige am liebsten annehmen, welche dem Verständnisse am Leichtesten ist. Der Philosoph wird vielleicht mehr Wahrscheinlichkeit verlangen. Keiner von Beiden wird jedoch etwas Gewisses erreichen, oder lehren, wenn es ihm nicht durch göttliche Eingebung enthüllt worden ist. Gestatten wir daher auch diesen Hypothesen, unter den, durch Nichts wahrscheinlicheren, alten bekannt zu werden, zumal da sie zugleich bewundrungswürdig und leicht sind, und einen ungeheuren Schatz der gelehrtesten Beobachtungen mit sich bringen.

Möge Niemand in Betreff der Hypothesen etwas Gewisses von der Astronomie erwarten, da sie Nichts dergleichen leisten kann, damit er nicht, wenn er das zu anderen Zwecken Erdachte für Wahrheit nimmt, thörichter aus dieser Lehre hervorgehe, als er gekommen ist. Lebe wohl. —

[3]
Nicolaus Schonberg,
Cardinal von Capua,
an
Nicolaus Copernicus.

Als vor einigen Jahren aus Aller Munde mir über Deine Tüchtigkeit berichtet wurde, begann ich Dich im höheren Masse geistig lieb zu gewinnen, und auch unsern Zeitgenossen, unter denen Du Dich mit so grossem Ruhme bedeckst, Glück zu wünschen. Denn ich hatte erfahren, dass Du nicht nur die Theorieen der alten Mathematiker ausgezeichnet kennst: sondern dass Du auch eine neue Weltanschauung begründet hast, nach welcher Du lehrst, dass sich die Erde bewege, dass die Sonne den untersten und demnach den mittelsten Ort der Welt einnehme, dass der achte Himmel unbewegt und ewig fest bleibe, und dass der Mond, zugleich mit den von seiner Bahn eingeschlossenen Elementen, zwischen dem Himmel des Mars und dem der Venus gelegen, im jährlichen Laufe um die Sonne sich bewege. Und über diese ganze Anschauungsweise der Astronomie sollst Du Commentare geschrieben, und die berechneten Bewegungen der Planeten in Tafeln zusammengestellt haben, zur grössten Bewunderung Aller. Deshalb, gelehrter Mann, bitte ich Dich, wenn ich Dir nicht lästig falle, inständigst, dass Du diese Deine Entdeckung der gelehrten Welt mittheilst, und Deine Nachtarbeiten über den Bau der Welt, zugleich mit den Tafeln, und wenn Du sonst noch etwas hast, was sich auf denselben Gegenstand bezieht, sobald als möglich mir zuschickst. Ich habe aber Dietrich von Rheden[2] beauftragt, dass Alles auf meine Kosten dort abgeschrieben und mir überbracht werde. Wenn Du mir in dieser Angelegenheit willfahren wirst, so sollst Du sehen, dass Du es mit einem Manne zu thun hast, dem Dein Name am Herzen liegt, und der so grosser Tüchtigkeit gerecht zu werden wünscht.

Lebe wohl. —
Rom den 1. November 1536.
[4]
Vorrede von Nicolaus Copernicus
zu den
Büchern der Kreisbewegungen
an den
Heiligsten Herrn, Papst Paul III.

Heiligster Vater, ich kann mir zur Genüge denken, dass gewisse Leute, sobald sie erfahren, dass ich in diesen meinen Büchern, die ich über die Kreisbewegungen der Weltkörper geschrieben habe, der Erdkugel gewisse Bewegungen beilege, sogleich erklären möchten, ich sei mit solcher Meinung zu verwerfen. Mir gefällt nämlich das Meinige nicht so sehr, dass ich nicht wohl erwägen sollte, was Andere darüber urtheilen werden. Und obgleich ich weiss, dass die Einsicht des Philosophen dem Urtheile der Menge entzogen ist, weil sein Bestreben darin besteht, die Wahrheit in allen Dingen, so weit dies der menschlichen Vernunft von Gott erlaubt ist, zu erforschen: so halte ich doch dafür, dass man Meinungen, die von der Richtigkeit ganz entfernt sind, vermeiden müsse. Als ich daher mit mir selbst überlegte, für was für eine misstönende Ohrenweide diejenigen, welche die Meinung von der Unbeweglichkeit der Erde durch das Urtheil vieler Jahrhunderte für bestätigt annehmen, — es halten werden, wenn ich dagegen behaupte, die Erde bewege sich: so schwankte ich lange bei mir, ob ich meine Commentare, die ich zum Beweise ihrer Bewegung geschrieben habe, herausgeben sollte, oder ob es besser wäre, dem Beispiele der Pythagoräer und einiger Anderen zu folgen, welche die Geheimnisse der Philosophie nur ihren Verwandten und Freunden, nicht schriftlich, sondern mündlich zu überliefern pflegten, wie dies der Brief des Lysis an Hipparch [3] beweist. Sie scheinen mir dies nämlich nicht, wie Einige glauben, wegen der Deutlichkeit der mitzutheilenden Lehren gethan zu haben, sondern, damit die schönsten, und durch grosses Studium bedeutender Männer erforschten Dinge, nicht von Denjenigen verachtet würden, die es entweder verdriesst, anderen als einträglichen Wissenschaften viele Mühe zu widmen, oder die, wenn sie durch die Ermahnungen und das Beispiel Anderer zu dem freien Studium der Philosophie getrieben werden, dennoch wegen der Beschränktheit ihres Geistes sich so unter den Philosophen ausnehmen, wie die Drohnen unter [5] den Bienen. Als ich also dies mit mir reiflich überlegte: so bewog mich die Verachtung, welche ich wegen der Neuheit und scheinbaren Widersinnigkeit meiner Meinung zu fürchten hatte, fast, dass ich das fertige Werk ganz bei Seite legte.

