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Nachtrag zu den russischen silurischen Leperditien

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Autor: Friedrich Schmidt
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Titel: Nachtrag zu den russischen silurischen Leperditien
Untertitel:
aus: Miscellanea silurica III, in: Mémoires de l’Académie Impériale des sciences de St.-Pétersbourg, 7. Serie, Band 31, Nr. 5, S. 4–27, 85–88
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Erscheinungsdatum: 1883
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Erscheinungsort: St. Petersburg
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Quelle: Michigan-USA*, Commons
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[4]
I. Nachtrag zu den russischen silurischen Leperditien.
A. Uebersicht der ostbaltischen silurischen Leperditien.

Seit dem Erscheinen meiner oben (in der Einleitung) erwähnten früheren Arbeit über unsere Leperditien sind besonders zwei Arbeiten zu erwähnen, in denen einschlagende Arten zur Besprechung kommen: der schon Eingangs erwähnte Artikel von T. Rupert Jones und L. Kolmodin’s «Ostracoda Silurica Gotlandiae» in Öfversigt af kongl. Vetenskaps-Akademiens Förhandlingar, Stockholm 1879, p. 133–135 c. T. XIX. Kolmodin ändert meinen Namen L. Hisingeri in L. Schmidti um, weil der Name Cythere Hisingeri Münster schon auf die nahe verwandte L. baltica His., angewandt sei. Nun hat aber schon Jones (Ann. and magaz. 3. Ser. Vol. 15, p. 408, pl. 20, F. 12) nachgewiesen, dass Cythere Hisingeri Münst. eine carbonische Bairdia sei; mein Name Leperditia Hisingeri kann also ruhig fortbestehen, um so mehr als auch schon eine andere Leperd. Schmidti aufgestellt ist, von G. Romanowski, in dessen Materialien zur Geologie von Turkestan, Petersburg 1880, p. 71, T. II, F. 1, 2.

Kolmodin hat ferner L. phaseolus His. (gegenüber meiner Angelini) wiederhergestellt und das Hisinger’sche Originalexemplar in seiner F. 4 genau abgebildet. Da er nun ganz wie Hisinger l. c. p. 134 sowohl Wisby als die zur Südgotlandschen Schichtenabtheilung gehörigen Fundorte Oestergarn und Lan anführt, so interessirte es mich zu erfahren, wo das Hisinger’sche Originalexemplar F. 4 herstamme. Prof. Lindström theilt mir nun mit, dass in der Hisinger’schen Sammlung drei Exemplare liegen, augenscheinnicht alle von dem nämlichen Fundorte; es liegt aber für alle drei nur eine Etikette, von Hisinger’s Hand geschrieben «Strandem vid Wisby» vor. Nach allen meinen Beobachtungen über das Vorkommen der obersilurischen Leperditien, die durchaus dafür sprechen, dass die Arten dieser Gattung immer an bestimmte Horizonte gebunden sind, konnte ich mich schwer dazu entschliessen zuzugeben, dass Lep. phaseolus in einer und derselben Form durch alle Gotländer Horizonte vorkommen. Ich kann also nur annehmen, dass das Hisinger’sche Originalexemplar von Hoburg in Süd-Gotland (im Text bei Hisinger heisst [5] es: «in strato saxi arenacei Gotlandiae at[1] Hoburg; etiam ad littora maris circa Visbyam rejecta») aus Versehen mit den nur hinzugezogenen Exemplaren von Wisby zusammengerathen ist, um so mehr, als man neuerdings durchaus kein Exemplar der südgotländischen L. phaseolus (L. Angelini m.) bei Wisby gefunden hat. Ich versuchte noch den Ausweg, ob die F. 4 bei Kolmodin nicht vielleicht von F. 5 (aus Lau), die genau meiner Angelini entspricht, getrennt werden und als eine abweichende Form von L. Hisingeri angesehen werden könnte, die bei Wisby gemein ist und bei der, wenigstens auf dem Steinkern, auch Andeutungen des Augenflecks vorkommen, aber Lindström, dem die genannten Exemplare vorliegen, lässt eine solche Annahme durchaus nicht zu und bestätigt wiederholt die völlige Identität des Hisinger’schen Originalexemplars mit der in S.-Gotland, namentlich bei Oestergarn und Lau, vorkommenden Form, die ich als Typus meiner L. Angelini aufgestellt hatte, weil ich mich gezwungen sah L. phaseolus His. als eine collective Art anzusehen. Eher ist er geneigt zuzugeben, dass das mehrerwähnte Hisinger’sche Original gar nicht von Wisby, sondern (Hisinger’s Text entsprechend) aus Süd-Gotland stamme, mit welcher Auffassung ich mich also wohl einstweilen zufrieden geben und in die Wiederherstellung der Hisinger’schen Art (mit Ausschluss der hinzugezogenen Wisbyschen Exemplare) willigen muss.

Leider hat Kolmodin in seiner neuen Arbeit über die «Ostracoda silurica Gotlandiae» überhaupt bei Angabe der Fundorte nicht mehr die von Lindström und mir aufgestellten Schichtenabtheilungen des Gotländer Obersilur berücksichtigt. Es scheint fast als ob sie an Ort und Stelle wieder zweifelhaft geworden seien. Da ich bei Aufstellung dieser Schichtenabtheilungen persönlich stark betheiligt bin und sie auch vollkommen mit den von mir für Estland und Oesel festgestellten Abtheilungen in Einklang stehen, werde ich gern jede Gelegenheit zu benutzen suchen, ihr neue Anerkennung zu verschaffen.

Wie schon in der Einleitung angedeutet, unterlassen wir es jetzt ausführlicher kritisch auf den Artikel von Rupert Jones im Novemberheft 1881 der Annals of Natural History einzugehen, da diese Angelegenheit schon durch den oben erwähnten Artikel von Jones und mir im Märzheft 1882 der Annals etc. erledigt ist. Bei den einzelnen Arten werden wir noch wiederholt auf die beiden genannten Artikel zurückzukommen haben.

Noch muss ich hier der unpublicirten Tafel von Angelin’s Palaeontologia scandinavica gedenken, die in 35 Figuren eine grosse Menge silurischer Ostracaden[2] darstellt. Prof. Lindström schreibt mir, dass die Publikation dieser Tafel (er hat bekanntlich manche andere Tafeln aus Angelin’s Nachlass herausgegeben) unmöglich ist, weil sich kein Text dazu in Angelin’s Nachlass findet und auch die Originalstücke zu den Figuren grösstentheils in der Sammlung nicht nachzuweisen sind. Da nun aber die erwähnte Tafel in den Händen mancher Fachgenossen sein dürfte, denen Angelin sie, wie ja auch mir, noch bei seinen Lebzeiten mitgetheilt hat, so werde ich mir erlauben, sie vorkommenden Falls zu citiren.

Von unseren im Folgenden zu behandelnden Leperditien stellt F. 1 L. Hisingeri m. vor, [6] F. 2 die ächte baltica His., die also auch Angelin schon unterschieden hat, F. 3 L. phaseolus His., wie mir Angelin selbst bestätigt hat und F. 6 und 7 wahrscheinlich L. Eichwaldi m., die übrigens auf Gotland (wo sie zu erwarten wäre) von Kolmodin nicht aufgeführt wird.

Im Folgenden gebe ich nun, wie angekündigt, eine Uebersicht unserer ostbaltischen obersilurischen Leperditien, da wir keine untersilurischen Leperditien haben und Isochilina punctata Eichw.[3], die man etwa als solche aufführen könnte, von Kutorga an einer Stelle gesammelt ist, die später nicht wieder aufgefunden und näher auf ihren geologischen Horizont untersucht werden konnte. Auf den zahlreichen Handstücken von der ursprünglichen Localität Saretschje am Oredesch unweit Gatschina, die sich von Kutorga’s Hand vertheilt in verschiedenen Museen und Privatsammlungen finden, kommt keine Spur von anderen Petrefakten vor, die zur Altersbestimmung dienen könnten. Die angegebene Lokalität liegt an der Gränze der untersilurischen Jeweschen Schicht und der hier anstehenden mitteldevonischen Formation, so dass wir nicht einmal sicher sind, ob wir ein silurisches Fossil vor uns haben.

Als Material zu meiner Arbeit haben mir, wie früher, alle in unseren Museen, in Dorpat, Reval und hier vorhandenen anstehend gefundenen Exemplare gedient, ausserdem noch eine in Liv- und Curland von Prof. Grewingk zusammengebrachte Geschiebesammlung und eine dergleichen gesammelt in Ostpreussen von Herrn Mascke, jetzt in Göttingen, die mir übrigens gegenwärtig nicht mehr vorliegt.


Uebersicht der unterscheidenden Kennzeichen.

Zur Erläuterung schicke ich voraus, dass ich mich an die von Rupert Jones eingeführte Terminologie halte und also von Länge (nicht Breite, wie in der früheren Arbeit), Höhe (vom Ventral- zum Schlossrand) und Convexität oder Wölbung der Schaale spreche. Der nie fehlende Augentuberkel liegt am vorderen Ende. Die rechte Schaale ist die übergreifende, grössere; die linke, kleinere, zeigt einen Umschlag; die Länge messe ich vom Vorsprung des Vorder- zu dem des Hinterrandes, also in einer Linie, die zum Schlossrande mehr oder weniger geneigt ist.

1. Höchste Wölbung beider Schaalen längs dem Bauchrande; die rechte Schaale greift nur wenig über die linke, die daher nur in der Mitte ihres Bruchrandes einen Umschlag zeigt. Am Bauchrande der rechten Schaale beiderseits ein Porus. Kein Augenfleck; nur ein Mittelfleck vorhanden.

L. grandis Schrenck (in K.)     

Höchste Wölbung beider Schalen in deren Mitte oder etwas hinter der Mitte. Umschlag der linken Schaale längs dem ganzen Bauchrande. Keinerlei Poren am Bauchrande der rechten Schaale. 2.

[7] 2. Umschlag der linken Schaale deutlich fein quergerippt. Form der Schaale oblong. Bauchwand ziemlich gleichmässig gerundet, daher die Breite nach hinten nur wenig zunehmend. Vorder- und Hinterrand steil ansteigend und wenig vorspringend. Schlossrand länger als die Höhe. Oberfläche glatt, mit deutlichen eingestochenen Punkten.

L. baltica His. (I).     

Umschlag der linken Schaale glatt, ohne Querrippen. 3.

3. Schaale in der Mitte (oder gleich hinter der Mitte) am höchsten; von hier beiderseits abfallend; nach vorn stärker, nach hinten schwächer. 4.

Schaale nach hinten zu gleichmässig an Höhe zunehmend. 5.

4. Bauchrand regelmässig gekrümmt ohne Vorsprung. Form der Schaale oblong, vorn und hinten vorspringend; der Hinterrand unter sehr stumpfem Winkel ansteigend. Augenfleck deutlich, nach dem Bauchrande unter spitzem Winkel vorgezogen und vom Mittelfleck durch einen schmalen Zwischenraum getrennt.

L. phaseolus His. (K).     

Bauchrand der rechten Schaale in der Mitte mit stumpfem Vorsprung. Vorder- und Hinterrand steil ansteigend, wenig vorspringend. Kein Augenfleck.

L. Eichwaldi F. Schm. (I).     

5. Deutliche Vertikalfurche hinter dem Auge. Schaale länglich eiförmig. Schlossrand länger als die Höhe. Vorder- und Hinterrand mit stark ausgeprägtem Randsaum. Hinterrand unter sehr stumpfem Winkel ansteigend.

L. Keyserlingi F. Schm. (G3).     

Keinerlei Furche hinter dem Auge. Schlossrand der rechten Schaale eben so lang oder kürzer als die Höhe. Hinterrand steil ansteigend. 6.

6. Eiförmig. Schlossrand ebenso lang oder kaum kürzer als die Höhe der rechten Schaale und meist etwas länger als die Höhe der linken Schaale. Vorderrand deutlich vorspringend. Vorn und hinten oft deutlicher abgeflachter Randsaum.

L. Hisingeri F. Schm. (G.).     

Verkürzt eiförmig. Schlossrand kürzer (bis 1/4) als die Höhe der rechten Schaale und ebenso lang als die Höhe der linken. Vorderrand nur schwach vorspringend. Randsaum fehlt meist.

L. Hisingeri var. abbreviata F. Schm. (H.).     


Verticale Verbreitung der Arten.

Die Buchstaben A–K entsprechen meiner neuen Schichteneintheilung des ostbaltischen Silur, wie sie auf Prof. Grewingk’s neuer geologischen Karte von Est- Liv- und Kurland dargestellt und in der Einleitung zu meiner Revision der ostbaltischen Trilobiten näher entwickelt ist.

