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Miscellanea silurica III

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Autor: Friedrich Schmidt
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Titel: Miscellanea silurica III
Untertitel:
aus: Mémoires de l’Académie Impériale des sciences de St.-Pétersbourg, 7. Serie, Band 31, Nr. 5
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Erscheinungsdatum: 1883
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Erscheinungsort: St. Petersburg
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Quelle: Michigan-USA*, Commons
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[I]
MÉMOIRES
DE
L’ACADÉMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.-PÉTERSBOURG, VIIE SÉRIE.
Tome XXXI, № 5.


MISCELLANEA SILURICA III.

I. NACHTRAG ZUR MONOGRAPHIE DER
RUSSISCHEN SILURISCHEN LEPERDITIEN.

II.
DIE CRUSTACEENFAUNA DER EURYPTERENSCHICHTEN
VON ROOTZIKÜLL AUF OESEL.


VON
Mag. Fr. Schmidt,
Mitgliede der Akademie.



Mit IX Tafeln.


(Lu le 19 janvier 1882.)




St.-PÉTERSBOURG, 1883.
Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences:
à St.-Pétersbourg:
MM. Eggers et Cie
et J. Glasounof;
à Riga:
M. N. Kymmel;

à Leipzig:
Voss’ Sortiment (G. Haessel).
Prix: 2 Rbl. = 6 Mk. 70 Pf.


[II]

Imprimé par ordre de l’Académie Impériale des sciences.
Mai 1883. C. Vessélofski, Secrétaire perpétuel.


Imprimerie de l’Académie Impériale des sciences.
(Vass.-Ostr., 9 ligne, № 12.)


[III]
Vorwort.

Das Nöthige über Veranlassung und Inhalt der vorliegenden Arbeit ist in der Einleitung gesagt. Was mich veranlasst, jetzt nach Beendigung des Druckes, noch eine Vorrede hinzuzufügen, hat andere Gründe. Die Publikation der Arbeit hat sich hinausgezogen, ähnlich wie es bei meiner Revision unsrer ostbaltischen Trilobiten der Fall war. Die Arbeit wurde im Frühjahr 1882 der Akademie vorgestellt. Anfangs waren 6 Tafeln veranschlagt; diese waren gezeichnet und auch schon 5 Bogen Text gedruckt, als ich mich entschloss im Sommer 1882 noch eine Fahrt nach Rootziküll auf Oesel zu machen, um eine nochmalige Nachlese zu halten, die nach vollständiger Durcharbeitung des vorhandenen Materials reicher ausfallen musste als die frühern Sammlungen. Das Resultat der letzten Reise enthalten die neu hinzugefügten Tafeln 3a, 5a und 7, die grösstentheils neue Figuren, z. Th. aber auch Verbesserungen von schon früher dargestellten enthalten. Wenn nun jetzt auch nicht alles Zusammengehörige auf den Tafeln sich beisammen findet, so hat doch durch die Vermehrung der zur Anschauung gebrachten Stücke die ganze Arbeit hoffentlich gewonnen. Besonders weise ich auf die neue Restauration des Eurypterus hin. Auch im Text sind Nachträge nothwendig geworden. Der Abschnitt über die Hemiaspiden war mit dem 5ten Bogen schon im Frühjahr 1882 grösstentheils gedruckt; die später gefundenen Stücke sind als Nachtrag im 6ten Bogen besprochen. Zugleich habe ich hier noch einiges Allgemeine über die systematische Stellung der Hemiaspiden und ihr Verhältniss zu den übrigen Gruppen der Poecilopoden gesagt, und versucht die vier Hauptgruppen dieser Ordnung: die Trilobiten, Hemiaspiden, Eurypteriden und Limuliden übersichtlich zu charakterisiren. Die Kenntniss der Gruppe der Eurypteriden konnte durch die Aufstellung einer neuen Eurypterus-Art, E. laticeps und einer neuen Varietät unsres E. Fischeri, var. rectangularis erweitert werden. [IV] Ebenso konnten Hinweise darauf gemacht werden, dass wahrscheinlich auch die Gattung Pterygotus in mehr als einer Art bei uns vertreten ist.

Der letzte Abschnitt der Crustaceenfauna unsrer Eurypterusschichten, die Gattung Ceratiocaris, von der ich früher bei uns nur die Schwanzstacheln kannte und in der Einleitung daher auch allein erwähnte, hat im verflossenen Sommer eine wichtige Vervollständigung erhalten durch das Rückenschild, das mein diesmaliger Reisegefährte, Dr. F. Nötling aus Königsberg, in Rootziküll entdeckte und mir freundlichst überliess. Als Zeichen meiner Erkenntlichkeit erlaube ich mir daher diese Art, die sich als neu erwiesen, Ceratiocaris Nötlingi zu benennen.