Aber meine Freunde brachten mich, der ich lange zauderte und sogar mich widersetzte, davon wieder ab; unter ihnen vorzüglich der in jeder Art des Wissens berühmte Cardinal von Capua, Nicolaus Schonberg; nächst ihm mein sehr geliebter Tidemann Giese, Bischof von Culm, der sich mit gleichem Eifer der Kirche und allen guten Wissenschaften widmet. Dieser nun hat mich oft ermahnt, und durch zuweilen hinzugefügte Vorwürfe angetrieben, dass ich mein Buch herausgeben sollte, welches bei mir nicht neun Jahre nur, sondern bereits in das vierte Jahrneunt hinein verborgen gelegen hatte. Dasselbe verlangten von mir nicht wenige andere ausgezeichnete und sehr gelehrte Männer, indem sie mich ermahnten, dass ich nicht länger wegen der gehegten Besorgniss verweigern sollte, mein Werk dem allgemeinen Nutzen der Mathematiker zu weihen. Sie sagten, dass, je widersinniger jetzt meine Lehre von der Bewegung den Meisten erschiene, sie desto mehr Bewunderung und Dank ernten werde, wenn Jene durch die Herausgabe meiner Commentare den Nebel des Widersinnigen durch die klarsten Beweise beseitigt sehen würden. Durch solche Ermahnungen also, und durch diese Hoffnung bewogen, gab ich endlich meinen Freunden nach, dass sie die Herausgabe des Werkes, die sie so lange von mir gewünscht hatten, bewirken könnten.

Aber Deine Heiligkeit wird vielleicht nicht sowohl darüber verwundert sein, dass ich es gewagt habe, diese meine Nachtarbeiten zu Tage zu fördern, nachdem ich mir bei der Ausarbeitung derselben so viele Mühe gegeben habe, dass ich ohne Scheu meine Gedanken über die Bewegung der Erde den Wissenschaften anvertrauen kann; — sondern erwartet vielmehr, von mir zu hören, wie es mir in den Sinn gekommen ist, zu wagen, gegen die angenommene Meinung der Mathematiker, ja beinahe gegen den gemeinen Menschenverstand, mir irgend eine Bewegung der Erde vorzustellen. Deshalb will ich Deiner Heiligkeit nicht verhehlen, dass mich zum Nachdenken über eine andere Art, die Bewegungen der Weltkörper zu berechnen, nichts Anderes bewogen hat, als weil ich sah, dass die Mathematiker selbst bei ihren Untersuchungen hierüber mit sich nicht einig sind. Denn erstens sind sie über die Bewegung der Sonne und des Mondes so ungewiss, dass sie die ewige Grösse des vollen Jahres nicht abzuleiten und zu beobachten vermögen. Zweitens wenden sie bei Feststellung der Bewegungen, sowohl jener, als auch der übrigen fünf Wandelsterne, weder dieselben Grund- und Folgesätze, noch dieselben Beweise für die erscheinenden Umkreisungen und Bewegungen an. Die Einen bedienen sich nämlich nur der concentrischen, die Andern der excentrischen und epicyclischen Kreise, durch welche sie jedoch das Erstrebte nicht völlig erreichen. Denn Diejenigen, welche sich zu den concentrischen Kreisen bekennen, obgleich sie beweisen, [6] dass einige ungleichmässige Bewegungen aus ihnen zusammengesetzt werden können, haben dennoch daraus nichts Gewisses festzustellen vermocht, was unzweifelhaft den Erscheinungen entspräche. Diejenigen aber, welche die excentrischen Kreise ersannen, obgleich sie durch dieselben die erscheinenden Bewegungen zum grossen Theile mit zutreffenden Zahlen gelöst zu haben scheinen, haben dennoch sehr Vieles herbeigebracht, was den ersten Grundsätzen über die Gleichmässigkeit der Bewegung zu widersprechen scheint. Auch konnten sie die Hauptsache, nämlich die Gestalt der Welt und die sichere Symmetrie ihrer Theile weder finden, noch aus jenen berechnen. Es ging ihnen so, als wenn Jemand von verschiedenen Orten her Hände, Füsse, Kopf und andere Glieder, zwar sehr schön, aber nicht im Verhältnisse zu einem einzigen Körper gezeichnet, nähme und, ohne dass sie sich irgend entsprächen, vielmehr ein Monstrum, als einen Menschen daraus zusammensetzte. Daher zeigt es sich, dass sie in dem Gange des Beweises, den man Methode nennt, entweder etwas Nothwendiges übergangen, oder etwas Fremdartiges und zur Sache nicht Gehörendes hinzugesetzt haben; was ihnen gewiss nicht widerfahren wäre, wenn sie sichere Principien befolgt hätten. Wenn aber ihre angewandten Hypothesen nicht trügerisch wären, so hätte sich Alles, was daraus folgt, unzweifelhaft bewährt. Es mag das, was ich hier sage, dunkel sein, es wird aber seines Ortes klar werden.