[8]

G H I K Vorkommen auswärts.
1. Leperditia grandis Schrenck + Oestergarn auf Gotland, Geschiebe in Preussen
2. phaseolus His. + S. Gotland, Schonen, Christianiabecken, England, Geschiebe in N.-Deutschland.
3. Eichwaldi F. Schm. + Gotland?
4. baltica His. + Mittel-Gotland, Christianiabecken, Gesch. in N.-Deutschland.
5. Keyserlingi F. Schm. + England, Llandovery?
6. Hisingeri F. Schm. + Wisby-Gruppe auf Gotland, Insel Malmö im Christianiabecken
7. Hisingeri var abbreviata F. Schm. +
2 1 2 2

Von den angeführten 7 Arten und Varietäten sind nur 6 anstehend bei uns gefunden. Die ächte L. baltica His., obgleich auf der gegenüberliegenden Ostküste von Gotland bei Slite und auf Farö nicht selten, ist auf Oesel, wo wir sie etwa in den Panks von Taggamois zu erwarten hätten, anstehend nicht gefunden, wohl aber in Geschieben im westlichen Kurland durch Prof. Grewingk. In der folgenden Aufzählung werde ich die Litteraturangaben und Synonyma, soweit sie schon in meiner früheren Arbeit über die russischen silurischen Leperditien enthalten sind, nicht wiederholen, sondern einfach auf diese Arbeit verweisen.


Leperditia grandis Schrenck.
1873. Leperditia grandis Schrenck in F. Schmidt, russ. silur. Leperditien, S. 10, F. 3–6.
1879. Kolmodin, Ostracoda silurica Gotlandiae in Vetensk. akad. förhandling, p. 135.
1882. F. Schmidt und Rupert Jones, on some Silurian Leperditiae in Annals and magaz. of Natural history March, p. 169.

Ueber diese Art kann ich keine neuen Beobachtungen mittheilen. Kolmodin hat die Art auf Gotland nicht selbst gefunden, sondern nur nach meinen Angaben erwähnt. Rup. Jones hat seine in seinem früheren Artikel (Annals and Magaz. Nov. 1881. p. 347) ausgesprochenen Zweifel über die Zugehörigkeit unserer Art zu Leperditia (er war geneigt, sie, wie früher Barrande, zu Isochilina zu bringen) in seinem oben citirten späteren Artikel (März 1882) in Folge meiner Erklärungen zurückgenommen. Wir werden im Folgenden zwei Arten von der Insel Waigatsch kennen lernen, L. Nordenskjöldi und Waigatschensis, die mit unserer Art zusammen einer besonderen Gruppe innerhalb der Gattung Leperditia zugehören, die sich durch die starke Anschwellung der Schaalen nach dem Bauchrande zu und durch Poren auszeichnet, von denen je eine jederseits am Bauchrande der rechten Schaale, wo diese sich über die linke schlägt, auftritt.

[9] Vorkommen. In der obersten öselschen Schicht (K) in einem Steinbruche im Walde nördlich von Lümmanda nicht häufig, und in der Fortsetzung dieser Schicht bei Oestergarn auf Gotland, wo ich 1858 ein paar Exemplare (durchweg kleiner als die öselschen) gefunden habe. Ausserdem ist die Art noch in ostpreussischen silurischen Geschieben gefunden worden. Ein Exemplar, von Lyck, hat F. Römer als L. gigantea beschrieben (s. meine frühere Arbeit); zwei andere, in der Gegend von Königsberg gefunden, haben mir in der Mascke’schen Sammlung vorgelegen. Diese Geschiebe stammen, dem Gestein und der Grösse nach, von Oesel.


Leperditia phaseolus His. sp.
1837. Cytherina phaseolus His. Leth. suec. p. 9, T. I, F. 1.
1873. Leperditia Angelini F. Schmidt l. c. S. 13–18 (cum synonym.).
1874. Lundgren, om den vid Ramsåsa och Ofvedskloster i Skåne förekommande sandstenens alder in Lunds Univers. årskrift T. X, p. 9.
1875. tyraica, Linnarsson, anteckning från en resa i Skånes silurtrackter in Geolog. föreningens förh. Bd. II, p. 280.
1877. Angelini Krause, in Zeitschr. d. deutschen geolog. Gesellsch. Bd. 29, p. 29.
1879. phaseolus, Kolmodin, Ostracoda Silur. Gotland. l. c. p. 134, T. XIX, F. 4, 5.
1881. Hisingeri, var. gracilenta, Jones in Ann. and magaz. Nov. p. 339, T. XIX, F. 6.
1881. (Zwergform), Jones, l. c. p. 340, T. XIX, F. 16.
1881. phaseolus, var. marginata Jones, l. c. p. 341, T. XIX, F. 15.
1882. F. Schmidt und Rupert Jones l. c. p. 170, 171.

Schon oben (S. 4, 5) habe ich angedeutet, dass es mir nicht leicht geworden ist, meine wohlcharakterisirte Lep. Angelini aufzugeben und die L. phaseolus His. herzustellen, die augenscheinlich Verschiedenes[WS 1] in sich schloss. Da nun nach Lindström’s Zeugniss das von Kolmodin abgebildete Hisinger’sche Originalexemplar mit der von mir als L. Angelini beschriebenen Form von Oestergarn durchaus identisch ist – der Umriss der Schaale erregte noch Zweifel in mir, obgleich die charakteristischen Flecke da sind – so zögere ich nicht länger nachzugeben und nehme an, dass das erwähnte Hisinger’sche Original dem Hisinger’schen Text entsprechend wirklich von Hoburg, also aus S.-Gotland stammt, wenn es auch im Stockholmer Museum jetzt mit ein paar schlecht erhaltenen Stücken zusammen die Etikette des secundären[WS 2] Fundorts «Strand bei Wisby» trägt.

Sehr nahe ist mit unserer Art (auch durch die Flecke) die im gleichen Niveau vorkommende L. tyraica m. aus Podolien und Galizien verwandt, so nahe, dass bei dem Vorkommniss von Ramsåsa in Schonen eine Meinungsverschiedenheit zwischen Lundgren und Linnarsson eintreten konnte. Als ich übrigens Linnarsson die ächte L. tyraica, vom Dniestr, brachte, schloss er sich Lundgren’s Meinung an, womit ich mich nach Ansicht der Exemplare nur einverstanden erklären konnte.

Das von Jones (im Novemberheft 1881 der Ann. and Magaz. T. XIX, F. 6) als L. Hisingeri var. gracilenta abgebildete Exemplar aus dem Tilestone von Kington war ich [10] früher geneigt als eine Mittelform zwischen L. phaseolus und tyraica anzusehen und habe mich dem entsprechend auch in meinem Briefe an Jones geäussert. Jetzt möchte ich es geradezu mit phaseolus vereinigen, der es im Umriss am nächsten kommt – der gleichmässig gewölbte Bauchrand und der stark vorspringende Hinterrand. Gewiss werden sich auch an diesem oder anderen Exemplaren die beiden Flecke erkennen lassen. Jones selbst hebt (l. c. p. 340) hervor, dass dieses Stück ihn von allen englischen Leperditien am meisten an L. phaseolus erinnere. Ebenso vermuthe ich, dass die kleine Leperditia, die im Downton Sandstone von Kington mit Beyrichia Wilkensiana (Jones l. c. p. 337) vorkommt, zu unserer Art gehört. Die beiden l. c. T. XIX, F. 15, 16 von Jones abgebildeten Exemplare von Randefer auf Oesel (von Eichwald geschickt) gehören unzweifelhaft zu phaseolus, wie ich schon in meinem Briefe hervorgehoben. Kolmodin citirt zu seiner L. phaseolus meine Angelini nur ex. p. und führt aus meiner Arbeit auch nur die Figuren an, die sich auf gotländische Exemplare beziehen. Auch giebt er ganz bestimmte Maasse, die Länge zu 13 mm., die Höhe zu 7 mm., an, während ich in der Grösse ziemlich starke Variationsgränzen bemerkt und S. 14 meiner Arbeit auch angeführt habe. Dass die F. 3 auf Angelin’s unedirter Tafel A L. phaseolus darstellt, ist schon oben bemerkt.

Die var. ornata Eichw. (s. meine Leperditien F. 18) gehört bestimmt zu unserer Art, da die Contouren ganz die nämlichen sind. Die erhabenen Pünktchen auf der Schaale und der stärker ausgeprägte hintere Randsaum können aber wohl eine besondere Varietät zulässig erscheinen lassen, obgleich der Randsaum auch ohne erhabene Punkte vorkommt.

Vorkommen. Sehr häufig in den gelben krystallinischen Kalken der obersten öselschen Schicht (K) über dem Eurypterenlager, wo sie stellenweise massenhaft vorkommt, so bei Randefer, Uddafer und besonders (mit Platyschisma helicites und Coelolepis Pand. zusammen) am Flüsschen bei Kusnem (hier nur kleine Exemplare), dann bei Koggul, Padel Kergel, Kielkond, Lümmanda (hier die grössten Exemplare und die var. ornata Eichw.). Auch im grauen Gestein der nämlichen öselschen Schicht, aber seltner, so bei Lode, am Ohhesaarepank und am Kattripank (die weniger gut erhaltenen Stücke von letzterem Fundorte hielt ich früher für L. Eichwaldi m.). Auf Gotland im SO, in der obersten Süd-Gotländischen Schichtenabtheilung, besonders bei Oestergarn, aber auch bei Lau und Hoburg[4]. In Schonen bei Ramsåsa, im Christianiabecken in Kjerulfs oberster Etage 8. Wahrscheinlich auch in England im Tilestone von Kington (s. oben). Endlich nicht selten im norddeutschen Diluvium, von wo ich sowohl in der Mascke’schen Sammlung aus Ostpreussen (hier auch die var. ornata Eichw.), als auch im Berliner Museum aus der dortigen Umgegend Exemplare gesehen habe.


[11]
Leperditia Eichwaldi F. Schmidt. Tab. I, F. 1.

1873. Leperditia Eichwaldi F. Schmidt, russ. silur. Leperditien, p. 17, F. 19–21.

Zu dieser Art kann ich sonst nichts hinzufügen, als die Abbildung eines wohlerhaltenen grossen Exemplars der rechten Schaale, das ich aus dem Dorpater Museum durch Prof. Grewingk erhalten habe. Die grösste Länge vom vorderen zum hinteren Vorsprung beträgt 15,5 mm., die Höhe in der Mitte 11 mm.; die nicht ganz erhaltene Schlosskante schätze ich auf 11,5 mm. Weder vorn noch hinten ist ein deutlich abgesetzter Randsaum zu erkennen. Das Stück ist als Geschiebe bei Kabillen in Kurland gefunden.

Schon in der Einleitung erwähnte ich, dass auf der unedirten Tafel A. v. Angelin’s Palaeontologia scandinavica unter F. 6 und 7 eine Art abgebildet ist, die mit unserer identisch scheint. Sie wäre auf Gotland zu erwarten, doch führt sie Kolmodin von dort nicht an.

Vorkommen. Ausser dem oben genannten Geschiebe aus Kurland sind keine neuen Funde hinzugekommen; es bleibt also nur der schon von Eichwald (1854) entdeckte Fundort Kiddemetz auf Oesel, der zur obersten Stufe der unteren öselschen Schichtengruppe I gehört. Ausserdem ist die Art in der nämlichen Schicht bei Piddul an der Nord-Küste von Oesel von A. Schrenck gefunden. Meine Angabe vom Kattripank bei Hoheneichen beruht auf einer Verwechslung mit L. phaseolus His.


Leperditia baltica His. sp. Tab. I, F. 2, 3.
1873. Leperditia baltica F. Schmidt, l. c. p. 15.
1879. Kolmodin, l. c. p. 134.
1881. Rupert Jones, Ann. and Magaz. Nov. p. 337 ex. pt. T. XIX, F. 1?
1882. F. Schmidt and Rupert Jones, in Ann. and Magaz. March, p. 168.

Ueber die verschiedenen Formen, die Rupert Jones in seinem ersten Artikel als L. baltica anführt, ist es schwer ein sicheres Urtheil zu fällen, da die Exemplare meist unvollkommen sind und namentlich bei keinem einzigen das sicherste Kennzeichen, der quergerippte Umschlag der linken Schaale, zu erkennen ist. Am meisten scheint mir noch durch seine oblonge Form die F. 1 auf T. XIX unserer Art zu entsprechen, doch fühle ich mich auch hier nicht ganz sicher. F. 10 und 11 sind von Lindström als L. baltica an das British Museum gesandt worden. Sie stammen aus Wisby und stimmen gut zu L. Hisingeri, welches ja auch die Hisinger’sche Cyth. baltica von Wisby ist. Lindström, der, wie ich weiss, meine Unterscheidung von L. baltica und Hisingeri anerkennt, hat augenscheinlich dieses Stück etikettirt, bevor er meine Leperditienarbeit kannte. F. 4 a, b sind unvollkommene Stücke, die ich mir nicht getraue näher zu bestimmen.

