Zum Inhalt springen

Napoleon in Dresden 1812 und 1813

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Die Oesterreicher in Dresden 1809 Napoleon in Dresden 1812 und 1813 (1902) von Friedrich Aster
Erschienen in: Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904)
Der bildnerische Schmuck am Pirnischen Thore
  Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
[85]
Napoleon in Dresden 1812 und 1813.
Aus dem Französischen übersetzt und erläutert von Oberlehrer Dr. Friedr. Aster.
I.
Bericht über den Aufenthalt Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin der Franzosen in Dresden im Mai 1812.

In der Nouvelle Revue Rétrospective (16. Jahrgang Nr. 73 und 74 – Juli und August 1900) hat der Vicomte de Grouchy ein anonymes Manuskript der Pariser Nationalbibliothek (papiers de l’Empereur, fonds fr. 6599) abgedruckt, dessen Inhalt aus dem obigen Titel ersichtlich und vielleicht auch für die Dresdner Ortsgeschichte nicht ohne Werth ist. Nach Grouchy sind die Berichte – es handelt sich um zwei zeitlich etwa ein Jahr auseinander liegende Theile – für den Marschall Duroc bestimmt gewesen, und ihr Verfasser wäre in den Kreisen der höheren sächsischen Offiziere oder Beamten zu suchen. Das erstere kommt mir nicht sehr wahrscheinlich vor. Duroc war fast immer in nächster Nähe des Kaisers, brauchte also keinen solchen Bericht. Außerdem fiel er im Gefecht bei Reichenbach am 22. Mai 1813, das Manuskript berichtet aber über Ereignisse bis gegen Ende Juli desselben Jahres. Ob der Verfasser ein Sachse gewesen ist, läßt sich nicht entscheiden. Verschiedene sächsische Personen- und Ortsnamen sind entweder falsch verstanden und in dieser falschen Form aufgeschrieben oder falsch abgeschrieben. Daß aber der Verfasser kein Franzose war, das beweist sicher sein schlechtes Französisch. Das Manuskript selbst läßt keinerlei Schlüsse auf den Verfasser zu, wovon ich Gelegenheit hatte mich durch den Augenschein zu überzeugen. Es zeigt zwei verschiedene, sehr saubere und deutliche Hände. Es ist anzunehmen, daß es eine Abschrift ist. – Ich kann als bekannt voraussetzen, weshalb Napoleon, ehe er zu seinem Heere an der russischen Grenze abreiste, in Dresden längere Zeit verweilte und sich hier feiern ließ, übergehe daher, was Grouchy hierüber bemerkt[1] und gebe im Folgenden gleich die Uebersetzung des Manuskriptes.



Als Se. Majestät der König von Sachsen in Dresden die Nachricht von der Ankunft des erlauchten Herrschers der Franzosen und Königs von Italien, Napoleons I., erhielt, schickte er seinen Oberkammerherrn, Freiherrn von Friesen, und den Generalmajor von Gersdorf, Chef des Königlichen Generalstabes, nach Plauen, um Ihre Majestäten dort zu empfangen[2]. Desgleichen schickte er in drei Abtheilungen verschiedene Hofbeamte, theils nach Plauen, theils nach Chemnitz und Freiberg, wie aus den inliegenden Schriftstücken hervorgeht.

Sonnabend, den 16. Mai 1812. Ihre Majestäten der König und die Königin von Sachsen, die sich am Tage vorher nach Freiberg begeben hatten, trafen nach 11 Uhr Nachts mit Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin hier[3] ein; während man einen Salut von hundert Kanonenschüssen abfeuerte und alle Glocken [86] läutete. Vom Freiberger Schlag bis zum Schloß bildeten die französischen Garden, die sich in Dresden befanden, die hiesige Garnison und Bürgergarden Spalier. Als Ihre Majestäten den Wagen verließen, wurden sie von den Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses und einem zahlreichen Hofstaat empfangen und stiegen durch eine Doppelreihe von Schweizergarden die große Treppe hinauf, um sich in die Zimmer des ehemaligen Königs von Polen und Kurfürsten von Sachsen, Augusts II.[4], zu begeben, die für S. M. den Kaiser hergerichtet waren, wie für I. M. die Kaiserin[5] die Zimmer des Prinzen Albert[6].

Sonntag, den 17. Mai d. J., am ersten Pfingstfeiertage. Um 9 Uhr Morgens hatte sich S. M. der König von Sachsen vorgenommen, Sr. M. dem Kaiser seinen Besuch zu machen, aber S. M. der Kaiser kam dem König von Sachsen zuvor und überraschte ihn durch seinen Besuch. Etwas später, als S. M. wieder nach Hause zurückgekehrt war, begab sich S. Königl. Hoheit Prinz Friedrich[7] zu Sr. M. dem Kaiser, um sich ihm vorzustellen. Gegen Mittag sang man in allen[8] Kirchen der Hauptstadt wegen der glücklichen Ankunft Sr. Kaiserl. und Königl. Majestät das Te Deum, während dreimal zwölf und hundert Kanonenschüsse und eine dreifache Gewehrsalve von den Gardegrenadieren abgefeuert wurden. Auch fand großer Empfang am Hofe statt. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Frankreich hörten gegen 1 Uhr die Messe in ihren Zimmern. Gegen 1 Uhr erwiderte S. M. der König von Sachsen Sr. M. dem Kaiser der Franzosen seinen Besuch, und I. M. die Königin besuchte die Kaiserin, bei der S. M. der König von Sachsen sie abholte, worauf sich beide in ihre Gemächer begaben. ½5 Uhr geruhte S. M. der Kaiser der Franzosen seinen Besuch bei Ihrer Maj. der Königin zu machen, dann bei der Gemahlin[9] des Prinzen Anton und bei Ihrer Königl. Hoheit Prinzessin Elisabeth[10]. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin speisten allein zu Abend.

Montag, den 18. Mai d. J. Um 9 Uhr Morgens war Empfang bei Sr. M. dem Kaiser von Frankreich; gegen 1 Uhr kamen Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin[11] an. Bald nachdem sich Ihre Majestäten in die für sie im Palais[12] des Prinzen Anton hergerichteten Zimmer begeben hatten, geruhte S. M. der Kaiser der Franzosen ihnen seinen Besuch zu machen. Um 2½ Uhr empfing I. M. die Kaiserin von Frankreich bei sich alle Hof- und Empfangsdamen, wie auch alle hiesigen, fremden verheiratheten und unverheiratheten Damen und alle Herren vom Stande. Um 5 Uhr Abends stattete S. M. der Kaiser von Oesterreich seinen Besuch ab. Um 8 Uhr Abends war Prunktafel[13] in den Gemächern Ihrer Maj. der Königin von Sachsen, wobei die anwesenden Majestäten und Hoheiten von den Oberhofchargen bedient wurden; es wurde dabei auch etwas Musik gemacht. Alle Damen und Herren des Hofes versammelten sich wiederum, gemeinsam mit dem diplomatischen Korps, in den Vorzimmern der Königin, um sich dort während der Tafel vorzustellen. Nach der Tafel wurde, wie auch an allen folgenden Tagen, bei Hofe gespielt.

Dienstag, den 19. Mai d. J., am 3. Pfingstfeiertage. Um 9 Uhr Morgens war Empfang bei Sr. M. Um 1 Uhr Nachmittags machte S. M. der Kaiser von Frankreich Ihrer Maj. der Königin von Westphalen[14], die in der vorhergehenden Nacht angekommen und im Prinzenpalais abgestiegen war, seinen Besuch. Gleichzeitig machte I. M. die Kaiserin der Franzosen Sr. M. dem Kaiser von Oesterreich ihren Besuch. Um 8 Uhr Abends nahmen Ihre Kaiserlichen Majestäten, S. M. der König von Sachsen, wie seine Gemahlin[15] und seine Tochter[16], S. Kaiserl. Hoheit der Großherzog von Würzburg[17], der Fürst von Neufchâtel[18] und einige andere hohe Personen an dem Diner Sr. M. des Kaisers der Franzosen Theil. (S. Exc. der Herr Kabinetsminister und Großstallmeister Graf Marcolini war auch unter der Zahl der Eingeladenen[19], aber eine Krankheit hinderte ihn an dieser außergewöhnlichen Ehre theilzunehmen. – Anm. d. Manuskr.) Es gefiel auch Ihrer Maj. der Kaiserin von Frankreich, eine Spazierfahrt in den Plauenschen Grund zu unternehmen.

Mittwoch, den 20. Mai d. J. Es fand Morgenempfang bei Sr. M. dem Kaiser von Frankreich statt. [87] Um 1 Uhr begab sich I. M. die Kaiserin von Frankreich zur Kaiserin von Oesterreich, und von da zu Ihrer Maj. der Königin von Westphalen. Um 4 Uhr fuhr S. M. der Kaiser von Frankreich mit Ihrer Maj. der Königin von Westphalen aus. Sie kamen durch die Neustadt und geruhten den vormals Findlaterschen Weinberg[20] mit ihrer erlauchten Gegenwart zu beehren. Zur Tafel bei Ihrer Maj. der Kaiserin von Frankreich waren geladen: I. M. die Königin von Westphalen, S. Kaiserl. Hoheit der Großherzog von Würzburg, Prinz Anton und seine Gemahlin, I. Königl. Hoheit Prinzessin Elisabeth, Ihre Hoheiten die regierenden Herzöge von Weimar[21] und Mecklenburg-Schwerin[22], desgleichen der Fürst von Neufchâtel. Um 10 Uhr Abends standen Ihre Kaiserl. und Königl. Majestäten sowie die übrigen fürstlichen Herrschaften von der Tafel auf, um sich ins Theater[23] zu begeben und der Aufführung einer Kantate[24] und einiger Szenen aus der Oper „Sargino“, von Paër[25], beizuwohnen, die man zur Feier der glücklichen Gegenwart Sr. M. des Kaisers von Frankreich gab.

Donnerstag, den 21. Mai. Morgenaufwartung bei Sr. M. dem Kaiser der Franzosen. Um 1 Uhr begab sich I. M. die Kaiserin von Frankreich zum Kaiser von Oesterreich. Um 4 Uhr Nachmittags geruhte I. M. die Kaiserin von Frankreich in den Großen Garten spazieren zu fahren. Zur Tafel bei Sr. M. dem Kaiser von Frankreich waren zugegen: Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Oesterreich, I. M. die Königin von Westphalen, S. Kaiserl. Hoheit der Großherzog von Würzburg, S. Königl. Hoheit Prinz Maximilian[26] mit seinen Töchtern, Prinzessinnen Amalie und Marie, desgleichen I. Königl. Hoheit Prinzessin Marie Anna[27].