Als ich nun diese Unsicherheit der mathematischen Ueberlieferungen über die zu berechnenden Kreisbewegungen der Sphären lange mit mir überlegt hatte, begann es, mir widerlich zu werden, dass die Philosophen, welche in Bezug auf die geringfügigsten Umstände jener Kreisbewegung so sorgfältig forschten, keinen sichern Grund für die Bewegungen der Weltmaschine hätten, die doch unsertwegen von dem besten und gesetzmässigsten aller Meister gebaut ist. Daher gab ich mir die Mühe, die Bücher aller Philosophen, deren ich habhaft werden konnte, von Neuem zu lesen, um nachzusuchen, ob nicht irgend Einer einmal der Ansicht gewesen wäre, dass andere Bewegungen der Weltkörper existirten, als Diejenigen annehmen, welche in den Schulen die mathematischen Wissenschaften gelehrt haben. Da fand ich denn zuerst bei Cicero[4], dass Nicetus geglaubt habe, die Erde bewege sich. Nachher fand ich auch bei Plutarch[5], dass einige Andere ebenfalls dieser Meinung gewesen seien; seine Worte setze ich, um sie Jedem vorzulegen, hierher: „Andere aber glauben, die Erde bewege sich: so sagt Philolaus, der Pythagoräer, sie bewege sich um das Feuer in schiefem Kreise, ähnlich wie die Sonne und der Mond; Heraklid von Pontus und Ekphantus, der Pythagoräer, lassen die Erde sich zwar nicht fortschreitend, aber doch nach Art eines Rades, eingegrenzt zwischen Niedergang und Aufgang um ihren eigenen Mittelpunkt bewegen.“

Hiervon also Veranlassung nehmend, fing auch ich an, über die Beweglichkeit der Erde nachzudenken, und obgleich die Ansicht widersinnig schien, so that ich’s doch, weil ich wusste, dass schon Anderen vor mir die [7] Freiheit vergönnt gewesen war, beliebige Kreisbewegungen zur Ableitung der Erscheinungen der Gestirne anzunehmen. Ich war der Meinung, dass es auch mir wohl erlaubt wäre, zu versuchen, ob unter Voraussetzung irgend einer Bewegung der Erde, zuverlässigere Ableitungen für die Kreisbewegung der Himmelsbahnen gefunden werden könnten, als bisher.