Aehnlich geht es mir mit den Formen, die Jones unter dem Namen L. baltica var. contracta l. c. p. 337 zusammengefasst hat. Diese habe ich zum Theil schon in meinem Briefe an ihn besprochen, der im Märzheft d. J. Annals of Nat. Hist. abgedruckt ist. Damals [12] meinte ich meine L. Hisingeri var. (F. 22 in meiner früheren Arbeit) zu dieser Varietät contracta Jones ziehen zu können. Allein unsere Form weicht doch nicht unwesentlich von Jones F. 2 auf T. XIX ab, die doch als Typus der contracta gelten muss, namentlich ist unsere Form noch stärker verkürzt als die typische contracta Jones, bei der die Schlosskante länger als die Höhe ist (bei der rechten Schaale), während bei unserer Form das umgekehrte Verhältniss stattfindet; ich sehe diese Form jetzt als besondere Varietät abbreviata von L. Hisingeri an. Die F. 3 bei Jones l. c. mag zu derselben Form von L. contracta Jones gehören, wie F. 2. F. 13 ist nach einem Exemplar von Talkhof (von Eichwald geschickt) gezeichnet, das ich seinem Vorkommen und seiner Form nach zu meiner eben erwähnten var. abbreviata bringe, obgleich diese meist in noch mehr verkürzter Form erscheint. F. 14, aus Kamenetz Podolsk (ein sehr unvollständiges Exemplar), muss der Localität nach zu L. tyraica gehören, da mir vom Dniestr keine andere Art bekannt ist. Ueber F. 17 endlich erlaube ich mir kein Urtheil.

Die ächte L. baltica His. ist ebenfalls auf Angelin’s unedirter Tafel A in F. 2 a, b dargestellt. F. 2 a zeigt zugleich das einzige Exemplar mit beiden Klappen im Zusammenhang, das mir vorgekommen ist.

Bei uns hat L. baltica bisher gefehlt, auch jetzt ist sie noch nicht anstehend gefunden worden. Die beiden abgebildeten Exemplare, die sehr gut zu gotländischen Originalen passen, sind Geschiebe aus Kurland und mir von Prof. Grewingk aus dem Dorpater Universitätsmuseum zur Benutzung mitgetheilt. Die mehr oblonge Form und namentlich die Querstreifung auf dem Umschlag der linken Schaale genügen zum Erkennen und zur Unterscheidung von L. Hisingeri m., mit der sie früher verbunden wurde. Sehr deutliche eingestochene Punkte, die ich auf der ganzen Oberfläche wahrnehme, scheinen ein gutes Hülfskennzeichen zu bieten.

Maasse unserer Exemplare:

Länge Schlossrand Höhe
der rechten Schaale der linken Schaale
20 mm. 15 mm. 13 mm.
17 »  13 »  11 mm.

Vorkommen. Anstehend vorzüglich auf Gotland, wo sie charakteristisch für die untere Stufe der mittelgotländischen Schichtenabtheilung ist. Am häufigsten ist sie im NO. der Insel, auf Fårö und bei Slite, wo ich sie wiederholt gefunden und von wo sie auch Hisinger zuerst beschrieben hat. Kolmodin führt noch eine ganze Reihe anderer Fundorte an, namentlich Martebo und Follingbo, östlich von Wisby, die nach Lindström’s Karte auch schon in den Bereich von Mittelgotland fallen. Die Fundorte Hammarudd und Oestergarn sind mir auffallend, da sie im Uebrigen schon zur obersten, südgotländischen Schichtenabtheilung gehören. Immerhin mag die Art ja auch weiter hinauf reichen. Aus Norwegen ist mir die Art von der Insel Malmö im Christianiafjord bekannt, wo ich sie am Westufer [13] in Schichten mit Pentamerus estonus Eichw. (ob Form von oblongus Sow.?) gefunden habe. Diese Schichten gehören zu Kjerulf’s Etage 6, die auf der am Ostufer der nämlichen Insel Malmö entblössten oberen Stufe der Etage 5 auflagert, in der ich, ganz entsprechend der gotländischen Schichtenfolge, L. Hisingeri gefunden habe. Anstehend ist die Art weiter mit Sicherheit nicht bekannt, da die englischen Vorkommnisse mir einstweilen noch etwas zweifelhaft vorkommen. Als Geschiebe ist unsere Art vorzüglich in Ostpreussen gefunden, von wo ich Stücke in der Mascke’schen Sammlung gesehen habe. Unsere kurischen Geschiebe stammen beide aus dem Westen Kurlands, die linke Schaale aus Kabillen, die rechte aus Dondangen. Es ist ein dichter braungrauer Kalk, in dem keine anderen Petrefakten vorkommen. Das Gestein ist mir von Oesel nicht bekannt; es stammt wahrscheinlich aus dem jetzt vom Meere bedeckten Gebiet zwischen Oesel und Gotland. Dem Vorkommen in Gotland nach wäre unsere Art in den Panks der öselschen Nordküste, namentlich bei Taggamois, zu suchen, die zu unserer Schichtenabtheilung I gehören.

Erklärung der Figuren. T. I, F. 1.[5] Rechte Schaale nach einem Geschiebe von Dondangen im Dorpater Universitätsmuseum; F. 3 linke Schaale von Kabillen in Kurland (ebenfalls in Dorpat), 3 a Umschlag derselben mit der Querstreifung. Alles natürliche Grösse.


Leperditia Keyserlingi F. Schmidt.
1387.[6] Leperditia Keyserlingi F. Schmidt, l. c. p. 20, F. 32–34.
1881. Hisingeri Jones, Ann. and Magaz. November p. 339, T. XIX, F. 5.?
1882. Keyserlingi F. Schmidt und Jones, l. c. p. 170, 171.

Bei uns sind keine neue Materialien für diese Art gefunden worden. Interessant war mir die von Jones l. c. T. XIX, F. 5 abgebildete rechte Schaale, aus dem Upper-Llandovery von Eastnor bei Malvern. Ich finde in der Zeichnung den steil aufsteigenden Bauchrand und die charakteristische schiefe Furche hinter dem Auge (nuchal furrow nach Jones), die deutlich für unsere L. Keyserlingi sprechen. Jones hatte die Art zuerst zu L. Hisingeri gebracht, später aber sich mit meiner Bestimmung einverstanden erklärt.

Vorkommen. Unsere Art ist charakteristisch für die Raiküllsche Schicht (G3), die in der Mitte zwischen unseren beiden Pentamerenzonen G2 und H liegt. Der Hauptfundort ist der Steinbruch von Lippa bei Raiküll selbst, ausserdem ist sie in der nämlichen Schicht bei Saage, Merjama und Laisholm gefunden. Die einzige Localität ausser unserem Gebiet wäre die obenerwähnte im englischen Llandovery. Auch aus norddeutschen Geschieben ist unsere Art bisher nicht bekannt.

In F. 4 habe ich eine kleine linke Schaale von Merjama (G3) abgebildet, wohl eine besondere Art, die sich durch kurzen Schlossrand (der Höhe gleich), durch den Mangel der Verticalfurche und eine etwas abnorme, angeschwollene Bildung des Vorderrandsaumes auszeichnet, während der Hinterrand nur eine schwache Andeutung eines Randsaums zeigt. Zu gleicher Zeit ist auch eine schwache Andeutung des Augenflecks zu erkennen. [14] Ich kann dieses Stück, bis ich mehr Material habe, einstweilen nur als abweichende Form bei L. Keyserlingi unterbringen. Von L. phaseolus ist es deutlich durch das constante Ansteigen des Bauchrandes nach hinten unterschieden. Die Schlosslinie ist 4,8 mm. lang, die Höhe 5 mm., die grösste Länge beträgt 7,5 mm.


Leperditia Hisingeri F. Schmidt. T. I, F. 5, 6, 7.
1873. Leperditia Hisingeri F. Schmidt, Russ. silur. Leperditien p. 16 (ex pt.), F. 23.
1879. Schmidti, Kolmodin l. c. p. 133.
1881. Leperditia baltica, Rupert Jones in Ann. and Magaz. Nov. T. XIX, F. 10, 11.
1882. Hisingeri F. Schmidt und Jones, l. c, March, p. 168.

Was den Namen unserer Art betrifft, so habe ich mich schon oben (S. 4) darüber ausgesprochen, dass ich ihn gegenüber dem Namen L. Schmidti Kolm. beibehalte, in Folge des durch Jones geführten Nachweises, dass Cythere Hisingeri Münst., wegen deren Kolmodin die Umbenennung vorschlug, einer ganz anderen Gattung (Bairdia) angehört. Alle die älteren in meiner Leperditienarbeit angeführten Citate gehören zu unserer Art, ich habe aber diese selbst damals in einem zu weiten Sinne aufgefasst und daher ist meine Artbegränzung eine unbestimmte geworden und hat zu mancherlei Irrungen Anlass gegeben.

Der Typus der Art ist die bei Wisby vielfach vorkommende und in vollständigen Exemplaren (mit beiden Schaalen) weit in Sammlungen verbreitete Form, die zuerst von Hisinger in Leth. suec. T. XXX, F. 1 als zweite Form seiner Cytherina baltica publicirt wurde; später ist sie noch wiederholt von F. Römer, Jones und Kolmodin als Lep. baltica oder eine Form derselben abgebildet worden. Auch Angelin stellt auf seiner schon oft citirten unedirten Tafel A unsere typische Form sehr vollständig mit allen Details in seiner F. 1, a–h dar. Schon Angelin hatte die Trennung unserer Art von der ursprünglichen L. baltica His. (Leth. suec. T. I, F. 1) vollzogen, aber nichts darüber publicirt und der von L. baltica zu trennenden Form keinen Namen gegeben, was zuerst durch mich (l. c. p. 2, 16) geschehen ist. Ich konnte nachweisen, dass die typische Hisingeri von Wisby auch bei uns in den tiefsten Obersilurschichten, namentlich der Jördenschen und Raiküllschen Schicht (G1 und G3, früher 4 und 5), die mit der Wisbyzone auf Gotland übereinstimmen, vorkommt; ich irrte aber darin, dass ich auch die in unserer nächst höheren Schichtenzone mit Pentamerus estonus (H früher 6) vorkommende und ziemlich verbreitete Leperditia ohne weiteres mit zu Hisingeri hinzuzog, wodurch die Charakteristik der Art eine viel weniger scharfe und bestimmte wurde. Letztere Form (aus H) trenne ich jetzt unter dem Namen var. abbreviata m. als besondere Varietät oder wohl eher Mutation ab. Für eine specifische Unterscheidung genügen die Charaktere wohl nicht; auch scheinen Zwischenformen vorzukommen, wie das später zu erwähnende Stück aus der Bai von Christiania.

Ich bin jetzt mit dem Identificiren von Petrefakten aus verschiedenen Schichten sehr [15] vorsichtig geworden. Kommen ähnliche Formen in benachbarten, auf einander folgenden Stufen vor, so sehe ich genau zu, ob sich nicht constante, wenn auch geringe, Unterschiede feststellen lassen und ziehe, wenn dieses gelungen, vor, die Formen zu trennen, unbeschadet ihrer etwaigen genetischen Zusammengehörigkeit. So ist es mir auch jetzt so ziemlich gelungen. Beide Formen, die ächte Hisingeri und die var. abbreviata sind weit bei uns verbreitet, wenn ich auch von der ächten Hisingeri nicht gerade viel Material vorliegen habe. Es genügte jedenfalls zur Identificirung mit der typischen gotländischen Form. In F. 5 bilde ich den Steinkern einer rechten Schaale ab und daneben F. 6 ein wohlerhaltenes Exemplar von Wisby, um die Uebereinstimmung zu zeigen. Der Steinkern zeigt die schwache Andeutung eines Vorsprungs am Bauchrande, der bei der typischen Form nicht vorhanden ist; das gäbe schon eine Annäherung an L. marginata Keys. In F. 7 sehen wir den glatten Umschlag einer linken Schaale, ebenfalls von Wisby, dessen Abbildung wir bisher vermissten.

Oben in der Uebersicht der unterscheidenden Charaktere habe ich schon die wichtigsten Unterschiede beider Formen hervorgehoben. L. Hisingeri hat eine gestrecktere Form als die var. abbreviata; bei der rechten Schaale kommt die Höhe nur der Länge der Schlosslinie gleich und übertrifft sie kaum, was bei abbreviata regelmässig (bis 11/4) der Fall ist. Der Vorder- und Hinterrand springen bei L. Hisingeri stärker vor und ein abgeflachter Randsaum ist hier oft deutlich ausgebildet, während bei abbreviata nur an Steinkernen ein Rand zu erkennen ist. Die linke Schaale ist schwieriger zu unterscheiden, aber auch hier fällt die kürzere und höhere Form (bei L. abbreviata kommt die Höhe der Schlosslinie gleich, bei Hisingeri ist sie kürzer als diese), der völlige Mangel des Randsaums bei L. abbreviata und der stärkere Vorsprung des Vorderrandes bei L. Hisingeri auf.

Von den verschiedenen aus unserem und dem scandinavischen Silurgebiet stammenden Leperditien, die Jones in seinem ersten oft citirten Artikel (Ann. and Mag. Nov. 1881) abbildet, gehören nur die beiden Stücke F. 10, 11 auf T. XIX hierher. Sie stammen aus Wisby und sind von Lindström (wohl vor Erscheinen meiner Arbeit) als L. baltica eingesandt. Die Contouren sind genau die der ächten L. Hisingeri von Wisby.

