MKL1888:Lot
[920] Lot, ein an einem Faden hängendes Gewicht, mit welchem man z. B. beim Mauern die senkrechte („lotrechte“) Richtung ermittelt (Bleilot; vgl. Lotablenkung); auch s. v. w. Senkblei.
Lot, kleines Handelsgewicht in mehreren nordeuropäischen Staaten, früher meist 1/32 Pfd., später bis zur Einführung des reinen metrischen Systems in den meisten deutschen Staaten 1/30 des Landespfundes von 500 g, also 16,66 g. In Hannover, Oldenburg, Braunschweig, Schaumburg-Lippe, Bremen, Hamburg und Lübeck war das Neulot = 0,1 Pfd. = 50 g; in Österreich und Bayern das L. des dortigen Pfundes = 17,5 g. Die Bezeichnung Neulot für 10 g wurde 1884 gesetzlich aufgehoben. In den Vereinigten Staaten ist L. eine Feldfläche von 80 Acres. L. war auch ein kleines Gold-, Silber- und Münzgewicht, = 1/16 Mark, endlich das hauptsächlichste Probiergewicht für verarbeitetes, legiertes Silber und bezeichnete als solches 1/16, wonach eine zwölflötige Silberlegierung 12/16 = 3/4 des Gewichts Silber und 4/16 = 1/4 andres Metall (Kupfer) enthielt. Man teilte dies L. in 18 Grän. Die in Loten und Grän ausgedrückte Feinheit einer Silberlegierung nennt man ihre Lötigkeit. Gegenwärtig ist das L. als Probiergewicht beim Münzwesen fast aller deutschen Staaten durch das Tausendteil verdrängt.
Lot, Metalle oder Metalllegierungen, welche zwei gleichartige oder ungleichartige Metallstücke miteinander verbinden, indem sie oberflächlich mit denselben zusammenschmelzen. Das L. darf niemals schwerer schmelzbar sein als das zu lötende Metall, und da die Lötstelle je nach dem Zweck, zu welchem der gelötete Gegenstand benutzt werden soll, verschiedenen Anforderungen entsprechen muß, so bedarf die Technik zahlreicher Lote, bei denen oft die Farbe, häufiger Festigkeit und Schmelzbarkeit in Betracht kommen. In Bezug auf letztere unterscheidet man leicht schmelzbares Weichlot (Schnelllot, Klempnerlot, Weißlot, Zinnlot) und schwer schmelzbares Hartlot (Strenglot, Schlaglot, Hartschlaglot, so genannt, weil die damit gelöteten Metalle Hammerschläge ertragen, ohne sich voneinander zu trennen). Weichlot, zum Löten von Weißblech, Kupfer, Messing, Zinn, Zink, Blei etc., ist ein Bleizinnlot von verschiedener Zusammensetzung. Ein sehr leichtflüssiges L. (etwa 5 Zinn, 3 Blei) erhält man als Sickerlot (Sicherlot), wenn man gleiche Teile Blei und Zinn zusammenschmelzt und von der halb erstarrten Masse den flüssig gebliebenen Teil abgießt. Wismutlot besteht aus 2–8 Teilen Schnelllot und 1 Teil Wismut, ist sehr leicht schmelzbar, bricht aber leicht und wird daher nur bei sehr leichtflüssigem Zinn angewandt. Mit reinem Kupfer lötet man Guß- und Schmiedeeisen, eine Legierung von 5 Teilen Kupfer und 1 Teil Blei dient zum Löten von Kupfer. Messingschlaglot, das gewöhnliche L. für Eisen, Stahl, Kupfer und Messing, ist eine zinkreiche Kupferzinklegierung, welche aus Messing und Zink (auch Zinn) bereitet und mit steigendem Zinkgehalt leichter schmelzbar und spröder wird. Neusilber gibt auf feinen Eisen- und Stahlwaren kaum sichtbare Lotstellen, Neusilber selbst wird mit L. aus 5 Teilen Neusilber und 4 Teilen Zink gelötet. Silberlot für Silber, Messing, Kupfer, Stahl und Eisen besteht aus Silber mit Kupfer und, damit es besser fließt, einem Zusatz von Messing und Zink. Beträgt das Zink nicht mehr als 1/6 des Ganzen, so ist das L. ganz dehnbar. Mit feinem Gold lötet man nur Platin. Gold und feine Stahlwaren werden mit Goldlot gelötet, welches aus Gold, Silber und Kupfer besteht und durch Zink leichtflüssiger gemacht wird. Da beim Goldlot die Farbe zu berücksichtigen ist, so wechselt seine Zusammensetzung in hohem Grad nach der Beschaffenheit des zu lötenden Metalls. Aluminium lötet man mit Legierungen aus Aluminium, Kupfer oder Aluminiumkupferzinnlegierungen.
