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MKL1888:Schloß

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Schloß“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 536539
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Wiktionary: Schloss
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Schloß. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 536–539. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Schlo%C3%9F (Version vom 12.12.2023)

[536] Schloß, s. v. w. Burg, Palast.

Schloß, Vorrichtung zum Verschließen, besteht im wesentlichen aus einem Riegel, dessen Bewegung nur nach Hinwegräumung gewisser Hindernisse (Zuhaltungen) mittels eines Schlüssels möglich ist. Der von außen durch das Schlüsselloch eingeführte Schlüssel wirkt entweder durch Umdrehung (Tourschloß) und besitzt dann im S. eine Führung entweder in einem Loch des Schloßblechs oder auf einem runden Stifte (Dorn; Hohlschlüssel, Rohr); das Gesenk hindert den Schlüssel gegen ein zu weites Eintreten, seine Raute (Ring) dient zum Drehen, ein seitwärts sitzender Lappen (Bart) bewegt Zuhaltung und Riegel. Oder der Schlüssel drängt beim Einstecken ohne Drehung die Zuhaltungen zurück (Steckschloß), wo dann die Verschiebung des Riegels durch eine nachträgliche Drehung des Schlüssels oder eine besondere Vorrichtung (Schieber oder Olive) erfolgt. Man unterscheidet nach der äußern Form und Art der Anbringung der Schlösser folgende Arten: 1) Kastenschlösser, bei denen der Schließmechanismus im Schloßkasten untergebracht ist, welcher mit der einen Seite gegen die zu verschließende Thür mit Schrauben befestigt wird. Ein solcher Schloßkasten besteht aus dem Schloßblech, auf welchem die Führungen für den Riegel, die Stifte zum Festhalten der Federn etc. angebracht sind; dem Stulp, d. h. derjenigen Seitenwand, durch welche der Riegelkopf heraustritt; dem Umschweif, welcher die übrigen drei schmalen Seitenwände bildet, und dem Schloßdeckel (Deckplatte), welcher die letzte, dem Schloßblech parallele Seite entweder ganz verschließt, oder nur die dem Schlüsselloch zunächst gelegenen Teile verdeckt. 2) Einlaßschlösser sind den Kastenschlössern ähnlich, werden aber in eine Vertiefung auf der Seitenfläche der Thür, des Deckels etc. eingelassen. 3) Einsteckschlösser sind auf zwei Seiten von Schloßblechen und auf der Seite, wo der Riegelkopf herauskommt, mit einem Stulp versehen, im übrigen meist ohne Umschweif ausgeführt. Sie werden in einen an der schmalen Seite der Thür eingestemmten Schlitz eingeschoben und mit den überragenden Stulprändern durch Schrauben befestigt. 4) Hängeschlösser (Vorhängeschlösser) mit rings verschlossenem Gehäuse, aus dem ein Bügel herausragt.

Von den Verschlüssen unterscheidet man drei Hauptarten. 1) Der Fallenverschluß, bei dem man sich zum Öffnen und Schließen keines eigentlichen Schlüssels, sondern einer für immer im Schlosse steckenden Klinke (Drücker, Knopf) bedient. Er wird meist zum bloßen Zuhalten von Zimmerthüren etc. benutzt und kann ohne weiteres geöffnet werden. Man unterscheidet hierbei die hebende Falle und die schießende Falle. Erstere ist meist bei alten Kastenschlössern zu finden und besteht (Fig. 1) aus einem Winkelhebel aaa′, dessen Arm a dadurch den Verschluß herstellt, daß er in einen an der Thürzarge befestigten Haken c (Schließkloben) eingreift. Die Zuhaltung wird von der Spiralfeder b gebildet, welche beim Öffnen durch einen Druck auf den Knopf oder Drücker a′ angehoben wird. Die Drehachse des Winkelhebels wird von einem dicken, in dem Schloßblech und Schloßdeckel gelagerten Cylinder d (Nuß) gebildet, welcher eine vierkantige Öffnung e zur Aufnahme

Fig. 1. Hebende Falle.

eines durchgesteckten Drückers besitzt, der das Öffnen des Schlosses von beiden Seiten her ermöglicht. Fig. 2 zeigt die Anordnung einer schießenden Falle, wie sie meist bei Einsteckschlössern verwendet wird. Dieselbe besteht aus einem Riegel a,