Einige weitere Nachträge zu den Leperditien, speciell zu den von der Insel Waigatsch durch Nordenskjöld mitgebrachten, findet man am Schluss der Arbeit; ebenso Notizen über die Lagerungsverhältnisse und das geologische Alter der Uralischen Leperditien, nach neuern Untersuchungen.

Wenn ich im Text wiederholt Veranlassung genommen habe mich gegenüber der grossen Monographie von Dr. H. Woodward über die fossilen Merostomen kritisch zu verhalten, so möge er mir das nicht übel nehmen. Ich muss hier nochmals dankend hervorheben, dass seine Monographie nicht bloss die Veranlassung gewesen ist, dass ich mein Eurypterenmaterial von Neuem durcharbeitete, sondern die jetzige, in mancher Beziehung vervollständigte Darstellung des Pterygotus wäre auch überhaupt nicht zu Stande gekommen, wenn Woodward’s Arbeit mir nicht die Grundlage geliefert hätte, auf der ich nachher weiter bauen konnte.

Mai, 1883.


[1]
EINLEITUNG.

Die vorliegende dritte Nummer meiner Miscellanea silurica[1] erscheint als Zwischenarbeit während der Durchführung meiner vermuthlich noch Jahre dauernden Monographie unserer ostbaltischen silurischen Trilobiten, von der soeben die erste Abtheilung[2] erschienen ist. Ihre Herausgabe wurde wesentlich durch meine Beziehungen zu den Englischen Fachgenossen veranlasst.

Die erste Abtheilung der gegenwärtigen Arbeit enthält einen Nachtrag zu meiner im Jahre 1873 erschienenen Bearbeitung der russischen silurischen Leperditien.

Im verflossenen Herbst erhielt ich einen Artikel von T. Rupert Jones zugeschickt (Notes on the Palaeozoic bivalved Entomostraca № 12. Some Cambrian and Silurian Leperditiae and Primitiae, in Annals and magazine of Natural History, November 1881 p. 332–350), in welchem der geehrte Verfasser sich wiederholt auf meine erwähnte frühere Arbeit bezieht, und vielfach Ansichten über einzelne Arten aufstellt, die den von mir vertretenen zuwiderlaufen. Ich schrieb ihm einen ausführlichen Brief, in dem ich meine früher ausgesprochene Meinung in Bezug auf die behandelten Leperditien und deren geologisches Alter vertrat und wurde dadurch zugleich zur Abfassung des vorliegenden Nachtrags angeregt, zu dem die Materialien schon lange bereit lagen. Durch die freundlich eingehende Weise, mit welcher Herr Prof. Rupert Jones meine kritischen Bemerkungen aufgenommen und in ihrer Berechtigung anerkannt hat (sie sind von ihm mitgetheilt im Märzheft 1882 der Annals of Nat. History p. 168–172), ist dem polemischen Theil meiner Arbeit die Spitze abgebrochen und ich begnüge mich mit der Mittheilung neu angesammelter Thatsachen und Beobachtungen. Freilich habe ich seitdem, nach eingehendem [2] erneutem Studium unseres ganzen Leperditienmaterials, wiederholt Gelegenheit gehabt, meine früheren Ansichten zu berichtigen, und bin daher nicht in der Lage, meine in dem erwähnten Briefe an Rupert Jones ausgesprochenen Ansichten durchweg aufrecht zu erhalten.

In meinem vorliegenden Nachtrag gedenke ich nun zuerst eine Uebersicht unserer ostbaltischen silurischen Leperditien nach dem jetzigen Stande unserer Kenntniss zu geben, und dann noch ein paar andere russische silurische Leperditien zu behandeln, namentlich unsere älteste russische Art, L. (Cypridina) marginata Keys., die ich gegenwärtig nach neu hinzugekommenen Materialien vollständiger beschreiben kann und ein paar neue Arten aus dem Uralgebiet (im weiteren Sinne), die L. Mölleri aus dem Ober-Silur oder Hercyn des südlichen Ural und die L. Nordenskjöldi aus dem nämlichen Niveau von der Insel Waigatsch (von Nordenskjöld’s Jenisseiexpedition).