Und so habe ich denn, unter Annahme der Bewegungen, welche ich im nachstehenden Werke der Erde zuschreibe, und durch viele und lange fortgesetzte Beobachtungen endlich gefunden, dass, wenn die Bewegungen der übrigen Wandelsterne auf den Kreislauf der Erde übertragen, und dieser dem Kreislaufe jedes Gestirnes zu Grunde gelegt wird, — nicht nur die Erscheinungen jener daraus folgen, sondern auch die Gesetze und Grössen der Gestirne und alle ihre Bahnen und der Himmel selbst so zusammenhängen, dass in keinem seiner Theile, ohne Verwirrung der übrigen Theile und des ganzen Universums, irgend etwas verändert werden könnte. Dem angemessen habe ich auch im Verlaufe des Werkes die Ordnung befolgt: dass ich im ersten Buche alle Stellungen der Bahnen beschrieb, mit Einschluss der Bewegungen, die ich der Erde beilege; so dass dieses Buch gleichsam die allgemeine Verfassung des Universums enthält. In den übrigen Büchern aber trage ich hierauf die Bewegungen der übrigen Gestirne und aller Bahnen, mit Einschluss der Bewegung der Erde vor, damit daraus erkannt werden kann, in wie fern die Bewegungen und Erscheinungen der übrigen Gestirne und Bahnen beibehalten werden können, wenn sie auf die Bewegungen der Erde bezogen werden. Ich zweifle nicht, dass geistreiche und gelehrte Mathematiker mir beipflichten werden, wenn sie, was die Philosopie vor Allem verlangt, nicht oberflächlich, sondern gründlich erkennen und erwägen wollen, was zum Erweise dieser Gegenstände in dem vorliegenden Werke von mir herbeigebracht ist. Damit aber gleicher Weise Gelehrte und Ungelehrte sehen, dass ich durchaus Niemandes Urtheil scheue, so wollte ich diese meine Nachtarbeiten lieber Deiner Heiligkeit, als irgend einem Andern widmen, weil Du auch in diesem sehr entlegenen Winkel der Erde, in welchem ich wirke, an Würde des Ranges und an Liebe zu allen Wissenschaften und zur Mathematik für den Erhabensten gehalten wirst; so dass Du durch Dein Ansehn und Urtheil die Bisse der Verleumder leicht unterdrücken kannst, obgleich das Sprichwort sagt, es gebe kein Mittel gegen den Biss der Verleumder.

Wenn aber vielleicht Schwätzer kommen, die, obgleich in allen mathematischen Wissenschaften unwissend, dennoch sich ein Urtheil darüber anmassen und es wagen sollten, wegen einer Stelle der Schrift, die sie zu Gunsten ihrer Hypothese übel verdreht haben, dieses mein Werk zu tadeln oder anzugreifen: aus denen mache ich mir nichts, und zwar so sehr nichts, dass ich sogar ihr Urtheil als ein dummdreistes verachte. Denn es ist nicht unbekannt, dass Lactantius, übrigens ein berühmter Schriftsteller aber ein schwacher Mathematiker, sehr kindisch über die Form der Erde spricht, indem er Diejenigen verspottet, die gesagt haben, die Erde habe die Gestalt [8] einer Kugel[6]. Es darf daher die Strebsamen nicht wundern, wenn dergleichen Leute auch uns verspotten. Mathematische Dinge werden für Mathematiker geschrieben, die, wenn mich meine Meinung nicht täuscht, einsehen werden, dass diese unsre Arbeiten auch an dem kirchlichen Staate mit bauen, dessen höchste Stelle Deine Heiligkeit jetzt einnimmt. Denn als vor nicht gar langer Zeit unter Leo X im lateranischen Concile die Frage wegen der Verbesserung des Kirchenkalenders erörtert wurde, blieb dieselbe nur deshalb unerledigt, weil die Grösse des Jahrs und des Monats, und die Bewegungen der Sonne und des Mondes für noch nicht hinreichend bestimmt erachtet wurden. Angeregt durch den berühmten Herrn Paulus, Bischof von Fossombronn, der damals jener Angelegenheit vorstand, legte ich mich seit jener Zeit darauf, diese Gegenstände genauer zu beobachten. Was ich nun in dieser Sache geleistet habe, das stelle ich dem Urtheile vorzüglich Deiner Heiligkeit und aller andern gelehrten Mathematiker anheim; und damit ich Deiner Heiligkeit nicht scheine, über den Nutzen des Werkes mehr vorausgeschickt zu haben, als ich leisten könnte: so gehe ich jetzt zu dem Werke selbst über.

Anmerkungen [des Übersetzers]