Die in meiner früheren Arbeit F. 23 abgebildete Form von Laisholm mit stark entwickeltem Randsaum vorn und hinten ziehe ich unbedenklich zu unserer Art.

Von den verschiedenen bei Eichwald (Leth. ross. anc. per. p. 1329) besprochenen Formen der L. baltica gehört keine zu unserer Art, auch fehlt sie in seiner Sammlung. Von anderen Arten, ausser mit der var. abbreviata, ist sie noch mit der ächten L. marginata Keys. nahe verwandt, worauf wir bei Besprechung dieser Art zurückkommen werden.

[16] Maasse:

Grösste Länge Schlosslinie Höhe
d. rechten Schaale d. linken Schaale
Exemplar von Wisby 17,0 mm. 11,0 mm. 11,0 mm. 10,2 mm.
18,0 » 12,0 » 12,0 » 11,0 »
12,0 » 8,0 » 8,3 » 7,5 »
12,5 » 8,5 » 8,5 » 7,5 »
» » Laisholm 13,5 » 9,5 » 9,5 »
10,0 » 7,0 » 7,0 »
9,0 » 5,5 » 5,0 »
» » Herküll 13,0 » 9,0 » 9,0 »
8,2 » 6,0 » 6,0 »
Bucht von Christiania, abweichendes Exemplar 13,0 » 8,0 » 9,0 »

Vorkommen. Der typische Fundort unserer Art ist, wie öfter erwähnt, Wisby in der untersten Stufe des Gotländer Obersilur, wo sie häufig in wohlerhaltenen Exemplaren vorkommt und den Reisenden oft von Knaben als versteinerte Bohnen (böner) angeboten wird. Ausserdem führt Kolmodin noch Westergarn und Capellshamn an, die dem nämlichen Niveau der Wisbygruppe angehören. Bei uns gehört die Art ebenfalls der untersten Obersilur-Stufe G an, namentlich der Jördenschen Schicht G1, aus der ich sie von Helterma auf Dago, von Herküll (die schönsten Stücke in der Sammlung des Herrn v. Rosenthal) und Kardina kenne, aber sie kommt auch in der Raiküllschen Stufe G3 vor, bei Raiküll, Merjama und Laisholm, zusammen mit L. Keyserlingi. Auswärts kenne ich die Art nur noch vom Ostufer der Insel Malmö im Christianiafjord, wo ich ein wohlerhaltenes Exemplar in der tiefsten Obersilurstufe zusammen mit Phacops elegans Sars und Boeck gefunden habe. Doch steht dieses Stück durch seine grössere Höhe und den geringen Vorsprung des Vorderrandes schon fast näher zur var. abbreviata, und ist eine Hauptveranlassung gewesen, dass ich die beiden Formen nicht vollständig als Arten getrennt habe.

Erklärung der Figuren. T. I, F. 5 Steinkern der rechten Schaale von Laisholm (Museum Reval); F. 6 a, b ganzes Exemplar von Wisby, a Ansicht der rechten Schaale, b Ansicht der linken Schaale; F. 7 Umschlag der linken Schaale eines Exemplars von Wisby.


Leperditia Hisingeri var. abbreviata m. T. I, F. 8–12.
1860. Leperditia baltica Eichw. Leth. ross. anc. per. p. 1329 ex p.
1873. Hisingeri F. Schmidt l. c. p. 16, ex p., F. 22.
1881. baltica var. contracta Jones (ex pt.), Ann. and Mag. Nov. T. 19, F. 13.

Der grösste Theil der früher von mir zu L. Hisingeri gebrachten Exemplare aus unserem ostbaltischen Silurgebiet gehört hierher, namentlich Alles aus der Zone des Pentamerus estonus (H, früher 6), in welcher die Leperditien ungleich häufiger sind als in der angränzenden [17] Zone G, wo die ächte L. Hisingeri zu Hause ist. Ueber die Gründe der Abtrennung von der letzteren habe ich mich bei dieser schon ausgesprochen; es war eine schärfere Charakteristik bei vorgenommener Trennung möglich, und diese Trennung war um so empfehlenswerther und wichtiger als sich für die Unterscheidungscharaktere zugleich eine stratigraphische Bedeutung nachweisen liess.

Die Unterschiede sind wesentlich schon in der diagnostischen Uebersicht enthalten. Aus den nachfolgenden Maassen ist zu ersehen, dass die var. abbreviata bedeutend grössere Dimensionen erreicht als die ächte L. Hisingeri. Sie fällt vorzüglich durch die abgekürzte gerundete Form ihrer rechten Schaale auf, deren Höhe die Länge der Schlosslinie bedeutend übersteigt. Bei der linken Schaale kommt die Höhe der Länge der Schlosslinie gewöhnlich gleich oder übertrifft sie um ein Minimum. Bei L. Hisingeri war meistentheils am Vorder- und Hinterrande ein flacher Randsaum vorhanden. Dieser fehlt unserer Form vollkommen und ist nur auf Steinkernen sichtbar.

Ich glaubte bei einem Exemplar der linken Schaale Spuren einer Querstreifung (wie bei der ächten L. baltica) am Umschlag des Bauchrandes zu erkennen und habe mich dem entsprechend auch gegen Jones geäussert (F. Schmidt and Jones l. c. p. 169). Ich glaubte dem entsprechend auch unsere Art zur L. baltica var. contracta Jones ziehen zu müssen, da Exemplare derselben (aus Talkhof, von Eichwald gesandt) von Jones zu seiner contracta gezogen waren (Ann. and Mag. Nov. 1881 p. 338, T. XIX, F. 13), wobei er selbst auf die grosse Aehnlichkeit der Talkhofschen Exemplare mit meiner F. 22 (dem Typus unserer var. abbreviata, und nicht blos ein abweichendes Exemplar, wie ich früher annahm) aufmerksam machte. Die typische englische Form seiner L. baltica var. contracta (l. c. p. 337, T. XIX, F. 2) ist in ihren Dimensionen doch zu verschieden, namentlich ist die Schlosslinie zu lang, um eine Verbindung mit unserer Varietät zuzulassen, wie ja auch Jones selbst beim Vergleich seiner Form mit meiner F. 22 hervorhebt.

Unter den verschiedenen Formen die Eichwald (Leth. p. 1329) unter seiner L. baltica bespricht, werden die Stücke von Fennern und Talkhof zu unserer Varietät gehören. Ich habe diese Stücke in seiner Sammlung nicht vorgefunden und kann sie daher nicht genauer besprechen. Seine var. semicircularis (l. c. p. 1332) ist dagegen in der Sammlung vorhanden; es ist wirklich ein halbkreisförmiger schlecht erhaltener Schild, der aber keinerlei Kennzeichen einer Leperditia aufweist und eher als ein Pygidium von Bumastus bestimmt werden kann.

Maasse:

Grösste Länge Schlossrand Höhe
d. rechten Schaale d. linken Schaale
Nudi u. Keoküll bei Raiküll 21,8 mm. 13,5 mm. 16,5 mm.
21,0 » 14,0 » 17,0 »
13,0 » 8,3 » 9,4 »
19,0 » 12,5 » 13,0 mm.
16,0 » 10,0 » 11,0 »

[18]

Grösste Länge Schlossrand Höhe
d. rechten Schaale d. linken Schaale
Nudi u. Keoküll bei Raiküll 10,8 mm. 7,8 mm. 7,8 mm.
Kosch 15,0 » 9,3 » 11,0 »
12,0 » 7,5 » 9,0 »
15,0 » 10,0 » 10,0 »
Oberpahlen 16,8 » 10,0 » 12,0 »
13,5 » 8,7 » 10,2 »
Talkhof 13,0 » 8,0 9,0
Kattentak 23,0 17,0

Vorkommen. Ausschliesslich in unserem ostbaltischen Silurgebiet, und zwar nur in der Zone H (früher 6), die durch Pentamerus estonus Eichw. charakterisirt wird. In dieser Zone ist die Art ziemlich häufig: bei Talkhof, Oberpahlen, Arrosaar, Fennern (nach Eichwald), Jerwakant und besonders im südlichen Theil des Gebiets von Raiküll, wo sie in mehreren kleinen Brüchen und sonstigen Entblössungen im Gebiet der Zone H bei Nudi, Nömmküll und Keoküll in zahlreichen Exemplaren gefunden wurde. Ebenso häufig habe ich sie an der Pernauschen Post-Strasse an der Brücke über den Koschschen Bach angetroffen. Weiter im Westen ist von mir nur noch ein Exemplar (und zwar das grösste von allen) bei Kattentak gefunden. Auswärts ist L. abbreviata nicht vorgekommen.

Erklärung der Figuren. T. I, F. 8 grosses Exemplar der rechten Schaale von Nudi bei Raiküll, schon in F. 22 meiner früheren Arbeit abgebildet (Mus. Dorp. Naturforscherverein); F. 9 linke Schaale von Nömmküll bei Raiküll, in b der Umschlag (Revaler Museum, wie alle folgenden Stücke); F. 10 linke Schaale vom Koschschen Bach; F. 11 linke und F. 12 rechte Schaale von Keoküll bei Raiküll.


B. Nachträge zu den Leperditien aus anderen Silurgebieten Russlands.
1. Aus dem Waschkinabecken am Eismeer.
Leperditia marginata Keys. T. I, F. 13–19.
1846. Cypridina marginata Keys. Reise ins Petschoraland S. 288, T. XI, F. 16 a, b, c, d.
1873. Leperditia F. Schmidt Russ. Sil. Leperditien S. 19, F. 29–31.
1882. F. Schmidt and Jones in Ann. and Mag. of Nat. Hist. March p. 171

In meiner früheren Arbeit über die russischen silurischen Leperditien musste ich noch Zweifel darüber aussprechen, ob unsere Art wirklich deutlich und gut von L. Hisingeri und Keyserlingi geschieden sei; ebenso war es mir noch zweifelhaft, ob die verschiedenen [19] von Graf Keyserling und mir abgebildeten Exemplare alle zu einer Art gehören. Wir können jetzt sicherer über die L. marginata urtheilen, Dank dem neuen und reichlichen Material, das ich schon 1874, ein Jahr nach dem Erscheinen meiner Leperditienarbeit, durch den jetzigen Professor der Geologie in Kasan, Dr. A. Stuckenberg[7], erhielt, der damals im Auftrage der Kaiserl. mineralogischen Gesellschaft eine Reise ins Petschoraland unternahm, an deren Zustandekommen ich den lebhaftesten Antheil nahm, speciell im Interesse der Leperditia marginata, die mir damals viel Sorge machte, weil ich nicht mit ihr ins Klare kommen konnte, wie sich auch an mehreren Stellen meiner Arbeit ausgesprochen findet.

Nach genauer Untersuchung der etwa 20 mir vorliegenden Exemplare (von beiden Schaalen[WS 4]) bin ich nun zu folgenden Resultaten gekommen: Alle früher von Graf Keyserling mitgebrachten Exemplare (2 der rechten und 3 der linken Schaale) gehören zusammen zu einer Art, was mir früher noch zweifelhaft erschien. L. marginata Keys. steht zunächst der L. Hisingeri m. und kann vielleicht als eine lokale Abänderung derselben angesehen werden. Sie ist in ihren Dimensionen ziemlich variabel, stimmt aber doch in diesen und im Umriss ziemlich gut mit L. Hisingeri überein, indem bei der rechten Schaale die Höhe die Schlosslinie etwas übertrifft, bei der linken dagegen meist von dieser übertroffen wird. Als Hauptunterschied ist ein stumpfer Vorsprung am Bauchrande der rechten Schaale zu erwähnen, der meist hinter der Mitte belegen ist (F. 13, 15) und von dem aus ein sanfterer Abfall des Randes nach hinten, ein steilerer nach vorn stattfindet. Auch das Exemplar F. 16b bei Keyserling (F. 31 auf meiner früheren Tafel) zeigt diesen Vorsprung ganz deutlich, er ist aber früher nur missverstanden und nicht genau dargestellt worden. Der Vorsprung rückt bisweilen auch mehr nach vorn (F. 17) und verliert sich auch wohl ganz. Bei L. Hisingeri hatten wir (F. 5) das andeutungsweise Vorkommen eines ähnlichen Vorsprungs notirt. Der von Graf Keyserling als charakteristisch bezeichnete Randsaum, der ausserdem von einer deutlichen Furche begränzt wird, kann an allen ausgewachsenen Exemplaren erkannt werden; er bildet meist einen schmalen rundlichen Wulst rund um die ganze Vorder-, Hinter- und Bauchseite; am übergreifenden Vorsprung der rechten Schaale wendet er sich abwärts ohne ganz zu verschwinden. Bei jüngeren und dickschaaligen Exemplaren (F. 15, 16) verliert sich der Saum fast ganz, und bei solchen wird namentlich die linke Schaale (F. 16) der L. Hisingeri sehr ähnlich. Der Grösse nach erreichen sämmtliche neuerhaltenen Exemplare kaum die Hälfte der Dimensionen des grossen typischen Keyserling’schen Exemplars. L. Keyserlingi m. ist von unserer Art scharf geschieden, durch ihre viel gestrecktere Form, das gleichmässigere Ansteigen des Bauchrandes nach hinten, den unter viel stumpferem Winkel ansteigenden Hinterrand und die Vertikalfurche hinter dem Auge.

