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Marie mit dem Jesuskind (Gemälde der Dresdener Gallerie)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Adolph Görling
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Titel: Marie mit dem Jesuskind
Untertitel: Von Ch. W. E. Dietrich
aus: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie
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Erscheinungsdatum: 1848−1851
Verlag: Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne
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Erscheinungsort: Leipzig und Dresden
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Quelle: Scan auf Commons
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The Flight into Egypt.     Marie mit dem Jesuskinde.

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Marie mit dem Jesuskind.
Von Ch. W. E. Dietrich.

Der, auch zuweilen zum Unterschiede von mehren andern Malern seines Namens, Dieterich genannte Künstler muß nach dem Urtheile von Kennern, wie Winkelmann und anderen, als einer der vorzüglichsten Maler genannt werden, welche im vorigen Jahrhunderte Deutschlands Ruhm auf dem Gebiete der Kunst verbreiteten.

Dies Urtheil bewährt sich noch heute, denn Dietrichs Arbeiten zeigen uns noch ein so kräftiges, höchst bewegliches und reiches Talent, daß wir von Achtung gegen ihn erfüllt werden. Diesem Talente verdankt er seine großen Erfolge weit mehr, als etwa dem Unterrichte seines Vaters und eines nicht unbedeutenden Malers, Thiele, in seiner Vaterstadt Weimar. In Dresden feuerte ihn der bekannte Minister Brühl zu angestrengtem Fleiße an, bis er, den italienischen jungen Malern nachgesetzt, sich zurück nach Weimar wandte, bis ihn der König von Polen wieder nach Dresden berief und ihm die Mittel zu einem längeren Aufenthalte in Italien verlieh. Er machte seine Hauptstudien an den großen Werken in Rom und Venedig. Auffallend war seine ungemeine Fertigkeit, den Styl und die Manier der verschiedensten Meister täuschend wiederzugeben. Doch nahm er nichts von diesen Besonderheiten in seine eignen Gemälde mit hinüber; hier ist der Entwurf einfach, sehr oft von großem Adel, die Auffassung sehr sinnig und gefühlvoll und das Ganze, durch eine meisterhafte Technik belebt, macht immer einen klaren, wohlthuenden Eindruck, der sich sehr oft bis zum Idealen erhebt. Seine Gegenstände sind sehr verschiedenartig, indeß dürften seine heiligen Stücke und seine Landschaften den Rang behaupten. Dresden besitzt von ihm, dem späteren Professor der Akademie der Künste, vierunddreißig Gemälde, unter denen wie unser Bild, sehr werthvolle sich befinden.

Fast noch mehr als durch seine Malereien hat Dietrich zur Verbreitung eines reinen, künstlerischen Geschmacks durch den Grabstichel und die Radirnadel gewirkt. Die geätzten oder gestochenen Blätter zeigen alle eine ganz ungemeine Meisterschaft in der Handhabung der Nadel und anderer Mittel und geben mit seltener Treue den Geist des Originals wieder. Die Mehrzahl seiner geätzten Arbeiten ist jedoch keine Copie, sondern Werk des Meisters selbst. Doch arbeitete er mit der Nadel gern in der Manier älterer Maler; er ahmte den Rembrandt, Ostade, Watteau, Berghem, Salvator Rosa, Mieris u. A. nach, und kam seinen Vorbildern sehr nahe. Es sind über zweihundert geätzte Stücke von Dietrich vorhanden und die Gallerie zu Dresden besitzt über zweitausend Zeichnungen von seiner Hand. Der gefeierte Künstler starb zu Dresden 1774, zweiundsechzig Jahre alt.