MKL1888:Tornādos
[763] Tornādos (span.), Name von Wirbelstürmen, welche zwar an Stärke den gewaltigsten Orkanen Westindiens, des Indischen und Chinesischen Meers oft gleichkommen, aber einen verhältnismäßig kleinern Raum umfassen und auch von geringerer Dauer sind. Ihr Durchmesser sinkt von einigen Meilen oft bis auf einige tausend Fuß herab. Sie kommen am häufigsten in den östlichen Staaten Nordamerikas und an der Westküste von Afrika als sogen. Landtornados vor, bewegen sich in der Regel von SW. nach NO. über die Erdoberfläche fort und richten oft ungeheure Verheerungen an. Seetornados trifft man am häufigsten in dem Bereich und der Nachbarschaft der Region der Kalmen (s. d.); sie sind hier außerordentlich heftig und sehr gefährlich für die [764] Schiffe. Die T. werden von einem sehr kräftigen aufsteigenden Luftstrom gebildet, welcher in der Höhe seine Wasserdämpfe verdichtet. Auf diese Weise entsteht über den T. regelmäßig die Sturmwolke, eine kleine schwarze Wolke, das sogen. Ochsenauge, welche rasch zunimmt und sich nach oben hin trichterförmig erweitert. Sie bilden einerseits den Übergang zu den Tromben oder Windhosen (s. Trombe), anderseits zu den Cyklonen oder eigentlichen Wirbelstürmen (s. Wind). Vgl. Reye, Die Wirbelstürme, T. und Wettersäulen (Hamb. 1872).