  1. [3] 2) Ueber diese, der Idee des ganzen Werkes völlig fremden, einleitenden Worte sagt Humboldt (Kosmos II. p. 345—346): „Es ist eine irrige und leider noch in neuerer Zeit (Delambre, Histoire de l’ Astronomie moderne T. I. p. 140) sehr verbreitete Meinung, dass Copernicus aus Furchtsamkeit und in der Besorgniss priesterlicher Verfolgung die planetarische Bewegung der Erde und die Stellung der Sonne im Centrum des ganzen Planetensystems als eine blosse Hypothese vorgetragen habe, welche den astronomischen Zweck erfüllte, die Bahnen der Himmelskörper bequem der Rechnung zu unterwerfen, „„aber weder wahr, noch auch nur wahrscheinlich zu sein brauche.““ Allerdings liest man diese seltsamen Worte in dem anonymen Vorberichte, mit dem des Copernicus’ Werk anhebt und der „de Hypothesibus hujus operis“ überschrieben ist; sie enthalten aber Aeusserungen, welche, dem Copernicus ganz fremd, in geradem Widerspruche mit seiner Zueignung an den Papst Paul III. stehen. Der Verfasser des Vorberichts ist, wie Gassendi (Vita Copernici p. 319) auf das Bestimmteste sagt, ein damals in Nürnberg lebender Mathematiker, Andreas Osiander, der mit Schoner den Druck des[4] Buches de revolutionibus besorgte und, ob er gleich keines biblischen Scrupels ausdrücklich Erwähnung thut, es doch für rathsam hielt, die neuen Ansichten eine Hypothese und nicht, wie Copernicus, eine erwiesene Wahrheit zu nennen.“ Der älteste Zeuge dafür ist Kepler, welcher in einem Briefe vom Jahre 1609 (Kepleri opp. ed. Frisch, vol. III Frft. 1860 p. 136) sich folgendermassen ausspricht: „Vin’tu vero scire fabulae huius, cui tantopere irasceris, architectum? Andreas Osiander annotatus est in meo exemplari, manu Hieronymi Schreiber Noribergensis. Hic igitur Andreas, cum editioni Copernici praeesset, praefationem illam, quam tu dicis absurdissimam, ipse (quantum ex eius literis ad Copernicum colligi potest) censuit prudentissimam, posuit in frontispisio libri, Copernico ipso aut iam mortuo aut ignaro.“ Abraham Gotthelf Kästner in seiner Geschichte der Mathematik Bd. II. Göttingen 1797 pag. 367 sagt darüber: „Mit Osiander’s Vorberichte, die Bewegung der Erde sei nur Hypothese der Rechnung wegen, meint Doppelmeyer, wäre wohl Copernicus nicht zufrieden gewesen, wenn er es hätte prüfen können.“ Hierher gehört auch der Brief des Bischofs Giese von Culm, vom 26. Juli 1543 aus Löbau datirt, der in der Warschauer Ausgabe p. 640 abgedruckt, aber auch am Schlusse der Schrift: „Zur Geschichte des copernicanischen Systems“ von Dr. Franz Beckmann, Prof. zu Braunsberg, 1861, p. 42 und 43 zu finden ist, und nach der dort gegebenen Uebersetzung folgendermassen lautet:
    An Joachim Rhetikus.

    Von der Vermählungsfeier des Königs aus Krakau zurückgekehrt, finde ich die beiden von Dir übersandten Exemplare des jüngst gedruckten Werkes von unserm Copernicus, dessen Hinscheiden ich nicht eher vernahm, als bis ich den preussischen Boden betreten hatte. Den Schmerz über den Verlust des Bruders und grossen Mannes hätte ich durch Lesung des Buches, das mir ihn lebend wieder vorzuführen schien, ausgleichen können; aber gleich im Eingange bemerkte ich die Untreue und — Du bedienst Dich des rechten Ausdrucks — die Ruchlosigkeit des Petrejus, die einen Unwillen, grösser, als die vorhergehende Traurigkeit bei mir erregte. Denn wer möchte nicht ergrimmen über eine so grosse, unter dem Schutze des Vertrauens begangene Schandthat? Doch ist sie vielleicht nicht sowohl diesem Drucker, der von Andern abhängig ist, als dem Neide eines Mannes zuzuschreiben, der vielleicht aus Schmerz darüber, von dem alten Bekenntniss ablassen zu müssen, falls dieses Buch Ruf erlangen sollte, die Einfalt des Druckers missbraucht hat, um dem Werke das Vertrauen zu ihm zu entziehen. Damit aber derjenige nicht straflos ausgehe, der sich so durch fremden Betrug hat bestechen lassen, habe ich an den Senat in Nürnberg geschrieben, und in dem Schreiben angegeben, was meines Erachtens nothwendig ist, um das Vertrauen zu dem Verfasser herzustellen. Ich übersende den Brief mit einem Exemplare des Werkes an Dich, auf dass Du nach den Umständen ermessen mögest, wie die Sache einzuleiten ist. Denn zur Betreibung derselben bei dem Senate scheint mir Keiner so geeignet oder so willfährig zu sein, als Du bist, der Du die Rolle des Chorführers bei der Aufführung des Stückes gespielt hast, so dass Dir nicht weniger, als dem Verfasser an der Herstellung dessen liegen muss, was entstellt worden ist. Wenn Dir aber daran gelegen ist, so ersuche ich Dich angelegentlichst, Alles mit der grössten Sorgfalt auszuführen. Wenn die umzudruckenden ersten Blätter anlangen werden, hast Du, scheint mir, eine Vorrede beizufügen, damit auch die schon ausgegebenen Exemplare von dem Fehler der Entstellung befreit werden. Ja, ich wünsche sogar, es möge der Lebenslauf des Verfassers vorausgeschickt werden, den ich in der anziehenden Abfassung von Deiner Hand gelesen habe; ich glaube, es fehlt daran weiter Nichts, als das Lebensende, das durch einen Blutsturz mit hinzugetretener Lähmung der rechten Seite am 24. Mai herbeigeführt ist, nachdem schon viele Tage vorher Gedächtniss und geistige Regsamkeit geschwunden waren. Das Werk in seiner Vollendung hat er nur beim letzten Athemzuge gesehen an demselben Tage, an dem er verschieden ist. Dass es vor seinem Tode gedruckt erschienen ist, kommt nicht in Betracht; denn das Jahr stimmt, und den Tag, an dem der Druck vollendet ist, hat der Drucker nicht beigefügt. Ich wünsche, es möge auch das Schriftchen, durch das Du die Bewegung der Erde von dem Vorwurfe eines Widerspruches mit der heiligen Schrift befreit hast, hinzugefügt werden. So erhält das Werk den rechten Umfang und Du wirst zugleich den Uebelstand gut machen, dass in der Vorrede des Werkes der Lehrer Deiner nicht erwähnt hat, was er meines Erachtens nicht aus Gleichgültigkeit gegen Dich, sondern in Folge seiner Schwerfälligkeit und Sorglosigkeit, zumal da er schon matt war, unterlassen hat, indem ich wohl weiss, wie hoch er Deinen Beistand und Deine Gefälligkeit zu schätzen gewohnt war. Für die mir zugesandten Exemplare statte ich dem Geber grossen Dank ab; sie werden mir als immerwährendes Denkmal dienen zur Erinnerung nicht nur an den Verfasser, den ich stets geliebt habe, sondern auch an Dich, der Du ihm bei seiner Arbeit als Theseus kräftig zur Seite gestanden, und jetzt durch Deine Bemühungen und durch Deine Sorgfalt dazu mitgewirkt hast, dass wir den Genuss des vollendeten Werkes nicht entbehren. Wie viel wir Alle Dir für diese Deine Bemühungen zu danken haben, liegt nicht im [5] Dunkeln. Ich wünsche, Du mögest mich benachrichtigen, ob dem Papste das Werk übersandt worden ist; denn, wenn es nicht geschehen ist, so möchte ich dem Hingeschiedenen diesen Dienst erweisen. Lebe wohl!