Freitag, den 22. Mai d. J. Morgenaufwartung bei Sr. M. dem Kaiser von Frankreich. Um 3 Uhr Nachmittags fuhr I. M. die Kaiserin von Frankreich in der Gegend des Dorfes Briesnitz spazieren. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Oesterreich, Ihre Majestäten der König und die Königin von Sachsen, Ihre Königl. Hoheit Prinzessin Augusta, I. M. die Königin von Westphalen, außerdem S. Kaiserl. Hoheit der Großherzog von Würzburg und S. Hoheit der regierende Herzog von Sachsen-Koburg[28] speisten zu Mittag bei Sr. M. dem Kaiser von Frankreich.

Sonnabend, den 23. Mai d. J. Morgenaufwartung. S. M. der Kaiser von Frankreich machte um 1 Uhr einen Besuch bei Sr. M. dem Kaiser von Oesterreich und begab sich von da zu Wagen nach dem Japanischen Palais, um die Sehenswürdigkeiten dort zu betrachten. Es nahmen am Abendessen Sr. M. des Kaisers von Frankreich Theil: Ihre Kaiserl. und Königl. Majestäten von Oesterreich, I. M. die Königin von Westphalen, S. Kaiserl. Hoheit der Großherzog von Würzburg, S. Königl Hoheit Prinz Anton und dessen Gemahlin und Ihre Königl. Hoheit Prinzessin Elisabeth.

Sonntag, den 24. Mai. Es fand keine Morgenaufwartung statt. Zu Mittag begab sich S. M. der Kaiser von Frankreich in die Königsloge der katholischen Kirche, wo er zur Rechten Ihrer Maj. der Königin von Westphalen niederkniete, um die Messe zu hören, die der Erzbischof von Mecheln[29] las. Nach der Rückkehr ließ sich S. M. der Kaiser und König von dem Oberkammerherrn Freiherrn von Friesen alle Damen vorstellen, die sich im Kaffeesaal versammelt hatten, desgleichen alle Herren im Prunksaal, außer dem diplomatischen Korps. S. M. der Kaiser und die Kaiserin von Oesterreich, I. M. die Königin von Westphalen, S. Kaiserl. Hoheit der Großherzog von Würzburg, S. Königl. Hoheit Prinz Maximilian mit seinen beiden Töchtern, Prinzessinnen Amalie und Marie, und Prinzessin Marie Anna speisten bei Sr. M. dem Kaiser von Frankreich. Nach aufgehobener Tafel durchschritt die ganze Hofgesellschaft die Gänge des Königlichen Schlosses und des Palais und begab sich in den großen Theatersaal[30], um daselbst ein großes Konzert anzuhören.

Montag, den 25. Mai. Es fand der gewöhnliche Morgenempfang bei Sr. M. dem Kaiser von Frankreich statt. Gegen 11 Uhr brachen S. M. der Kaiser und die Kaiserin von Frankreich, der Kaiser und die Kaiserin von Oesterreich und der ganze Hof von hier nach Moritzburg auf. Nachdem sie dort gefrühstückt hatten, stiegen der Kaiser von Frankreich, der Kaiser von Oesterreich, der König von Sachsen, der Großherzog von Würzburg und die übrigen Fürsten zu Pferde; die Kaiserinnen, Königinnen und Prinzessinnen wohnten im Wagen einem [88] Theile der Jagd bei. Man hetzte und erlegte zwei Wildschweine. Gegen 4 Uhr kehrte der ganze Hof wieder in die Residenz zurück. Bei der Tafel Sr. M. des Kaisers von Frankreich waren zugegen: Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Oesterreich, S. M. der König und die Königin von Sachsen mit Prinzessin Augusta und Ihre Königl. Hoheit Prinzessin Elisabeth, I. M. die Königin von Westphalen, S. Kaiserl. Hoheit der Großherzog von Würzburg, wie auch der Fürst von Neufchâtel.

Dienstag, den 26. Mai. Morgenaufwartung bei Sr. M. dem Kaiser von Frankreich. S. M. der König von Preußen[31] kam nach 11 Uhr Morgens in Dresden an und nahm im Taschenbergpalais Besitz von den Zimmern S. Königl. Hoheit des Prinzen Maximilian, die man für ihn bestimmt hatte. Nach der Meldung des Fürsten Hatzfeld[32], des Staatsministers Sr. M. des Königs von Preußen, bei Sr. M. dem Kaiser der Franzosen, geruhte S. M. der Kaiser, den ersten Besuch bei Sr. M. dem König von Preußen zu machen, der ihm denselben sofort erwiderte[33]. Um 1 Uhr besuchte I. M. die Kaiserin[34] den Kaiser von Oesterreich. Nach Mittag begab sich I. M. die Kaiserin in den in der Friedrichstadt gelegenen Garten des Grafen Marcolini. Beim Diner Sr. M. des Kaisers von Frankreich waren zugegen: I. Kaiserl. und Königl. Majestäten von Oesterreich, I. M. die Königin von Westphalen, S. Kaiserl. Hoheit der Großherzog von Würzburg, S. Königl. Hoheit Prinz Anton und dessen Gemahlin.

Mittwoch, den 27. Mai. Morgenaufwartung. Um 11 Uhr machte S. M. der König von Preußen, begleitet vom preußischen Kronprinzen[35], einen Besuch bei Sr. M. dem Kaiser von Frankreich. Um 2 Uhr Nachmittags verließ S. Kaiserl. und Königl. Maj. in Begleitung einer Abtheilung Reiterei das Schloß, ritt über die Zwingerbrücke[36], durch die Vorstädte[37] Dresdens und über die Schiffbrücke, die man oberhalb der großen Brücke, vor der Stadt, über die Elbe geschlagen hatte. Der Kaiser begab sich nach der Frauenkirche, wo er abzusteigen geruhte, um den Bau im Innern zu betrachten; gegen 3 Uhr kehrte er ins Schloß zurück. I. M. die Kaiserin fuhr im Zschoner Grund[38] spazieren. Am Abend war große Tafel bei Sr. M. dem König von Sachsen, und zwar im großen Speisesaal. Daran nahmen I. Kaiserl. und Königl. Majestäten und der ganze Hof Theil. Dieses Diner wurde von den Pagen des Königs von Sachsen servirt, hinter denen die Kammerdiener[39] standen.

Donnerstag, den 28. Mai. Fronleichnamsfest. I. M. die Kaiserin hörte in ihren Zimmern eine Messe an[40], die der Erzbischof von Mecheln unter dem Beistande zweier anderer Geistlichen las. Um 1 Uhr besuchte I. M. die Kaiserin S. M. den Kaiser von Oesterreich, ihren Vater, und fuhr von da in die Gegend des „Weißen Rosses“. Um 3 Uhr Nachmittags nahm S. M. der Kaiser von Frankreich Abschied von Ihren Kaiserl. und Königl. Majestäten von Oesterreich und dem anwesenden Großherzog von Würzburg, darauf S. M. der König von Preußen und S. Königl. Hoheit der Kronprinz[41], von da begab er sich zum König und der Königin von Sachsen und zur Prinzessin Augusta. An [89] der Tafel Sr. M. des Kaisers von Frankreich nahm der ganze Hof Theil und wurde von der französischen Dienerschaft[42], den Pagen des Königs von Sachsen und den Kammerdienern des Königs, der Königin und der übrigen prinzlichen Herrschaften bedient.

Freitag, den 29. Mai. S. M. der Kaiser von Frankreich und König von Italien ging ½4 Uhr Morgens in Begleitung des Fürsten von Neufchâtel ohne Feierlichkeiten von hier zur Armee ab[43]. S. M. der König von Sachsen hatte S. M. den Kaiser und König am Ausgange des Saales der Leibgardisten[44] erwartet, um ihn bis zum Wagen zu geleiten, der ihn bei den Schweizer Garden[45] erwartete. Um 10 Uhr Morgens machten I. Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Oesterreich ihren Abschiedsbesuch bei Ihrer Maj. der Kaiserin von Frankreich und geruhten daselbst zu frühstücken. Hierauf begleitete I. M. die Kaiserin von Frankreich ihre erlauchten Eltern bis ans Ende des genannten Zimmers[46], wo aufs zärtlichste Abschied genommen wurde[47]. Nachmittags fuhr I. M. die Kaiserin von Frankreich im Großen Ostragehege spazieren. Am Diner Ihrer Maj. der Kaiserin von Frankreich nahmen Theil: S. M. der König von Preußen, der Kronprinz von Preußen[48], I. Majestäten der König und die Königin von Sachsen, deren Tochter, Prinzessin Augusta, I. M. die Königin von Westphalen, S. Kaiserl. Hoheit der Großherzog von Würzburg, S. Königl. Hoheit Prinz Anton und seine Gemahlin, ferner S. Hoheit der Herzog von Sachsen-Weimar.

Sonnabend, den 30. Mai. Am Nachmittag begab sich I. M. die Kaiserin von Frankreich zu Wagen nach Tharandt, um von da Abends wieder zurückzukehren. In ihrer Begleitung befanden sich I. M. die Königin von Westphalen, S. Königl. Hoheit Prinz Anton, S. Königl. Hoheit Prinz Maximilian und dessen Töchter, Prinzessinnen Amalie und Marie, ferner Ihre Königl. Hoheiten Prinzessinnen Marie-Anna und Elisabeth. Vor dem Diner geruhte I. M. die Kaiserin die italienischen Sänger, nämlich die Herren Sassaroli und Benelli und Frau Sandrini[49] anzuhören, welche Herr Paër, Direktor der Kapelle Sr. Maj. des Kaisers von Frankreich, auf dem Pianoforte begleitete. Diese Kapelle war am Tage vorher hier angekommen.

Sonntag, den 31. Mai. ½12 Uhr versammelten sich alle hiesigen und fremden Damen im Kaffeezimmer, desgleichen alle Herren und das diplomatische Korps im Paradesaal. ½1 Uhr begab sich I. M. die Kaiserin von Frankreich in die Königsloge der katholischen Kirche, um dort eine stille Messe mit Musik[50] zu hören. Nach der Messe begab sich I. M. in die genannten Säle und geruhte sich dort alle anwesenden Damen und Herren von dem Fürsten von Schönburg-Waldenburg, Geheimrath des Königs von Sachsen, in seiner Eigenschaft als Oberhofmeister vorstellen zu lassen. Gegen 3 Uhr begaben sich S. M. der König und die Königin von Sachsen zu Ihrer Maj. der Kaiserin von Frankreich, um sie nach der Waffensammlung und von da in die Gemäldegalerie zu begleiten. Bei Ihrer Maj. der Kaiserin von Frankreich speisten um 8 Uhr Abends Ihre Majestäten der König und die Königin von Sachsen mit Prinzessin Augusta, ihrer Tochter, I. M. die Königin von Westphalen, S. Kaiserl. Hoheit der Großherzog von Würzburg, S. Königl. Hoheit Prinz Anton und seine Gemahlin, ferner I. Hoheit Prinzessin Marianne.

