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MKL1888:Pyromagnetische Maschinen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Pyromagnetische Maschinen“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Pyromagnetische Maschinen“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 18 (Supplement, 1891), Seite 755
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Pyromagnetische Maschinen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 18, Seite 755. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Pyromagnetische_Maschinen (Version vom 12.05.2021)

[755] Pyromagnetische Maschinen, Motoren, welche sich darauf gründen, daß die Permeabilität des Eisens und andrer Substanzen, d. h. die Leitungsfähigkeit derselben für die magnetischen Kraftlinien, mit steigender Temperatur abnimmt. Die Permeabilität des Eisens bleibt zwischen 0 und 330° unverändert, erleidet aber bei höhern Temperaturen eine beträchtliche Verminderung. Bei Nickel wächst die Gesamtmagnetisierung zunächst bis etwa 200°, wird dann geringer und verschwindet bei 340°. Wird um einen weichen Eisenstab eine Drahtspirale geführt und befindet sich das System in einem magnetischen Felde, so verändert sich beim Erwärmen des Eisens die Zahl der durch das Eisen gehenden Kraftlinien und in der Drahtspirale wird ein elektrischer Strom induziert; bei Abkühlung entsteht ein Strom von entgegengesetzter Richtung. Schwedoff konstruierte 1886 einen pyromagnetischen Motor, bei welchem einem Eisenring, der um eine durch seinen Mittelpunkt gehende vertikale Achse drehbar war, von der Seite ein Magnetpol genähert ward. Wurde die eine Ringhälfte erwärmt, so begann der Ring zu rotieren, da die jeweilig erwärmten Teile desselben durch den Magnetpol nicht beeinflußt werden, während die kältern Teile des Ringes magnetisiert und angezogen werden. Die praktische Schwierigkeit liegt hier darin, das Eisen schnell genug auf Rotglut zu erhitzen. Nickel würde sich nach den obigen Angaben vorteilhafter erweisen. Bei Edisons 1887 konstruiertem Motor wird ein liegender Elektromagnet durch eine besondere Stromquelle erregt. In seinem magnetischen Felde ist um eine vertikale Achse eine Armatur drehbar, welche aus einem System dünnwandiger Eisenröhren besteht. Diese Röhren sind oben und unten durch Blechscheiben verbunden. Das System ist über einem Ofen angebracht, so daß die aufsteigenden Feuerungsgase die Röhren bis zur Rotglut erhitzen. Die zur Verbrennung des Feuerungsmaterials erforderliche Luft steigt in der Mitte der Armatur durch ein Rohr nieder. Um nun die eine Hälfte des Röhrensystems zu erhitzen, die andre abzukühlen, ist ein Schirm nahezu diametral durch den Röhrenkörper gestellt. Infolge dieser nicht vollkommen symmetrischen Stellung des Schirms entsteht eine Drehung, da die kühlern Eisenmassen stärker von dem ihnen zunächst gelegenen Magnetpol angezogen werden als die wärmern von dem entgegengesetzten Pole. Ein Motor dieser Art, der mit zwei Bunsenschen Brennern geheizt wurde, lieferte eine Arbeitsleistung von 1,67 Meterkilogramm in der Sekunde. Da die Erwärmung und Abkühlung der Eisenkerne langsamer erfolgt als die Magnetisierung und Entmagnetisierung bei den Dynamomaschinen, so ist die in der Zeiteinheit zu erzielende Zahl der Umdrehungen der Armatur eine beschränktere. Wie jeder elektrische Motor, ist auch die pyromagnetische Maschine reversibel, durch geeignete Anordnung der einzelnen Organe kann aus dem Motor ein Stromerzeuger gemacht werden. Solche thermomagnetische Stromgeneratoren würden bei gleicher Leistung viel schwerer ausfallen als Dynamomaschinen; eine vierpferdige pyromagnetische Maschine würde ein Gewicht von 2–3 Ton. erreichen. Haben diese Maschinen zunächst auch noch keinen praktischen Wert, so ist doch der denselben zu Grunde liegende Gedanke originell und birgt vielleicht Keime weiterer Entwickelung.