MKL1888:Morray
[813] Morray (spr. mórä), James Stuart, Graf von, natürlicher Sohn Jakobs V. von Schottland und der Margarete, Tochter des Lords Erskine, geb. 1531, erhielt im siebenten Jahr, von seinem Vater für den geistlichen Stand bestimmt, das Priorat von St. Andrews, ward aber nach dessen Tod von seiner Mutter nach dem Schloß Lochleven mitgenommen und in deren ehrgeizige Pläne gezogen. 1548 begleitete er seine Halbschwester, die sechsjährige Königin Maria Stuart, nach Frankreich. Nach Schottland zurückgekehrt, trat er zur protestantischen Partei über und spielte infolge des Vertrauens, das die jugendliche Königin ihm schenkte, in Schottland eine bedeutende Rolle. Hauptsächlich auf seinen Rat suchte Maria, 1561 nach ihrem Reich zurückgekehrt, ein erträgliches Verhältnis zu Elisabeth anzubahnen. Er behielt die Leitung der Geschäfte zunächst in seinen Händen, trat der Königin aber, als sie sich 1565 mit Darnley vermählte und nun eine mehr katholische Politik verfolgte, offen entgegen und wurde infolgedessen mit andern protestantischen Lords zur Flucht nach Frankreich genötigt. Nach Darnleys Ermordung und Marias Vermählung mit Bothwell kehrte M. nach Schottland zurück und wurde nach Marias Gefangennahme und Abdankung 1567 zum Regenten des Landes für den jungen Jakob VI. ernannt. An Marias Katastrophe hatte er einen sicher nachweisbaren Anteil nicht gehabt; als sie aber aus ihrer Haft entfloh, eilte er mit 6000 Mann herbei und zerstreute ihren Anhang 13. Mai 1568 zu Langside, worauf die Königin nach England floh. Auf den Konferenzen von York und Westminster suchte er die Schuld seiner Schwester an der Ermordung Darnleys nachzuweisen und war mit der Gefangenhaltung derselben durch Elisabeth ganz einverstanden. Er wurde 23. Jan. 1570 aus Privatrache meuchlerisch ermordet.