Montag, den 1. Juni. Um 1 Uhr Nachmittags begab sich I. M. die Kaiserin in Begleitung Ihrer Majestäten des Königs und der Königin von Sachsen sowie aller Prinzen und Prinzessinnen zu Wagen nach Pillnitz. Sie geruhte einige Erfrischungen auf der Ruine, die auf dem Schloßberg liegt, zu sich zu nehmen. ½6 Uhr kam sie wieder zurück. Zum Diner fanden sich ein: Ihre Majestäten der König und die Königin von Sachsen, Prinzessin Augusta, ihre Tochter, I. M. die Königin von Westphalen, S. Kaiserl. Hoheit der Großherzog von Würzburg, S. Königl. Hoheit Prinz Anton und seine erlauchte Gemahlin.

Dienstag, den 2. Juni. I. M. die Kaiserin von Frankreich brach ½10 Uhr mit Ihrer Maj. der Königin von Westphalen und dem Großherzog von Würzburg nach der 6 Stunden von der Residenz entfernten Festung Königstein auf. I. M. wurde unter einem Salut von 100 Kanonenschüssen von Ihren Majestäten dem König und der Königin von Sachsen, den Prinzen und Prinzessinnen, die etwas vorher dort angekommen waren, empfangen. Es wurde sogleich ein Frühstück aufgetragen. Dann geruhten Ihre Majestäten und Ihre Kaiserl. und Königl. Hoheiten die dortigen Sehenswürdigkeiten zu betrachten. Sie benutzten dann den Fußpfad, um an das Elbufer hinabzusteigen und sich unter Kanonendonner [90] und dem Spiel zweier Musikchöre nach den sie erwartenden Gondeln zu begeben. Sie fuhren auf dem Wasser bis zum Pillnitzer Lustschloß. Nachdem sie sich dort eine Weile aufgehalten hatten, brachen sie von da wieder nach der Residenz auf, wo sie ½7 Uhr ankamen[51].

Mittwoch, den 3. Juni. Um 3 Uhr Nachmittags nahm I. M. die Kaiserin von Frankreich Abschied von Sr. M. dem König und von der Königin von Sachsen und dann von Ihrer Maj. der Königin von Westphalen. Bald darauf kamen Ihre Majestäten der König und die Königin von Sachsen, ebenso I. M. die Königin von Westphalen, die Prinzen und Prinzessinnen des sächsischen Königshauses, um ihrerseits Abschied zu nehmen. Nach 5 Uhr begab sich I. M. die Kaiserin von Frankreich mit Ihrer Maj. der Königin von Westphalen und Sr. Hoheit dem Großherzog von Würzburg zu Wagen nach dem Garten Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Anton und um 7 Uhr nach dem[52] des Prinzen Maximilian, wo die Familie Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Maximilian – jedes vor seinem Gärtchen – I. M. die Kaiserin empfing und ihr Blumen überreichten, die sie mit eignen Händen gezogen hatten. Um 8 Uhr Abends war große Familientafel bei Sr. M. dem König von Sachsen, und zwar im Gesellschaftszimmer; darauf fand im Audienzsaal ein Gesangskonzert statt; dann spielte man, wozu einige Damen und Herren eingeladen waren, die zu den intimeren Empfängen zugelassen sind.

Donnerstag, den 4. Juni. Heute um 5 Uhr Morgens reiste I. M. die Kaiserin von Frankreich in Begleitung Sr. Kaiserl. Hoheit des Großherzogs von Würzburg[53] von hier nach Teplitz und Prag ab. In den Gemächern Ihrer Maj. der Kaiserin fanden sich kurz vor ihrer Abreise ein: Ihre Majestäten der König und die Königin von Sachsen, I. M. die Königin von Westphalen[54] und Ihre Hoheiten die Prinzen und Prinzessinnen des sächsischen Königshauses. I. M. die Kaiserin von Frankreich wurde von Ihrer Maj. der Königin von Westphalen, von Ihren Majestäten dem König und der Königin von Sachsen und Ihren Hoheiten den Prinzen und Prinzessinnen des sächsischen Königshauses, sowie von den hiesigen Herren, die sich versammelt hatten, bis an den Wagen begleitet. I. M. die Kaiserin von Frankreich nahm sehr zärtlich Abschied von Sr. M. dem König und der Königin von Sachsen, wobei sie sich gegenseitig küßten. Unter Kanonendonner und dem Geläute aller Glocken verließ I. M. die Kaiserin das Schloß und fuhr durch die Reihen der Gardegrenadiere und Nationalgarden, die sich bis zum Pirnaischen Schlage aufgestellt hatten.

(Schluß des ersten Berichtes.)



Der nun folgende Bericht bezieht sich auf Napoleons Aufenthalt in Dresden nach der Schlacht bei Lützen. Er ist aus derselben Quelle wie der vorangehende geschöpft. Ueber die militärisch-politische Lage bemerkt der französische Herausgeber, Vicomte de Grouchy, Folgendes:

„Die Russen hatten die Hauptstadt [Dresden] geräumt. Sie hielten nur noch die Neustadt besetzt, von wo sie am 10. Mai vertrieben und gezwungen wurden, die Elbe zu überschreiten[55]. Die Erfolge des Generals Lauriston[56] über die Preußen machten den Kaiser vollends zum Herrn über Sachsen. Der König von Sachsen kam am 12. an und wurde so empfangen, daß er glauben konnte, der Kaiser hätte das Unrecht vergessen, dessen er sich ihm gegenüber schuldig gemacht hatte. Sein Gebiet wurde ihm zurückgegeben. Die folgenden Tage wurden den diplomatischen Geschäften und der Ruhe der Truppen gewidmet. Am 19. brach der Kaiser nach Bautzen auf, wo sein Heer ihn erwartete. Der Sieg am 21. gestattete ihm nach Dresden zurückzukehren, von wo er am 25. Juli nach Mainz aufbrach.“


II.
Tagebuch über den Aufenthalt Sr. Majestät des Kaisers und Königs Napoleon in Dresden im Jahre 1813.

Am 8. Mai um 6 Uhr Abends kam S. M. der Kaiser und König zu Pferd bei der Brücke[57] in der Nähe des Dorfes Löbtau an. Eine Abordnung der städtischen Behörden von Dresden erwartete ihn, um ihm die Ergebenheit der Stadt zu bezeugen. S. M. nahm sie gütig auf[58]. Von da begab sich der Kaiser sofort nach der Gegend des feindlichen, d. h. russischen, Schiffbrückenkopfes [91] oberhalb der Stadt[59], um sich Kenntniß von der Stellung des Feindes zu verschaffen. Er zog um 8 Uhr Abends[60] unter Glockengeläute in die Stadt Dresden ein und wurde, als er am Königlichen Schlosse vom Pferde stieg, vom ganzen Adel Dresdens empfangen und in die Prunkzimmer geführt, wo S. M. Wohnung nahm[61]. Der Kaiser nahm folgende sächsische Personen zum Dienste an: 1 Adjutanten, Herrn Generalleutnant v. Gersdorff; 2 Kammerherren, Herrn Baron v. Kayserlingk, Herrn v. Könneritz; 2 Kammerjunker, Herrn von Römer, Herrn v. Könneritz; 1 Hoffourier, Herrn Kühne, 1 Gendarmerieleutnant, Herrn Fritsch; 1 Jagdpagen, Herrn v. Leipziger; 3 Zimmerpagen; 1 Thürsteher für sein Arbeitszimmer; 2 Trompeter; 2 Läufer; 2 Lakaien; 2 Heiducken; 1 Aufseher. S. M. der Kaiser und König ließ seinen Haushalt durch seinen eignen Hofstaat führen. Er speiste um 9 Uhr Abends mit dem Vicekönig von Italien und dem Fürsten von Neufchâtel. Um 10 Uhr in der Nacht hatte S. Majestät eine besondere Besprechung mit der sächsischen Immediatkommission[62], zu welcher der Konferenzminister, Herr v. Globig, der Oberkammerherr, Herr v. Friesen, der Geheime Rath, Herr von Manteuffel, der Geheime Finanzrath, Herr v. Zezschwitz, gehörten. Die Besprechung dauerte bis Mitternacht.

Den 9. Mai, um 4 Uhr Morgens, begab sich der Kaiser nach der Dresdner Brücke, um sich Kenntniß von der Stellung des Feindes zu verschaffen, und kehrte eine Stunde später nach Hause zurück. Um 9 Uhr früh fand bei Sr. M. Morgenaufwartung statt, wozu die Minister und Großwürdenträger des sächsischen Hofes allgemeinen Zutritt hatten. Um 10 Uhr nahm S. M. ein Gabelfrühstück ein. Zu Mittag ritt der Kaiser nach Briesnitz an der Elbe, wo sich ein sehr ernstes Gefecht entwickelt hatte, welches mit dem Rückzug des Feindes[63] vom anderen Elbufer endete. Um 7 Uhr Abends kehrte S. Majestät nach Hause ins Schloß zurück, speiste mit dem Vicekönig von Italien, dem Fürsten von Neufchâtel und dem Herzog von Dalmatien[64] und ging zeitig zu Bett.

Am 10. Mai, früh 9 Uhr, hielt der Kaiser Morgenempfang. Er frühstückte um 10 Uhr, worauf er zu Fuß auf die Dresdner Brücke ging, die der Feind in Brand gesteckt hatte[65]. S. M. befahl, 20 Leitern in die Lücke hinabzulassen und ließ in seiner Gegenwart 10 000 Mann leichte Infanterie, die den fliehenden Feind verfolgen sollten, die Brücke passiren. S. M. der Kaiser ließ, nachdem er sich erkundigt, innerhalb welcher Zeit man die Brücke wiederherstellen könnte, und die Antwort erhalten hatte: „in 8 Tagen“, Balken und Bretter herbeischaffen und das Werk sofort in Angriff nehmen; er leitete den Bau selbst und vollendete ihn in 18 Stunden. Der Kaiser blieb bis 4 Uhr Nachmittags auf der Brücke, dann ging er ins Schloß, um zu speisen, und kehrte zurück, um die Arbeiter anzufeuern. Er ordnete alles selbst an und blieb bis 10 Uhr Nachts.

