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MKL1888:Piräeus

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Piräeus“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Piräeus“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 13 (1889), Seite 83
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Piräeus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 83. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Pir%C3%A4eus (Version vom 27.01.2023)

[83] Piräeus (Peiraieus), bergige Halbinsel, 8 km südöstlich von Athen, mit dem zu 86,5 m Höhe ansteigenden Berg Munychia, welcher in makedonischer Zeit eine Burg trug, und drei tief eingeschnittenen runden Hafenbecken (Peiraieus, Zea und Munychia), welche Themistokles seit 493 v. Chr. zum Hafen Athens bestimmte und zunächst mit Mauern umgeben ließ. Über den Bau der langen Mauern zwischen P. und Athen, deren mittelste erst Perikles hinzufügte, s. Athen, S. 999. In Perikleischer Zeit wurde auch von Hippodamos aus Milet die Stadt P. mit rechtwinkelig sich schneidenden Straßen angelegt, die Häfen ausgebaut und mit Säulenhallen und Schiffshäusern versehen. Nach Beendigung des Peloponnesischen Kriegs zerstört, ward P. zum Hauptsitz der Demokratie und blühte bald durch die Bemühungen eines Konon, Lykurg, Demosthenes u. a. von neuem auf, namentlich als Handelshafen. Verschiedene fremde Gottesdienste fanden hier Eingang; in den Jahren 347–323 wurde das vielbewunderte Arsenal des Philon errichtet, das erst Sulla 86 v. Chr. mit den übrigen Hafenanlagen niederbrannte. Die Heiligtümer blieben zwar erhalten, aber die Stadt war und blieb verödet, wenn auch nicht ganz entvölkert, wie Reste aus byzantinischer Zeit beweisen. Im Mittelalter hatten hier die Venezianer sich verschanzt, während des griechischen Befreiungskriegs die Türken, und als diese 1827 kapitulierten, war nichts als Schutt und Ruinen übriggeblieben und selbst der Name P. verschollen. Nur zehn Jahre später war bereits unter dem alten Namen eine freundliche Stadt mit geraden Straßen, schönen Wohnhäusern und massiven Warenmagazinen nach den Plänen von Kleanthes, Schaubert und Klenze entstanden; 1871 zählte P. bereits über 11,000 Einw. und 1879 deren 21,055. P. gehört zum Nomos Attika-Böotien, hat ein Gymnasium, Marineschule, Kriegsschule, Börse, Arsenaldepots, Hospitäler, Wasserleitung, Fabriken (Gasfabrik, Dampfmühlen, 6 Baumwollspinnereien, 2 Maschinenfabriken, Holzschneiderei, Bierbrauerei etc.) und ist Hauptexportplatz für Öl und Oliven. Die antiken Reste (2 Theater, Ringmauern, Schiffshäuser, einige Tempel etc.) sind unbedeutend. Über Athen steht P. mit Paträ in Eisenbahnverbindung (vgl. Karte „Umgebung von Athen“) und ist seit 1880 Hauptstation des Österreichischen Lloyd (außerdem von drei griechischen und zahlreichen andern Dampfschiffahrtsgesellschaften) und durch denselben in direkter Verbindung mit Konstantinopel, Smyrna, Alexandria, Korfu und Triest. Die Ausfuhr aus P. belief sich 1883 auf 2,422,191 Frank, die Einfuhr auf 48,448,331 Fr.; es liefen 1886: 2426 Dampfer und 7114 Segelschiffe ein, zusammen mit 2,370,231 Ton. Die Anzahl der deutschen Schiffe ist sehr gering (1887 nur 3). Trotzdem exportiert das Deutsche Reich (über Triest) viel nach dem P., namentlich in den letzten Jahren Schienen, Lokomotiven, Eisenbahnwagen, Kriegsmaterial etc. P. ist Sitz eines deutschen Konsuls.