MKL1888:Rost
[984] Rost (Eisenrost), s. Rosten des Eisens.
Rost, in der Botanik eine Krankheit vieler Pflanzen, s. Rostpilze. – Weißer R., s. Cystopus.
Rost (Feurrost), ein aus parallel nebeneinander liegenden Eisenstäben gebildetes horizontal oder schräg liegendes Gitterwerk, auf welchem man die aschenreichen Brennmaterialien verbrennt. Der R. soll eine vollkommene Verbrennung herbeiführen und muß deshalb hinreichend groß sein, um die Brennstoffe in nicht zu dicker Schicht aufnehmen zu können. Bei backenden Steinkohlen rechnet man z. B. 1 qm für je 60 kg, die in einer Stunde verbrannt werden sollen. Die Summe der Rostspalten wird in der Regel für Steinkohlen zu 1/3, für Holz und Torf zu 1/5–1/7 der ganzen Rostfläche genommen. Sollen die Steinkohlen aber nicht unverbrannt durch den R. fallen, so dürfen die einzelnen Spalten nicht breiter als 5–10 mm sein, und die Stäbe erhalten daher eine Breite von 15–30 mm. Diese Breite reicht für die längsten gußeisernen Roststäbe (bis zu 11/2 m) aus, kürzere Stäbe macht man etwa 20 mm breit und läßt dann 6–8 mm Zwischenraum; enger aber darf man die Stäbe für Steinkohlen, die nicht ganz rein sind oder noch Schlacken erzeugen, nicht legen. In allen Fällen ist es besser, möglichst schmale Roststäbe zu nehmen. Bei Braunkohlen, die zu den Ligniten gehören, gibt man 7 mm Zwischenraum; erdige Braunkohlen in Klötzen erhalten gegen 20 mm breite Stäbe und 10–15 mm breite Spalten, erdige staubige Braunkohlen 12 mm breite Stäbe und 4 mm breite Spalten. Die Größe der Rostfläche muß sich nach der zu erzeugenden Dampfmenge und nach dem Brennmaterial richten. Nach Redtenbacher ist die Rostfläche R in QMetern zu nehmen , wenn N die Pferdekraft des Kessels, S die Steinkohlenmenge in Kilogrammen und H die Holzmenge in Kilogrammen ist, welche pro Stunde auf dem R. verbrannt werden soll. Gewöhnlich benutzt man gußeiserne Roststäbe und gibt ihnen bei überall gleicher Breite in der Mitte eine größere Höhe, so daß die untere Linie in einer Kurve verläuft. Der obern Fläche gibt man bisweilen eine Hohlkehle oder rundliche Furche, in welcher sich etwas Asche sammelt, die als schlechter Wärmeleiter den Stab vor der zu starken Einwirkung der brennenden Kohlen schützt. Wo gußeiserne Roste nicht anwendbar sind, macht man die Stäbe aus Schmiedeeisen und gibt ihnen quadratische Querschnittform von 25–35 mm Seite. Man legt sie flach ein und gibt ihnen auf je 0,6 m eine Unterstützung. Für Lokomotiven und Dampfschiffe werden Roststäbe gewalzt, deren Querschnitt dem der gußeisernen gleicht. Damit sich die Stäbe nicht krumm ziehen, muß man sie täglich wenden; auch ist es notwendig, sie lose auf die Träger zu legen, weil sie sich beim Erhitzen stärker ausdehnen als das Mauerwerk und sich mithin verbiegen, wenn sie keinen Spielraum haben. Bei Schüttelrosten können die untereinander durch eine Zahnstange verbundenen Stäbe pendelartig hin und her bewegt werden, so daß Krusten und Schlacken zerquetscht hindurchfallen. Auch rotierende Roste sind angewandt worden; da sich aber die Bewegungsmechanismen infolge ungleichmäßiger Erhitzung ungleich ausdehnen, so erfordern sie häufige Reparaturen und werden dadurch kostspielig. Die Schwierigkeit der Bedienung großer Rostflächen und der Wunsch nach billiger und rauchfreier Feuerung führten zur Konstruktion schiefer und treppenförmiger Roste. Man benutzt zu denselben gewöhnliche