Am 11. Mai fand Morgenaufwartung beim Kaiser statt. 3/410 Uhr ritt S. M. nach der Brücke und stieg dort ab. Der Kaiser war sehr zufrieden mit der Arbeit, die eben zu Ende ging. Er ließ 100 Kanonen über die Brücke nach dem rechten Elbufer schaffen. Um 11 Uhr begab sich der Kaiser ins Schloß, um zu frühstücken, und kehrte nach einer halben Stunde wieder auf die Brücke zurück, wo er 8 Stunden verweilte und über diese Brücke, die sich nicht im Geringsten bewegte, ein Heer von 100 000 Mann, Reiterei, Fußvolk und Artillerie vorüberziehen sah. Um 8 Uhr Abends kehrte der Kaiser zum Diner ins Schloß zurück.

Am 12. Mai hielt S. M. der Kaiser Morgenempfang und frühstückte danach um 11 Uhr; er ritt mit einem zahlreichen Gefolge, das Paradeuniform angelegt hatte, in die Gegend des Großen Gartens des Königs von Sachsen, wo er eine Parade über seine Gardereiterei abnahm. S. M. der König von Sachsen war eben aus Böhmen angekommen, und die beiden Herrscher begegneten sich auf der Landstraße am Großen Garten[66]. Sie unterhielten sich aufs freundlichste. S. M. der Kaiser geleitete den König von Sachsen unter großer Feierlichkeit in seine Hauptstadt Dresden. Am Eingange [92] in die Stadt wartete der Stadtrath; der Bürgermeister der Stadt wollte den König begrüßen, aber der Kaiser ergriff das Wort und hielt ihnen eine kurze, aber kräftige Rede, die aus den Zeitungen bekannt ist[67]. Der Einzug der beiden Herrscher in die Stadt und das Schloß von Dresden war prunkvoll und hatte nicht seinesgleichen, solange Dresden bestand. Vom Schlage der Stadt bis zu den Gemächern des Kaisers und des Königs von Sachsen hatte die kaiserlich-königliche Garde (Grenadiere) Spalier gebildet. Um 3 Uhr Nachmittags ritt S. M. der Kaiser nach allen Plätzen der Stadt, wo seine Garden standen, und musterte sie. Um 6 Uhr kehrte er zum Diner ins Schloß zurück. Bei einbrechender Nacht reiste S. Kaiserl. Hoheit der Vicekönig von Italien nach Mailand ab.

Am 13. Mai hielt der Kaiser früh 9 Uhr Morgenempfang. Um 10 Uhr frühstückte er. Um 11 Uhr empfing er den Besuch des Königs von Sachsen, der bis Mittag dauerte. Um 1 Uhr ritt S. M. der Kaiser vor die Neustadt und musterte 10 000 Mann französischer Truppen, die kürzlich angekommen waren. Von da kehrte er um 7 Uhr Abends zurück. Um 8 Uhr Abends aß der König von Sachsen mit dem Fürsten von Neufchâtel und dem Minister Grafen Daru[68] beim Kaiser.

Am 14. Mai hielt der Kaiser Morgenempfang. Um 10 Uhr frühstückte S. M. der Kaiser. Um 11 Uhr empfing er den Besuch des Königs von Sachsen. Um 8 Uhr speiste er zu Haus mit dem Fürsten von Neufchâtel und dem Herzog von Treviso[69].

Am 15. Mai, früh 9 Uhr, Morgenaufwartung und danach Frühstück beim Kaiser. Um 4 Uhr Nachmittags ritten der Kaiser und der König von Sachsen vor die Neustadt und nahmen die Parade[70] über zwei sächsische Kürassierregimenter, „König“[71] und „Zastrow“, ab. Dann begaben sich die beiden Herrscher in die Gegend des Schlosses von Uebigau und besahen die Ueberbleibsel der Batterien, aus denen der Kaiser die Feinde vertrieben hatte.

Den 16. Mai[72], früh 9 Uhr, hielt S. M. der Kaiser Morgenempfang, um 10 Uhr frühstückte er. ¼ nach 12 Uhr ging er in die katholische Kirche. Der König von Sachsen, der schon dort war, kam ihm bei seiner Ankunft entgegen und geleitete ihn auf die erste königliche Tribüne, wo er ihm zur Rechten Platz nahm. Er hörte eine stille Messe, während deren man, unter vollständiger Orchesterbegleitung[73], das Kyrie, das Agnus Dei und Salvum fac Imperatorem sang. Nach der Messe begaben sich die beiden Herrscher in die Gemächer des Kaisers, von wo der König von Sachsen sich nach einigen Gesprächen zurückzog. Um 5 Uhr Nachmittags machte der Kaiser einen Spazierritt in die Gegend des Findlaterschen Weinberges[74], von wo er um 7 Uhr zurückkehrte, um mit dem Fürsten von Neufchâtel zu speisen. Um 8 Uhr Abends hatte der österreichische General Graf Bubna[75] eine geheime Besprechung mit dem Kaiser, welche bis 2 Uhr in der Nacht dauerte.

Am 17. Mai, früh 9 Uhr, war Morgenempfang beim Kaiser und um 10 Uhr Frühstück. Um 3 Uhr Nachmittags machte S. M. den Abschiedsbesuch beim König von Sachsen und blieb bis 5 Uhr bei ihm. Gleich nach der Rückkehr in seine Zimmer hatte S. M. der Kaiser noch eine Besprechung[76] mit dem österreichischen General Grafen Bubna, die drei Stunden dauerte. Um 8 Uhr Abends speiste er mit dem Fürsten von Neufchâtel.

Am 18. Mai hielt der Kaiser Morgenempfang und frühstückte um 10 Uhr. ½1 Uhr kam der König von Sachsen zum Kaiser, um den Abschiedsbesuch zu machen. Um 2 Uhr Nachmittags reist S. M. der Kaiser zu Pferde von hier nach der Lausitz zum französischen Heere ab, und der König von Sachsen begleitete ihn zu Pferde bis zum Gute[77] des Grafen Marcolini, wo die beiden Herrscher sich trennten. S. M. der Kaiser und König Napoleon beschenkte den sächsischen Hof in kaiserlicher Weise. Nach einer Abwesenheit von 22 Tagen[78] kam S. M. der Kaiser und König Napoleon, nachdem er seine Feinde geschlagen und aus dem Königreiche Sachsen vertrieben und ihnen einen Waffenstillstand gewährt hatte, am 10. Juni, früh 5 Uhr, zu Wagen und inkognito[79] wieder nach Dresden und schlug sein Hauptquartier in Friedrichstadt im Palais[80] des Grafen Marcolini, Kabinetsministers und Oberstallmeisters [93] Sr. M. des Königs von Sachsen, auf. Das Gefolge Sr.  M. des Kaisers wurde theils in der Nähe des Hauptquartiers, theils in den beiden Hälften und in den Vorstädten Dresdens untergebracht. S. M. der Kaiser nahm folgenden sächsischen Ehrendienst[81] an: 1. den Oberkammerherrn Freiherrn v. Friesen. 2. zwei Generaladjutanten: Herrn v. Gersdorff, Generalleutnant; Herrn v. Turno, Brigadegeneral. 3. zwei Kammerherren: Herrn v. Reitzenstein; Herrn Grafen Rex. 4. zwei Kammerjunker: Herrn v. Römer; Herrn v. Nostitz. 5. einen Hoffourier: Herrn Kühne. 6. zwei Zimmerpagen: Herrn Baron O’Byrn; Herrn v. d. Pforte. 7. zwei Läufer. 8. sechs Lakaien. 9. einen Gendarmerieleutnant, Fritsch. Nach dem Frühstück legte sich der Kaiser nieder, da er einige Nächte nicht geschlafen hatte, und stand um 10 Uhr auf, um mit seinen Ministern und Generälen zu arbeiten. S. M. den König von Sachsen kränkte es, daß er, weil er von der Ankunft Sr. M. des Kaisers und Königs nicht benachrichtigt worden war, dem Kaiser nicht hatte entgegengehen können. Er kam zu Mittag zum Kaiser, um seinen Besuch zu machen.

Am 11. Juni, früh 9 Uhr, fand Morgenaufwartung beim Kaiser statt, wobei die Prinzen Anton und Maximilian, Brüder des Königs von Sachsen, zugegen waren. Um 10 Uhr ritt der Kaiser ins Ostragehege und hielt eine Musterung über die französischen Truppen ab. Um 11 Uhr kehrte er zurück und frühstückte. Zu Mittag ritt er noch einmal in die Stadt und machte Ihren Majestäten dem König und der Königin von Sachsen seinen Besuch, von dem er um 3 Uhr Nachmittags zurückkehrte. Um 7 Uhr Abends speiste er und ging nicht wieder aus.

Am 12. Juni hielt der Kaiser Morgenempfang. Um 10 Uhr frühstückte S. M. der Kaiser; dann empfing er die Prinzen Friedrich, Clemens und Johann, die Neffen des Königs von Sachsen, welche gekommen waren, um Sr. M. dem Kaiser ihre Aufwartung zu machen. Nach dem Abschiede der Prinzen ritt S. M. der Kaiser zur Truppenbesichtigung und von da durch die Neustadt nach dem Dresdner Walde, wo er ein Lager für französische Truppen aufschlagen ließ. Er kehrte Nachmittags um 4 Uhr zurück. Er speiste um 7 Uhr und ging nicht mehr aus.

Am 13. Juni war der sächsische Hof in Gala: der König und seine beiden Brüder, Prinz Anton und Prinz Max, machten ½11 Uhr in großer Uniform einen Besuch beim Kaiser und begaben sich ½ Stunde später in die katholische Kirche, um dem Te Deum beizuwohnen, welches dort gesungen wurde, während man wegen der glücklichen Ankunft Sr. M. des Kaisers und Königs 101 Kanonenschuß abfeuerte. Um 11 Uhr frühstückte S. M. der Kaiser. ½1 Uhr gab er dem am Dresdner Hofe beglaubigten diplomatischen Korps Audienz. Dann hörte er die Messe in der Hauskapelle, welche der sächsische Hofpfarrer, Herr Abbé Richter, unter Beistand des Diakonen, Herrn Abbé Günzel, las. Um 8 Uhr Abends fuhr S. M. in die Stadt und speiste mit der Königl. Familie beim König von Sachsen.


Tafel beim König von Sachsen, am 13. Juni 1813:

Der Kaiser kehrte um 10 Uhr nach Hause zurück. In der Nacht wurden die Stadt und die Vorstädte festlich erleuchtet.