Fig. 2. Schießende Falle.

der von einer sich dagegenstemmenden Feder b mit seinem Kopf fortwährend aus dem Schloßkasten herausgedrängt und in die Öffnung eines in der Thürzarge befestigten Blechs (Schließblech) eingeschoben wird. Zur Öffnung des Riegels dient die Nuß c, ein im allgemeinen cylindrischer Körper, der oben einen Vorsprung d trägt, welcher bei der Drehung der Nuß gegen einen Vorsprung e des Riegels greift und ihn gegen die Feder zurücktreibt, während ein Daumen f der Nuß sich gegen eine zweite Feder g stemmt. Durch die vierkantige Öffnung der Nuß wird von einer Seite der vierkantige Dorn eines Drückers so weit hindurchgesteckt, daß er auf der andern Seite noch um ein zum Aufstecken eines zweiten Drückers ausreichendes Stück hervorragt.

2) Der Nachtriegelverschluß besteht einfach in einem Riegel, der entweder an einem aus dem Schloßkasten herausstehenden Knopf oder mit Hilfe einer kleinen mit Nuß versehenen Klinke verschoben werden kann. Hierher gehören auch die sogen. Baskülenriegel, welche besonders bei zweiflügeligen Thüren den einen Flügel dermaßen festhalten, daß der zweite dagegen abgeschlossen werden kann.

3) Der Riegelverschluß mit Schlüssel. Hier unterscheidet man vier Hauptarten von Schlössern: a) Die deutschen Schlösser unterscheiden sich von der schießenden Falle nur durch die Anwendung von Schlüsseln. Der Schlüsselbart, welcher hier die Stelle der Nuß vertritt, schiebt während einer Drehung von etwa 230° (die deutschen Schlösser werden daher 5/8-tourige Schlösser genannt) den Riegel [537] zurück und hält ihn in dieser Stellung fest. Wird der Schlüssel rückwärts gedreht, so folgt der Riegel unter dem Druck der Feder nach. Dies S. ist durch das Schlüsselloch auch ohne passenden Schlüssel mit Hilfe eines gebogenen Drahts (Dietrichs) leicht zu öffnen.

b) Die französischen Schlösser (Fig. 3) bestehen

Fig. 3. Französisches Schloß.

aus einem Riegel d, der durch den Stulp b herausgeschoben werden kann u. dabei mit einem Schlitz an dem auf dem Schloßblech a aufgenieteten vierkantigen Stift e geradlinig geführt wird. Der Schlüssel z steckt mit einem über den Bart hervorstehenden runden Stift in einem Loch des Schloßblechs a und wird, wenn der in der Figur fortgelassene Deckel auf den Umschweif c aufgelegt und mit Schrauben, deren Muttern in den Löchern tt des Schloßblechs angebracht sind, befestigt ist, durch das in dem Deckel angebrachte Schlüsselloch vor dem Bart an einer zweiten Stelle unterstützt, so daß er sich wie in zwei Lagern am Ring drehen läßt. Auf der Oberseite des Riegels finden sich drei Kerben 1, 2, 3, in deren eine die Zuhaltung, ein mit hakenförmigem Ansatz versehener, um g drehbarer Hebel f, durch die Feder h hineingedrückt wird. Die drei Kerben entsprechen den drei Hauptstellungen des Riegels (1 für den ganz zurückgezogenen, 2 für den halb herausgeschobenen und 3 für den ganz herausgeschobenen Riegel). In der Zeichnung liegt die Zuhaltung in 2. Soll nun der Riegel nach einer Richtung hin bewegt werden, so muß zunächst die Zuhaltung f aus der Kerbe 2 unter Überwindung des Federdrucks herausgehoben werden. Damit dies von dem Schlüssel bei seiner Drehung geschehen kann, ist eine Verlängerung der Zuhaltung p (Zuhaltungslappen) hinter dem Riegel bis unter dessen Unterseite fortgeführt. Der Schlüssel hebt bei seiner Drehung zunächst diesen hoch und mit ihm den Hebel f, so daß die Zuhaltung ausgelöst wird; alsdann stößt er gegen einen der Vorsprünge r, q oder s und zwar bei der jetzigen Riegelstellung gegen q von der rechten Seite, wenn der Riegel noch weiter herausgeschoben werden soll. Bei weiterer Drehung wirkt der Schlüssel gegen q wie der Zahn eines Zahnrades gegen einen Zahn einer Zahnstange und muß so geformt sein, daß er, wenn er den Zahn q bei fortgesetzter Drehung wieder verläßt, denselben gerade um so viel verschoben hat, daß der Riegel mit der folgenden obern Kerbe (also hier mit 3) gerade unter der Zuhaltung steht, so daß diese unter dem Druck der Feder h wieder einfällt. Will man also den eingezogenen Riegel ganz herauslassen oder das Umgekehrte thun, so muß man den Schlüssel zweimal ganz herumdrehen. Solche Schlösser nennt man zweitourige im Gegensatz zu den eintourigen, welche jedoch meist nur in kleinen Dimensionen (als Schubladenschlösser etc.) ausgeführt werden. Unten am Riegel ist noch eine Nase u angebracht, welche sich bei der äußersten Stellung des Riegels gegen den Stulp b legt, um das Herausschleudern des Riegels zu verhindern. Auch dies S. läßt sich durch einen Nachschlüssel oder Dietrich leicht öffnen.