Roststäbe, [985] welche mit einem Ende höher gelegt werden als mit dem andern, so daß der Winkel gegen den Horizont etwa 24° beträgt, und legt oben über die ganze Rostbreite einen Trog aus Eisenblech, dessen Hinterseite durch eine aufzuziehende Platte das in den Trog geworfene Brennmaterial auf den R. gleiten läßt. Solche Roste werden für Sägespäne und Lohe häufig benutzt. Beim Langenschen Etagenrost liegen ebene, breite Platten aus Gußeisen ähnlich den Stufenreihen einer Stiege, und die Kohle wird von rückwärts auf die Platten geworfen und dann vorgestoßen, wobei sie unter der Schicht glühender Kohle rauchfrei brennen soll. Die schräg liegenden Roste entbehren der Feuerthür, so daß das Einströmen kalter Luft bei jedesmaliger Beschickung vermieden wird; dagegen sind sie schwieriger in gleichmäßigem Gang zu halten und zu reinigen als ebene Roste, kostspieliger in der Anlage und Erhaltung, nicht ökonomischer beim Betrieb, und überdies entziehen sie die Feuerplatten des Dampfkessels der Beobachtung. – Im Bauwesen heißt R. ein künstliches Fundament aus Holz, welches entweder zur Vergrößerung der tragenden Fläche des Baugrundes dient und aus einem Gerippe von Längs- und Querbalken besteht (liegender oder Schwellrost), oder zur Übertragung der Gebäudelast durch unfeste auf feste Bodenschichten dient und aus einer hinreichenden Zahl von eingerammten Langpfählen besteht (Pfahlrost). Bedingung seiner Dauer ist die Verwendung dieser Hölzer nur unter dem niedrigsten Wasserstand, wo sie der Fäulnis nicht unterliegen. S. Grundbau (mit Tafel).
Rost, 1) Johann Christoph, Dichter des 18. Jahrh., geb. 7. April 1717 zu Leipzig, studierte daselbst die Rechte und unter Gottsched, auf den er Lobgedichte schrieb, Philosophie und schöne Wissenschaften, schlug sich dann auf die Seite der Gegner desselben und verfaßte aus Anlaß des Streits der Neuberin mit Gottsched ein satirisch-episches Gedicht: „Das Vorspiel“ (Dresd. 1742), in welchem jener arg persifliert wurde. Zwar bewirkte Gottsched die Konfiskation des Gedichts, doch wurde es bald darauf von seinen schweizerischen Gegnern (Bern 1743) neu aufgelegt. 1742 übernahm R. die Redaktion der „Spenerschen Zeitung“ in Berlin, kehrte aber nach Jahresfrist nach Leipzig zurück und ward 1746 Sekretär und Bibliothekar des Grafen Brühl in Dresden. Als Weißes Operette „Der Teufel ist los“ (1752) von Gottsched und dessen Anhängern heftig angegriffen wurde, ließ R. 1753 das „Schreiben des Teufels an Herrn G., Kunstrichter der Leipziger Bühne, in Knittelversen“ drucken und traf Veranstaltung, daß dasselbe dem gerade auf Reisen befindlichen Gottsched auf allen Poststationen überreicht ward. Seit 1760 zum Obersteuersekretär in Dresden ernannt und schließlich der geistlichen Dichtung sich zuwendend, starb R. 19. Juli 1765 daselbst. Seine übrigen Werke sind: „Schäfererzählungen“ (Berl. 1742), in der Darstellung leicht und gefällig, aber an lüstern-sinnlichen Schilderungen überreich; das zur Hochzeitsfeier eines Freundes verfaßte Gedicht „Die schönste Nacht“ (das. 1763), eins der berüchtigtsten Machwerke der erotischen Litteratur, welches jedoch ohne sein Wissen veröffentlicht wurde; einige Schäferspiele, darunter „Die gelernte Liebe“, das von Schönemann 1743 unter dem Titel: „Der versteckte Hammel“ auf die Leipziger Bühne gebracht und 14mal hintereinander aufgeführt wurde, und „Vermischte Gedichte“ (Leipz. 1769).
