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MKL1888:Morris

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Morris“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 813814
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  1. William Morris
  2. Lewis Morris (engl.)
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Morris. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 813–814. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Morris (Version vom 08.02.2024)

[813] Morris, William, hervorragender engl. Dichter, geb. 1834 zu London als der Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns, erhielt eine vortreffliche Erziehung, studierte in Oxford, wandte sich der Malerei zu, ohne darin sonderliche Erfolge zu erringen, und veröffentlichte 1858 sein erstes Buch: „The defence of Guenevere, and other poems“, mit dem er sich an die damals mit Jubel begrüßten „Idylls of the king“ von Tennyson anlehnte, aber auch schon in dem Hervortreten des Stark-Sinnlichen und dem Aufnehmen fremdländischen Elements einen eignen Weg betrat. Mit mehreren Teilhabern gründete er 1863 eine Anstalt, in welcher die höchste Kunst auf die gewöhnlichsten Gegenstände des Hausrats Anwendung finden sollte. In diesem Kunstgewerbe ist M. noch immer als Zeichner thätig, und seine und seiner Freunde Bestrebungen haben in der That einen großen Umschwung im Geschmack für diese Dinge hervorgebracht. Seine nächsten Werke waren: das Epos „The life and death of Jason“ (1867, 8. Aufl. 1882) und die Dichtung „Earthly paradise“ (1868–1870, 4 Bde.; neue Ausg. 1886, 5 Bde.), welche 24 Legenden und romantische Erzählungen aus dem Altertum und Mittelalter in phantastischer Umrahmung behandelt. Beide wurden mit großem Beifall aufgenommen, und namentlich mit dem letztern, in wahrhaft dichterischem Sinn geschaffenen, an Chaucer erinnernden Werk war M.’ Stellung als eines der Häupter der jüngsten englischen Dichterschule begründet. Ein eigenartiges, gärendes Gemisch von Romantik und Klassizität, Formvollendung und Langatmigkeit, Sprachreichtum und Dunkelheit des Ausdrucks, nackter Sinnenlust und tiefen Todesgedanken charakterisiert ihn und tritt auch in der dramatischen Dichtung „Love is enough, a morality“ (1872), die den Mysterien des Mittelalters ähnelt, zu Tage. M. hat außerdem die „Äneide“ übersetzt (1876) und in Gemeinschaft mit dem Isländer Erik Magnusen verschiedene [814] nordische Sagen aus dem Isländischen übertragen, wie: „The story of Grettir the strong“ (1869); „The story of the Volsungs and Niblungs etc.“ (1870); „Three northern love stories“ (1875). Seine letzte große Dichtung: „The story of Sigurd the Volsung and the fall of the Niblungs“ (1876), schließt sich diesen Studien an. Seine Gedanken über Kunstgewerbe hat M. niedergelegt in dem Buch „The decorative arts. Their relation to modern life“ (1878) und in „Hopes and fears for art“ (1882); neuerdings trat er mit „The day is coming. A chant for socialists“ (1884) für die sozialistische Bewegung ein.


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 585
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[585]  Morris, 2) Lewis, engl. Dichter, geb. 23. Jan. 1833 zu Carmarthen in Südwales, erhielt eine sorgfältige Erziehung, bezog die Universität Oxford, wo er 1858 promovierte und sich mehrfach auszeichnete, wurde Rechtsanwalt, auch Schriftführer des neuerrichteten University College für Südwales, zu dessen Begründung er wesentlich beigetragen hat. Auch ist er Mitbegründer der Cymmrodonian Society für die Pflege der wallisischen Litteratur und Vorsitzender der Eisteddfod Association, welche die jährlichen Feste zu dichterischer, allgemein litterarischer und musikalischer Verwendung der kymrischen Sprache veranstaltet. Seine Gedichtsammlungen: „Songs of two worlds“ (1871, anonym), „Epic of Hades“ (1877), „Gwen“ (1878), „An ode of life“ (1880), „Songs unsung“ erlebten zahlreiche Auflagen. Auch seine spätern Dichtungen: „Lyric“ (1886) und „Songs of Britain“ (1887), fanden günstige Aufnahme. Seine Bewunderer sehen in M. den Nachfolger Tennysons als Kronpoeten.