Am 14. Juni, früh 9 Uhr, hielt der Kaiser Morgenempfang. Um 10 Uhr frühstückte er. ½11 Uhr ging er zur Parade, von wo er zu Mittag zurückkehrte. ½7 Uhr Abends speiste S. Kaiserl. und Königl. Majestät mit dem Fürsten von Neufchâtel und wohnte dann allein mit seinem Hofe einem Akte der italienischen Oper „Corradino“ bei. Die Musik ist von Herrn Morlacchi[82], Kapellmeister des Königs von Sachsen; man spielte in einem kleinen Theater[83], welches der Kaiser im Gewächshaus der Orangerie des Palais hatte aufbauen lassen.

[94] Am 15. Juni, um 9 Uhr, war Morgenaufwartung beim Kaiser. Um 10 Uhr Frühstück. Um 11 Uhr Parade. Um 7 Uhr Abends Diner.

Am 16. Juni alles wie gestern, außer daß der König von Sachsen zu Mittag einen Besuch beim Kaiser machte.

Am 17. Juni wie gestern, außer daß der Kaiser allein mit seinem Hofe der Oper „La Stella (?) della sposa[84] in seinem Theater im Palais beiwohnte.

Am 18. Juni Morgenaufwartung, Frühstück, Diner zur gewöhnlichen Stunde, sonst nichts.

Am 19. Juni, früh 9 Uhr, hielt S. M. der Kaiser Morgenempfang. Um 10 Uhr frühstückte er. ½11 Uhr ritt er zur Parade, bis 11 Uhr, worauf er sich nach der Neustadt begab, die Dörfer Neudorf, Pieschen, Trachau und das ganze Biwak im Walde passirte, in die Stadt zurückkehrte und alle neuerrichteten Verschanzungen besuchte. Um 3 Uhr Nachmittags kam der König von Sachsen zum Kaiser und hatte eine zweistündige Unterredung mit ihm. Um 7 Uhr speiste der Kaiser und ging nicht mehr aus.

Am 20. Juni, ½10 Uhr, frühstückte S. M. der Kaiser; um 10 Uhr ritt er zur Parade ins Ostragehege; von da begab er sich in die Stadt auf den Zwingerwall und dann durch die Stadt vor das Pirnaische Thor. Dort bestieg er den Wagen und fuhr ohne Aufenthalt nach der Festung Königstein, wo er alles in Augenschein nahm. Bei seiner Rückkehr von Königstein hielt er sich auf dem Sonnenstein auf, dem festen Schloß der Stadt Pirna. Er verließ den Wagen, um Kenntniß von der Lage zu nehmen. Dann kehrte er nach Dresden zurück, wo er Abends 7 Uhr eintraf und sofort speiste.

Am 21. Juni: Morgenempfang, Frühstück und Diner zur gewöhnlichen Stunde. Der Kaiser ging nicht aus.

Am 22. Juni, früh 5 Uhr, ritt S. M. der Kaiser durch Alt- und Neustadt-Dresden bis zum Dorfe Loschwitz, wo er den Wagen bestieg, um auf dem rechten Elbufer nach Pillnitz, einem Lustschlosse des Königs von Sachsen, zu fahren. S. M. der Kaiser frühstückte hinter Pillnitz auf freiem Felde und fuhr dann nach Lohmen und Wehlen, wo er die Ufer der Elbe in Augenschein nahm. Dann kehrte er nach der Stadt und ins Hauptquartier zurück, wo er gegen Mittag ankam[85]. Abends 8 Uhr kam die Königl. Familie zum Diner zum Kaiser.

Tafel beim Kaiser, am 22. Juni 1813:[86]

Nachdem die Gäste die innersten Gemächer des Kaisers betreten hatten, wurde der Tisch in 6 Minuten gedeckt und nach dem Diner in 4 Minuten abgedeckt[87]. Abends 9 Uhr führte der Kaiser die Königin, den König und die ganze Königl. Familie durch die Zimmer des Fürsten von Neufchâtel[88] in das Theater des Palais, wo eine zahlreiche Adelsgesellschaft, die mit auf ihren Namen lautenden Karten eingeladen war, sich versammelt hatte und den Majestäten ihre Huldigungen darbrachte. Man gab zwei französische Lustspiele, „Die Wette“[89] und „Die Folge eines Maskenballes“[90], welche von den Pariser Schauspielern[91], die vor Kurzem auf Befehl [95] Sr. M. des Kaisers angekommen waren, gespielt wurden. In den Pausen zwischen den Akten setzte man allen Gästen Eis und andere Erfrischungen vor. Nach Schluß der Vorstellung zogen sich alle zurück. Um 11 Uhr in der Nacht traf S. M. der König von Westphalen[92] aus seinem Lande ein und kam sofort zum Kaiser, um ihm seine Aufwartung zu machen, aber sie sahen sich nicht, da der Kaiser schon schlief.

Am 23. Juni, früh 9 Uhr, war Morgenempfang bei Sr. M. dem Kaiser. Um 10 Uhr frühstückte er. Zu Mittag kam der König von Westphalen zum Kaiser und blieb bei ihm. Um 8 Uhr speiste der Kaiser und ging nicht mehr aus.

Am 24. Juni, früh 9 Uhr, hielt der Kaiser Morgenempfang, wobei der König von Westphalen gegenwärtig war. Um 11 Uhr frühstückte der Kaiser. Um 8 Uhr Abends begaben sich Ihre Majestäten der Kaiser und der König von Westphalen zur Familientafel beim König von Sachsen.

Tafel beim König von Sachsen, am 24. Juni 1813[93]:

Nach der Tafel ging der Hof mit seinen Gästen ins Hoftheater und wohnte der Aufführung in der Mittelloge in folgender Ordnung bei: [Hier ein Plan][94]. Nach dem Theater ging jedermann nach Hause.

Am 25. Juni, früh 9 Uhr, hielt der Kaiser Morgenempfang ab. Um 10 Uhr ritt S. M. zur Parade, wo auch der König von Westphalen erschien. Um 11 Uhr kehrten die beiden Monarchen ins Hauptquartier zurück und frühstückten zusammen. Zu Mittag begab sich der König von Westphalen in sein Quartier. Um 6 Uhr Abends fuhr der Kaiser nach Königsbrück, stieg hinter der Stadt aus und rekognoszirte die Gegend. Nach kurzem Aufenthalt kehrte S. M. der Kaiser nach Dresden zurück, wo er um 10 Uhr Abends ankam und mit dem Fürsten von Neufchâtel und dem Fürsten Poniatowski[95], dem Oberbefehlshaber der Armee des Herzogthums Warschau[96], speiste.

Am 26. Juni, früh 9 Uhr, war Morgenempfang beim Kaiser, dem an des Kaisers Seite die Königl. Prinzen Anton, Maximilian, Friedrich und Clemens beiwohnten. Um 10 Uhr ritt der Kaiser zur Parade, von der er um 11 Uhr zurückkehrte, wohnte bei[97] und frühstückte. Zu Mittag hatte der Minister des Kaisers von Oesterreich, Graf Metternich[98], bei Sr. M. dem Kaiser und König Napoleon eine Audienz, an die sich eine achtstündige Unterredung anschloß. Inzwischen kam der König von Sachsen, um dem Kaiser seinen Besuch zu machen. Da er die Besprechung des Kaisers nicht unterbrechen wollte, kehrte der König von Sachsen, nachdem er anderthalb Stunde gewartet hatte, nach Hause zurück, ohne den Kaiser gesehen zu haben. Um 8 Uhr Abends speiste der Kaiser und ging nicht mehr aus

Am 27. Juni, Vormittags 11 Uhr, frühstückte der Kaiser. Der König von Westphalen, der seinen Bruder [96] zu besuchen gekommen war, wartete im Vorzimmer, bis die Mahlzeit beendet war; dann trat er beim Kaiser ein. Bald darauf ritten die beiden Monarchen zur Parade und kehrten von da ½1 Uhr zurück. Abends 8 Uhr speisten der König von Westphalen und der Fürst von Neufchâtel mit dem Kaiser. Nach Tische kam der sächsische Hof zum Kaiser, um der Vorstellung eines französischen Lustspiels, „Die Erben“[99], im Palaistheater beizuwohnen. Nach dem Theater ging jeder nach Hause.

Am 28. Juni, früh 9 Uhr, war Morgenaufwartung beim Kaiser und um 11 Uhr Frühstück. Nachmittags 2 Uhr fuhr S. M. der Kaiser über Weißig nach Stolpen, einem alten Schloß mit einer Stadt auf einem Felsen. Von da fuhr er nach dem Lilienstein und Königstein, überschritt die Elbe auf der Schiffsbrücke bei der Festung Königstein und begab sich, um die Gegend näher kennen zu lernen, nach Struppen, wo im Siebenjährigen Kriege die sächsische Armee von der preußischen gefangen genommen wurde.

Am 29. Juni, früh 9 Uhr, war Morgenaufwartung beim Kaiser, wobei sich der Herzog von Sachsen-Weimar dem Kaiser vorstellte. Um 10 Uhr ritt S. M. der Kaiser zur Parade, von der er um 2 Uhr zum Frühstück zurückkehrte. Abends 8 Uhr speiste er im Garten mit dem Fürsten von Neufchâtel. Nach Tische kam der König von Sachsen, den man benachrichtigt hatte, allein zum Kaiser und hatte eine fast halbstündige private Besprechung mit ihm. Gegen 9 Uhr kamen die Königin von Sachsen nebst der Königl. Familie und der König von Westphalen, außerdem eine geladene Adelsgesellschaft, um im Kaiserl. Theater im Palais der Vorstellung des französischen Lustspiels „Die Jugend Heinrichs V., Königs von England“[100] beizuwohnen, worauf sich alle Welt zurückzog.

Am 30. Juni, früh 9 Uhr, war Morgenempfang beim Kaiser, wobei die Königl. Prinzen, der Herzog von Sachsen-Weimar und der Prinz Emil von Hessen-Darmstadt[101] zugegen waren. Um 11 Uhr frühstückte der Kaiser. ½3 Uhr ließ der Kaiser den österreichischen Minister Grafen Metternich kommen und hatte eine vierstündige Besprechung mit ihm. Abends 7 Uhr machte S. M. einen Spazierritt rings um die Schläge der Stadt und kehrte um 9 Uhr zum Diner zurück.