[921] Die durch L. zu vereinigenden Metallflächen reinigt man vor dem Löten durch Schaben oder Feilen oder beizt sie in Säuren, um das Oxyd zu lösen. Um abermalige Oxydbildung beim Erhitzen zu vermeiden, bedeckt man die zu lötende Stelle mit einer Substanz, welche die Luft abhält und häufig auch noch vorhandenes Oxyd löst. Beim Weichlöten nimmt man Kolophonium, Terpentin, Öl, Salmiak mit Wasser oder Öl, Chlorzink, Chlorzink-Chlorammonium (Lötwasser, durch Lösen von Zink in der gerade nötigen Menge konzentrierter Salzsäure und Hinzufügen von so viel Salmiak, wie das Zink wog, erhalten), beim Hartlöten Borax, Cyankalium und bisweilen auch Glaspulver. Das Cyankalium wirkt sehr stark reduzierend und entfernt daher alles Oxyd. Damit die zu verbindenden Flächen während des Lötens einander nahe genug bleiben, umwickelt man die Stücke mit Draht, faßt sie mit einer Zange oder nietet sie flüchtig zusammen. Gegenstände von mittlerer Größe, die hart gelötet werden sollen, erhitzt man in Kohlenfeuer, kleine Sachen, z. B. Knöpfe, in großer Zahl gemeinsam auf einer eisernen Platte; feinere Gegenstände, die mit Zinnlot gelötet werden, erhitzt man über der Spirituslampe; stärkere Hitze gibt man mit dem Lötrohr oder mit einer durch ein Gebläse angefachten Leuchtgasflamme; zum Löten von Bleitafeln mit reinem Blei (für Schwefelsäurekammern) benutzt man Knallgasgebläse, durch welches die Tafelränder ohne L. miteinander verschmolzen werden. Auch Zinn und Platin werden in ähnlicher Weise zusammengeblasen. Dem Löten ähnlich ist das Vergießen, wobei man Metallflächen mittels eines zwischen sie eingegossenen geschmolzenen Metalls, welches die zu lötenden Metalle selbst zu teilweiser Schmelzung bringt, vereinigt. Dies Verfahren wird besonders auf Blei, Zinn und gesprungene Turmglocken angewandt. Am gewöhnlichsten erhitzt man beim Weichlöten die Lötstelle mit dem Lötkolben, welcher aus einem geschmiedeten, an der Lotbahn verzinnten Stück Kupfer mit eisernem Stiel besteht. Man bringt an demselben das Lot zum Schmelzen und breitet es auf den zu verlötenden, gut gereinigten und mit Kolophoniumpulver bestreuten Stellen mit dem Kolben aus. Dann vereinigt man beide Metallstücke, erwärmt die Lötstelle bis zum Schmelzen des Lots, läßt etwas L. auf die Naht tropfen und verstreicht dies ebenfalls mit dem Lötkolben. Beim Löten von Zink bestreicht man die Lötstelle mit starker Salzsäure und trägt dann das Zinnlot mit dem Kolben auf. – Auf galvanoplastischem Weg kann man löten, indem man Kupfer zwischen zwei Metallrändern in dichter Gestalt so niederschlägt, daß die Fuge auch äußerlich mit Kupfer überwachsen ist. Letzteres ist notwendig, weil das im Innern der Fuge abgelagerte Metall nicht fest genug bindet. Das Verfahren wird daher nur auf galvanoplastisch hervorgebrachte Gegenstände angewandt, wenn die Bedeckung der Fuge auf nicht sichtbare Stellen fällt.
Lot (spr. lō oder lott, Oltis), Fluß im südwestlichen Frankreich, einer der bedeutendsten rechten Nebenflüsse der Garonne, entspringt 1500 m hoch auf dem zur Zentralmasse der Cevennen gehörigen Lozèregebirge im Departement Lozère, durchfließt, anfangs als Olt, in westlicher Richtung die Departements Lozère, Aveyron, L. und Lot-et-Garonne und mündet in dem letztern bei Aiguillon in die Garonne, nachdem er rechts die Flüsse Coulagnes, Truyère und Celle (oder Célé), links den Dourdou und die Diège aufgenommen hat. Er ist 481 km lang und 313 km weit (von Entraigues an) schiffbar.
