MKL1888:Moleschott
[720] Moleschott, Jakob, Physiolog, geb. 9. Aug. 1822 zu Herzogenbusch, studierte seit 1842 in Heidelberg Medizin, Naturwissenschaft, besonders Physiologie, und daneben Hegelsche Philosophie und erwarb sich durch seine „Kritische Betrachtung von Liebigs Theorie der Pflanzenernährung“ (Haarl. 1845) den von der Universität zu Haarlem ausgesetzten Preis. 1845 ließ er sich als Arzt in Utrecht nieder, arbeitete in Mulders Laboratorium und begann mit Donders und van Deen die Herausgabe der „Holländischen Beiträge zu den anatomischen und physiologischen Wissenschaften“. 1847 habilitierte er sich zu Heidelberg als Privatdozent für Physiologie und Anthropologie sowie für allgemeine und vergleichende Anatomie, und 1853 gründete er daselbst ein physiologisches Laboratorium. In diese Zeit fallen auch seine Hauptschriften, mit denen er seinen Ruhm begründete: die „Physiologie der Nahrungsmittel“ (Darmst. 1850; 2. Aufl., Gieß. 1859), für Fachmänner, und die „Lehre der Nahrungsmittel“ (Erlang. 1850, 3. Aufl. 1857), für das Volk, die „Physiologie des Stoffwechsels in Pflanzen und Tieren“ (das. 1851) und „Kreislauf des Lebens. Physiologische Antworten auf Liebigs ‚Chemische Briefe‘“ (Mainz 1852; 5. Aufl. 1876–86, 2 Bde.). 1854 erhielt M. wegen seiner materialistischen Auffassung aller Lebensthätigkeit im Namen des engern Senats der Universität und auf Befehl des Ministeriums eine Verwarnung, legte infolgedessen sein Lehramt nieder und behielt nur die Leitung seines physiologischen Laboratoriums, bis er 1856 einem Ruf als Professor der Physiologie am eidgenössischen Polytechnikum zu Zürich folgte, in welche Stelle er sich mit der Rede „Licht und Leben“ (3. Aufl., Gieß. 1879) einführte. 1861 ward er an die Universität zu Turin berufen, im November 1876 von der italienischen Regierung zum Senator ernannt und 1878 an die Universität Rom versetzt. In seinen „Untersuchungen zur Naturlehre des Menschen und der Tiere“ (Frankf. 1856 ff.) veröffentlichte er die meisten seiner Untersuchungen, welche sich besonders auf die Respiration und die Respirationsorgane, auf die Milch, die Galle und das Blut, auf die Wandlung der Stoffe im Organismus, auf die Struktur der Horngebilde etc. beziehen. Er schrieb noch: „Georg Forster, der Naturforscher des Volks“ (Frankf. 1854; 2. Aufl., Berl. 1862); „Physiologisches Skizzenbuch“ (Gieß. 1861); „Hermann Hettners Morgenroth“ (das. 1883) und eine Reihe von Antritts- und Eröffnungsreden zu seinen Vorlesungen. Gesammelt erschienen „Kleine Schriften“ (Gieß. 1880–1887, 2 Bde.).