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MKL1888:Martinique

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Martinique“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 299300
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Martinique. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 299–300. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Martinique (Version vom 19.01.2024)

[299] Martinique (spr. -nīk), eine der Kleinen Antillen (s. Karte „Westindien etc.“), nächst Guadeloupe die wichtigste Besitzung der Franzosen in Westindien, liegt zwischen Santa Lucia und Dominica. Das Innere derselben ist hohes Felsengebirge mit dem 1350 m hohen Mont Pelée und den drei Gipfeln Pitons du Carbet von 1207 m Höhe. Ausläufer davon treten bis ans Meer und machen die Küste äußerst unregelmäßig. Mehrere Berggipfel enthalten erloschene Krater. Das Klima ist überaus feucht, es fallen jährlich 2170 mm Regen an 230 Regentagen. Die mittlere Temperatur am Meer beträgt 26° C., die Extreme sind 20 und 35°. Orkane richten zuweilen große Verheerungen an, Erdbeben sind selten; das gelbe Fieber ist ein häufiger Gast. Der Pflanzenwuchs ist üppig, und nur die höchsten Bergspitzen sind kahl. Das Tierreich bietet Wild (Aguti), Schildkröten, Krabben, Schlangen, darunter die sehr giftige Lanzenschlange (Trigonocephalus lanceolatus), unzählige und sehr beschwerliche Ameisen etc. M. hat ein Areal von 988 qkm (17,9 QM.) mit (1884) 167,679 Einw., wovon etwa 10,000 Weiße, 27,000 Kulis und Chinesen und der Rest Neger und Mulatten. Von der Oberfläche sind 34 Proz. angebaut, 19 Proz. Weide, 18 Proz. Wald. Bau- und Nutzhölzer der edelsten Art wachsen in den dichten Waldungen, und Kampescheholz bildet einen Gegenstand der Ausfuhr. Die Zuckerkultur, seit 1647 eingeführt, ist der Hauptgegenstand des Ackerbaues; denn von 42,490 überhaupt angebauten Hektar sind ihr allein 25,795 Hektar gewidmet, während Kaffee (seit 1720), Kakao (seit 1664), Baumwolle und Tabak insgesamt nur 1035 Hektar, Lebensmittel 15,652 Hektar einnehmen. An Nahrungspflanzen baut man namentlich Maniok, Yams, Bataten und karibischen Kohl. Der Orleanbaum, Cassia- und Orangenbaum sind von jeher gepflegt worden, und alle Südfrüchte gedeihen. Für Vanille- und Kochenillezucht scheint indes das Klima zu feucht zu sein. An Vieh zählte man 1883: 4875 Pferde, 4480 Esel und Maultiere, 21,210 Rinder, 21,290 Schafe, 5545 [300] Ziegen und 19,185 Schweine. Die Industrie beschränkt sich auf Töpferei und Kalkbrennerei, und auch der Fischfang ist ohne Bedeutung. Der Handel findet hauptsächlich mit Frankreich statt. Es wurden 1883 für 361/2 Mill. Frank Waren ausgeführt, eingeführt für 331/5 Mill. Fr. (namentlich Lebensmittel und Manufakturen). Eine Eisenbahn von 194 km Länge ist in Betrieb. M. wird von einem Gouverneur regiert, dem ein Geheimer Rat von 9 Beamten und ein Allgemeiner Rat von 12 vom Gouverneur und 12 von den Gemeinderäten ernannten Mitgliedern zur Seite stehen. Einkünfte (1884) 4,593,000 Fr. Hauptort ist Fort de France, Mittelpunkt des Handels St.-Pierre, beide an der Westseite. – Die Insel wurde 1493 von Kolumbus entdeckt, aber nicht in Besitz genommen. Erst 1635 ließen sich etwa 150 französische Kolonisten von der Insel St.-Christoph im südwestlichen Teil von M. nieder. Colbert kaufte die Insel 1664 den Kolonisten für 60,000 Livres ab. Admiral Ruyter griff M. vergebens mit einer holländischen Flotte an, und auch die Engländer versuchten 1693 umsonst, die Insel zu nehmen. Nachdem sie 1761 glücklicher gewesen, gaben sie die Insel im Frieden von 1763 zurück, eroberten sie jedoch 1794 von neuem. Die Franzosen erhielten sie 1802 durch den Frieden von Amiens zurück, verloren sie 1809 nach tapferer Gegenwehr des französischen Generals Hugues durch Kapitulation abermals und erhielten sie 1814 durch den Pariser Frieden wieder. Die Negersklaven wurden 1848 freigegeben. Vgl. Pardon, La M. depuis sa découverte (Par. 1877); Huc, La M., études sur certaines questions coloniales (das. 1877); H. Rey, Étude sur la colonie de la M. (Nancy 1881); Aube, La M., son présent et son avenir (Par. 1882); Basset, Les Antilles françaises. Observations sur la M. (das. 1886).


Jahres-Supplement 1891–1892
Band 19 (1892), Seite 602
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[602] Martinique, Antilleninsel, zählte 31. Dez. 1888 175,863 Einw., ein Rückgang gegen das Vorjahr um 1215 Personen, der sich aus dem Überschuß der Todesfälle über die Geburten erklärt. Die Garnison zählte 547 Mann, davon im Fort de France 442. Die Zahl der Franzosen war 675. Das Schulwesen stand ursprünglich unter den Brüdern von Ploërmel und den Schwestern des heil. Joseph v. Cluny, wurde aber seit 1882 verweltlicht, 2 Lehrerseminare wurden errichtet und mit Ausnahme von 4 Schulen (1 für Knaben) alle Schulen (37 Knabenschulen mit 5040 Schülern und 122 Lehrern, und 36 Mädchenschulen mit 3364 Mädchen und 97 Lehrerinnen) dem Staat unterstellt. Das Budget für das Unterrichtswesen beträgt 408,506 Frank. Die Einfuhr betrug 1888: 22,9, die Ausfuhr 23,5 Mill. Fr. Auf der Insel sind 194 km Eisenbahnen in Betrieb.