Um die Benutzung von falschen Schlüsseln u. Dietrichen zu erschweren, macht man häufig den Querschnitt des Bartes geschweift und gibt auch dem Schlüsselloch eine entsprechende Form. Doch bleibt dann einem Dieb immer noch das Hilfsmittel, das Schlüsselloch so auszubiegen, daß er mit einem glatten Schlüssel oder Dietrich hineinkommt. Ein sicheres Mittel, das Öffnen der Schlösser durch Unbefugte zu erschweren, besteht in der Anbringung der Besatzungen (Eingerichte, Ringe), das sind kreisförmig um das Auge des Schlüssellochs im Schloßinnern angebrachte Blechstreifen von verschiedenem Querschnitt, welche nur zum Einlassen des Schlüssels einen Spalt haben und die Drehung eines Schlüssels nur gestatten, wenn dieser Einschnitte besitzt, welche mit dem Eingerichten korrespondieren. Aber auch diese Vorrichtungen sichern gegen geübte Diebe nicht, da man entweder zwischen den Besatzungen hindurch zur Zuhaltung und zum Riegel gelangen, oder aber die Besatzungen zum Teil mit Gewalt herausbrechen kann. Dennoch finden diese Art Schlösser noch in den meisten Fällen Anwendung.

c) Bei Bastardschlössern liegt der Riegel in seinen Endstellungen mit einer Auskerbung auf einem am Schloßblech befestigten Eisenstift und wird durch eine Feder in dieser Stellung erhalten. Soll der Riegel bewegt werden, so muß er erst von dem Schlüssel ausgehoben werden.

d) Die Sicherheitsschlösser bezwecken eine möglichst vollständige Sicherheit gegen ein unbefugtes Öffnen. Das sehr alte Buchstabenschloß, ein Hängeschloß, welches ohne Schlüssel gebraucht wird, besteht aus einer Anzahl von gleichgroßen Ringen, welche an ihrer Peripherie mit Buchstaben versehen sind. Diese Ringe haben in ihrer Mitte ein rundes Loch, welches an einer einem gewissen Buchstaben gegenüberliegenden Stelle eine schlitzartige Erweiterung hat. Sie werden auf einen Zapfen zwischen den Bügel des Schlosses geschoben, welcher in einer Reihe parallel zur Achse so viel Stifte hat, als Ringe vorhanden sind. Stehen nun die Ringe alle so, daß die Stifte vor den Schlitzen liegen, so läßt sich der Zapfen herausziehen und somit das S. öffnen. Die dazu nötige Stellung der Ringe, welche sich äußerlich an den Buchstaben erkennen läßt, erreicht man durch Drehung der Ringe, bis ein bestimmtes Wort zum Vorschein kommt. Zum Verschließen schiebt man den Zapfen wieder ein und dreht die Ringe aus ihrer Öffnungsstellung.

