Zum Inhalt springen

MKL1888:Mörser

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Mörser“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Mörser“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 11 (1888), Seite 814815
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wiktionary-Logo
Wiktionary: Mörser
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Mörser. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 814–815. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:M%C3%B6rser (Version vom 27.10.2024)

[814] Mörser, Gefäß, worin mittels einer Keule allerlei Gegenstände zerstoßen und zerrieben werden. Die größten M. bestehen aus Eisen und sind oft mit Vorrichtungen versehen, durch welche die schwere Mörserkeule nach jedem Stoß automatisch wieder in die Höhe gezogen wird, so daß dem Arbeiter nur das Herabziehen der Keule obliegt. Kleinere M. bestehen aus Messing, Serpentin, Porzellan. Letztere sind innen nicht glasiert und werden besonders in den Apotheken gebraucht. Zur chemischen Analyse benutzt man Achatmörser, um sicher zu sein, daß die zu zerreibende Substanz nicht durch abgeriebene Teilchen des Mörsers verunreinigt wird. – In der Artillerie versteht [815] man unter M. kurze, 3–31/2 Kaliber lange Geschützrohre, welche unter hohen, von 30–75° gehenden Elevationen feuern, um dicht hinter Deckungen liegende Ziele zu treffen oder vermöge der großen Fallkraft der Geschosse Eindeckungen von Hohlräumen, Decks von Schiffen etc. zu zerstören. Die glatten M. hatten nur eine geringe Wurf- (Schuß-) Weite (bis 1400 m), die gezogenen M. reichen dagegen bis zu 7500 m, um auch beim Beginn der Belagerungen neben den gezogenen Kanonen in Thätigkeit treten zu können. Die glatten M. wurden früher nach dem Gewicht der Steinkugel, die aus ihnen geworfen wurde, als 7-, 10-, 25-, 50- und 75pfündige, später nach dem Durchmesser der Seele in Zentimetern oder Zollen (England) als 15, 23, 28 cm M. benannt. Die Kammer für die Pulverladung war cylindrisch oder konisch (Frankreich), die Schildzapfen saßen am halbkugelförmigen Bodenstück. Aus dem glatten M. wurden nur Bomben (s. d.), bei größerm Kaliber auch Spiegelgranaten (s. Hebespiegel), Leucht- und Brandkugeln und Kartätschen, aus dem Steinmörser auch Steine geworfen. Gegenwärtig sind überall M. von kleinem, mittlerm und großem Kaliber, in Deutschland 9, 15 und 21 cm, eingeführt (letztere s. Tafel „Geschütze I“). Die M. werden bei Belagerungen in Mörserbatterien, in Festungen auf dem Wallgang oder in bedeckten Mörserbatterien (Carnotsche Batterien, bombenfest eingedeckte Hohlräume mit einer etwa 2 m über dem Geschützstand beginnenden weiten, schartenartigen Öffnung) aufgestellt. Sie stehen auf Mörserbettungen, welche eine größere Anzahl (5–9) Rippen haben als Kanonenbettungen. Die M. traten an die Stelle der Ballisten oder Blyden und haben von jeher zu monströsen Konstruktionen verleitet. Der Paixhanssche M. (mortier-monstre, Lüttich) von 1832 wog 155 Ztr. und hatte 60 cm Seelendurchmesser; die Bombe wog 103/4 Ztr. einschließlich 1 Ztr. Sprengladung. Der 1858 in England gefertigte Palmerstonsche M. (Palmerston’s folly) wog 1830 Ztr.; die Bombe hatte einen Durchmesser von 93 cm, faßte 41/4 Ztr. Sprengladung und wog mit dieser 311/4 Ztr.