MKL1888:Phimōse
[1023] Phimōse (Phimosis, griech., „Einschnürung“), die abnorme Verengerung der Vorhaut, so daß sie entweder gar nicht oder nur mit Mühe und unter Schmerzen über die Eichel zurückgezogen werden kann. Sie ist entweder angeboren, oder durch Entzündung der Eichel und der Vorhaut entstanden. Wenn bei der angebornen P. die Öffnung der Vorhaut viel kleiner ist als die der Harnröhre, so kann der Urin nicht im gehörigen Strahl ausfließen, es häuft sich ein Teil desselben unter der Vorhaut an und dehnt diese aus. Durch den zurückbleibenden, sich zersetzenden Urin wird die Vorhaut entzündet, oft verlängert und verhärtet. Auch können sich steinige Anhäufungen von Harnsalzen zwischen der Eichel und der Vorhaut bilden (Präputialsteine). Ist die Vorhaut ohne Öffnung, so wird dieselbe durch den sich ansammelnden Urin zu einer ovalen, durchsichtigen Geschwulst ausgedehnt, und die Zurückhaltung des Urins kann tödlich werden, wenn nicht zu rechter Zeit Hilfe geleistet wird. Wenn die P. nicht so hochgradig ist, daß sie die genannten Erscheinungen hervorruft, so wird sie selten vor dem Alter der Geschlechtsreife berücksichtigt und wird erst dann Gegenstand ärztlicher Behandlung, wenn die Erektionen und der Beischlaf schmerzhaft werden. Die erworbene P. entsteht durch Entzündung der Vorhaut, bedingt durch Reizungen aller Art, am gewöhnlichsten durch Tripper oder syphilitische Geschwüre. Dergleichen Phimosen können zu den bedenklichsten Symptomen die Veranlassung geben und einen schlimmen Ausgang nehmen, wenn sie nicht frühzeitig und sorgfältig behandelt werden. Die Heilung ist in allen Fällen höhern Grades ohne Rücksicht auf die Entstehungsursache nur durch Spaltung oder vollständige Beschneidung zu erzielen. Alle Mittel zur Milderung eingetretener Entzündungen durch kalte Umschläge, Waschungen kommen erst nach der Operation zu voller Wirkung.