läutete. Vom Freiberger Schlag bis zum Schloß bildeten die französischen Garden, die sich in Dresden befanden, die hiesige Garnison und Bürgergarden Spalier. Als Ihre Majestäten den Wagen verließen, wurden sie von den Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses und einem zahlreichen Hofstaat empfangen und stiegen durch eine Doppelreihe von Schweizergarden die große Treppe hinauf, um sich in die Zimmer des ehemaligen Königs von Polen und Kurfürsten von Sachsen, Augusts II.[1], zu begeben, die für S. M. den Kaiser hergerichtet waren, wie für I. M. die Kaiserin[2] die Zimmer des Prinzen Albert[3].
Sonntag, den 17. Mai d. J., am ersten Pfingstfeiertage. Um 9 Uhr Morgens hatte sich S. M. der König von Sachsen vorgenommen, Sr. M. dem Kaiser seinen Besuch zu machen, aber S. M. der Kaiser kam dem König von Sachsen zuvor und überraschte ihn durch seinen Besuch. Etwas später, als S. M. wieder nach Hause zurückgekehrt war, begab sich S. Königl. Hoheit Prinz Friedrich[4] zu Sr. M. dem Kaiser, um sich ihm vorzustellen. Gegen Mittag sang man in allen[5] Kirchen der Hauptstadt wegen der glücklichen Ankunft Sr. Kaiserl. und Königl. Majestät das Te Deum, während dreimal zwölf und hundert Kanonenschüsse und eine dreifache Gewehrsalve von den Gardegrenadieren abgefeuert wurden. Auch fand großer Empfang am Hofe statt. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Frankreich hörten gegen 1 Uhr die Messe in ihren Zimmern. Gegen 1 Uhr erwiderte S. M. der König von Sachsen Sr. M. dem Kaiser der Franzosen seinen Besuch, und I. M. die Königin besuchte die Kaiserin, bei der S. M. der König von Sachsen sie abholte, worauf sich beide in ihre Gemächer begaben. ½5 Uhr geruhte S. M. der Kaiser der Franzosen seinen Besuch bei Ihrer Maj. der Königin zu machen, dann bei der Gemahlin[6] des Prinzen Anton und bei Ihrer Königl. Hoheit Prinzessin Elisabeth[7]. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin speisten allein zu Abend.
Montag, den 18. Mai d. J. Um 9 Uhr Morgens war Empfang bei Sr. M. dem Kaiser von Frankreich; gegen 1 Uhr kamen Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin[8] an. Bald nachdem sich Ihre Majestäten in die für sie im Palais[9] des Prinzen Anton hergerichteten Zimmer begeben hatten, geruhte S. M. der Kaiser der Franzosen ihnen seinen Besuch zu machen. Um 2½ Uhr empfing I. M. die Kaiserin von Frankreich bei sich alle Hof- und Empfangsdamen, wie auch alle hiesigen, fremden verheiratheten und unverheiratheten Damen und alle Herren vom Stande. Um 5 Uhr Abends stattete S. M. der Kaiser von Oesterreich seinen Besuch ab. Um 8 Uhr Abends war Prunktafel[10] in den Gemächern Ihrer Maj. der Königin von Sachsen, wobei die anwesenden Majestäten und Hoheiten von den Oberhofchargen bedient wurden; es wurde dabei auch etwas Musik gemacht. Alle Damen und Herren des Hofes versammelten sich wiederum, gemeinsam mit dem diplomatischen Korps, in den Vorzimmern der Königin, um sich dort während der Tafel vorzustellen. Nach der Tafel wurde, wie auch an allen folgenden Tagen, bei Hofe gespielt.
Dienstag, den 19. Mai d. J., am 3. Pfingstfeiertage. Um 9 Uhr Morgens war Empfang bei Sr. M. Um 1 Uhr Nachmittags machte S. M. der Kaiser von Frankreich Ihrer Maj. der Königin von Westphalen[11], die in der vorhergehenden Nacht angekommen und im Prinzenpalais abgestiegen war, seinen Besuch. Gleichzeitig machte I. M. die Kaiserin der Franzosen Sr. M. dem Kaiser von Oesterreich ihren Besuch. Um 8 Uhr Abends nahmen Ihre Kaiserlichen Majestäten, S. M. der König von Sachsen, wie seine Gemahlin[12] und seine Tochter[13], S. Kaiserl. Hoheit der Großherzog von Würzburg[14], der Fürst von Neufchâtel[15] und einige andere hohe Personen an dem Diner Sr. M. des Kaisers der Franzosen Theil. (S. Exc. der Herr Kabinetsminister und Großstallmeister Graf Marcolini war auch unter der Zahl der Eingeladenen[16], aber eine Krankheit hinderte ihn an dieser außergewöhnlichen Ehre theilzunehmen. – Anm. d. Manuskr.) Es gefiel auch Ihrer Maj. der Kaiserin von Frankreich, eine Spazierfahrt in den Plauenschen Grund zu unternehmen.
Mittwoch, den 20. Mai d. J. Es fand Morgenempfang bei Sr. M. dem Kaiser von Frankreich statt.
- ↑ Die Zimmer lagen im 2. Stocke. – Vergl. Gurlitt, Bau- und Kunstdenkmäler Sachsens, 22. H., S. 378 (Plan des Schlosses).
- ↑ Marie Luise, Tochter des österreichischen Kaisers Franz I. und seiner zweiten Gemahlin, Marie Therese von Sizilien, die 1807 gestorben war.
- ↑ Herzog von Sachsen-Teschen, Onkel des damaligen Königs von Sachsen, durch Heirath auch Onkel des österreichischen Kaisers. Er führte 1792 die österreichische Armee im Kriege gegen Frankreich. Gest. 1822 in Wien.
- ↑ Der spätere König von Sachsen, Friedrich August II.
- ↑ Nach Taggesell (a. a. O.) wurde das Te Deum nur in der katholischen Hofkirche gesungen.
- ↑ Prinzessin Therese, Tochter Kaiser Leopolds II.
- ↑ Tochter des Kurfürsten Friedrich August II.
- ↑ Gemeint sind der Kaiser von Oesterreich und dessen (3.) Gemahlin, Beatrix von Modena, deren Ankunft Welck (a. a. O., S. 132) fälschlich auf den Tag vorher ansetzt.
- ↑ In der Langegasse.
- ↑ Ausführlicher berichtet hierüber, wie über einige spätere Festlichkeiten, Taggesell, a. a. O.
- ↑ Katharine, geb. Prinzessin von Württemberg.
- ↑ Maria Amalia, Tochter Friedrichs von Pfalz-Zweibrücken.
- ↑ Prinzessin Augusta.
- ↑ Der frühere Großherzog Ferdinand III. von Toskana.
- ↑ Marschall Berthier.
- ↑ Diese Bemerkung berechtigt vielleicht zu der Annahme, daß der Verfasser des Berichtes dem Grafen Marcolini nahe stand.
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/92&oldid=- (Version vom 8.10.2024)