MKL1888:Pottwal
[296] Pottwal (Potwal, Pottfisch, Catodon Gray, Physeter L.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Wale (Cetacea) und der Familie der Zahnwale (Catodontida) mit der einzigen Art C. macrocephalus L. (Kaschelot, Walratwalfisch, s. Tafel „Wale“). Das Tier ist noch wenig bekannt, und es ist noch unsicher, wie weit sich die hierher gehörigen Bewohner der nördlichen und südlichen Meere voneinander unterscheiden. Der P. wird 20–30 m lang, bei einem Körperumfang von 12 m; das Weibchen soll nur halb so groß werden. Der große, mehr hohe als breite, vorn hoch aufgetriebene und gerade abgestutzte Kopf geht ohne merkliche Abgrenzung in den Rumpf über; letzterer ist zu zwei Dritteilen der Länge sehr dick, von da bis zum Schwanz sich verdünnend. Die hier befindliche schwielige Fettflosse erscheint nach hinten wie abgeschnitten und geht nach vorn zu allmählich in den Rücken über. Gleich hinter dem weit zurückliegenden Auge stehen kurze, dicke Brustflossen. Die Schwanzflosse ist tief eingeschnitten und zweilappig. Das Spritzloch bildet eine S-förmig gebogene Spalte und liegt am Schnauzenrand, das kleine Auge weit nach rückwärts und unter diesem das Ohr. Das Weibchen hat in der Nabelgegend zwei Zitzen. Das Maul ist sehr groß, indem sich die Kiefer beinahe bis zum Auge öffnen. Der Unterkiefer ist beträchtlich [297] schmäler und kürzer als der Oberkiefer, von welchem er bei geschlossenem Maul umfaßt wird. Beide Kiefer sind mit kegelförmigen, wurzellosen Zähnen von unbestimmter Zahl besetzt, die im Alter zum Teil ausfallen, und von denen die des Oberkiefers meist gänzlich verkümmern. Unter der mehrere Zoll dicken Specklage des Kopfes breiten sich Sehnen aus, welche einem großen Raum zur Decke dienen, der durch eine wagerechte, aber durchlöcherte Wand in zwei Kammern geteilt und mit einer öligen, hellen Masse, dem Walrat (s. d.), angefüllt ist, welches außerdem auch noch in einer vom Kopf bis zum Schwanz reichenden Röhre und in zahlreichen kleinen, im Fleisch und Fett zerstreuten Säckchen enthalten ist. Das Fleisch ist hart und grobfaserig und von vielen steifen Sehnen durchzogen. Die Haut ist fast vollkommen glatt und glänzend, trübschwarz, am Unterleib, an dem Schwanz und dem Unterkiefer stellenweise lichter gefärbt. Ein eigentümlicher, als Harnblase zu deutender, über der Wurzel der Rute befindlicher Sack enthält eine orangenfarbige, ölige Flüssigkeit, in der zuweilen kugelige Klumpen von 8–30 cm Durchmesser und 6–10 kg Gewicht umherschwimmen, wahrscheinlich krankhafte Absonderungen, dem Harnstein andrer Tiere zu vergleichen. Sie sind die geschätzte Ambra (s. d.), die sich übrigens auch im Darmkanal vorfinden soll. Der P. lebt herdenweise in allen Teilen des Ozeans, namentlich zwischen 40° nördl. und südl. Br., bis zum 60.°, auch an den europäischen Küsten; seine eigentliche Heimat aber ist die südliche Erdhälfte, wo er sich, zumal an den tiefsten Stellen des Meers, scharenweise zusammenfindet. Warmen Strömungen folgend, wandert er unregelmäßig nach N. und S.; in seinen Bewegungen erinnert er mehr an die Delphine als an die Bartenwale, er taucht oft mit dem Kopf weit aus dem Wasser heraus und liegt schlafend fast bewegungslos auf der Oberfläche. Er nährt sich vornehmlich von Cephalopoden, frißt aber auch kleinere Fische. Man hat oft Mütter mit saugenden Jungen gesehen. Der P. wird seit alten Zeiten, besonders aber seit Ende des 17. Jahrh., von amerikanischen und englischen Walfischfängern eifrig verfolgt, namentlich in der Südsee. Die Jagd ist mit weit größern Gefahren verbunden als die auf Walfische, da das harpunierte Tier mit seinen furchtbaren Stößen Schiffe bis zum Versinken beschädigt. Man benutzt außer dem Walrat auch die Ambra, den Speck, welcher guten Thran liefert, und die Zähne.