[20] Ausser der typischen Form (F. 13–16). der auch die sämmtlichen Keyserling’schen Originalzeichnungen F. 16 a, b, c, d (meine früheren Darstellungen F. 29–31) angehören, unterscheide ich noch eine mehr gerundete, kürzere, flache Varietät, var. rotundata (F. 17, 18), bei der der Vorsprung der rechten Schaale mehr nach vorn, fast bis in die Mitte, rückt und auch bei der linken Schaale die Höhe der Schlosslinie wenigstens gleichkommt, und eine gestreckte var. subparallela F. 19, von der ich blos die linke Schaale kenne, deren Schlosslinie die Höhe bedeutend übertrifft und an der kaum eine Verbreiterung nach hinten wahrzunehmen ist. Wären nicht Uebergänge vorhanden, so könnte man hier an eine besondere Art denken. Der Rand ist besonders stark ausgeprägt bei dieser Form.

In meinem Briefe an Rupert Jones (l. c. p. 171) hatte ich den charakteristischen Vorsprung der L. marginata erwähnt, von dem Rande aber behauptet, dass er nur auf Steinkernen vorkomme; das ist nicht der Fall, er hebt sich auch bei wohlerhaltenen Schaalen deutlich heraus und verschwindet nur, wie gesagt, bei jungen dickschaaligen Exemplaren.

Maasse:

Typische Form Schlossrand Höhe d. rechten Sch. Höhe d. linken Sch. Länge
Keys. F. 16 b, meine frühere F. 31 10,0 mm. 10,5 mm. 13,5 mm.
Jetzige F. 13 9,0 » 10,0 » 13,5 »
6,8 » 7,0 » 10,5 »
F. 15 4,7 » 5,0 » 7,0 »
Keys. F. 16 a, c, meine frühere F. 29 17,0 mm. 27,0 »
Jetzige F. 14 9,5 » 9,0 » 13,0 »
9,0 » 8,5 » 12,5 »
7,8 » 7,0 » 10,5 »
Keys. F. 16 d meine frühere F. 30 7,6 » 7,0 » 10,2 »
Jetzige F. 16 6,0 » 6,0 » 9,0 »
Var rotundata F. 17 7,8 » 8,0 » 11,0 »
F. 18 6,0 » » 6,0 » 8,5 »
Var. subparallela, jetzige F. 19 7,0 » » 6,0 » 9,2 »
6,0 » » 4,8 » 7,8 »

Vorkommen. Im obersilurischen weissen dolomitischen Kalk an der Waschkina, in der Timantundra in der Nähe des Eismeers, zusammen mit Pentamerus samojedicus Keys. (der dem P. estonus Eichw. sehr nahe steht), Encrinurus punctatus (nach Keyserling), Bumastus barriensis, und gewöhnlichen obersilurischen Korallen, wie Calamopora gotlandica und Heliolites interstincta. Das Niveau wird ziemlich genau mit dem unserer Stufe H übereinstimmen.

Erklärung der Figuren. T. I, F. 13 rechte Schaale der typischen Form mit deutlichem Rand; F. 14 ebensolches Exemplar der linken Schaale; F. 15 junges Exemplar der rechten Schaale der typischen Form mit scharf ausgebildetem Rand; F. 16 ebensolches Exemplar der linken Schaale; F. 17 rechte und F. 18 linke Schaale der var. rotundata; F. 19 linke Schaale der var. subparallela. Alle Exemplare sind in natürlicher Grösse gezeichnet und befinden sich im Museum der Kais. Akademie der Wissenschaften.


[21]
2. Von den Olenekquellen in Ost-Sibirien.
Leperditia Wiluiensis F. Schmidt. T. I, F. 20–22.

1873. Leperditia Wiluiensis F. Schmidt, Russ. Sil. Leperd. p. 17, F. 27, 28.

In meiner früheren Arbeit habe ich diese Art nach einigen isolirten Exemplaren der rechten und linken Schaale beschrieben, die aus der Maak’schen Sammlung und vom Wasserscheidegebiet des Wilui und Olenek stammen. Gegenwärtig kann ich diese Beschreibung etwas vervollständigen, da mir aus der Czekanowski’schen Sammlung aus der nördlichen Fortsetzung des erwähnten von Maak entdeckten Lagers eine ganze Reihe von Exemplaren, auch ein paar ganze mit beiden Schaalen darunter, vorliegen, die die gegebene Beschreibung etwas zu vervollständigen erlauben.

Die Wölbung der Schaale steigt vom Schlossrande schnell zur Mitte an und bleibt längs dem Bauchrande hoch um zu diesem schnell abzufallen, ähnlich wie bei L. grandis, mit welcher unsere Art auch die Schwiele an der hinteren Seite des Schlossrandes der linken Schaale gemein hat, ebenso die Poren am Bauchrande der rechten Schaale, die sich am Ende der vorderen und hinteren Randfurche in der Zahl von 1–3 (oder auch wohl mehr) einfinden; constant ist nur die eine Pore oder ein entsprechender Eindruck am Ende der erwähnten Furche. Der Bauchrand selbst ist entweder einfach gewölbt oder zeigt einen stumpfen Vorsprung, wie schon früher (F. 27 der früheren Arbeit) erwähnt. Der Umschlag der linken Schaale zieht sich längs dem ganzen Bauchrande hin, darin wieder von L. grandis verschieden, die ihn nur in der Mitte zeigt. Ueberhaupt ist nur eine Gruppenverwandtschaft da. Der ganze Umriss der Schaalen ist so verschieden, dass an eine Vereinigung nicht zu denken ist. Die Dicke der vollständigen 2-schaaligen Exemplare beträgt fast die Hälfte der grössten Länge und fast ebenso viel wie die kurze Schlosslinie.

Maasse:

Höhe
Länge Dicke Schlosslinie d. rechten Schaale d. linken Schaale
14,0 mm. 6,5 mm. 7,5 mm. 9,3 mm. 9,0 mm.
11,0 » 5,5 » 6,0 » 7,0 » 6,8 »
15,0 » 9,0 » 11,0 »
16,0 » 10,5 »
12,5 » 7,5 » 8,0 »
10,5 » 6,0 » 7,0 »
10,0 » 5,5 » 5,5 »
15,0 » 7,8 » 8,8 »

Vorkommen. In einem mergeligen Kalk an der grossen Tomba, Quellfluss des Olenek unterhalb der Einmündung der Welingna, 1873 von Czekanowski gesammelt. Zugleich [22] kommen vor Calymene Blumenbachii, Bumastus barriensis, Phacops elegans Ss. et Boeck (oder eine Form von P. Stokesi), Leptocoelia Duboysi Vern. sp., Orthis Davidsoni Vern. und eine Menge gewöhnlicher obersilurischer Korallen. Das Gesammtbild der Ablagerung entspricht vollkommen dem der Jördenschen Schicht G1, der tiefsten Schicht des Obersilurs in Estland, mit dem diese Ablagerung daher zusammenzustellen ist.

Erklärung der Figuren. T. I, F. 20 grosses Exemplar der rechten Schaale von oben, am Bauchrand jederseits ein länglicher Eindruck mit 2–3 zusammengedrängten Poren oder eingedrückten Punkten; Fig. 21 Ansicht einer rechten Schaale vom Bauchrande mit mehrfachen eingedrückten Punkten, die sich in die vordere und hintere Randfurche hinein fortsetzen; F. 22 ganzes Exemplar vom Bauchrande, um die Wölbung zu zeigen, an der linken Seite sieht man das Uebergreifen der rechten Schaale über den zum Theil blosgelegten Umschlag der linken Schaale. Alle Stücke im Museum der Akademie der Wissenschaften.


3. Vom Ural.

Aus dem Museum des Berginstituts erhielt ich eine ganze Anzahl Kalksteinproben mit Leperditien, die alle vom Westabhang des Ural stammen, aus dem Gebiet südlich von Slatoust. Die Stücke gehören alle dem Niveau des Pentamerus baschkiricus an, demselben, aus dem ich schon früher die Leperditia Barbotana m. und Isochilina biensis Grünw. (s. meine Leperditien p. 6) erhalten hatte. An vielen Orten scheint das Gestein fast ausschliesslich Leperditien zu führen. Das genannte Niveau ist stratigraphisch noch nicht sicher festgestellt. M. v. Grünewaldt hatte nachgewiesen dass es viel Uebereinstimmung in den Brachiopoden mit den obersten böhmischen Stufen F und G zeige, und E. Kayser[8] hatte in Folge dessen das Uralische Obersilur mit seinem Hercyn verbunden.

Unsere Leperditien können zur genaueren Niveaubestimmung der beregten Ablagerung wenig beitragen. Die häufigste Art, Lep. Barbotana m., ist ganz auf den Ural beschränkt, ebenso Isochilina biensis Grünew.; dazu kommt jetzt noch die ebenfalls rein uralische neue Leperditia Mölleri m. und eine eigenthümliche Form unserer Lep. grandis Schrenck von Oesel, die ich ihrer vielfachen Uebereinstimmung mit der genannten Art wegen nur als Varietät uralensis und nicht als besondere Art abtrennen kann, wie nach dem sonstigen Charakter der Fauna zu erwarten wäre. Diese letztere Art nun könnte zur Anknüpfung mit unserem höchsten öselschen Obersilur dienen.


Leperditia Barbotana F. Schm.

1873. Leperditia Barbotana F. Schmidt, Russ. Silur. Leperd. p. 12, F. 7–9.

Diese Art liegt uns in grosser Zahl von Exemplaren von verschiedenen Fundorten des genannten Gebiets vor, namentlich von Usjanski Sawod; rechtes Ufer der Kaga oberhalb [23] Kaginski Sawod (hier von etwas flacher Form); rechtes Ufer der Belaja 1 Werst oberhalb Kuchtura, von hier mehrere ganze Exemplare und einzelne Schaalen von auffallender Grösse, von denen eine 26 mm. hoch und 35 mm. lang, die andere 28 mm. hoch und 42 mm. lang ist (die Anschwellungen der Hinterseite ragen bedeutend über den Schlossrand herüber); linkes Ufer der Belaja unterhalb Kaginski Sawod; endlich linkes Ufer des Juresenj 1 Werst unterhalb Alexandrowka, von wo besonders zahlreiche Exemplare vorliegen.

Da die Formen bis auf ihre bisweilen bedeutendere Grösse durchaus typische sind, so habe ich keinen Grund mich weiter auf Beschreibung und Abbildung einzulassen.


Leperditia Mölleri n. sp. T. I, F. 23–25.

Aus der nämlichen Gegend wie die vorige Art liegen mir einige Exemplare, aber freilich nur in getrennten Schaalen, einer kleinen neuen Art vor, die ich dem um die Geologie des Ural so verdienten Prof. V. Möller zu Ehren benenne, durch den ich übrigens ja auch all mein neues uralisches Material erhalten habe.

Die Art erinnert in ihrer Form etwas an die vorhergehende, ist aber viel kleiner, schief eiförmig-viereckig, vorn und hinten steil ansteigend und hier mit einem deutlichen Randsaum versehen; nach hinten deutlich verbreitert. Der Bauchrand steigt nach hinten deutlich an und verläuft in mässigem Bogen. Die grösste Höhe hinter der Mitte; bei der rechten Schaale ist sie etwas länger, bei der linken etwas kürzer als die Schlosslinie. Beide Schaalen hoch gewölbt; die Wölbung nach hinten am stärksten, aber nicht so stark hervorquellend wie bei L. Barbotana. Die hintere Wölbung mit grösseren und kleineren Tuberkeln besetzt, die nach vorn und zum Bauchrande hin sich verlieren; bei grösseren und älteren Exemplaren (F. 24) sind sie indessen auch hier zu erkennen. Die Randfurche, die vorn und hinten deutlich ist, verliert sich am Bauchrande, der an beiden Schaalen steil geneigt abfällt. Die linke Schaale zeigt einen deutlichen glatten Umschlag (F. 25 b), der längs dem ganzen Rande sich hinzieht. Der Augentuberkel tritt deutlich hervor und ist nach vorn von einem deutlichen winklig vorspringenden netzadrigen Augenfleck umgeben (F. 23 a), der von dem runden Mittelfleck durch einen schmalen Zwischenraum getrennt ist. Die Partie um das Auge pflegt flach und glatt zu sein; hinter demselben erhebt sich, deutlich abgesetzt, die hintere tuberkulirte Anschwellung.

Durch die starke Tuberkulirung der Hinterseite zeichnet sich unsere Art vor allen anderen bekannten Leperditien aus, und konnte daher kürzer behandelt werden.

