MKL1888:Magĭer
[72] Magĭer (lat. Magi), die Priester bei den Medern und Persern, welche sehr einflußreich waren. Die M. waren im Besitz der wissenschaftlichen Kenntnisse und übten die heiligen Gebräuche der Religion, trieben aber auch Traumdeuterei und Mantik. Ihre Lehren nannte man Magismus, ihre Weisheit die Magie (s. d.). Sie genossen außerordentliches Ansehen, hatten entscheidenden Einfluß auf alle öffentlichen und Privatangelegenheiten, leiteten die Erziehung der Prinzen und umgaben beständig die Person des Fürsten. Zoroaster reformierte mit dem Parsismus auch die M. und teilte sie in drei Klassen: Lehrlinge (Herbeds), Meister (Mobeds) und vollendete Meister (Desturmobeds). Pasargadä, die Totenstadt der persischen Könige, war auch die Priesterstadt des Reichs, wo die M. ihren Mittelpunkt hatten. Bei den Chaldäern erwähnt schon Jeremias einen Magierorden, dessen Mitglieder aus den Sternen, aus dem Flug der Vögel und aus den Opfertieren weissagten; auch bei der Geburt Jesu werden M. erwähnt (s. Drei Könige). Später, im Zeitalter der Römer, hießen M. überhaupt die herumziehenden Astrologen, Wahrsager und Gaukler Asiens, welche zugleich als Wundärzte und Traumdeuter in großem Ansehen standen, und noch gegenwärtig versteht man unter Magiern oder Magikern die sogen. Zauberer und Taschenspieler. – Magisch, zauberisch, zauberhaft; magische Laterne, s. Laterna magica.