    Löbau den 26. Juli 1543.
  2. [5] 2a) Dietrich von Rheden, seit dem Jahre 1532 Domherr von Ermland, lebte meist in Rom, wo er die Agenturgeschäfte des Kapitels besorgte, und von wo er erst 1539 wieder heimkehrte. Vergl. Fr. Hipler, Spicilegium Copernicanum. Braunsberg 1873, p. 115.
  3. [11] 38) In dem Original-Manuscripte folgen auf diese Schlussworte zwei und eine halbe Seite, welche mit sehr schwarzer Dinte ausgestrichen sind, und mit denen Copernicus beabsichtigte, das erste Buch zu schliessen. Die Capitel 12, 13 und 14 machten ursprünglich mit dem Verzeichnisse der Sehnen das zweite Buch aus, welches Copernicus theils durch Streichen, theils durch Abkürzen mit dem ersten Buche verbunden hat. Die Herausgeber der Säcular-Ausgabe haben das von Copernicus Gestrichene in den Bemerkungen hinzugefügt, und diese Worte lauten in deutscher Uebersetzung, wie folgt: Wenn wir auch zugeben wollen, dass der Lauf der Sonne und des Mondes auch bei Unbeweglichkeit der Erde abgeleitet werden könnte, so ist dies doch bei den übrigen Planeten weniger zulässig, und es ist anzunehmen, dass aus diesen und ähnlichen Ursachen Philolaus die Beweglichkeit der Erde erkannt habe; wie auch Einige sagen, dass Aristarch von Samos, wenn auch nicht durch jene Schlussfolgerung, welche Aristoteles (De coelo II. 14) anführt und zurückweist, bewogen, derselben Ansicht gewesen sei. Da aber dies der Art ist, dass es ohne scharfen Geist und ohne lange anhaltende Sorgfalt nicht begriffen werden kann, so ist es, wie Plato erzählt, damals den Philosophen meistens verborgen geblieben, und es hat nur Wenige gegeben, welche zu jener Zeit die Ursache der Bewegung der Gestirne gekannt haben. War es aber auch dem Philolaus oder irgend einem Pythagoräer bekannt, so ist es doch wahrscheinlich, dass sie es nicht den Nachkommen preisgegeben haben. Denn es war der Brauch der Pythagoräer, die Geheimnisse der Philosophie nicht in Büchern zu überliefern, noch Jedermann zu eröffnen, sondern lediglich der Treue der Freunde und Verwandten anzuvertrauen, und von Hand zu Hand weiter zu geben. Als Document für diese Thatsache giebt es einen Brief des Lysis an den Hipparch, den ich, wegen seiner beherzigenswerthen Gedanken, und damit erhelle, wie hoch sie die Philosophie unter sich schätzten, hier aufnehmen, und mit demselben dieses erste Buch schliessen möchte. Den Inhalt des Briefes habe ich aus dem Griechischen folgendermassen (nämlich ins Lateinische) übersetzt:
    Lysis grüsst den Hipparch.

