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MKL1888:Potvin

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Potvin“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Potvin“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 13 (1889), Seite 297
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Potvin. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 297. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Potvin (Version vom 20.09.2022)

[297] Potvin (spr. powä́ng), Charles, belg. Litterarhistoriker und Dichter, geb. 2. Dez. 1818 zu Mons, studierte in Löwen und wurde dann Professor der Nationallitteratur bei den öffentlichen Vorlesungen der Stadt Brüssel. Er ist das Haupt der liberalen Richtung der belgischen Litteratur, seit 1881 Mitglied der belgischen Akademie und seit 1883 Konservator des Wiertz-Museums in Brüssel. Von seinen Dichtungen: „Poëmes historiques et romantiques“ (1840, 2 Bde.), „Satires et poésies diverses“ (1851), „Patrie“ (1862), „Marbres antiques et crayons modernes“ (1862), „En famille“ (1862 u. 1872), „L’art flamand“ (1868), verdienen die beiden letztgenannten besondere Beachtung. Später schlossen sich ihnen an: „Contes de Madame Rose“ (1879) und „La patrie de 1830“, preisgekröntes Gedicht zum 50jährigen Jubiläum der belgischen Unabhängigkeit (1880). Auch Dramen: „Jacques d’Artevelde“ (1861), „Les gueux“ (1863) und „La mère de Rubens“ (1876), hat P. veröffentlicht und damit wiederholt akademische Preise errungen. Von seinen litterar- und zeitgeschichtlichen Werken nennen wir: „Albert et Isabelle“ (1861); „Du théâtre en Belgique“ (1862); „Antoine Wiertz“ (1869); „Nos premiers siècles littéraires“ (Vorlesungen, 1870, 2 Bde.); „La génie de la paix en Belgique. Écrivains, diplomates, utopistes, professeurs et pamphlétaires“ (1871); „Du gouvernement de soi-même“ (1877) und „Essais de littérature dramatique en Belgique“ (1880, 2 Bde.); „Histoire des lettres en Belgique 1830–1880“ (1882). Ferner erschienen von ihm unter dem Namen Dom Jacobus: „L’Église et la morale“ (1858, 2 Bde.), „Le livre de la nationalité belge“ (2. Aufl. 1860) und „Les tablettes d’un libre-penseur“ (1879); unter dem Namen Dom Liber: „Le faux miracle du saint sacrement de Bruxelles“ (1876). Auch als Übersetzer u. Herausgeber alter Litteraturwerke (z. B. des „Perceval le Gallois“ von Chrestien de Troyes, 1865–72, 6 Bde.) sowie als Publizist hat sich P. rege bethätigt. Er gründete 1869 die „Revue de Belgique“, das Organ der liberalen Schriftsteller Belgiens, und erhielt in demselben Jahr den großen fünfjährigen Staatspreis für französische Litteratur.