2) Valentin Christian Friedrich, Philolog, geb. 16. Okt. 1790 zu Friedrichroda im Herzogtum Gotha, vorgebildet zu Gotha, studierte seit 1810 in Jena, wurde 1814 Lehrer am Gymnasium in Gotha, 1841 Direktor desselben mit dem Titel Oberschulrat, trat 1859 in den Ruhestand und starb 6. Aug. 1862 als Geheimer Oberschulrat. Seit 1842 war er auch Direktor der durch ihn mitbegründeten Gothaischen Lebensversicherungsbank. Seine Verdienste erstrecken sich besonders auf die griechische Grammatik und Lexikographie. In ersterer Beziehung nennen wir: „Griechische Grammatik“ (Götting. 1816, 7. Aufl. 1856), in letzterer: „Griechisch-deutsches Wörterbuch“ (Gotha 1820; 4. Aufl., 7. Abdruck, Braunschw. 1870, 2 Bde.), „Deutsch-griechisches Wörterbuch“ (Götting. 1818; 10. Aufl. von Berger, 1874, 2 Bde.) sowie die Bearbeitungen von Duncans „Lexicon Homerico-Pindaricum“ (Leipz. 1831) und von Passows „Handwörterbuch der griechischen Sprache“ (mit Palm u. a., das. 1841–57, 2 Bde.). Mit F. Jacobs gab R. seit 1825 auch die „Bibliotheca graeca“ heraus.
3) Alexander, dramat. Dichter, geb. 22. März 1816 zu Weimar, studierte seit 1836 in Jena Jurisprudenz, arbeitete dann an mehreren weimarischen Justizämtern, entsagte aber 1848 dem Staatsdienst, um sich ganz der litterarischen Thätigkeit zu widmen, und starb 15. Mai 1875 in Weimar. R. hat eine Reihe romantischer Volksdramen verfaßt, die sich zum Teil durch derb volkstümliche, manchmal packende Behandlung auszeichnen und auf zahlreichen Bühnen Mitteldeutschlands mit Beifall aufgeführt wurden. Es sind: „Ludwig der Eiserne“, „Kaiser Rudolf in Worms“, „Landgraf Friedrich mit der gebissenen Wange“, „Das Regiment Madlo“, „Berthold Schwarz“ (worin die Erfinder der Buchdruckerkunst und des Pulvers in Verbindung gebracht sind), die Oper „Der Held des Nordens“ (gesammelt als „Dramatische Dichtungen“, Weim. 1867–68, 6 Tle.) und „Der ungläubige Thomas“ (Leipz. 1875).
4) Reinhold, Orientalist, geb. 2. Febr. 1822 zu Eisenberg in Sachsen-Altenburg, studierte zu Jena, kam 1847 nach England und erhielt drei Jahre nachher das Lehramt der orientalischen Sprachen am St. Augustin’s College in Canterbury, eine Stelle, welche er auch nach seiner Übersiedelung nach London noch jetzt bekleidet. Die königliche Asiatische Gesellschaft ernannte ihn 1863 zum Schriftführer, das Indische Amt 1869 zum Bibliothekar und wissenschaftlichen Berichterstatter über alle wissenschaftlichen Fragen. R. gab Wilsons „Essays on the religion of the Hindus etc.“ (1861–65, 5 Bde.) und Hodgsons „Miscellaneous writings on Indian subjects“ (1880, 2 Bde.) heraus, veröffentlichte „Miscellaneous papers relating to Indo-China“ (1886, 2 Bde.) und arbeitet an einem beschreibenden Katalog der sanskritischen Palmblättermanuskripte in der Büchersammlung des Indischen Amtes.