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MKL1888:Tissot

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Tissot“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Tissot“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 15 (1889), Seite 728
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Tissot. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 728. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Tissot (Version vom 12.10.2021)

[728] Tissot (spr. -sso), 1) Simon (Samuel) André, Arzt, geb. 20. März 1728 zu Grancy bei Lausanne, studierte in Genf und Montpellier, ließ sich als Arzt in Lausanne nieder, leitete 1780–83 die Klinik in Pavia und starb 15. Juni 1797 in Lausanne. Von seinen Schriften (Laus. 1783–95, 15 Bde.; Par. 1809, 8 Bde.; deutsch, Leipz. 1784, 7 Bde.) sind besonders die populären hervorzuheben: „L’onanisme“ (Laus. 1760, fast in alle europäischen Sprachen übersetzt) und „Avis au peuple sur sa santé“ (das. 1761). Vgl. Eynard, La vie de S. A. T. (Par. 1839).

2) Pierre François, franz. Schriftsteller, geb. 10. März 1768 zu Versailles, ein eifriger Revolutionär und später ein Parteigänger Napoleons, widmete sich seit 1799 ganz der Litteratur, hielt seit 1810 am Collège de France vielbesuchte Vorlesungen über lateinische Poesie, welche 1821 verboten wurden, schrieb unter der Restauration für die Tagesblätter: „Constitutionnel“, „Minerve“, „Pilote“, „Gazette de France“, von denen er letzteres auch dirigierte, nahm 1830 seine Vorlesungen wieder auf, erhielt 1833 einen Sitz in der Akademie und starb 7. April 1854. Seinen zahlreichen Schriften fehlte es weder an der eleganten Form noch an bedeutendem Inhalt; nur leiden sie öfters an Oberflächlichkeit. Am meisten gerühmt werden seine „Études sur Virgile, comparé avec tous les poètes épiques et dramatiques des anciens et des modernes“ (Par. 1825–30, 4 Bde.; 2. Aufl. 1841, 2 Bde.). Außerdem schrieb er: „Bucoliques de Virgile, traduites en vers“ (1800); „Trophées des armées françaises depuis 1792 jusqu’en 1815“ (1819, 6 Bde.); „De la poésie latine“ (1821); „Poésies érotiques“ (1826, 2 Bde.); „Souvenirs historiques sur Talma“ (1826); „Histoire complète de la Révolution française“ (1833–36, 6 Bde.); „Histoire de Napoléon“ (1833, 2 Bde.) u. a. Die „Mémoires de Carnot“ gab er nach dessen Manuskripten heraus (1824).

3) Victor, franz. Schriftsteller, geb. 1845 zu Freiburg in der Schweiz, war längere Zeit Hauptredakteur der „Gazette de Lausanne“ und ließ sich 1874 in Paris nieder. Von hier aus bereiste er Deutschland und Österreich und veröffentlichte über diese Länder seine in Frankreich von der Lesewelt verschlungenen Schmähschriften: „Voyage au pays des milliards“ (1875), „Les Prussiens en Allemagne“ (1876) und „Voyage aux pays annexées“ (1876) sowie „Vienne et la vie viennoise“ (1878), denen sich später anschlossen: „Les mystères de Berlin“ (1879), „Voyage au pays des Tziganes“ (1880), „La Russie rouge“ (Roman, 1880), „L’Allemagne amoureuse“ (1884), „La police secrète prussienne“ (1884), „De Paris à Berlin“ (1886) u. a.