Bei den sehr sichern Bramah-Schlössern greift der Schlüssel nicht direkt an dem Riegel an, sondern

Fig. 4. Bramah-Schloß.

versetzt einen Schließcylinder in Bewegung, welcher dann den Riegel bewegt. Fig. 4–7 zeigen ein Bramah-Schloß in einzelnen Teilen. In Fig. 4 ist der Schloßkasten mit dem Riegel a dargestellt. Der letztere ist mit dem Schlitz y auf dem vierkantigen Dorn x geradlinig geführt und wird durch Drehung des Schließcylinders b in der Weise verschoben, [538] daß die an demselben befestigten beiden Stifte d mit darauf gesteckten Röllchen d′ in die Ausschnitte 1, 2, 3, 4 des Riegels a wie in die Zähne einer Zahnstange eingreifen. In der durch die Figur angedeuteten Stellung bilden die Zapfen dd zugleich eine Art Zuhaltung. Der Schließcylinder b ist in einem auf dem Schloßblech angebrachten Messingkörper aa drehbar befestigt

Fig. 7. Fig. 5. Fig. 6.
Ansicht
    Grundriß
Fig. 5. Schließcylinder und Zuhaltungen am Bramahschloß. – Fig. 6. Schlüssel zum Bramahschloß. – Fig. 7. Seitenansicht einer Zuhaltung am Bramahschloß.

(Fig. 5) und wird durch die davor festgeschraubte stählerne Ringplatte c in der Weise vor dem Herausfallen geschützt, daß diese in eine um b herumlaufende Nute eingreift. Wäre nun der Cylinder b frei drehbar, so könnte man ihn mit Hilfe eines Schlüssels (Fig. 6), dessen Bart z in f eingreift, ohne weiteres bewegen und mit seiner Hilfe den Schloßriegel verschieben. Nun aber befinden sich in dem Cylinder b mehrere (hier sechs) radiale Schlitze, welche von oben bis unten parallel zur Achse hindurchgehen und nur an der äußern Peripherie etwas Material stehen lassen. Auch in dem Stahlring c sind entsprechende Schlitze angebracht. In diesen Schlitzen stecken die Zuhaltungen l, welche aus zusammengebogenen Blechstreifen bestehen (Fig. 7, Seitenansicht). Inwendig gegen diese Zuhaltungen legt sich ein hohles Rohr hh, in dessen Innerm eine das Stück g nach aufwärts drückende Spiralfeder angebracht ist. Auf dieses Stück legen sich die hakenförmigen obern Enden der Zuhaltungen. Die Zuhaltungen werden daher stets in erhobener Stellung erhalten, so daß sie, von den Schlitzen des Cylinders einerseits und von denen der Stahlscheibe c eingeschlossen, eine Drehung des Cylinders verhindern. Nun ist aber jede Zuhaltung an ihrer Außenseite mit einer Kerbe i versehen, welche so breit ist wie die Ringplatte c dick und so tief wie die Schlitze derselben i′. Drückt man daher jede Zuhaltung so tief nach unten, daß alle Kerben i gerade vor den Schlitzen i′ stehen, so können erstere sich über die Innenkante des Ringes c schieben und somit eine Drehung des Cylinders b ermöglichen. Ferner aber sind die Kerben bei allen sechs Zuhaltungen in verschiedener Höhe angebracht; es kommt daher zum Öffnen oder Verschließen darauf an, jede Zuhaltung gerade um so viel niederzudrücken, als ihre Kerbe in normaler Stellung über der Platte c steht. Sie dürfen aber auch nicht tiefer gedrückt werden, weil dann wieder die obern Stellen der Blechstreifen die Zuhaltung besorgen. Das Niederdrücken der Zuhaltungen wird daher nur durch einen hohlen Schlüssel möglich (Fig. 6), der, mit dem Bart z bei f eingeführt, entsprechend den sechs Zuhaltungen sechs radiale Einschnitte v von einer solchen Höhe hat, daß beim Hineindrücken jede einzelne Zuhaltung in die zum Öffnen des Schlosses geeignete Stellung zurückgeschoben wird. Erst wenn das der Fall ist, greift gerade der Bart in einen Schlitz f des Cylinders b dermaßen ein, daß er bei der Drehung den Cylinder mitnimmt. Der Höhlung des Schlüssels entsprechend, ist auf dem Boden des Schließcylinders ein Dorn e angebracht. Sind demnach auf die vorerwähnte Weise alle Zuhaltungen ausgehoben, so kann man den Schlüssel mit dem Schließcylinder so drehen, daß der Riegel von den Zapfen dd vor- und zurückgeschoben wird.