Am 1. Juli, früh 9 Uhr, war Morgenempfang beim Kaiser, wobei der König von Westphalen und der Herzog von Weimar zugegen waren. Um 10 Uhr frühstückte S. M. der Kaiser und ritt dann zur Parade, von der er in einer halben Stunde zurückkehrte. 1 Uhr Nachmittags reiste S. M. der König von Westphalen nach seinen Staaten ab. Abends 9 Uhr kam der Kaiser in die Stadt und wohnte im kleinen Hoftheater[102] mit dem Königl. Hofe der Aufführung des französischen Trauerspiels „Phädra“[103] bei. Der Kaiser war allein in der ersten Loge des ersten Ranges, links, und der Königl. Hof nebst dem Herzog von Weimar und dem Prinzen von Hessen-Darmstadt in der Mittelloge des zweiten Ranges. Die Königl. Loge gegenüber dem Kaiser blieb leer. Nach dem zweiten Akte machte der König von Sachsen dem Kaiser in seiner Loge einen Besuch, den dieser vor Schluß des Schauspiels erwiderte, um dann in sein Hauptquartier zurückzukehren.

Am 2. Juli Morgenaufwartung, Frühstück und Diner zur gewöhnlichen Stunde; sonst nichts.

Am 3. Juli, früh 9 Uhr, Morgenempfang beim Kaiser, welchem die Königl. Prinzen von Sachsen und der Herzog von Weimar beiwohnten. Danach hatten fünf Abgeordnete des Magistrates und der Kaufleute der Stadt Leipzig eine besondere Audienz[104] bei Sr. M. dem Kaiser, von der sie sehr getröstet zurückkamen. Um 10 Uhr ritt S. M. der Kaiser zur Parade, kam um 11 Uhr zurück und frühstückte. Um 4 Uhr Nachmittags fuhr er nach Radeburg, um die Gegend zu rekognosziren, und besuchte auf der Rückfahrt im Walde das Biwak der französischen Truppen; er kam Abends 9 Uhr wieder nach Hause und speiste.

Am 4. Juli, ½10 Uhr, ritt der Kaiser zur Parade, von der er gegen 11 Uhr zurückkehrte. Um 11 Uhr frühstückte S. M. ½1 Uhr hörte der Kaiser die Messe, welche der genannte Priester[105] in der Kapelle des Palais las. Dann hielt er Cercle im Saale der hohen französischen Offiziere und fremden Herren. ½8 Uhr Abends aß der Kaiser und wohnte dann mit dem sächsischen Königshause, dem Herzog von Weimar und dem Prinzen von Hessen-Darmstadt im Theater des Palais der Aufführung des französischen Lustspiels „Der Verschwender“[106] bei, nach dem sich alle zurückzogen.

Am 5. Juli, früh 9 Uhr, war Morgenempfang beim Kaiser, wobei der Herzog[107] zugegen war. Um 10 Uhr ritt S. M. zur Parade, kehrte von da um 11 Uhr zurück und frühstückte. Um 3 Uhr Nachmittags kam der König von Sachsen zu Besuch zum Kaiser und verabschiedete sich wieder um 4 Uhr, worauf der Kaiser nach Moritzburg, einem Jagdschlosse des Königs von Sachsen, und von da nach Radeburg und Radeberg [97] fuhr, von wo er über Volkersdorf Abends 10 Uhr zurückkehrte. Dann speiste er.

Am 6. Juli, Vormittags 10 Uhr, frühstückte S. M. der Kaiser. Um 4 Uhr Nachmittags fuhr er nach Sedlitz, einem Lustschlosse des Königs von Sachsen in der Nähe der Stadt Dohna[108], und studirte die Gegend. Von da kehrte er nach Dresden zurück, wo er um 8 Uhr Abends ankam und speiste. Um 9 Uhr besuchte er mit dem sächsischen Königshause im Theater des Palais die Vorstellung des französischen Lustspiels „Die falschen Bekenntnisse“[109].

Am 7. Juli: Morgenaufwartung, Frühstück, Tafel beim Kaiser zur gewöhnlichen Stunde und nichts weiter. Der sächsische Generalleutnant von Gersdorff speiste mit dem Kaiser und dem Fürsten von Neufchâtel.

Am 8. Juli: Morgenaufwartung, Frühstück, Tafel beim Kaiser zur gewöhnlichen Stunde. Um 6 Uhr Nachmittags besuchte der König von Sachsen den Kaiser. Abends 9 Uhr fuhr S. M. der Kaiser in die Stadt und sah im Königl. Theater das französische Lustspiel „Der Barbier von Sevilla“[110]. Nach der Vorstellung kehrte er nach Hause zurück.

Am 9. Juli: Morgenaufwartung, Parade, Frühstück und Tafel zur gewöhnlichen Zeit.

Am 10. Juli, 3 Uhr Morgens, reiste der Kaiser nach Torgau, Wittenberg, Dessau und Magdeburg und kehrte über Leipzig zurück. S. M. der Kaiser besichtigte die Festungen und die Truppen. Er kam am 15. Juli, früh ½4 Uhr, in seinem Hauptquartier an, legte sich nieder und schlief bis 10 Uhr Morgens. Dann frühstückte er. Die Königl. Prinzen, die früh 9 Uhr dem Kaiser ihre Aufwartung machen wollten, gingen wieder, ohne S. M. den Kaiser gesehen zu haben, der heute keinen Morgenempfang abhielt. ½6 Uhr besuchte der König von Sachsen den Kaiser. Abends 8 Uhr speiste S. Kaiserl. Majestät und ging nicht mehr aus. Der sächsische Hof besuchte im Hoftheater die Vorstellung der französischen Lustspiele „Neue Prüfungen“[111] und „Die Leichtsinnigen“[112].

Am 16. Juli, früh 9 Uhr, war Empfang beim Kaiser, wobei die Prinzen des sächsischen Königshauses zugegen waren. S. M. frühstückte und speiste zur üblichen Zeit und ging nicht mehr aus.

Am 17. Juli, um 9 Uhr, war Empfang beim Kaiser. Um 10 Uhr ritt S. M. der Kaiser zur Parade, wo er die Königl. Sächs. Truppen besichtigte. Um 11 Uhr kam er zurück und frühstückte. Um 7 Uhr machte er einen Spazierritt um die Schläge der Altstadt und besichtigte die Befestigungswerke. Um 8 Uhr kam er zurück und speiste. Um 9 Uhr besuchte er mit dem Königl. Sächs. Hofe im Theater des Palais die Vorstellung des französischen Lustspiels „Der Geizige“[113].

Am 18. Juli, ½10 Uhr, ritt der Kaiser ins Ostragehege zur Parade und von da nach dem Biwak im Dresdener Walde. Er stieg ab und besichtigte zu Fuß mehrere Soldatenbaracken. Um 1 Uhr Nachmittags kehrte er in sein Palais zurück und frühstückte. Um 8 Uhr Abends speiste er und besuchte dann mit dem Königl. Sächs. Hofe im Theater seines Palais die Vorstellung der beiden französischen Lustspiele: „Neue Prüfungen“ und „Das Geheimniß der Ehe“[114].

Am 19. Juli, um 9 Uhr, war Morgenempfang beim Kaiser. Um 10 Uhr ritt S. M. der Kaiser zur Parade, von der er um 11 Uhr zurückkam. Dann frühstückte er. ½6 Uhr Nachmittags ritt er aus, um die Befestigungen zum Schutze der Alt- und Neustadt von Dresden[115] zu besichtigen und kehrte um 8 Uhr zum Diner zurück.

Am 20. Juli, Vormittags 11 Uhr, frühstückte S. M. der Kaiser. Zu Mittag reiste er nach Luckau, Lübben und Guben in der Niederlausitz und besichtigte die französischen Truppen, die dort in Quartier lagen. Dann kehrte er nach Dresden zurück.

Am 22. Juli, früh 4 Uhr, legte sich S. M. der Kaiser in seinem Hauptquartiere schlafen und stand um 10 Uhr Vormittags auf. Um 11 Uhr hielt er Morgenempfang ab und frühstückte dann. Um 8 Uhr Abends speiste er. Um 9 Uhr kam er in die Stadt, um im Königl. Hoftheater das Lustspiel[116] „Oedipus“[117] zu sehen.

Am 23. Juli, früh 9 Uhr, war Morgenempfang beim Kaiser, wobei die Prinzen des sächsischen Königshauses und Prinz Emil von Hessen-Darmstadt zugegen waren. Frühstück war zur gewohnten Stunde, ebenso [98] Tafel. Dann kam der König von Sachsen allein zum Kaiser, um sich unter vier Augen mit ihm zu besprechen. Die Königin von Sachsen und die Königl. Familie kamen eine halbe Stunde später, um im Palaistheater der Aufführung zweier französischer Lustspiele „Die Unterredung“[118] und „Der Liebe und des Zufalls Spiel“[119] beizuwohnen.

Am 24. Juli, um 9 Uhr, war Morgenempfang beim Kaiser. Um 10 Uhr ritt er zur Parade, kehrte um 11 Uhr zurück und frühstückte. Abends 8 Uhr speiste S. M. Um 9 Uhr fuhr der Kaiser in die Stadt nach dem Königl. Schloß und machte einen Besuch bei der Königin, wo die ganze Königl. Familie versammelt war, wie es der Kaiser in seiner Anmeldung gewünscht hatte. S. M. unterhielt sich bis um 10 Uhr und kehrte dann nach Hause zurück.

Am 25. Juli[120], Nachts ½3 Uhr, reiste S. M. der Kaiser mit dem Fürsten von Neufchâtel, dem General Grafen von Lobau[121] und dem General Drouot[122] nach Mainz ab, wo er am 26. Juli Abends 10 Uhr ankam[123].


