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MKL1888:Quarz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Quarz“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 498
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Quarz. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 498. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Quarz (Version vom 11.02.2024)

[498] Quarz, Mineral aus der Ordnung der Anhydride, kristallisiert hexagonal tetartoedrisch und tritt in sehr zahlreichen Formen (über 160 beschrieben) auf. Die Kristalle sind ein- und aufgewachsen, zum Teil zu Gruppen und Drusen vereinigt, mikroskopisch klein, aber auch von mehr als Klafterlänge, nicht selten auffallend verzerrt; außerdem findet sich der Q. in stängeligen (zum Teil in freie Kristallspitzen auslaufenden) und faserigen Aggregaten, noch häufiger derb in körniger bis dichter (oder kryptokristallinischer) Zusammensetzung, häufig auch pseudomorph nach sehr vielen Mineralien sowie als Versteinerungsmittel, in Geschieben (Kiesel, Quarzkiesel) und als Sand. Man findet ihn vollkommen durchsichtig bis kaum kantendurchscheinend, farblos und wasserhell, weiß oder durch verschiedene Beimengungen mannigfach gefärbt, mit Glasglanz, auf den Bruchflächen häufig fettglänzend, Härte 7, spez. Gew. 2,5–2,8 (rein 2,654), mit schwacher doppelter Strahlenbrechung und Zirkularpolarisation, rechts und links drehend. Er ist unlöslich in allen gewöhnlichen Lösungsmitteln; heiße Kalilauge greift den kristallisierten Q. wenig an, aber in Flußsäure löst er sich; vor dem Lötrohr ist er unschmelzbar; im Porzellanofen schmilzt er zu einer weißen Masse, die sich wie Tridymit verhält; in der Knallgasflamme läßt er sich zu Fäden ausziehen und schmilzt zu einem Glas (Opal) vom spez. Gew. 2,2; schmelzende Soda löst ihn unter Brausen zu einem klaren Glas auf. Er besteht aus Kieselsäureanhydrid SiO2 und enthält sehr häufig Eisenoxyd, Mangan, Thonerde, Magnesia, auch wohl Eisensäure, Nickeloxyd, Titanoxyd etc. Unter dem Mikroskop zeigt er oft Einschlüsse der verschiedensten Art, namentlich Wassertröpfchen, Kochsalzlösung, flüssige Kohlensäure, Glaskörnchen etc. Der Q. ist das häufigste Mineral, wesentlicher Gemengteil vieler wichtiger Felsarten und kommt in zahlreichen Varietäten vor. Man unterscheidet: 1) Bergkristall (s. Tafel „Mineralien und Gesteine“, Fig. 1), wasserhell (edler Bergkristall), rauchgrau (Rauchtopas) bis schwarz (Morion), weingelb (Citrin), findet sich besonders in Quarzgängen, in Klüften und Höhlungen kristallinischer Silikatgesteine, in Erzgängen, in Quarzknollen im Mergel, im körnigen Kalk und Gips, in losen Kristallen und Geschieben, bisweilen in sogen. Kristallkellern in sehr großen Kristallen. Fundorte: Alpen (besonders St. Gotthard), Tirol, Salzburg, Kärnten, Elba, Ceylon, Madagaskar (Kristalle bis 8 m Umfang), Harz, Schemnitz, Offenbánya, Kongsberg, Grafschaft Schaumburg, Marmaroscher Komitat („Schaumburger und Marmaroscher Diamanten“), Rhein („Rheinkiesel“). Man benutzt den Bergkristall und seine Varietäten als Schmuckstein, zu Luxusgefäßen, Lüstern, Gewichten, Linsen für optische Apparate etc. 2) Amethyst (s. d. und Tafel „Edelsteine“, Fig. 4). 3) Gemeiner Q., kristallisiert, meist derb, eingesprengt, mit Eindrücken, zellig, zerhackt oder in körnigen und dichten Aggregaten, als Gerölle, Sand und Sandstein, findet sich namentlich weiß (hierher Fettquarz, Milchquarz), rauchgrau (Rauchquarz), rosenrot (Rosenquarz von Zwiesel, Sibirien), blutrot und undurchsichtig (roter Eisenkiesel, Hyacinth von Compostela), ockergelb und undurchsichtig (gelber Eisenkiesel von Iserlohn), lauchgrün (Prasem von Breitenbrunn, durch mikroskopische Einschlüsse von strahlsteinartiger Hornblende gefärbt), indigblau (Saphirquarz, Siderit von Golling in Salzburg, durch mikroskopische Einschlüsse von Krokydolithfasern gefärbt), durch zahlreiche Sprünge, auf denen Eisenoxyd abgeschieden ist, gelb und rot schillernd (Aventurin), faserig und eigentümlich schillernd, meist grünlich als pseudomorphe Bildung nach einem faserigen Mineral (Katzenauge). 4) Kryptokristallinischer Q., derb, dicht, mit schön muscheligem Bruch: a) Jaspis (s. d.); b) Hornstein (s. d.); c) Kieselschiefer (s. d.); d) Feuerstein (s. d.); e) Chalcedon (s. d.). 5) Achat (s. d.). Viele Quarzvarietäten dienen als Schmucksteine, zu Ornamenten, allerlei Luxusgegenständen, Spielwaren, Tischplatten, Reibschalen, als Probierstein etc., der gemeine Q. zur Glas-, Porzellan- und Steingutfabrikation, als Zuschlag bei Hüttenprozessen etc.