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MKL1888:Weingarten

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Weingarten“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Weingarten“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 16 (1890), Seite 499
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Weingarten. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 499. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Weingarten (Version vom 21.12.2022)

[499] Weingarten, 1) Stadt im württemberg. Donaukreis, Oberamt Ravensburg, 1865 aus dem Flecken Altdorf und dem Schloß W. gebildet, 485 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Pfarrkirche, eine Dampfstraßenbahn nach Ravensburg, ein Forstamt, Flachsspinnerei, eine Maschinenfabrik, Holzmanufaktur, Preßhefenfabrikation und Branntweinbrennerei, Strumpfstrickerei, Viehhandel und (1885) mit der Garnison (3. Infanterie-Bat. Nr. 120) 5448 meist kath. Einwohner. Das prachtvolle Schloß W. (jetzt Kaserne) war vormals Sitz einer freien Reichsabtei des Benediktinerordens, welche, als Frauenkloster ursprünglich 920 von den Welfen in Altdorf gegründet, 1047 in ein Mönchskloster umgewandelt, 1053 nach einem Brand in das Stammschloß der welfischen Familie (das gegenwärtige Gebäude) verlegt, 1803 säkularisiert und 1806 an Württemberg gegeben ward. Die Abtei (ehemals mit berühmter Bibliothek, besonders mit wertvollen Handschriften der Minnesänger) umfaßte ein Gebiet von 330 qkm (6 QM.). Die von 1715 bis 1725 im Jesuitenstil erbaute Klosterkirche enthält die Gruft der Ahnen des Welfenhauses, alte Malereien, eine der größten Orgeln (mit 6666 Pfeifen und 75 Registern), ein Welfendenkmal (1859 vom König Georg V. von Hannover errichtet) und unter den Reliquien einen „Tropfen vom Blut Christi“, der die Veranlassung zum jährlichen „Blutritt“, einer Wallfahrt, gegeben. Zu W. ward 22. April 1525 ein Vertrag zwischen den aufständischen Bauern und dem Truchseß von Waldburg geschlossen. – 2) Flecken im bad. Kreis Karlsruhe, an der Linie Mannheim-Konstanz der Badischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Schloßruine, Tabaks- und Weinbau, Porzellanfabrikation und (1885) 3570 meist evang. Einwohner.

Weingarten, Hermann, protest. Kirchenhistoriker, geb. 12. März 1834 zu Berlin, studierte in Jena und Berlin Theologie, habilitierte sich 1862 an der letztgenannten Fakultät als Privatdozent, wurde 1868 außerordentlicher Professor, war zugleich (1858–64) Adjunkt am königlichen Joachimsthalschen Gymnasium und bis 1873 Oberlehrer an der Andreasschule. 1873 wurde er als ordentlicher Professor nach Marburg, 1876 nach Breslau berufen. Er veröffentlichte: „Pascal als Apologet des Christentums“ (Leipz. 1862), „Die Revolutionskirchen Englands“ (das. 1868), „Zeittafeln zur Kirchengeschichte“ (3. Aufl., das. 1888), „Der Ursprung des Mönchtums im nachkonstantinischen Zeitalter“ (Gotha 1877) und gab Rothes „Vorlesungen über Kirchengeschichte“ (Heidelb. 1875) heraus.


Jahres-Supplement 1891–1892
Band 19 (1892), Seite 978
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[978] Weingarten, Hermann, protest. Kirchenhistoriker, Professor an der Universität Breslau, starb 25. April 1892 in der Heilanstalt Pöpelwitz.