  1. Einen Irrthum – wenn es nicht ein Druckfehler ist – begeht Grouchy, indem er die Ankunft des Königs von Preußen auf den 16. Mai ansetzt. Er kam gerade 10 Tage später. Das geht auch aus dem Bericht selber hervor.
  2. Vergl. A. Freih. v. Welck, Napoleons Aufenthalt in Dresden im Mai 1812. (Neues Archiv f. Sächs. Gesch., XX. Bd.)
  3. d. h. in Dresden. – Vergl. Taggesell, Tageb. eines Dresdner Bürgers, S. 56.
  4. Die Zimmer lagen im 2. Stocke. – Vergl. Gurlitt, Bau- und Kunstdenkmäler Sachsens, 22. H., S. 378 (Plan des Schlosses).
  5. Marie Luise, Tochter des österreichischen Kaisers Franz I. und seiner zweiten Gemahlin, Marie Therese von Sizilien, die 1807 gestorben war.
  6. Herzog von Sachsen-Teschen, Onkel des damaligen Königs von Sachsen, durch Heirath auch Onkel des österreichischen Kaisers. Er führte 1792 die österreichische Armee im Kriege gegen Frankreich. Gest. 1822 in Wien.
  7. Der spätere König von Sachsen, Friedrich August II.
  8. Nach Taggesell (a. a. O.) wurde das Te Deum nur in der katholischen Hofkirche gesungen.
  9. Prinzessin Therese, Tochter Kaiser Leopolds II.
  10. Tochter des Kurfürsten Friedrich August II.
  11. Gemeint sind der Kaiser von Oesterreich und dessen (3.) Gemahlin, Beatrix von Modena, deren Ankunft Welck (a. a. O., S. 132) fälschlich auf den Tag vorher ansetzt.
  12. In der Langegasse.
  13. Ausführlicher berichtet hierüber, wie über einige spätere Festlichkeiten, Taggesell, a. a. O.
  14. Katharine, geb. Prinzessin von Württemberg.
  15. Maria Amalia, Tochter Friedrichs von Pfalz-Zweibrücken.
  16. Prinzessin Augusta.
  17. Der frühere Großherzog Ferdinand III. von Toskana.
  18. Marschall Berthier.
  19. Diese Bemerkung berechtigt vielleicht zu der Annahme, daß der Verfasser des Berichtes dem Grafen Marcolini nahe stand.
  20. Dieses früher dem Lord Findlater gehörige Besitzthum war schon damals ein beliebter Vergnügungsort der Dresdner. (Vergl. das „Journal für Luxus, Mode u. s. w. 1813“. – S. 244.) In der Mitte des 19. Jahrhunderts entstand an derselben Stelle das Schloß des Prinzen Albrecht von Preußen.
  21. Karl August.
  22. Friedrich Franz I. – Welck, a. a. O., S. 132, erwähnt nur einen Prinzen von Mecklenburg-Schwerin; weiter unten (S. 146) nennt er aber auch den Herzog.
  23. Im Schauspielhause (vergl. Taggesell, a. a. O.).
  24. „Der Sonnentempel“ (Il tempio del sole) von Morlacchi[ER 1]. (Vergl. Taggesell, a. a. O., wo aber der Titel verunstaltet ist.)
  25. Fernando Paër, aus Parma gebürtig, war bis 1806 Kapellmeister in Dresden gewesen, dann Direktor der Italienischen Oper in Paris.
  26. Der jüngere Bruder Friedr. Augusts des Gerechten und Vater Friedrich Augusts II.
  27. Jüngste Schwester des Königs von Sachsen.
  28. Ernst I.
  29. de Pradt.
  30. d. h. ins Opernhaus, welches an der Südecke des Zwingers stand und durch einen Gang mit dem Taschenbergpalais und dem Schlosse verbunden war.
  31. Friedrich Wilhelm III.
  32. Franz Ludwig, Fürst seit 1803.
  33. Die Frage, ob der König von Preußen den ersten Besuch machte oder umgekehrt, behandelt ausführlich Welck, a. a. O., S. 134 ff. Es ist sehr wohl möglich, daß der hier erwähnte Besuch Napoleons beim König von Preußen nur von der nächsten Umgebung der beiden Herrscher bemerkt wurde, weil Napoleon vom Schlosse durch den alten Verbindungsgang nach dem Taschenbergpalais gelangen konnte, ohne sich auf der Straße zu zeigen. So wird es verständlich, daß andere Berichte über dies Ereigniß nichts zu melden wissen. Jedenfalls ist die Entscheidung dieser Frage wichtig für die der beiden anderen, ob Friedrich Wilhelm auf eine Einladung hin oder aus freien Stücken nach Dresden kam, und ob sein Besuch dem französischen Kaiser angenehm oder lästig war. In letzterem Falle hätte Napoleon dem König von Preußen gewiß nicht die Artigkeit eines ersten Besuches erwiesen.
  34. Von Frankreich.
  35. Der spätere König Friedr. Wilhelm IV., damals noch nicht 17 Jahre alt, soll durch sein gewecktes Aussehen und Wesen in hohem Grade Napoleons Gefallen erregt haben. (Vergl. Welck, a. a. O., S. 137.) Er war einen Tag später als der König von Preußen angekommen und wohnte ebenfalls im Taschenbergpalais. – Diesen zweiten Besuch des Königs von Preußen, der augenscheinlich geschah, um den Kronprinzen vorzustellen, erwähnt Welck überhaupt nicht. Es ist jedoch nicht wahrscheinlich, daß der König von Preußen, wie die meisten Quellen Welcks angeben, erst am 28. Mai, dem für Napoleons Abreise bestimmten Tage, mit dem französischen Kaiser zusammengetroffen sei.
  36. Sie führte aus dem Zwingerhof über den Festungsgraben nach der Ostra-Allee.
  37. Wilsdruffer-, See- und Pirnaische Vorstadt. – Die Schiffbrücke hatte Napoleon selber schlagen lassen. Sie wurde am folgenden Tage abgebrochen, um bei Pillnitz wieder aufgeschlagen zu werden. (Taggesell, a. a. O.)
  38. Frz. „dans la vallée de Tschornau“. Der Zschorgrund bei der Saloppe kann nicht wohl damit gemeint sein, weil dort ein Wagen nicht fahren kann, ebensowenig ein Grund bei Tschornau in der Nähe von Kamenz.
  39. Frz. „officiers de chambre“. Ich glaube nicht, daß das die Oberchargen (officiers supérieurs de la cour) sind, welche bei der Tafel am 18. Mai (s. o.) die hohen Herrschaften bedienten, sondern die „valets de chambre du roi“, welche auch am 28. Mai (s. u.) zur Bedienung herangezogen wurden. Der Sprachgebrauch der damaligen Zeit läßt diese Bedeutung auch zu.
  40. Anders werden die Ereignisse dieses Tages dargestellt bei Welck a. a. O. S. 138 f.
  41. So die wörtliche Uebersetzung. Der Sinn wäre dann der, daß auch der König von Preußen und sein Sohn sich vom österreichischen Kaiserpaare verabschiedeten. Gemeint ist aber wohl, daß Napoleon auch vom König und vom Kronprinzen von Preußen Abschied nahm.
  42. Napoleon führte in Dresden eigenen Haushalt; nur sein Gefolge wurde vom König von Sachsen bewirthet. (Vergl. Welck, a. a. O.)
  43. Eine Abtheilung sächsischer Kürassiere begleitete ihn. (Welck, S. 139.) Die Reise ging über Bautzen und Glogau nach Warschau.
  44. Im 2. Stocke des Schlosses.
  45. Im Thorwege.
  46. Wo die Wache sich befand.
  47. Der Kaiser und die Kaiserin von Oesterreich reisten am selben Tage um 12 Uhr unter Kanonendonner und Glockengeläute ab. (Taggesell, a. a. O.)
  48. Der König und der Kronprinz von Preußen verließen Dresden am folgenden Tage, aber ohne besondere Feierlichkeiten (ebenda).
  49. Kammermusikus Ant. Benelli war Mitglied der Kapelle des Königs von Sachsen (Tenorist); Phil. Sassaroli und Frau Luiggia Sandrini gehörten zum Italienischen Hoftheater (Sopranisten).
  50. Derselbe Widerspruch findet sich weiter unten (S. 92). Eine „stille“ Messe wird eben ohne Gesang und Musik gelesen.
  51. Von Pillnitz fuhren die Herrschaften zu Wagen nach Dresden. (Taggesell, a. a. O.)
  52. In der Ostra-Allee.
  53. Nach Taggesell (a. a. O.) wurde sie vom Prinzen Anton und seiner Gemahlin begleitet, was, wenn es zuträfe, gewiß hier erwähnt worden wäre.
  54. Sie reiste am selben Tage über Leipzig nach Kassel ab. (Taggesell, a. a. O.)
  55. Der Satz ist nicht recht klar und kehrt jedenfalls die Reihenfolge der Ereignisse um: Der Rückzug der Russen über die Elbe ging notwendig der Aufgabe der Neustadt voran.
  56. Er operierte in der Meißner Gegend. (Vergl. G. von Schimpff, 1813. Napoleon in Sachsen, S. 50.)
  57. d. i. die Weißeritzbrücke unweit der Pulvermühle und des Holzhofes. – Der Kaiser war von Wilsdruff gekommen, wo er bald nach Mittag eingetroffen war.
  58. Die städtische Deputation hatte den Kaiser auf seinen Wunsch vorm Freiberger Schlage, nicht weit von der erwähnten Weißeritzbrücke, erwartet. Der Empfang seitens Napoleons soll aber nach anderen Berichten (z. B. Taggesell, a. a. O.) nicht gerade sehr freundlich gewesen sein. (Ebenso Schimpff, a. a. O., S. 43.)
  59. Es ist die Floßbrücke oberhalb Antons gemeint, über die sich ein Theil des russischen Heeres nach dem rechten Elbufer zurückgezogen hatte und die von den Russen schließlich in Brand gesteckt wurde und stromab trieb. Der Kaiser war vom Freiberger Schlag um die Stadt herum bis nach Antons Garten geritten, von wo ihn Eugen, der Vicekönig von Italien, bis dicht an die Elbe führte. (Schimpff, a. a. O., S. 41 ff.)
  60. Der Einzug geschah durch das Pirnaische Thor. – Taggesell, der nicht immer gut unterrichtet ist, setzt ihn auf 3 Uhr Nachmittags an, was mit den anderen Angaben nicht übereinstimmt. Unser Berichterstatter wiederum erwähnt gar nicht den Rekognoszirungsritt des Kaisers nach Briesnitz. (Vergl. „Darstellung der Ereignisse in Dresden i. J. 1813“ von einem Augenzeugen, S. 66.)
  61. Er bezog dieselben Zimmer im 2. Stocke, die er ein Jahr vorher inne gehabt hatte. (S. o. Anm. 4.)
  62. Diese Immediatkommission war vom König, als er im Februar 1813 die Hauptstadt seines Landes verließ, eingesetzt und mit der Erledigung der dringenden Regierungsgeschäfte betraut worden.
  63. Es war russische Artillerie. Napoleon setzte sich hierbei in gefährlichster Weise dem feindlichen Feuer aus. (Vergl. Schimpff, a. a. O., S. 47.)