Das gebräuchlichste Sicherheitsschloß ist das sogen. Chubb-S. (von Chubb 1818 erfunden). Dasselbe weicht von den gewöhnlichen französischen Schlössern nur darin ab, daß zum Festhalten eine ganze Reihe von Zuhaltungen dienen, und daß von diesen jede

Fig. 8. Chubb-Schloß.

einzelne nur bis zu einer ganz gewissen Höhe gehoben werden darf, um den Riegel durchzulassen. Fig. 8–10 zeigen ein Chubb-S. in einzelnen Teilen. Der Riegel ar wird einerseits in einer Öffnung des Stulps, anderseits mit einer Spalte auf dem Dorn b geradlinig geführt. An den Riegel ist ein Stift c angenietet, in welchen die um b drehbaren Zuhaltungen

 Fig. 9.  Fig. 10.
Fig. 9. Schloßriegel und eine Zuhaltung am Chubb-Schloß. – Fig. 10. Schlüssel zum Chubb-Schloß.

e einhaken. Fig. 9 zeigt den Schloßriegel mit einer einzelnen Zuhaltung. Dieselbe ist mit bogenförmigen Schlitzen (Fenstern) f und g versehen, welche in der Mitte durch einen Querschlitz h von der Breite des Stifts c verbunden sind. Der Schlüssel muß nun einen solchen Bart haben, daß bei seiner Drehung jede einzelne Zuhaltung gerade so hoch gehoben wird, daß der Stift c vor den Querschlitz h zu stehen kommt; erst dann kann der Riegel bewegt werden. Die Zuhaltungen werden von den Federn s fortwährend niedergedrückt und sind auf der Unterseite in verschiedener Tiefe ausgehöhlt. Der Schlüssel (Fig. 10) hat dem entsprechend einen treppenförmig abgestuften Bart. Der vorderste Absatz dient dazu, einen Vorsprung am Riegel zu ergreifen und fortzuschieben, die [539] andern sind so angeordnet, daß die höchsten in die Zuhaltungen mit den tiefsten Aushöhlungen eingreifen, so daß beim Drehen des Schlüssels jede einzelne Zuhaltung gerade bis zu der richtigen Stellung gehoben wird, bei welcher der Stift c durch alle Querschlitze h gleiten und somit der Riegel verschoben werden kann. – Das aus Amerika stammende Yale-S. ist das Vorbild der sogen. Steckschlösser, die in zahlreichen Abarten fabriziert werden. Seine Einrichtung

Querschnitt Längsschnitt Vordere Ansicht
Fig. 11. Yale-Schloß.

zeigt Fig. 11. Der Schlüssel a besteht hier aus einem besonders geformten Stahlblech, welches durch den Spalt b in das S. hineingesteckt wird. In demselben befinden sich Stifte c und d, und zwar sitzen die Stifte c in der drehbaren Walze e, während die Stifte d dem festen Teil des Schlosses angehören und durch Federn f herabgedrückt werden. Eine Bewegung der Walze ist nur dann möglich, wenn sämtliche Stifte c und d sich genau auf der Fuge gg berühren; steht ein einziger Stift falsch, etwas zu hoch oder zu tief, so ist das S. gesperrt. Diese genaue Stellung wird nun während des Schließens durch die eigentümliche Form des Schlüssels herbeigeführt. Im geschlossenen Zustand treten die obern Stifte zum Teil in die Löcher der Walze hinein und verhindern so die Bewegung. Mit der Walze sind bei h irgend welche für verschiedene Zwecke verschieden geformte Teile verbunden, welche die Bewegung des Riegels bewirken.