Die zweite Abtheilung der vorliegenden Arbeit enthält eine Darstellung der interessanten und eigenthümlichen Crustaceenfauna[3] der Eurypterusschichten von Rootziküll auf Oesel. Unser Oeselscher Eurypterus, den wir jetzt wohl richtig E. Fischeri Eichw. nennen, und nicht mehr wie früher E. remipes Dek., wurde schon im Jahre 1858 von Dr. J. Nieszkowski im Archiv für Naturkunde Liv.-, Est- und Kurlands Bd. II, p. 299–344 ausführlich beschrieben und auf zwei Octavtafeln in grösstentheils restaurirten Figuren abgebildet. In einem Artikel des Quarterly Journal vol. 19, p. 78 (1863) spricht J. W. Salter mit grosser Anerkennung von Nieszkowski’s «admirable paper». Weniger günstig wird Nieszkowski’s Arbeit von Dr. H. Woodward in seinem Monograph of the british fossil Crustacea of the order Merostomata (Palaeontolographical society, vol. XIX, 1865) p. 27 beurtheilt, wo es heisst: «Dr. Nieszkowski gives restaurations of the upper and under side of Eurypterus, and in the latter figure he shows the appendages of the mouth in situ, and three thoracic plates for the under side of the body. We think this possibly arises from a misconception of the medial appendage, but shall refer to this paper again when treating of the genus Eurypterus».

Das Letztere ist nicht geschehen, auch spricht Nieszkowski nicht von 3 freien Thoraxplatten, sondern von 6, die er auch abbildet. Wir müssen hier bedauern, dass Herr Dr. Woodward sich mit einem Blick auf die Tafeln begnügt, und den Text nicht genau nachgelesen hat. Dass bei Nieszkowski eine «misconception» vorgelegen hat, indem er den dreigliedrigen Mittelanhang der ersten Thoraxplatte auf drei Platten vertheilt, muss auch ich zugeben, ebenso hat er fälschlich 6 freie Thoraxplatten angenommen statt 5, wie sie in der That vorhanden sind und auf meinen jetzigen Tafeln zur Darstellung kommen, die hoffentlich allen Ansprüchen genügen werden.

[3] Dr. Woodward legt seiner Beschreibung des Eurypterus ausschliesslich die Bearbeitung von J. Hall (Palaeontology of New York III p. 382–419*, pl. 80–84a) zu Grunde, die allerdings insofern den Vorzug vor der Nieszkowskischen verdient, als das von ihm verwerthete Material durch zahlreiche und naturgetreue Zeichnungen vollständig zur Beurtheilung vorliegt. Gerade dieses vollständig zur Anschauung gebrachte Material, ebenso wie die unvollständigen Restaurationen (die Woodward als Muster aufführt, und doch kennen sowohl Hall als er nur eine freie Thoraxplatte) zeigen uns aber, über ein wie sehr viel reicheres Material und über wie viel besser erhaltene Exemplare Nieszkowski verfügte, dessen Darstellung freilich im Einzelnen nicht die Genauigkeit zeigt, wie die Hall’sche.

Man wird es natürlich finden, dass ich so warm für die Nieszkowski’sche Arbeit eintrete, wenn ich darauf hinweise, dass ich damals, vor 23 Jahren, mich aufs Lebhafteste an der erwähnten Arbeit betheiligt habe, sowohl beim Herbeischaffen des Materials, als bei der Untersuchung der Details. Auch die vorgekommenen Fehler und «misconceptions» habe ich mit zu verantworten, was ich gern eingestehen will, um es gegenwärtig besser zu machen. Wenn die vorliegende neue Bearbeitung unseres Eurypterus, wie ich hoffe, den Beifall der Fachgenossen erlangen wird, so haben sie es, wie ich gern gestehe, Dr. Woodward und seiner abfälligen Erwähnung der Nieszkowski’schen Arbeit zu danken, dass ich schon jetzt an diese neue Bearbeitung gegangen bin.

Zusammen mit dem Eurypterus kommt ein grosser Pterygotus vor, der mir dem P. gigas Salt. am nächsten zu stehen scheint. Schon Eichwald (1854) und Nieszkowski (1858) hatten Theile dieses Thiers, Leibesglieder und das Metastoma, erwähnt und beschrieben; seitdem hat sich ein ziemlich reichhaltiges, wenn auch noch nicht vollständiges Material angesammelt, das jetzt zum ersten Mal im Zusammenhange bearbeitet werden soll.