    Nach dem Tode des Pythagoras hätte ich niemals geglaubt, dass sich die Verbindung seiner Schüler lösen würde. Obgleich wir aber wider Erwarten, wie durch einen erlittenen Schiffbruch, der Eine hierhin, der Andere dorthin verschlagen und zerstreut sind, so ist es doch heilige Pflicht, der göttlichen Lehren desselben eingedenk zu bleiben, und die Schätze der Philosophie nicht denen mitzutheilen, welche sich von der Reinigung des Geistes nichts haben träumen lassen. Denn es schickt sich nicht, Dasjenigen Jedermann preiszugeben, was wir mit so grossen Mühen erworben haben. Wie es auch nicht erlaubt ist, die Geheimnisse der eleusinischen Göttinnen gewöhnlichen Menschen zu eröffnen, und mit völlig gleichem Rechte würde das Eine oder das Andere für schlecht gesinnt und pflichtvergessen gehalten werden. Es lohnt der Mühe, zu überdenken, wie viel Zeit wir gebraucht haben, um die Flecken zu verwischen, welche auf unseren Gemüthern hafteten, bis wir nach Verlauf von fünf Jahren für seine Lehren empfänglich geworden waren. Wie die Maler nach der Reinigung die Farbe der Gewänder mit einer gewissen Beize befestigen, damit sie die unvertilgbare Färbung einsaugen, die nachher nicht leicht vergehen kann: so bereitete jener göttliche Mann die Freunde der Philosophie vor, damit er nicht in dem Vertrauen getäuscht werde, welches er in die Tüchtigkeit irgend Eines gesetzt hätte. Denn er verkaufte die Wissenschaft nicht als Waare, noch verband er mit dem Gebrauche der Wahrheit Schlingen, in denen manche Sophisten die Gemüther der Jünglinge fangen, sondern er war ein Lehrer in göttlichen und menschlichen Dingen. Manche Nachahmer seiner Lehre thuen Vieles und Grosses, aber in ungebührlicher Weise und nicht wie es sich schickt, einen Jüngling zu unterweisen, wodurch sie ihre Zuhörer rücksichtslos und unverschämt machen. Denn sie beflecken die reinen Sätze der Philosophie mit ungestümen und unreinen Sitten. Es ist dies so, als wenn jemand in einen mit Schmutz angefüllten, tiefen Brunnen[WS 1] reines, klares Wasser giesst; der Schmutz nämlich geräth in Unruhe, und lässt das Wasser hindurch. So geht es denen, welche in solcher Weise lehren und belehrt werden. Dichte und dunkle Wälder bedecken den Verstand und das Herz derjenigen, welche nicht in gehöriger Weise eingeweihet sind, und stören die ganze Milde und Besonnenheit des Geistes. Alle Arten von Lastern dringen in diesen Wald, welche verzehren und verhindern, dass irgend etwas Vernünftiges daraus hervorgehe. Als Mütter jener Eindringlinge wollen wir hauptsächlich Eigennutz und Habsucht nennen. Beide sind sehr fruchtbar. Denn der Eigennutz gebiert Unzucht, Völlerei, Schändung, wiedernatürliche Lüste und manche heftige Triebe, die zum Tode und zum Verderben führen. Manche nämlich hat schon die Begierde so sehr hingerissen, dass sie sich [12] weder der Mutter, noch der Kinder enthielten, und sie verführte dieselben gegen die Gesetze, gegen das Vaterland, gegen den Staat und gegen die Herrscher, legte ihnen Schlingen, und brachte die Gefesselten zu den grössten Strafen. Von der Habsucht aber werden geboren Räubereien, Morde, Tempelraub, Giftmischerei und andere Schwestern derselben Art. Man muss daher die Schlupfwinkel jenes Waldes, in denen jene Leidenschaften sich aufhalten, mit Feuer, Schwert und allen Mitteln zerstören. Wenn wir die edle Vernunft von jenen Leidenschaften befreit wissen, dann können wir die beste und ergiebigste Frucht in dieselbe säen. Dies hast Du, Hipparch, nicht ohne grosse Mühe gelernt, aber, Lieber, Du hast, nachdem Du den sicilischen Luxus gekostet hast, um dessen Willen Du nichts hättest hintansetzen sollen, es wenig beherzigt. Sehr Viele sagen auch, dass Du öffentlich Philosophie lehrtest, was Pythagoras verboten hat, welcher seiner Tochter, Dama, befahl, dass sie die kleinen Abhandlungen, welche er ihr durch Testament vermachte, Niemandem ausser der Familie geben solle. Obgleich sie dieselben für vieles Geld verkaufen konnte, so wollte sie dies doch nicht thun, sondern achtete die Armuth und die Befehle ihres Vaters höher, als Gold. Auch sagt man, dass die sterbende Dama dasselbe ihrer Tochter, Vitalia, als anvertrautes Gut hinterlassen hätte. Wir aber vom männlichen Geschlechte sind pflichtvergessen gegen unsern Lehrer, und Uebertreter unseres Bekenntnisses. Wenn Du Dich daher besserst, so habe ich Dich lieb, wo nicht, so bist Du für mich todt.“

