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MKL1888:Lotze

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lotze“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Lotze“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 10 (1888), Seite 929
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Lotze. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 929. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lotze (Version vom 11.01.2025)

[929] Lotze, Rudolf Hermann, Philosoph und Physiolog, geb. 21. Mai 1817 zu Bautzen, studierte in Leipzig Philosophie und Medizin, seit 1842 außerordentlicher Professor der Philosophie daselbst, seit 1844 ordentlicher Professor derselben zu Göttingen, seit 1881 zu Berlin, wo er kurz nach seiner Übersiedelung 1. Juli 1881 starb. Als Philosoph hat L. von Herbart und Weiße Anregungen erfahren, sich aber (wie er selbst sagt) am meisten von Leibniz angezogen gefühlt. Als Physiolog ist er als energischer Bekämpfer der „Lebenskraft“ und als Verteidiger des Mechanismus aufgetreten. Seinen wissenschaftlichen Standpunkt hat L. als teleologischen Idealismus bezeichnet, indem die Metaphysik ihren Anfang nicht in sich selbst, sondern vielmehr in der Ethik habe. Seine Schriften sind: „Metaphysik“ (Leipz. 1841); „Allgemeine Pathologie und Therapie als mechanische Naturwissenschaften“ (das. 1842, 2. Aufl. 1848); „Logik“ (das. 1843); „Über den Begriff der Schönheit“ (Götting. 1846); „Über die Bedingungen der Kunstschönheit“ (das. 1848); „Allgemeine Physiologie des körperlichen Lebens“ (Leipz. 1851); „Medizinische Psychologie oder Physiologie der Seele“ (das. 1852); „Mikrokosmos. Ideen zur Naturgeschichte und Geschichte der Menschheit“ (das. 1856–64, 3 Bde.; 4. Aufl. 1885), sein Hauptwerk, in dem er seine ganze Weltanschauung niedergelegt und ein würdiges Seitenstück zu Herders „Ideen“ geliefert hat; ferner „Geschichte der Ästhetik in Deutschland“ (Münch. 1868) und „System der Philosophie“ (Bd. 1: „Logik“, Leipz. 1874, 2. Aufl. 1880; Bd. 2: „Metaphysik“, 1879, 2. Aufl. 1884). Nach seinem Tod erschienen Diktate aus seinen Vorlesungen in 8 Heften (Leipz. 1882–84) und „Kleine Schriften“ (das. 1885–86, 2 Bde.). Über sein Verhältnis zu Herbart, Weiße und Leibniz hat er sich ausgesprochen in seinen „Streitschriften“ (1. Heft, Leipz. 1857) gegen I. H. Fichte. Seine Werke zeichnen sich sämtlich durch vornehme Haltung und geschmackvolle, nicht immer ungesuchte Darstellung aus. Vgl. Pfleiderer, Lotzes philosophische Weltanschauung (2. Aufl., Berl. 1882); Caspari, Hermann L. und seine Stellung in der Geschichte der Philosophie (Bresl. 1883); Koegel, Lotzes Ästhetik (Götting. 1886).