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MKL1888:Philtron

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Philtron“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Philtron“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 12 (1888), Seite 1023
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Philtron. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 1023. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Philtron (Version vom 13.09.2021)

[1023] Philtron (griech., lat. philtrum), Liebestrank, dessen sich der Aberglaube bediente, um in Individuen des andern Geschlechts Liebe zu erwecken. In Bereitung solcher Tränke galten besonders die thessalischen Weiber für sehr erfahren. Die Bestandteile derselben waren verschieden. Man nahm dazu namentlich das sogen. Hippomanes (s. d.), Teile (besonders die Zunge) des Vogels Jynx (s. d.), verschiedene Kräuter, auch Insekten, einen gewissen Fisch (Remora), Eidechsen, Kalbsgehirn, Taubenblut und andre, meist ekelhafte Ingredienzien. Übrigens gab es auch Zaubermittel, welche das Gegenteil bewirken, d. h. die Leidenschaft der Liebe unterdrücken, und besonders dann wirksam sein sollten, wenn die Liebe durch Zauberei erregt worden war, wie z. B. das sogen. Keuschlamm (Vitex agnus castus), die weiße Seerose etc. Als das Unwesen mit solchen Zaubermitteln infolge der überhandnehmenden Sittenverderbnis zu arg ward, erschien unter den ersten Kaisern ein Senatskonsult, wonach die Anwendung von Philtren der Vergiftung gleich geachtet und bestraft werden sollte.