    Die Ueberschrift des Capitels 12 „Ueber die Grösse der graden Linien im Kreise“, welche in den Ausgaben hier folgt, fehlt in dem Original-Manuscripte, statt deren findet sich die Ueberschrift „Ueber die graden Linien, welche Sehnen im Kreise sind.“ Der Anfang des Capitels, wie er in den Ausgaben steht, und ausserdem einige dem vorausgeschickte Sätze, sind in dem Manuscripte ausgestrichen. Diese ausgestrichenen Worte lauten in Uebersetzung so: „Was aus der Naturphilosophie als Grundsätze und Voraussetzungen für unsere Entwickelung nothwendig erschien, dass nämlich die Welt kugelförmig, sehr gross und dem Endlosen ähnlich, ferner dass die Fixsternsphäre alles umfasse und unbeweglich, dass aber die Bewegung der übrigen Himmelskörper kreisförmig sei: haben wir im grossen Ganzen abgehandelt. Wir haben aber noch hinzugefügt, dass die Erde in einigen Kreisbewegungen begriffen ist, auf welche wir bei der Entwicklung unsrer ganzen Theorie von den Gestirnen, wie auf einen Grundstein uns stützen. Weil aber die Entwicklungen, deren wir uns fast in dem ganzen Werke bedienen, sich mit graden Linien und Bogen und mit ebenen und sphärischen Dreiecken beschäftigen, und, obgleich hierüber schon Vieles in den Elementen Euclids vorliegt, man doch nicht das besitzt, was hier hauptsächlich erforderlich ist, wie man nämlich aus den Winkeln die Seiten und aus den Seiten die Winkel finden kann: so u. s. w.“ Vergl. Capitel 12.

  4. [5] 3) Nicht Nicetus oder Nicetas, sondern Hicetas. Der wahre Name dieses Pythagoräers ist: Ἱϰέτης, oder dorisch: Ἱϰέτας. So lautet er beim Diogenes Laertius. Vergl. Ideler, Ueber das Verhältniss des Copernicus zum Alterthum, p. 27. Die Stelle, auf welche sich hier Copernicus bezieht, findet sich bei Cicero, Academicae quaestiones Lib. IV. Cap. 29 und lautet: „Nicetas Syracusius, ut ait Theophrastus, caelum, solem, lunam, stellas, supera denique omnia stare censet: neque praeter terram, rem ullam in mundo moveri quae cum circum axem se summa celeritate convertat et torqueat, eadem effici omnia, quasi stante terra caelum moveretur. Atque hoc etiam Platonem in Timaeo dicere quidam arbitrantur, sed paullo obscurius.“ — Zu deutsch: — Der Syracuser Nicetas hält dafür, wie Theophrast sagt, dass der Himmel, die Sonne, der Mond, die Sterne, endlich alles über der Erde Befindliche, stillstehe, und dass sich Nichts in der Welt bewege, ausser der Erde. Während diese sich mit der grössten Geschwindigkeit um ihre Axe wälze und drehe, werde Alles ebenso bewirkt, als ob sich bei stillstehender Erde der Himmel drehe. Einige sind der Ansicht, dass dies auch Plato im Timäus sage, aber etwas dunkler. — Ueber des Hicetas Ansichten vergl. auch Diogenes Laertius, Vitae philosophorum VIII, 85.
  5. [5] 4) Diese Stelle findet sich: Plutarchus, Chaeronensis, Περὶ τῶν ἀρεσϰόντων τοῖς φιλοσόφοις . βιβλίον τρίτον. Περὶ ϰινήσεως γῆς . ιγ'. seu De placitis philosophorum Lib. III. Cap. 13.
  6. [5] 4a) Lactantius divin. instit 3, 24.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Bruunen


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