  64. Gemeint ist jedenfalls Marschall Marmont, Militärgouverneur und Herzog von Ragusa.
  65. Am 19. März 1813 hatte Marschall Davoust vor seinem durch die Annäherung der Russen bedingten Abzuge von Dresden einen Pfeiler und zwei Bögen der Brücke sprengen lassen. Ende März und Anfang April hatten dann die Russen durch einen Holzbau die Lücke wieder ausgefüllt. Dieser hölzerne Theil war es, den sie jetzt, bei Annäherung Napoleons, wieder zerstört hatten.
  66. Es war auf der alten Pirnaischen Chaussee bei Gruna. Der König von Sachsen hielt im Großen Garten, bis Napoleon ihm melden ließ, daß er ihn erwarte. (Taggesell, a. a. O.)
  67. Sie ist abgedruckt in der obengenannten „Darstellung der Ereignisse u. s. w.“ (S. 74 und 229). Napoleon gab den Abgeordneten zu verstehen, daß sie in ihrem Könige den Retter des Landes zu sehen und seiner Bundestreue ihre milde Behandlung zu verdanken hätten. Die Abgeordneten wandten sich zur Antwort nur an den König mit den bezeichnenden Worten: „Die Kinder des Vaterlandes sind erfreut, ihren Vater wiederzusehen.“
  68. Chef der kaiserlichen Armeeverwaltung.
  69. Marschall Mortier; er befehligte bei Bautzen und bei Dresden die Kaisergarde.
  70. Bei Neudorf.
  71. Das Leibgarde-Kürassierregiment.
  72. Ein Sonntag.
  73. Derselbe Widerspruch wie oben (S. 89).
  74. Siehe oben (S.87).
  75. Es handelte sich um die Feststellung der Bedingungen eines allgemeinen Friedens (vergl. Schimpff a. a. O. S. 54).
  76. Das widerspricht der Angabe v. Schimpffs, daß Bubna gleich nach der ersten Besprechung nach Wien zurückgekehrt sei.
  77. Es lag an der jetzigen Schillerstraße.
  78. Dazwischen lag der Sieg Napoleons über die Preußen und Russen bei Bautzen am 20. und 21. Mai.
  79. Taggesell (a. a. O.) spricht von einem feierlichen Einzug Napoleons. Das ist ganz unzutreffend. Seine Ankunft wurde erst nachträglich durch Glockengeläute und Kanonendonner bekannt gemacht (vergl. „Darstellung der Ereignisse u. s. w.“ S. 82).
  80. Das jetzige Stadtkrankenhaus in der Friedrichstraße. – Der Kaiser wollte, da er infolge des Waffenstillstandes einen längeren Aufenthalt in Dresden vorhatte, nicht wieder im Schlosse wohnen, wo er die Annehmlichkeit eines Gartens vermißte (Schimpff, S. 79).
  81. Es sind z. Th. dieselben Personen, welche im Mai (s. oben S. 91) den Dienst bei Napoleon versahen.
  82. Francesco Morlacchi (s. oben S. 87), geb. 1784 in Perugia, gest. 1841 in Innsbruck, war seit 1810 Kapellmeister der italienischen Oper in Dresden.
  83. Dieses schnell improvisirte und zunächst nur für den Kaiser, seine hohen Gäste und ihr Gefolge bestimmte Theater faßte etwas über 200 Personen. Eine genaue Schilderung der Ausstattung findet man im „Journal für Luxus, Mode u. s. w.“ (Weimar 1813), S. 547 ff.
  84. Den Komponisten dieser Oper weiß ich nicht anzugeben. Das Fragezeichen steht auch im französischen Texte.
  85. Napoleon verfolgte bei diesen Ausflügen einen doppelten Zweck: einmal brauchte er für seine Gesundheit reichliche Bewegung, dann aber verschaffte er sich eine genaue Kenntniß des Geländes, deren baldige Verwerthung für ihn gewiß schon damals im Bereiche der Möglichkeit lag.
  86. Statt „Prinz August“, den es damals in Sachsen nicht gab (denn Prinz Friedrich August wurde Prinz Friedrich genannt), muß es „Prinzessin Augusta“ heißen. Dann ist die Zusammensetzung der Tischgesellschaft dieselbe wie am 13. Juni (s. oben S. 93), nur daß diesmal Prinzessin Elisabeth fehlt. Man vergleiche auch die Tafel am 24. Juni dess. J. (s. unten S. 95).
  87. Dem wird die Dauer des Diners selbst entsprochen haben. Napoleon liebte es gar nicht, lange zu tafeln.
  88. Dieser hatte auch hier (außer seinem Quartier im Brühl’schen Palais) einige Zimmer für sich, weil er als Generalstabschef der Armee immer in nächster Nähe des Kaisers sein mußte.
  89. Der Titel ist wie bei einigen später erwähnten Stücken nicht genau citirt. Es ist „La gageure imprévue“ von Sedaine gemeint.
  90. Von Frau de Bawr.
  91. U. a. Talma, St. Prir, Armand, Fleury und die Damen Thenard, Mars, Bourgoin; dazu die aus Petersburg zurückgekehrte Georges. Sie spielten auch allwöchentlich einmal im Schauspielhause. Billets zu diesen Vorstellungen wurden aber nur vom französischen Kammerherrn Turenne und im sächsischen Hofmarschallamte ausgegeben, und zwar unentgeltlich. Damit war einem größeren Kreise der Dresdener Bevölkerung Gelegenheit geboten, klassische und neuere französische Stücke von den besten Pariser Kräften spielen zu sehen. Das wurde als einer der „lichten Punkte“ des damaligen Dresdener Lebens empfunden (vergl. „Journal für Luxus, Mode u. s. w.“ 1813. S. 500).
  92. Napoleons jüngster Bruder Jérôme. – Er stieg im Gartenpalais des Prinzen Max ab (Schimpff a. a. O. S. 109).
  93. Es sind wieder dieselben Personen der Königl. Familie wie am 13. Juni (s. oben S. 93). Nur ist diesmal noch Prinzessin Marie Anna zugezogen worden.
  94. Anmerkung des Vicomte de Grouchy. – Ich lasse die Aufzählung weg. Es sind dieselben Personen wie bei der eben erwähnten Tafel (vom 24. Juni), nur Prinzessin Elisabeth fehlt. Auch die Sitzordnung rechts und links vom Kaiser ist genau die gleiche. Statt Prinz Friedrich heißt es fälschlich Prinzessin Friedrich.
  95. Joseph Anton Fürst Poniatowski. Er ertrank beim Rückzuge des französischen Heeres in der Elster (19. Oktober 1813).
  96. Es bestand nur von 1807–1813 und war von Napoleon dem König von Sachsen gegeben worden, der es gewiß nicht begehrt hatte und sich nur viermal dort zeigte. (Lindau, Gesch. der Königl. Haupt- und Residenzstadt Dresden, 2. Aufl., S. 733.)
  97. Hier fehlt entweder etwas oder es ist im französischen Texte das Wort „assista“ zu streichen. Man könnte an eine Messe denken, aber der 26. Juni 1813 war ein Sonnabend, und der Kaiser pflegte nur Sonntags sich Gottesdienst zu halten. – Sonderbarerweise bemerkt Grouchy gar nichts zu dieser ganz unklaren Stelle.
  98. Metternich war seit 1809 Minister des Auswärtigen. Es handelt sich hier um die berühmte Unterredung, in der Metternich dem Kaiser die Vermittelung Oesterreichs bei einem Frieden mit Rußland und Preußen anbot, die Bedingungen aber so stellte, daß eine ernstgemeinte Annahme gar nicht zu erwarten war.
  99. Von Alex. Duval.
  100. Ebenfalls von Duval.
  101. Jüngster Sohn des Landgrafen (Ludwigs X.) und späteren Großherzogs Ludwigs I. von Hessen. Er war Kommandeur der hessischen Division 1812 und 1813.
  102. d. h. im Schauspielhause.
  103. Von J. Racine.
  104. Der Gegenstand der Unterredung wird wohl die Kontinentalsperre gewesen sein, unter der Leipzigs Handel sehr litt.
  105. Gemeint ist wahrscheinlich der oben (S. 93) genannte Königl. Kapellan Antonius Richter.
  106. Von Phil. Néricault Destouches.
  107. d. i. jedenfalls der Herzog von Weimar.
  108. Französ. „aux environs de la ville d’Ohnad de Sedlitz“ (!).
  109. Von Marivaux.
  110. Von Beaumarchais.
  111. Französ. „les Épreuves nouvelles“. Damit ist ein Stück von Marivaux gemeint, das sonst unter dem kurzen Titel „l’Épreuve“ bekannt ist. Die abweichende Benennung ist vielleicht auf die Absicht zurückzuführen, das Stück von anderen, ähnlich betitelten (z. B. „l’Épreuve délicate“ von Roger, „l’Épreuve dangereuse“ von Dazincourt) zu unterscheiden.
  112. Von Andrieux.
  113. Von Molière.
  114. Das Stück ist von Creuzé de Lesser (1771–1839). Unser Berichterstatter citirt: „Les Secrets du ménage“. Es muß aber „Le Secret du ménage“ heißen. Der Plural paßt gar nicht zum Inhalt des Stückes.
  115. d. h. die rings um Dresden angelegten Schanzen, von denen sich Reste bis in die neueste Zeit erhalten haben.
  116. Das kann nur ein Schreibfehler sein für „Trauerspiel“.
  117. Welcher „Oedipus“? Doch wohl nicht der von Corneille oder der de La Mottes, die schon bei ihrem Erscheinen als schwache Stücke galten, sondern der als Meisterwerk bewunderte „Oedipus“ Voltaires, trotz der darin enthaltenen Angriffe auf die Kirche, die man vielleicht gestrichen hatte. Auf Voltaires Stück deutet auch die Rolle des Philoktet, den St. Prix gab (vergl. „Journal für Luxus, Mode u. s. w.“ S. 555).
  118. Französ. „L’Entrevue“. Der Verfasser ist mir nicht bekannt. Die Fabel dieses kleinen, auch damals nicht sehr bekannten Stückes wird berichtet in dem schon öfter genannten „Journal für Luxus, Mode u. s. w.“ 1813. S. 520.
  119. Von Marivaux.
  120. Taggesell (a. a. O.) setzt die Abreise fälschlich auf den 21. Juli an.
  121. Divisionsgeneral Mouton. Er leitete die Truppenübungen im Ostragehege (Schimpff a. a. O. S. 96).
  122. Nachfolger des Grafen von Lobau in der eben erwähnten Funktion.
  123. Die Reise ging über Meißen und Leipzig. Von Mainz kehrte Napoleon am 4. August wieder nach Dresden zurück (Schimpff a. a. O. S. 124). – Leider schließt hier unser Bericht und berührt darum nicht mehr die besonders wichtigen Tage der Schlacht bei Dresden (26. und 27. Angust).

Errata

  1. Vorlage: Morlaccchi