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MKL1888:Mimir

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Mimir“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Mimir“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 11 (1888), Seite 641
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Mimir. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 641. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Mimir (Version vom 22.11.2023)

[641] Mimir („Gedächtnis“), in den Edden ein weiser Jote (Riese), dem der Mimirsbrunnen, die in Jötunheim entspringende „Quelle der Weisheit“, gehört, aus der er jeden Morgen trinkt, wodurch er zum Besitz der höchsten Erkenntnis gelangt. Auch Odin begehrte einst von dem Quell zu kosten; doch M. gestattete es nur unter der Bedingung, daß ihm jener das eine seiner Augen zum Pfand gebe. Fortan schöpfte M. mit diesem (in Gestalt eines Horns) den Trank der Weisheit. Das eine Auge des Himmelsgottes ist die Sonne; das verpfändete andre wird auf den Mond gedeutet, dessen Spiegelbild (zum Teil als sichelförmiges Horn) aus dem Wasser hervorblickt. Nach der Heimskringla begleitete M. den Hönir (s. d.) zu den Wanen, die ihn erschlagen und sein Haupt den Asen zurücksenden; aber noch mit diesem Haupt berät sich Odin. In der Heldensage erscheint M. als kunstfertiger Schmied, der Siegfried und Wieland in dieser Kunst unterrichtet.