MKL1888:Schönborn
[599] Schönborn, altes rheinländ. Geschlecht, welches 1701 in den Reichsgrafenstand erhoben ward. Johann Philipp von S., geb. 1605, ward 1642 Fürstbischof zu Würzburg sowie 1647 Erzbischof und Kurfürst von Mainz, erneuerte 1658 bei der Krönung des Kaisers Leopold I. den Streit mit dem Erzbischof von Köln über das Recht der Salbung des Kaisers, schloß sich dem Rheinbund an, bemächtigte sich Erfurts mit Hilfe französischer und lothringischer Truppen 1664 durch Kapitulation, zog Leibniz in seine Dienste, verfolgte eine Frankreich freundliche Politik und starb 1673. (Vgl. Guhrauer, Kur-Mainz in der Epoche von 1672, Hamb. 1839, 2 Bde.) Von ihm erhielt sein Bruder Philipp Erwin von S. das Erzschenkenamt Mainz, das Erbtruchseßamt Würzburg und 1621 die Reichsherrschaft Reichsberg übertragen. Dessen Sohn Lothar Franz, Freiherr von S., geb. 1655, war seit 1695 Kurfürst von Mainz, starb 1729. Sein Bruder Friedrich Karl, Graf von S., ward Reichskanzler und Fürstbischof zu Bamberg und erwarb der Familie 1711 das Obersterblandtruchseßamt des Herzogtums Österreich ob und unter der Enns. Das Geschlecht blüht jetzt in drei Linien: S.-Wiesentheid, in Bayern, Großherzogtum Hessen und Nassau (Chef Graf Arthur, geb. 30. Jan. 1846, erblicher Reichsrat in Bayern); S.-Buchheim, in Österreich und Ungarn (Chef Graf Erwin Friedrich Karl, geb. 7. Nov. 1842, Obersterblandtruchseß von Österreich), und einem böhmischen Ast, dessen Chef Graf Karl, geb. 10. April 1840, erblicher österreichischer Reichsrat ist; Brüder desselben sind Graf Friedrich S. (geb. 11. Sept. 1841), 1884 Statthalter von Mähren und seit 1888 österreichischer Justizminister, und Graf Franz (geb. 24. Jan. 1844), Erzbischof von Prag; der böhmische Ast ist durchaus tschechisch geworden.
[736] Schönborn, Graf Franz, Fürsterzbischof von Prag, ward 1889 zum Kardinal ernannt.