Die Sicherheitsschlösser sind häufig in Verbindung mit noch andern Sicherheitsvorrichtungen, wozu z. B. die sogen. Vexiere gehören; es sind das Vorrichtungen, welche nach ähnlichem Prinzip wie die Buchstabenschlösser eingerichtet sind, und bilden entweder noch eine besondere Zuhaltung, oder verhindern, den Schlüssellochdeckel von demselben zu entfernen, bevor sie nicht in eine nur dem Besitzer bekannte Stellung gebracht worden sind. Zu dergleichen Vorrichtungen werden häufig an Geldschränken die auf der Thür angebrachten Knöpfe oder Rosetten benutzt. Vgl. König, Grundriß der Schlosserkunst (5. Aufl., Weim. 1872); Schubert, Kombinations- und Sicherheitsschlösser (das. 1880); Lüdicke, Handbuch für Kunst-, Bau- und Maschinenschlosser (das. 1878); Barberot, Traité de serrurerie (Par. 1888).

Verschlußvorrichtungen in Form von hölzernen Riegeln, welche in Krampen eingreifen, waren schon den alten Ägyptern bekannt. Ausgrabungen an Stätten altgriechischer Kultur haben auch einzelne Schloßteile aus Kupfer und Bronze zu Tage gefördert. Auch aus römischer Zeit haben sich nur einzelne Schloßteile und Schlüssel aus Bronze und Eisen erhalten (s. Tafel „Schmiedekunst“, Fig. 1), aus denen jedoch so viel hervorgeht, daß das altrömische S. sich aus dem uralten Holzriegelschloß entwickelt hat und auf einem vereinigten Stech- und Schiebesystem beruhte. Das Holzriegelschloß war im übrigen Europa noch bis zum Anfang des 10. Jahrh. allgemein üblich. Dann wurde zuerst der hölzerne Schlüssel durch den metallenen ersetzt, worauf metallene Riegel und im 11. Jahrh. die Einführung einer metallenen Unterlage folgten, auf welche der Riegel gelegt wurde. Dadurch wurde das Schlüsselloch nötig, da man bisher den Schlüssel von der Seite eingeführt hatte. Durch die Entwickelung der Schmiedekunst in der gotischen Periode erfuhren auch S. und Schlüssel eine künstlerische Verzierung, die sich schließlich bis zu reichster Ornamentik verstieg und im Lauf der Jahrhunderte den verschiedenen Stilwandlungen (Renaissance, Barock und Rokoko) folgte (s. Tafel „Schmiedekunst“, Fig. 6, 7, 13, 16, 18 u. 20). Um das Schlüsselloch herum wurde, um das Auffinden

Fig. 12. Schlüssel­schild (Museum in Stuttgart).

desselben zu erleichtern und zugleich die Ausstemmungen im Holze zu verdecken, das Schlüsselschild oder Schlüsselblech gelegt, welches zumeist aus Rankenwerk, aber auch aus Figuren und Grotesken gebildet wurde (s. Textfigur 12 und Tafel „Schmiedekunst“, Fig. 4 u. 17). Zu Ende des 15. Jahrh. wurde das Unterlagsblech umgewendet und dadurch der innere Mechanismus des Schlosses sichtbar, was zu einer künstlerischen Gestaltung und Verzierung der Konstruktion Anlaß gab (s. Tafel „Schmiedekunst“, Fig. 24). Um die Mitte des 17. Jahrh. wurde dieses Schloßsystem durch das französische verdrängt, welches den Mechanismus in einem Kasten von Eisen mit Messingblech überdeckte. Zu Ende des 18. Jahrh. hörte die künstlerische Verzierung von S. u. Schlüssel auf, da man den Schwerpunkt auf das Praktische, d. h. auf Sicherheit der Schlösser und präzises Eingreifen der Schlüssel, legte. Vgl. „Katalog der Sammlung von Schlüsseln und Schlössern im Besitz des Herrn Andreas Dillinger“ (Wien 1886); Nötling, Studie über altrömische Thür- und Kastenschlösser (Mannh. 1870); Sales Meyer, Handbuch der Schmiedekunst (Leipz. 1888), und die Litteratur bei Schmiedekunst.

Schloß, in der Jägersprache beim Haarwild die durch die Beckenknochen gebildete Höhle, durch welche der Weidedarm (Mastdarm) geht.


