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MKL1888:Metallbearbeitung

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Metallbearbeitung“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Metallbearbeitung“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 17 (Supplement, 1890), Seite 566567
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Metallbearbeitung. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 17, Seite 566–567. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Metallbearbeitung (Version vom 17.01.2025)

[566]  Metallbearbeitung. Die Maschinen zur Bearbeitung laufen zwar meist nicht mit so großer Geschwindigkeit wie die deshalb den Arbeitern besonders gefährlichen Holzbearbeitungsmaschinen, geben jedoch auch häufig genug Veranlassung zu Unfällen der Arbeiter, wenn dieselben durch eine unwillkürliche, unvorsichtige Bewegung zwischen die Getriebe kommen, z. B. beim Ausgleiten sich an einem Zahnradgetriebe festhalten wollen. Deshalb sind solche Maschinen mit Schutzvorrichtungen zu versehen, die im allgemeinen aus Stäben, Kapseln, Gittern, Drahtnetzen etc. bestehen, welche um die gefährlichen Triebwerke gelegt werden. In dieser Beziehung sind zunächst diejenigen Regeln zu befolgen, welche im Art. „Räderwerke“ (Bd. 17) angegeben sind. Bei Bohrmaschinen sind die Vorgelegeräder, die Kegelräder für den Antrieb der Bohrspindel und das Schneckenradgetriebe für die selbstthätige Nachstellvorrichtung der Bohrspindel mit Schutzkapseln zu versehen. Bei Fußtrittbohrmaschinen sind außerdem in der Nähe des Fußtrittes zur Verhütung des Einklemmens der Füße Schutzbleche und im Fußboden Aussparungen anzubringen, auch ist die vom Fußtritt bewegte Kurbel durch einen Schutzwinkel zu verdecken, das Schwungrad ist mit einer Blechscheibe so zu bedecken, daß Verletzungen durch die Speichen ausgeschlossen sind. Bei Drehbänken ist zur Verhütung von Unfällen durch die Wechselräder über denselben ein Schutzkorb anzubringen, welcher zum Abnehmen eingerichtet sein muß, damit die Räder ausgewechselt werden können. Hier empfiehlt es sich, den Korb derart mit der Ausrückvorrichtung der Drehbank in Verbindung zu bringen, daß das Ingangsetzen der Drehbank nur nach erfolgter Bedeckung der Räder durch den Schutzkorb möglich ist und während des Ganges der Drehbank eine Entfernung des Schutzkorbes nicht vorgenommen werden kann. Um die Augen vor abspringenden Metallspänen zu schützen, die schon manchem Arbeiter ein Auge gekostet haben, empfiehlt es sich, die Arbeiter mit Schutzbrillen zu versehen oder aber auf dem Support eine Glasscheibe derart drehbar und verschiebbar anzubringen, daß derselben stets eine solche Lage gegeben werden kann, welche es dem Arbeiter ermöglicht, durch die Scheibe den arbeitenden Drehstahl zu beobachten, ohne der Verletzung durch abspringende Späne ausgesetzt zu sein. Ähnliche Schutzvorrichtungen aus Glasscheiben, Blechkapseln oder Drahthauben dringt man überhaupt zweckmäßig an Meißeln, Abschrothämmern etc. an, um abfliegende Metallstücke aufzufangen. An den Metallhobelmaschinen sind vor den Umsteuerungsknaggen Schutzstangen anzubringen, welche verhüten sollen, daß die Füße der Arbeiter von den Knaggen erfaßt und gegen die Maschinenständer gepreßt werden. Bei Schleifsteinen und Schmirgelscheiben liegt die Gefahr des Zerspringens vor, was bei ihrer großen Umdrehungsgeschwindigkeit stets mit solcher Gewalt geschieht, daß durch die umherfliegenden Stücke häufig sehr erhebliche Verletzungen der Schleifer herbeigeführt werden. Als Mittel dagegen ist eine solide Befestigung durch Einklemmen zwischen zwei Unterlagsscheiben, und zwar auf einer runden (nicht viereckigen) Welle, und eine konzentrische Schutzhülle von starkem Schmiedeeisenblech, welche nur an der Arbeitsstelle durchbrochen ist. Eine besondere Sorgfalt ist auch der gehörigen Umzäunung der Betriebsriemen bei schnelllaufenden Schleifsteinen zuzuwenden. Das Abdrehen von unrund gewordenen Schleifsteinen [567] mittels Eisenstangen ist insofern gefährlich, als die Arbeiter leicht zwischen Schleifstein und Auflage geraten. Hier sind vorteilhaft besondere Abdrehvorrichtungen anzuwenden, bestehend in fräseartigen Werkzeugen, die mittels eines Supports an dem abzudrehenden Schleifstein vorbeigeführt werden. Wenn mit der Schleifarbeit eine erhebliche Stauberzeugung verbunden ist, so sind die Arbeiter gegen die höchst gesundheitsgefährliche Wirkung dieses Staubes durch Absaugen desselben zu schützen. Zu dem Zweck sind die Schleifsteine mit einer Umkapselung oder mit einem Auffangtrichter zu versehen, welche mit einem Exhaustor derart in Verbindung stehen, daß der ganze Staub mit der angesaugten Luft abgeführt wird. Derartige Vorrichtungen finden sich besonders in den Schleifereien, Nadel- und Stahlfederfabriken. Bei großen Stangen mit Balancierantrieb kommen nicht selten Verletzungen der daran beschäftigten Arbeiter, wie auch zufällig vorbeigehender Personen, dadurch vor, daß diese von den Schwungkugeln des Balanciers getroffen werden. Zum Schutz hiergegen ist um die Schwungkugeln ein mitrotierender Flacheisenring zu legen, der durch eine Anzahl Speichen versteift wird. Ferner werden bei Stangen mit Balanciers zuweilen dadurch erhebliche Quetschungen der Hände herbeigeführt, daß die Schwungkugeln und somit auch die Preßspindel und der Preßkopf schon in Bewegung gesetzt wurden, bevor der mit dem Unterlegen des Arbeitsstückes betraute Arbeiter seine Hände zurückgezogen hatte. Hiergegen schützt eine Schiene, welche durch die Spindel mittels eines Hebelmechanismus zwischen dem Preßkopf und der Unterlage (Matrize) und zwar ziemlich dicht über letzterer hin und her bewegt wird, so daß sie die Hand des Arbeiters fortschiebt, ehe der Preßkopf das auf der Matrize liegende Arbeitsstück erreicht hat. Bei Walzwerken für dünne Bleche sind die Hände der Arbeiter vor dem Hineingeraten zwischen die Walzen zu schützen. Dazu empfiehlt sich die Anbringung von kleinen Schutzwalzen über den Einführungstischen, welche behufs Einführung des zu walzenden Stückes von dem hinter dem Walzwerk stehenden Arbeiter mittels eines Fußtrittes angehoben werden. Das zu walzende Stück wird dann von einem andern vor dem Walzwerk stehenden Arbeiter eingeschoben, sobald es jedoch von den Walzen erfaßt ist, zieht der erste Arbeiter seinen Fuß zurück, die Schutzwalze fällt auf das Arbeitsstück nieder und verhindert, daß die Hand des zweiten Arbeiters den Walzen zu nahe kommen kann.