Maasse:

Länge Schlosslinie Grösste Höhe Höhe vorn Höhe hinten
Rechte Schaale 15,0 mm. 10,5 mm. 11,0 mm. 7,0 mm. 10,5 mm.
6,0 » 4,2 » 4,5 » 3,0 » 4,0 »
Linke Schaale 10,0 » 7,2 »
9,0 » 6,4 » 6,2 » 5,0 » 6,0 »
8,2 » 5,4 » 5,2 » 4,2 » 5,0 »

[24] Vorkommen. In dem nämlichen Niveau und derselben Gegend wie die vorige Art; bei den Serginskie Datschie, noch von Barbot de Marny mitgebracht; am linken Ufer der Belaja bei Kaginski Sawod, endlich die meisten Exemplare in einem weissen krystallinischen Kalk auf dem Wege von Ailina zum Satkinski Sawod.

Erklärung der Figuren. T. I, F. 23 rechte Schaale etwas vergrössert a von oben, b vom Bauchrand; Querschnitt entsprechend der F. a; F. 24 a, b, c dieselben Ansichten der linken Schaale, bei b der Umschlag deutlich; beide Stücke 43/4 W. von Ailina auf dem Wege zum Satkinski Sawod; F. 25 ein grosses Exemplar der rechten Schaale (natürl. Gr.) auch vorn tuberkulirt, vom linken Ufer der Belaja bei Kaginski Sawod. Alle Exemplare aus dem Museum des Berginstituts.


Leperditia grandis Schrenck, var. uralensis m. T. I, F. 26, 27, 28.

Aus dem nämlichen[WS 5] Gebiet wie die beiden vorgenannten Arten liegen mir drei Exemplare der rechten Schaale und eins der linken vor, die ich wenigstens vorläufig in die nächste Beziehung zu unserer öselschen L. grandis bringen muss. Besonders auffallend ist die Aehnlichkeit bei der linken Schaale; auch hier eine deutliche Zunahme der Höhe nach hinten, so dass die grösste Höhe erst kurz vor der hinteren Höhe (über dem hinteren Ende der Schlosslinie, die bei L. grandis mit der grössten Höhe ziemlich zusammenfällt) erreicht wird. Die Anschwellung längs der hinteren Hälfte der Schlosslinie ist ebenfalls vorhanden; die ganze Wölbung ist ebenfalls längs dem Bauchrand am stärksten (in der Mitte nur wenig ansteigend) und, was besonders ins Auge fällt, der Umschlag am Bauchrande erscheint ebenfalls nur in der Mitte desselben und verliert sich nach vorn und hinten, so dass er unter dem beiderseitigen Randsaum nicht zu erkennen ist. Hierdurch unterscheidet sich unsere Form von der nahe verwandten L. Nordenskjöldi von Waigatsch, mit der ich sie sonst wohl verbunden haben würde.

Die rechte Schaale unterscheidet sich von der typischen Form, die eine gleichmässige Höhenzunahme nach hinten zeigt, durch stärkeres Hervortreten der mittleren Partie des Bauchrandes, die bisweilen fast als stumpfer Vorsprung erscheint (F. 27); auch in der Wölbung der rechten Schaale ist deren stärkere Anschwellung in der Mitte hervorzuheben. Am Bauchrande gehen die vordere und hintere Randfurche, wie bei der typischen Form, in einen feinen eingedrückten Punkt oder einer Pore aus (F. 26 b), die ja allen verwandten Arten zukommt. Die Isochilina? formosa Barr. (Syst. sil. Boh. Vol. I suppl. p. 534, T. 34, F. 1–3), an die man bei der sonstigen nahen Verwandtschaft der uralischen und böhmischen Silurformen sogleich denken müsste, zeigt bei ziemlicher Uebereinstimmung des Umrisses einen schwächeren Abfall der Wölbung zum Bauchrande, auch fehlen ihr die eingedrückten Punkte am inneren Ende der Randfurchen, was vielleicht auch nur vom Erhaltungszustand des Exemplars herrührt.

[25] Maasse:

Höhe
Länge grösste vorn hinten Schlosslinie
Rechte Schaale 13,2 mm. 8,8 mm. 5,8 mm. 7,5 mm. 10,0 mm.
12,0 » 8,0 » 5,2 » 7,0 » 8,5 »
10,5 » 7,0 » 4,8 » 7,0 »
Linke Schaale 16,0 » 9,0 » 6,8 » 8,0 » 11,0 »

Vorkommen. Die vorliegenden Stücke stammen aus einem dunkelgrauen Kalk vom Ufer der Belaja unterhalb Katschukowa; das Gestein stimmt mit dem grauen Kalk in dem die vorigen Arten aufliegen überein, doch sind sie mit ihr nicht zusammen gefunden worden.

Erklärung der Figuren. T. I, F. 26 a, b, c Exemplar der rechten Schaale, a von oben, b von der Bauchseite mit den Poren am Ende der Randfurchen, c Querdurchschnitt, der Stellung von a entsprechend; F. 27 Exemplar der rechten Schaale mit stärker hervortretender Wölbung in der Mitte; F. 28 a, b, c linke Schaale, bei b der nur die Mitte einnehmende Umschlag des Bauchrandes zu sehen. Alle Exemplare im Museum des Berginstituts.


4. Von der Insel Waigatsch.

Von der Expedition des Prof. Baron A. Nordenskjöld an die Jenisseimündung im Jahre 1875 erhielt ich durch Prof. G. Lindström in Stockholm eine Portion grauer splittriger Kalksteinproben, erfüllt von Leperditien, die vom Cap Grebennyi auf der Insel Waigatsch stammen. Die übrigen Petrefakten – es sind noch Brachiopoden, Korallen und Trilobiten vorhanden – sind noch nicht bestimmt; es kann daher über das Niveau der erwähnten Ablagerung nichts Genaueres gesagt werden[9]. Immerhin ist es äusserst wahrscheinlich, dass wir es hier ebenfalls mit einer dem Hercyn E. Kayser’s zugehörigen Ablagerung aus dem Gränzgebiet des Silur und Devon zu thun haben. Fast alle Exemplare gehören einer Art an, die ich ihrem Entdecker zu Ehren L. Nordenskjöldi nenne; ausserdem fand sich noch ein wohl charakterisirbares Exemplar einer anderen, neuen, der vorigen verwandten Art, L. Waigatschensis n. sp., und endlich eine dritte Form mit stark entwickeltem Buckel oder Vorsprung an der hinteren Seite, die aber nur in unvollständigen Bruchstücken vorliegt.


Leperditia Nordenskjöldi n. sp. T. I, F. 29–32.

Es liegen uns eine grosse Zahl (über 100) wohlerhaltene aber stets getrennte Exemplare der rechten sowohl als der linken Schaale vor, nach denen die Charaktere der Art [26] sehr wohl festgestellt werden konnten. Sie steht, wie schon früher erwähnt, unserer schon bekannten L. grandis sehr nahe, daher wird es erlaubt sein, die Beschreibung mehr vergleichend zu halten.

Umriss ziemlich oval, fast trapezförmig; der Hinterrand springt etwas stärker vor als der Vorderrand; der Bauchrand sanft gewölbt, in der Mitte am meisten vorspringend, darin verschieden von L. grandis, die eine starke Verbreiterung nach hinten zeigt. Bei unserer Art ist die Höhe vorn nur wenig kürzer als hinten, während bei jener die grösste (die bei unserer Art in der Mitte liegt) und die hintere Höhe fast zusammenfallen. Am Vorder- und Hinterrande verläuft ein deutlicher Randsaum, der durch eine Furche vom gewölbten inneren Theil der Schaale geschieden ist; auf der Bauchseite verliert sich dieser Randsaum und die Schaale fällt direkt und steil zum Bauchrande ab. Die stärkste Wölbung beider Schaalen verläuft längs dem Bauchrande, dabei zugleich in der Mitte sich am höchsten erhebend; der Augentuberkel (ohne besonderen Hof) und der Mittelfleck (meist erhaben) treten deutlich hervor; eine besondere Anschwellung längs der hinteren Hälfte des Schlossrandes (der die Höhe immer übertrifft) der linken Schaale, wie bei grandis und ihrer uralischen Varietät, ist nicht vorhanden. Die vordere und hintere Randfurche enden auf der rechten Schaale am Bauchrande in einem punktförmigen vertieften Eindruck; der Bauchrand der linken Schaale zeigt einen deutlichen Umschlag, der, verschieden von L. grandis, sich unter dem ganzen Bauchrande hinzieht und beiderseits schon unter dem flachen Randsaum beginnt. Die Schaale erscheint dem unbewaffneten Auge ganz glatt, zeigt aber unter der Loupe feine zerstreute punktförmige Tuberkeln.

Die Variationen in der Form sind nicht bedeutend; der Bauchrand erscheint gewölbter oder geradliniger und darnach der ganze Umriss mehr oval (F. 30, 31) oder mehr trapezförmig (F. 29, 32). Aehnlichkeiten mit anderen[WS 6] Arten als mit L. grandis und namentlich deren uralischen Varietät sind nicht vorhanden. Gern hätte ich eine Vereinigung unserer Art mit der genannten Varietät versucht, um dadurch wo möglich die Ablagerung von Cap Grebennyi in nähere Beziehung zu den uralischen Silurgebilden zu bringen, aber namentlich das verschiedene Verhalten der linken Schaale der var. uralensis mit ihrem verkürzten Umschlag und der Anschwellung am Schlossrande hielt mich davon ab, welche beide Kennzeichen der typischen L. grandis entsprechen. Ueber die Beziehungen zu L. Wiluiensis m. und formosa Barr. habe ich mich schon früher ausgelassen.

Maasse:

Höhe
Länge grösste vorn hinten Schlossrand
der rechte Schaale 17,0 mm. 9,8 mm. 7,3 mm. 7,8 mm. 11,8 mm.
13,2 » 8,0 » 6,1 » 7,1 » 9,8 »
12,5 » 7,8 » 5,5 » 6,8 » 8,0 »
11,0 » 6,0 » 4,8 » 5,2 » 7,0 »
7,0 » 4,2 » 2,8 » 3,8 » 5,0 »
der linken Schaale 15,0 » 9,0 » 6,0 » 8,0 » 10,5 »

[27]

Höhe
Länge grösste vorn hinten Schlossrand
der linken Schaale 15,0 mm. 8,8 mm. 6,2 mm. 7,5 mm. 10,2 mm.
13,2 » 7,2 » 5,8 » 7,0 » 9,0 »
12,0 » 6,4 » 5,0 » 5,8 » 8,0 »
11,0 » 6,2 » 5,0 » 5,7 » 8,0 »
8,0 » 4,8 » 3,6 » 4,2 » 5,4 »

Erklärung der Figuren. T. I, F. 29 a, b, c gestreckte, trapezoidale Form der rechten Schaale, a von oben, b vom Bauchrande mit den Poren, c von der Seite; F. 30 kürzere ovale Form der rechten Schaale; F. 31 linke Schaale der ovalen Form, unter b vom Bauchrande gesehen, mit dem Umschlag; F. 32 gestreckte Form der linken Schaale mit zum Theil fehlender Schaale und daher deutlicher hervortretendem Augen- und Mittelfleck.


Leperditia Waigatschensis n. sp. T. I, F. 33 a, b, c.

Es ist nur eine rechte Schaale dieser Art in der grossen Stockholmer Leperditiensendung[WS 7] von Cap Grebennyi auf Waigatsch enthalten. Diese zeigt aber so viel Eigenthümliches dass ich mich nicht scheue darnach eine neue Art aufzustellen, die übrigens in eine und dieselbe Gruppe mit der vorigen und L. grandis gestellt werden muss, weil beiderseits am Bauchrande eine punktförmige Vertiefung vorhanden ist und auch die Wölbungsverhältnisse entsprechen.

Leperditia Waigatschensis ist ausgezeichnet durch ihre kurze Form; der Vorder- und Hinterrand steigen steil an und divergiren nur wenig von den Endpunkten des Schlossrandes aus. Die Schaale steigt vom Schlossrande allmählich an und springt nach vorn in bauchiger Wölbung über den Bauchrand vor, vor dessen Mitte sie ihre höchste Wölbung erreicht. Der äusserste Punkt der Wölbung steht um 9,5 mm. vom Schlossrande ab, ebenso weit als die Länge des Schlossrandes beträgt, während die grösste Höhe der Schaale nach der Contour des Bauchrandes gemessen nur 8,5 mm. beträgt. Die vordere Höhe erreicht 6 mm., die hintere 8 mm., die grösste Länge vom äussersten Vorsprung des Vorderrandes zu dem des Hinterrandes 12,5 mm. Das Auge ist deutlich[WS 8], ohne netzadrigen Hof; auch der Mittelfleck zu erkennen. Der Vorder- und Hinterrand sind an der Bauchseite nicht getrennt, sondern gehen in einander über, da die Randfurche um die ganze Schaale, ausser am Schlossrand, herumgeht; beiderseits am Bauchrande in geringem Abstand von einander, etwa den Stellen der vorderen und hinteren Höhe entsprechend, in der Randfurche eine punktförmige Vertiefung, wie bei der vorigen Art und deren Verwandten.

Erklärung der Figuren. T. I. F. 33 a rechte Schaale von oben, b vom Bauchrande, mit den Poren, c von der Seite, um die übergreifende Wölbung zu zeigen.