Eine besondere Gruppe von Crustaceen von dem nämlichen Fundort hatten Eichwald und Nieszkowski unter den Namen Bunodes Eichw., Exapinurus Nieszk. und Pseudoniscus Nieszk. beschrieben. Bei meiner Anwesenheit im British Museum im Sommer 1875 demonstrirte mir Dr. H. Woodward freundlichst die schon früher von ihm hervorgehobene nahe Verwandtschaft dieser Gattungen mit Hemiaspis Woodw. und forderte mich auf, das neuerdings bei uns zusammengebrachte vollständigere Material aus diesen Gattungen zu verarbeiten, was weiter unten im Text geschehen soll. Dort wird man auch finden, dass ich mich gezwungen sehe, die oben genannten Gattungen (von denen Exapinurus mit Bunodes vereint wird) und Hemiaspis zu einer besonderen Gruppe der Hemiaspiden zu verbinden, die zwischen den Eurypteriden und den Trilobiten in der Mitte steht.

Das letzte Glied der von mir behandelten Crustaceenfauna von Rootziküll bilden endlich ein Paar Schwanzstacheln (zu drei gestellt), die zur Gattung Ceratiocaris M. Coy zu rechnen sind.


[99]
INHALT.
Seite.
Einleitung 1
I. Nachtrag zu den russischen Silurischen Leperditien 4
A. Uebersicht der ostbaltischen silurischen Leperditien. 4
Uebersicht der unterscheidenden Charactere 6
Verticale Verbreitung der Arten 7
Leperditia grandis Schrenck 8
» phaseolus His. sp. 9
» Eichwaldi F. Schmidt 11
» baltica His. sp. 11
» Keyserlingi F. Schmidt 13
» Hisingeri F. Schmidt 14
»  » var. abbreviata 16
B. Nachträge zu den Leperditien aus andern Silurgebieten Russlands. 18
1. Aus dem Waschkinabecken am Eismeer 18
Leperditia marginata Keys. 18
2. Von den Olenekquellen in Ost-Sibirien 21
Leperditia Wiluiensis F. Schmidt 21
3. Vom Ural.
Leperditia Barbotana F. Schmidt 22
» Mölleri F. Schmidt 23
» grandis Schrenck var. uralensis 24
4. Von der Insel Waigatsch 25
Leperditia Nordenskjöldi F. Sch. 25
» Waigatschensis F. Sch. 27
Seite.
II. Die Crustaceenfauna der Eurypterenschichten von Rootziküll auf Oesel 28
I. Fam. Hemiaspidae 31
Gen. Bunodes Eichw. 34
Bunodes lunula Eichw. 35
» lunula var. Schrencki (Nieszk.) 38
» rugosus Nieszk. 39
Gen. Pseudoniscus Nieszk.
Pseudoniscus aculeatus Nieszk. 40
Nachträge zur Gattung Bunodes 41
Bemerkungen über Organisation und systematische Stellung der Hemiaspiden 43
II. Fam. Eurypteridae. 46
Gen. Eurypterus Dek. 48
Eurypterus Fischeri Eichw. 50
»  » var. rectangularis F. Schmidt 62
» laticeps F. Schmidt 63
Gen. Pterygotus Ag. 64
Pterygotus osiliensis F. Schmidt 70
III. Gen. Ceratiocaris M. Coy. 83
Ceratiocaris Nötlingi F. Schmidt 84
Weitere Nachträge zu den russischen Leperditien 85
Nachtrag zu den Leperditien von Waigatsch 85
Leperditia Lindströmi F. Schmidt 85
Nachtrag zu den Uralischen Leperditien 87



  1. Miscellanea silurica I. Ueber die Russischen Silurischen Leperditien. Mém. de l’Acad. des sc., Sér. VII, T. 21, № 2, 1873. Miscellanea silurica II. Neue und wenig bekannte baltisch-silurische Petrefacten. Mém. Sér. VII, T. 21, № 11, 1874.
  2. Revision der ostbaltischen Trilobiten. Abtheilung I. Phacopidae, Cheiruridae und Encrinuridae. Mém. de l’Académie, Sér. VII, T. 30, № 1, 1882.
  3. Die Fischreste dieser Eurypterus-Schichten habe ich schon früher einmal zum Gegenstand einer Abhandlung gemacht. S. «Ueber Thyestes verrucosus Eichw. und Cephalaspis Schrenckii m., in Verhandl. der Kais. Mineralog. Gesellsch. neue Serie I. (1866).

Anmerkungen (Wikisource)