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MKL1888:Schleusen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Schleusen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 531
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Schleusen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 531. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Schleusen (Version vom 17.09.2023)

[531] Schleusen, Wasserbauten zur Erleichterung der Schiffahrt (Schiffahrtsschleusen), zur Ableitung und Absperrung von Wasser (Wasserregulierungsschleusen), zur Abführung von Abfallstoffen (Reinigungsschleusen). 1) Die Schiffahrtsschleuse vermittelt den Verkehr von Schiffen auf Wasserstraßen von verschiedenem Niveau. Die beste Schiffahrtsschleuse (Kammerschleuse, Fang-, Zapfschleuse) besteht aus einer stromab- und stromaufwärts verschließbaren Schleusenkammer. Der Eintritt des Schiffs in dieselbe von oben erfolgt nach deren Füllung (bei geschlossenem untern und geöffnetem obern Thor) bis zum Spiegel des Oberwassers; der Austritt desselben erfolgt nach deren Entleerung bis zum Spiegel des Unterwassers bei geschlossenem obern und geöffnetem untern Thor. Der Eintritt des Schiffs von unten erfolgt beim niedrigsten Wasserstand der Kammer, worauf das untere Thor geschlossen, die Schütze des obern Thors geöffnet und so die Kammer allmählich gefüllt wird. Das allmähliche Füllen und Entleeren der Schleusenkammer erfolgt durch kleine Schützen, welche von oben mehr oder minder hoch aufgezogen werden können, oder durch Einlaufkanäle, welche in den Umfangswänden der Schleuse angelegt werden, den Innenraum mit dem Außenraum in Verbindung setzen und verschließbar sind. Außerhalb der Thore befinden sich noch die allmählich verengerte Einfahrt, das sogen. Ober- oder Vorderhaupt, und die allmählich erweiterte Ausfahrt, das sogen. Unter- oder Hinterhaupt, beide mit Vertiefungen, in welche sich die geöffneten Flügel der Schlagthore einlegen lassen. Das Öffnen und Schließen der Thore erfolgt meist durch mechanische Vorrichtungen, z. B. durch Rad und Getriebe in Verbindung mit Zahnstangen oder durch hydraulische Pressen. Der Boden von Kammer und Unterhaupt liegt in der Sohlhöhe des untern, derjenige des Oberhaupts in der Sohlhöhe des obern Stromteils; den Niveauunterschied beider nennt man den Fall der Schleuse, derselbe beträgt gewöhnlich 1,5–2,5, bisweilen auch 6 m; bei größerm Gefälle werden mehrere S. gekuppelt, indem das Unterhaupt jeder obern zugleich das Oberhaupt der folgenden untern Schleuse bildet. Hydraulische S. sind Mechanismen, bei welchen das Schiff in einer beweglichen Kammer sich vertikal aufwärts bewegt, während eine zweite Kammer, die erstere balancierend, abwärts geht. Die Betriebskraft wird gewonnen, indem man den Wasserspiegel in der sinkenden Kammer erhöht. Die hydraulische Schleuse zu Anderton am Weaverfluß besteht aus zwei Kammern, welche auf je einem Preßkolben ruhen und Schiffe von 2500 Ztr. aufzunehmen vermögen. Die Spülschleusen sind an Flußmündungen und kleinen Häfen angelegte Stauschleusen, die bei hinreichendem Hinterwasser geöffnet werden, worauf das Wasser durchschießt und die Versandungen wegspült. 2) Die Wasserregulierungsschleusen werden den Sielen (s. d.) ähnlich konstruiert. 3) Die Reinigungsschleusen dienen zur Aufnahme von Flußwasser oberhalb einer Stadt, um dasselbe durch die städtischen Kanäle zu treiben und unterhalb der Stadt wieder in den Fluß zurückzuführen.