[85]
Weitere Nachträge zu den russischen Leperditien.
Nachtrag zu den Leperditien von Waigatsch.

Auf Seite 25 der vorliegenden Arbeit erwähne ich aus der Nordenskjöld’schen Ausbeute von Waigatsch neben der häufigen Leperditia Nordenskjöldi und der L. Waigatschensis noch eine dritte, grosse Art mit stark entwickeltem Buckel, die ich wegen Unvollständigkeit der Exemplare mich nicht genauer zu beschreiben getraute. Nachdem ich vor Rücksendung des Materials alle gesammelten Stücke nochmals durchging, überzeugte ich mich, dass nicht nur die erwähnte Form sich ganz wohl charakterisiren lässt – ich nenne sie nach meinem Freunde Prof. G. Lindström in Stockholm, der mich zuerst auf dieselbe aufmerksam machte, Leperditia Lindströmi –, sondern von derselben Fundstätte noch eine weitere grosse Form, freilich auch nicht ganz vollständig, vorliegt, die ich einstweilen als var. mutica der L. Lindströmi beifüge.


Leperditia Lindströmi n. sp. T. V a, F. 17–20.

Es liegt eine ziemlich vollständige rechte und eine ebensolche linke Schaale vor; ausserdem ein paar Bruchstücke. Die Schaale ist gross, im Umriss schief eiförmig. Sowohl Vorder- als Hinterrand springen stark vor und zeigen einen breiten, flachen Randsaum, der von einer deutlichen Randfurche begleitet wird. Der Bauchrand steigt von vorn nach hinten [86] in starkem Bogen an und zeigt an seinem hintern Ende einen deutlichen stumpfen Vorsprung, der durch eine flache Bucht vom Beginn des Hinterrandes getrennt ist. Die grösste Höhe befindet sich hinter der Mitte kurz vor dem Vorsprung. Die Wölbung der Schaale ist vom Schloss- zum Bauchrande hin in der Mitte am höchsten. Bis zu dieser steigt sie vom Schlossrande allmählich an, verläuft dann in geringer Neigung nach der Bauchseite zu und fällt dann zum Bauchrande in steiler (F. 17) oder selbst fast überhängender Wölbung (F. 18) zum Bauchrande ab. Zugleich zeigt die Ansicht von der Bauchseite ein allmähliges Ansteigen von vorn nach hinten bis zur Mitte, dann schwaches Fallen zum Vorsprung, und von diesem an einen steilen und ziemlich plötzlichen Abfall zum Hinterrande (F. 17 b, 18 b, 19 b). Zwischen dem Bauchrande und der starken Wölbung der Bauchseite verläuft eine deutliche Furche, welche die vordere und hintere Randfurche mit einander verbindet. Da der Bauchrand der linken Schaale den für Leperditia charakteristischen Umschlag zeigt und dieser bei der rechten Schaale fehlt, so glaube ich ein Uebergreifen der rechten über die linke Schaale annehmen und daher unsre Form zu Leperditia stellen zu müssen. Der Augentuberkel (ohne besondern ihn umgebenden Fleck) und der Mittelfleck sind deutlich erkennbar.

Von bekannten Arten wüsste ich keine mit unsrer Art näher zu vergleichen. Durch die Furche an der Bauchseite unterscheidet sie sich von Allen. Die rechte und linke Schaale unsrer Art gehören verschiedenen Exemplaren an und zeigen in ihren Dimensionen Unterschiede, indem die Wölbung des Bauchrandes bei der linken Schaale viel stärker hervortritt, und zugleich die ganze Schaale kürzer und höher ist. Wir haben es hier wohl nur mit einer Veränderlichkeit innerhalb einer und derselben Art zu thun.

Maasse: Höhe
Länge. vorn. hinten. Grösste Höhe. Schlossrand.
Rechte Schaale 37 mm. 17 mm. 22 mm. 23 mm. 28 mm.
Linke Schaale 27 » 14 » 17 » 19 » 21 » ?

Fundort. Cap Grebenny auf Waigatsch. Die Exemplare im Stockholmer Museum.

Erklärung der Figuren: T. V a, F. 17 rechte Schaale von oben (a), von der Bauchseite (b) und im Durchschnitt von der Rücken- zur Bauchseite (c). F. 18, Exemplar einer linken Schaale, in den nämlichen Ansichten. F. 19, Stück eines hintern Vorsprungs der linken Schaale von oben (a) und von der Bauchseite (b). F. 20, Stück der Oberfläche einer linken Schaale mit deutlichem Auge und Mittelfleck.


Leperditia Lindströmi var. mutica m. T. V a, F. 21, 22.

Die Grössen- und Wölbungsverhältnisse stimmen so ziemlich mit der Hauptform überein; der Unterschied liegt wesentlich darin, dass der markirte Vorsprung an der Hinterseite [87] der Schaale wenig oder gar nicht ausgebildet ist, obgleich immerhin ein steilerer Abfall der Wölbung an der Hinterseite, dem Vorsprung entsprechend, bestehn bleibt. Auch ist die Schaale im Umriss mehr oblong, die Hinterseite weniger vorgezogen als in der Hauptform. Die Furche am Bauchrande ist ebenso stark oder sogar stärker ausgebildet. Die Oberfläche zeigt zuweilen eine feine zerstreute Tuberkulirung, die andeutungsweise übrigens auch bei der Hauptform vorkommt.

Maasse können nicht angegeben werden, da kein Exemplar einigermaassen vollständig ist. Die Figuren mögen einstweilen genügen.

Der Fundort ist der nämliche wie bei der typischen Form.

Erklärung der Figuren: Es sind zwei Exemplare der linken Schaale in T. V a, F. 21, 22 abgebildet, mit der Ansicht von oben (a), von der Bauchseite (b) und dem Durchschnitt von der Rücken- zur Bauchseite (c).


Nachtrag zu den Uralischen Leperditien.

Sämmtliche Uralische Leperditien, die L. Barbotana, Mölleri, wie Isochilina biensis kommen wie oben (S. 22) gesagt, im Niveau das Pentamerus Baschkiricus vor, das nach v. Grünewaldt früher mit den obersten böhmischen Etagen F, G, H, und also jetzt mit dem Kayser’schen Hercyn parallelisirt wurde.

Nun hat Hr. Tschernyschew[10] in seinem vorläufigen Bericht über seine geologischen Untersuchungen am W. Abhang des südlichen Ural, nachgewiesen, dass das genannte Niveau des P. baschkiricus, da in ihm Formen wie Spirifer Archiaci Murch. und Stringocephalus Burtini vorkommen, dem mittlern Devon zuzuweisen und wohl von den gleichfalls früher von Grünewaldt untersuchten Bogoslowsker Schichten mit Rhynch. nympha, Spirifer superbus, Pentamerus acutolobatus zu scheiden ist, die auch auf dem W. Abhang des südlichen Ural am obern Juresan angetroffen werden und wirklich dem obersten böhmischen Silur Barrande’s also dem Kayser’schen Hercyn zu parallelisiren sind. Hier findet sich von Leperditien nur die L. Barbotana, die also beiden Niveau’s angehört. Die Leperditia grandis var. uralensis (S. oben S. 24), die ich oben als Hinweis auf das silurische Alter des Uralischen Leperditienniveaus auffasste, bleibe einstweilen als Varietät stehn. Weiteres Material wird wahrscheinlich auch ausreichende specifische Unterschiede liefern.

Von der Leperditia Mölleri m. (S. oben S. 23, T. I, F. 23–25) habe ich durch Hrn. Tschernyschew neues Material aus dem oben bezeichneten Niveau erhalten, «von [88] der Vereinigung der Flüsse Bia und Bolotnaja unterhalb des Dorfes Ailina» aus dem ich eine Schaale mittheile (T. V a, F. 24), an welcher der Umschlag sehr schön hervortritt. Zugleich benutze ich die Gelegenheit eine neue (F. 23 a) verbesserte Zeichnung des grossen Exemplars der rechten Schaale T. I, F. 25 zu geben, bei dem fälschlich ein Randsaum auch auf der Bauchseite in der frühern Darstellung hervortritt. Zugleich gebe ich hier auch die Ansicht der Bauchseite (F. 23 b) des nämlichen Exemplars. Unter den mir zur Verfügung gestellten Exemplaren finden sich auch solche, bei denen die charakteristische Tuberkulirung sehr zurücktritt und die wir daher als eine var. laevigata bezeichnen könnten. Sie sind meistens klein, zeigen aber doch den Augenfleck und die charakteristische Verticalfurche hinter dem Auge: sie stammen ebenfalls vom Wege von Ailina zum Satkinski Sawod und sind von Hrn. Tschernyschew gesammelt.

[89]
ERKLÄRUNG DER TAFELN.

[90]
Tafel I.
Leperditien (F. 1–33) und Hemiaspiden (F. 34–49). Alles natürliche Grösse, wo nicht Anderes bemerkt ist.
F. 1. (S. 11) Rechte Schaale von Leperditia Eichwaldi m. Geschiebe von Kabillen in Kurl. Mus. Dorpat.
F. 2. (S. 11) Rechte Schaale von L. baltica His. Geschiebe von Dondangen in Kurl. Mus. Dorpat.
F. 3. Linke Schaale von L. baltica His. a von oben; b vom Umschlag aus gesehn. Geschiebe von Kabillen in Kurland. Mus. Dorpat.
F. 4. (S. 13) L. Keyserlingi m. Abweichende Form. Von Merjama in Estland. Mus. Dorpat.
F. 5. (S. 14) L. Hisingeri m. Steinkern der rechten Schaale von Laisholm. Mus. Reval.
F. 6 a, b. L. Hisingeri m. Ganzes Exemplar von Wisby.
F. 7. L. Hisingeri m. ganzes Exemplar von Wisby, vom Bauchrande aus, um den Umschlag der linken Schaale zu zeigen. Mus. Academ.
F. 8–12. (S. 16) L. Hisingeri var. abbreviata m. F. 8, grosses Exemplar der rechten Schaale von Nudi bei Raiküll. Mus. Dorpat
F. 9 a, b. linke Schaale von Nömmküll bei Raiküll, mit dem Umschlag in 9 a. Mus. Reval.
F. 10, linke Schaale vom Koschschen Bach an der Pernauschen Strasse. Mus. Reval.
F. 11, linke und F. 12 rechte Schaale von Keoküll bei Raiküll. Mus. Reval.
F. 13–19. (S. 18) L. marginata Keys. von Prof. Stuckenberg am Originalfundorte an der Waschkina im Petschoralande gesammelt. Mus. Academ.
F. 13 rechte und F. 14 linke Schaale der typischen Form.
F. 15 junges Exemplar der rechten, und F. 16 der linken Schaale der nämlichen Form.
F. 17 rechte und F. 18 linke Schaale der var. rotundata m.
F. 19 linke Schaale der var. subparallela m.
F. 20–22. (S. 21). L. Wiluiensis m. an der Tomba, Zufluss des Olcnek, von Czekanowski gesammelt. Mus. d. Akademie d. Wissenschaften.
F. 20 grosses Exemplar der rechten Schaale von oben.
F. 21. Schiefe Ansicht einer rechten Schaale von oben um die eingedrückten Punkte zu zeigen.
F. 22. Ganzes Exemplar vom Bauchrande um die Wölbung zu zeigen. Zugleich sieht man das Uebergreifen der rechten Schaale.
F. 23–25. (S. 23). L. Mölleri m. vom W. Abhang des S. Ural. Im Museum des Berginstituts.
F. 23. Rechte Schaale etwas vergrössert von oben, b vom Bauchrand, c im Durchschnitt. Auf dem Wege von Ailina zum Satkinski Sawod.
F. 24. Linke Schaale, a von oben, b von der Bauchseite mit dem Umschlag. Ebendaher, siehe auch T. V a, F. 24.
F. 25. Grosses Exemplar der rechten Schaale, vom linken Ufer der Belaja bei Kaginski Sawod. In der Zeichnung ist fälschlich der Randsaum auch um die Bauchseite herumgeführt. T. V a, F. 23 giebt eine verbesserte Darstellung.
F. 26–28. (S. 24). L. grandis Schrenk. var. uralensis m. vom Ufer der Belaja im S. Ural, unterhalb Katschukowa. Im Mus. des Berginstituts.
F. 26, 27, rechte Schaale von oben (a), von der Bauchseite (b); im Durchschnitt (c), fälschlich von der Bauch- zur Rückenseite, statt umgekehrt gestellt;
F. 28, linke Schaale von oben (a), von der Bauchseite mit dem Umschlag in der Mitte (b); im Durchschnitt von der Rücken- zur Bauchseite (c).
F. 29–32. (S. 25). L. Nordenskjöldi m. von Cap. Grebennyi auf der Waigatschinsel. Aus dem Stockholmer Museum.
F. 29. Gestreckte Form der rechten Schaale von oben (a), von der Bauchseite (b), von der Seite (c).
F. 30. Ovale Form der rechten Schaale.
F. 31. Ovale Form der linken Schaale von oben (a), von der Bauchseite mit dem Umschlage (b), im Durchschnitt von der Rücken- zur Bauchseite (c).
F. 32. Gestreckte Form der linken Schaale.
F. 33. (S. 27). L. Waigatschensis m. von Cap. Grebennyi auf der Insel Waigatsch. Stockholmer Museum. Rechte Schaale: von oben (a), vom Bauchrande (b), im Durchschnitt vom Rücken- zum Bauchrande (c).
F. 34–43. (S. 35–39 und 41–43). Bunodes lunula Eichw. mit der var. Schrencki m. (B. Schrencki Nieszk. sp. S. 38).
F. 34. Kopfschild und die 4 ersten Thoraxglieder der typischen Form. Coll. Volborth.
F. 35. Originalexemplar des Eichwald’schen B. lunula. Im geolog. Cabinet der Petersburger Universität.
F. 36. Wohlerhaltener Thorax derselben Form, mit Gelenkfortsätzen und Mediantuberkeln auf der Rhachis und tuberculirter Crista auf den Pleuren. Von oben (a) und von der Seite (b). Mus. Reval.
F. 37. Innerer Abdruck der hintern Thoraxglieder mit Gelenkfortsätzen. Mus. Dorpat.
F. 38. Innerer Abdruck der hintern (3–6) Thoraxglieder, der von Nieszkowski als Pygidium gedeutet wurde (S. 37, 38). Mus. Dorpat.
F. 39. Kopf einer Mittelform (S. 42) des typischen B. lunula[WS 9] und der var. Schrenki (ähnlich T. VII, F. 4). Mus. Reval.
F. 40. Ebenfalls Mittelform (S. 42) des B. lunula und der var. Schrencki. Rumpf und Hinterleib fast vollständig erhalten. Coll. Valborth.
F. 41. Eine ähnliche Mittelform früher (S. 38) wie die beiden vorigen Exemplare als B. Schrencki bestimmt. Coll. Volborth.
F. 42. Originalexemplar des Bunodes (Exapinurus) Schrencki Nieszk. mit concavem Hinterrande des Kopfes. Mus. Dorpat.
F. 43. Isolirte Rumpfglieder derselben var. Schrencki (das Stück in T. VII, F. 3 in verbesserter Zeichnung). Coll. Volborth.
F. 44–47. Bunodes rugosus Nieszkowski (S. 39, 40).
F. 44. Originalexemplar von Nieszk. Mus. Dorpat
F. 45. Andrer Kopf aus dem Dorpater Museum.
F. 46. Ganzes Exemplar mit über den Thorax herübergeklapptem Kopfschild. Die Abdominalglieder sichtbar. Coll. Volborth.
F. 47. Kopf mit Thorax ausgestreckt, (schlechtes Exemplar). Mus. Reval.
F. 48, 49. Pseudoniscus aculeatus Nieszk. (S. 40, 41).
F. 48. Innerer Abdruck der Rückenseite des Originalexemplars vergrössert. Mus. Dorpat.
F. 49. Kopf mit erkennbaren Gesichtsnäthen und den 2 ersten Thoraxgliedern. Das Uebrige restaurirt. Natürl. Grösse. Mus. Reval.