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 728
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[728] Schloß. Sicherheitsschlösser mit elektrischen Vorrichtungen sind bereits mehrfach konstruiert worden. Sie gewähren indes wenig Vorteil, wenn, wie bei den ältern Konstruktionen, der Schlüssel bei seiner Drehung den Strom schließt, worauf dieser die Zuhaltung aufhebt. Hierbei muß wenigstens die Batterie ausgeschaltet sein, so daß eine Öffnung des Schlosses nur möglich ist, wenn der Einbrecher über elektrischen Strom verfügt. Einen wesentlichen Fortschritt zeigt ein von Hübner angegebenes und von Busse in Schweidnitz ausgeführtes elektrisches S. Bei diesem wird ein dem Schlüssel des Yale-Schlosses ähnlicher flacher Schlüssel, in dessen Ränder Kurven eingeschnitten sind, oder noch besser ein äußerst schwierig abzuformender konischer Schlüssel ohne Drehung in das Schlüsselloch gesteckt. Dadurch wird der Strom geschlossen, durch dessen Wirkung ein Elektromagnet einen Riegel zurückzieht, welcher sonst durch Federkraft den Riegel eines mechanischen Schlosses sperrt. Beim Schließen des letztern schnappt der elektrische Sperrriegel von selbst ein. Diese Vorrichtung ist an jedem ältern Geldschrank etc. anzubringen, das Schlüsselloch für den Stechschlüssel kann an irgend einer versteckten, schwer auffindbaren Stelle angebracht werden, die Lage des elektrischen Sperrriegels ist von außen nicht erkennbar, und die Schließung des Stroms durch die Stechschlüssel erfolgt in so eigentümlicher Weise, daß eine anderweitige Erreichung des Zweckes unausführbar erscheint. Durch den Stechschlüssel wird nämlich ein System von Kontaktriegeln aus nicht leitendem Material mittels der Kurven in eine Lage gebracht, die den Durchgang des Stroms gestattet. Da aber diese Lage von außen nicht wahrnehmbar ist, so ist das S. durch Anwendung der bisher üblichen Kunstgriffe nicht zu öffnen. Diese Erfindung paßt sich den verschiedensten Verhältnissen an und ermöglicht z. B., daß beim Verlassen einer Wohnung durch Schließen der Thür sämtliche Zimmer, nebst Vorsaal von innen verriegelt werden und das Öffnen nur durch Einstecken des Stechschlüssels an einer verborgenen Stelle der Außenwand erfolgen kann.


Jahres-Supplement 1891–1892
Band 19 (1892), Seite 814
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[814] Schloß. Die gewöhnlichen Vorhängeschlösser sind bekanntlich von Unbefugten sehr leicht zu öffnen und die Sicherheitsschlösser, die sich ohne den zugehörigen Schlüssel sehr schwer öffnen lassen, sind viel zu teuer, als daß sie dem alltäglichen Bedürfnis dienen könnten. Steinkes Vorhängeschloß vereinigt dagegen Sicherheit mit Billigkeit. Der Bügel dieses Schlosses ist ungemein stark, so daß eine sehr bedeutende Kraft erforderlich sein würde, ihn zu zerbrechen. Er faßt mit dem freien Ende nicht in das S. hinein, sondern legt sich nur auf den Rand desselben, wenn geschlossen wird. Im Innern des Schlosses befinden sich mehrere Platten, die jede an einer andern Stelle einen Einschnitt besitzen, in welchen der innere kürzere Arm des Bügels paßt (s. Abbild.). Schließt man das S., so werden alle Platten, die äußerlich gleich sind, durch eine Feder zusammengeschoben und zwar so, daß die

 Offen.  Schlüssel. Geschlossen.
Steinkes Vorhängeschloß.

Einschnitte sich nicht decken und der kurze Bügelarm nicht eingreifen kann; er muß also am äußern Rande der Platten aufliegen und das S. ist nicht zu öffnen. Der Schlüssel hat einen doppelten Bart mit vier Einschnitten, die für jeden Schlüssel gegeneinander ganz verschieden angeordnet sind, so daß nicht leicht zwei gleiche Schlüssel gefunden werden. Zu jedem einzelnen Schlüssel sind die Einschnitte in den innern Platten so passend gemacht, daß beim Umdrehen des Schlüssels alle Einschnitte an die gleiche Stelle gestellt werden und der kurze Bügelarm eingreifen kann. Das Öffnen des Schlosses geschieht durch eine Vierteldrehung des Schlüssels; beim Herausziehen desselben und Niederdrücken des Bügels erfolgt das Schließen sebstthätig durch den Plattenverschieber.