[T1]

Mem. de l’Acad. Imp. d. Sc. VII. Serie. F. Schmidt. Miscellanea silurica. III. Tf. I.


[96]
Tafel Va.
Pterygotus osiliensis von Rootziküll.
F. 1. Innerer Abdruck des Thorax von der Rückenseite, in halber Grösse. Die ersten beiden Glieder unvollständig erhalten. Das 4te und 5te vollständig in natürlicher Lage.
F. 2. Die Unterseite des Thorax von oben gesehn in halber Grösse (S. 79) mit den 5 Blattfüssen (I, II, III, IV, V) und der Mediannath (a daneben vergrössert) am Blattfuss V; am hintern Ende ein Theil des 6ten dorsalen Thoraxgliedes von oben mit einem Stück des seitlichen Umschlags (b), und das 7te und 8te Leibesglied vollständig. Dieser hintere Theil des abgebildeten Exemplars ist in T. V, F. 6 von der Bauchseite dargestellt. Mus. Reval.
F. 3. Wahrscheinlich der zweite Blattfuss, mit medianer Furche, in welcher feinere Schuppenzeichnung sichtbar als auf der übrigen Platte (S. 68). Nat. Grösse. Mus. Reval.
F. 4. Zwei übereinandergeschobene Blattfüsse, wahrscheinlich der 4te und 5te. Dahinter das 7te (ringsgeschlossene) Leibesglied von der Bauchseite. In der Medianlinie der ersten die feine Nath zu erkennen. Halbe Grösse. Museum Reval. In F. 4 a ein Stück der Schaale des vordern Blattfusses vergrössert mit der innern porösen Membran, die vollkommen in ihrer Sructur dem hintern Umschlag der Leibesglieder entspricht. An einzelnen Poren sieht man noch die Anfänge der von ihnen ausgehenden Gefässe.
F. 5. Seitenansicht zweier abwärtsgebogener dorsaler Thoraxglieder (wohl d. 5te und 6te) mit dem Ohr an der Vorderecke des 1sten Gliedes. Ueber diese Glieder legt sich ein breiter Blattfuss (V) von fast gleicher Längenerstreckung wie die beiden Dorsalglieder zusammen. Es ist die Fig. 10 (rechts) T. IV verbessert. Halbe Grösse. Mus. Reval.
F. 6. Seitenansicht des in F. 4 auf T. V dargestellten dorsalen Thoraxgliedes mit vorspringendem Ohr: das Original befindet sich nicht in natürlicher Lage, sondern ist an den Seiten abwärts gebogen. Nat. Grösse. Mus. Reval.
F. 7. Linke Hälfte des grossen Thoraxgliedes T. V, F. 3 um den Vorderrand mit dem mittlern Gelenkfortsatz und dem Fulcrum deutlicher zu zeigen; an der linken Seite (bei a) ist ein Theil des seitlichen Umschlags blosgelegt, die scheinbar nach aussen convexe Schuppenzeichnung stellt die äussern Bögen von nach hinten vorspringenden Schuppen vor. Natürl. Grösse. Mus. Reval.
F. 8. Theil eines andern Thoraxgliedes, in natürlicher Grösse, an dem man rechts den Seitenumschlag erkennt mit Abdrücken polygonaler Randschwielen wie auf T. VI, F. 4. Links davon sieht man den doppelten hintern porenführenden Umschlag, der in F. 8 a vergrössert dargestellt, sowohl diesen Umschlag des dorsalen Thoraxgliedes selbst als den von dessen Seitenumschlag erkennen lässt. Auch Spuren von Gefässen sind zu erkennen, die zu den feinen Poren führen. In F. 8 a sind 4 Schichten zu unterscheiden: die obere Schaale ist mit m bezeichnet, ihr Umschlag mit n, der hintere poröse Umschlag des Seitenumschlags mit o und dieser Seitenumschlag selbst mit p. Mus. Reval.
F. 9. Seitenansicht der rechten Spitze des auf T. V, F. 5 dargestellten, niedergedrückten abdominalen Ringgliedes um die convexe Brücke zu zeigen, welche die obere Seite mit der untern verbindet. Nat. Grösse. Mus. Reval.
F. 10. Das Hinterste von den auf T. V, F. 7 dargestellten Abdominalgliedern, das ich nach dem Verhältniss der Länge zur Breite als 11tes Leibesglied erkenne. Am Vorderrande ist die Gelenkfalz mit der vorspringenden quergestreiften Gelenklamelle zu erkennen, die nicht bis zu den vorspringenden Vorderecken fortsetzt. Im 10 a Längsdurchschnitt, um die Einfügung der Glieder zu zeigen. Nat. Grösse. Mus. Reval.
F. 11. Ein kleineres 11tes Glied, von oben (a) und von unten (b). Natürl. Grösse. Mus. Reval.
F. 12. Nahezu vollständiges Exemplar des 12ten Leibesgliedes in natürlicher Grösse, von oben gesehn, mit Andeutung der Crista. Coll. Volborth.
F. 13. Ein Grundglied des grossen Ruder-Fusspaars in natürlicher Stellung und Grösse mit dem Einschnitt an der hintern Seite: dient zur Ergänzung der F. 6 auf T. IV. Coll. Volborth.
F. 14. Theil des Grundgliedes eines grossen Ruderfusses mit den nächsten drei Fussgliedern (2, 3, 4) und der Basis des 5ten Gliedes, der Gelenkfortsatz des 2ten Gliedes mit dem es im Grundgliede artikulirt, ist freigelegt. Nat. Grösse. Coll. Volborth.
F. 15. Theil eines Ruderfusses der andern Seite mit dem 2ten bis 6ten Fussgliede. Nat. Grösse. Mus. Reval.
F. 16 a. Vergrösserte Darstellung der Membran der Innenseite des Metastoma T. IV, F. 2 mit erkennbarer Schuppenzeichnung und Poren; zugleich ist ein Stück der Aussenseite mit Schuppenzeichnung zu sehn. F. 16 b. Stück einer Umschlagsmembran stärker vergrössert, um die Form und Vertheilung der Poren zu zeigen. Mus. Reval.
F. 17–24. Nachträge zu den russischen Leperditien. Alles natürliche Grösse.
F. 17 a, b, c. Rechte Schaale der Leperditia Lindströmi n. sp. (S. 85) von Cap. Grebennyi auf der Waigatsch Insel. Von oben (a), von der Bauchseite (b) und im Durchschnitt von der Rücken- zur Bauchseite (c). Stockholmer Museum.
F. 18 a, b, c. Linke Schaale derselben Art ebendaher, mit den nämlichen Ansichten. In b der Umschlag zu sehn.
F. 19 a, b. Stück eines hintern Vorsprungs der linken Schaale derselben Art ebendaher. Von oben (a) und von der Bauchseite (b).
F. 20. Stück der Oberfläche der linken Schaale derselben Art ebendaher, um das Auge und den Mittelfleck zu zeigen.
F. 21 und 22 a, b, c. Zwei unvollständige Stücke der var. mutica m. von Leperditia Lindströmi (S. 86) von Cap. Grebennyi, in denselben Ansichten wie F. 18. Stockholm. Mus.
F. 23 a, b. Leperditia Mölleri m. (S. 23 und 24). Grosses Exemplar von Kaginski Sawod an der Belaja. Verbesserte Darstellung der Fig. 25 auf T. I, mit Hinzufügung der Ansicht (b) von der Bauchseite. Mus. des Berginstituts.
F. 24. Ansicht von der Bauchseite einer linken Schaale vom Zusammenfluss der Flüsse Bia und Bolotnaja unterhalb Ailina (S. 88) zur Ergänzung der F. 24 auf T. I. Museum des Berginstituts.


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Mem. de l’Acad. Imp. d. Sc. VII. Serie. F. Schmidt. Miscellanea silurica. III. Taf. V. a.




  1. Seite 5 Zeile 1 von oben lies «ad» statt «at». (Berichtigungen und Druckfehler)
  2. Seite 5 Zeile 9 von unten lies «Ostracoden» statt «Ostracaden». (Berichtigungen und Druckfehler)
  3. Siehe meine Arbeit S. 22, F. 36, 37.
  4. Der Hisinger’sche Fundort Wisby ist nach meinem Dafürhalten, wie oben ausgeführt, einstweilen zu streichen (wahrscheinlich hat er abgeriebens kleine Exemplare von L. Hisingeri mit unserer Art verwechselt).
  5. Seite 13 Zeile 14 von oben lies «Fig. 2» statt «Fig. 1». (Berichtigungen und Druckfehler)
  6. Seite 13 Zeile 18 von oben lies «1873» statt «1387». (Berichtigungen und Druckfehler)
  7. S. Отчетъ геологическаго путешествія въ Печорскій край и Тиманскую тундру Александра Штукенберга. С.-Петербургъ[WS 3] 1875.
  8. Kayser, Fauna der ältesten Devonablagerungen des Harzes p. 273.
  9. Soeben erhalte ich den Artikel von Prof. G. Lindström, Silurische Korallen aus Nord-Russland und Sibirien, in Bihang till k. svenska Vet. Akad. Handl. Bd. 6, № 18, p. 6 (1882), wo von der erwähnten Localität Proetu sconspersus Ang., Atrypa didyma, Favosites Forbesi Edw., Syringopora fenestrata Lindstr. angeführt und der grösste Theil der Schichten als obersilurische bezeichnet sind.
  10. Ѳ. Чернышевъ, предварительный отчетъ о геологическихъ изслѣдованіяхъ на западномъ склонѣ южнаго Урала, in Извѣстія геологическаго комитета, Томъ II, № 1 (1883) стр. 31–48. Ein deutsches Referat über den Artikel wird auch im Neuen Jahrbuch für Mineralogie u. s. w. erscheinen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Veerschiedenes
  2. Vorlage:secudären
  3. Vorlage: С.-Петербуръ
  4. Vorlage: Schaalee
  5. Vorlage: nämlischen
  6. Vorlage: andereren
  7. Vorlage: Lepergitiensendung
  8. Vorlage: dedtlich
  9. Vorlage: P. lunula