Das nach diesem Fluß benannte Departement L., aus der Landschaft Quercy der ehemaligen Provinz Guienne gebildet, grenzt im N. an das Departement Corrèze, im W. an Dordogne und Lot-et-Garonne, im S. an Tarn-et-Garonne, im O. an Aveyron und Cantal u. umfaßt 5213 qkm (94,9 QM.). Der östliche Teil des Landes wird von Hügelreihen und Plateauflächen gebildet, die sich von den Cevennen abzweigen und die Wasserscheide zwischen der Dordogne und der Celle bilden. Meist aus Jurakalk bestehend, sind sie wasserarm. Die bedeutendsten Flüsse sind: der L. mit der Celle, die Dordogne mit der Cère, Bave und Sourdoire. Das Klima ist angenehm und gesund, der Boden im ganzen fruchtbar, besonders in den Thälern. Die Bevölkerung belief sich 1886 auf 271,514 Einw., was seit 1881 eine Abnahme um 8755 Seelen ergibt. Der Getreidebau, welchem mehr als 2000 qkm gewidmet sind, ergibt durchschnittlich eine Ernte von 1,8 Mill. hl (hauptsächlich Weizen und Mais). Außerdem baut man in größerer Menge Tabak, Kastanien, Obst, Flachs, Hanf, Rüben und sehr viel Wein, namentlich im Lotthal (durchschnittlich 350,000 hl). Von großer Bedeutung ist die Schafzucht (1881: 447,000 Stück, meist vom gemeinen Landschlag); kleines Wildbret und Geflügel sind in Menge vorhanden. Die Produkte des Mineralreichs sind zwar mannigfaltig, aber von geringer Bedeutung. Die Industrie beschränkt sich vornehmlich auf das Mühlengewerbe, etwas Schafwollindustrie und Gerberei. Von größerer Wichtigkeit ist der Handel, besonders in Getreide und sonstigen Landesprodukten. Das Departement umfaßt die drei Arrondissements: Cahors, Figeac und Gourdon; Hauptstadt ist Cahors.
Das Departement Lot-et-Garonne, aus Teilen der alten Provinzen Guienne und Gascogne gebildet, grenzt im N. an Dordogne, im W. an Gironde, im SW. an Landes, im S. an Gers, im O. an Tarn-et-Garonne und Lot und umfaßt 5354 qkm (97,2 QM.). Es bildet eine wellenförmige Ebene, die nur auf dem rechten Lotufer beträchtlichere Hügel aufzuweisen hat, und wird von der Garonne durchströmt, welche hier rechts den Lot, links den Gers und die schiffbare Baise aufnimmt. Das Klima ist im ganzen gemäßigt und gesund. Die Bevölkerung belief sich 1886 auf 307,437 (1841 auf 347,073) Seelen, darunter über 9000 Protestanten; auf das QKilometer entfielen 57 Einw. In den Thälern und an den Hügelgeländen der Garonne und des Lot ist die Fruchtbarkeit außerordentlich groß, nur von den westlichen, noch zu den Landes (s. d.) gehörigen Strichen gilt dies nicht. Das Departement ist eins der reichsten Ackerbaugebiete Frankreichs und produziert namentlich große Quantitäten an Weizen. Außerdem liefert es Mais, sehr viel Kartoffeln, Tabak (25,000 metr. Ztr.), hat ausgezeichneten Hanf, Lein, Ölpflanzen, Obst, namentlich vortreffliche Pflaumen (die berühmten Backpflaumen von Agen), und sehr viel Wein (durchschnittlich 900,000 hl). Die Waldungen bestehen hauptsächlich aus Kiefern, Korkeichen und Kastanien. Die Viehzucht ist infolge des schwachen Futterbaues von geringer Bedeutung; am häufigsten werden Schweine gehalten (1881: 143,000 Stück). Von Geflügel werden besonders Truthähne und Gänse ausgeführt; auch gibt es viel Wild. An mineralischen Produkten ist das Departement sehr arm. Die Industrie ist durch einige metallurgische Etablissements, eine Tabaksfabrik, mehrere Papierfabriken, Schafwollmanufakturen, Gerbereien, Korkfabriken und zahlreiche Branntweinbrennereien vertreten. Der Handel [922] ist sehr lebhaft, besonders in Wein, Branntwein, Mehl, Hanf, Harz, Teer und Backpflaumen. Die Eisenbahnen von Agen nach Montauban, Périgueux, Bordeaux und Tarbes durchschneiden das Departement. Es umfaßt die vier Arrondissements: Agen, Marmande, Nérac und Villeneuve und hat Agen zur Hauptstadt.
Lot, nach mosaischem Bericht Neffe des Abraham, mit welchem er in Kanaan einwanderte. Nach der Zerstörung von Sodom und Gomorrha hat er mit seinen beiden Töchtern, die ihn trunken machten, Blutschande verübt und ist dadurch Stammvater der Moabiter und Ammoniter geworden.
[538] Lot (Löten). Um das höchst umständliche Erwärmen des Lötkolbens im freien Feuer zu umgehen, hat man in neuerer Zeit in dem Kolben selbst ein Flammenfeuer zum Erhitzen desselben angebracht,
Fig. 1. Lötkolben. | |
das von einer leicht brennbaren Flüssigkeit, gewöhnlich Benzin, genährt wird. Ein solcher Lötkolben (Fig. 1) besitzt in dem hohlen Handgriff A einen Benzinbehälter, aus dem das Benzin durch das Röhrchen a in den zweiten Behälter A1, von diesem durch die Röhren BB in das Düsenstück C fließt. Aus C tritt es durch das Niederschraubventil D reguliert in den Verbrennungsraum F, nachdem es sich mit atmosphärischer Luft vermischt hat, die durch zahlreiche Löcher eintritt. Beim Gebrauch wird nun der Kolben erst so weit erwärmt, daß sich der Brennstoff vergast, aus der Ventilöffnung ausströmt, sich entzündet und in das Rohr F hineinbrennt, aus dem die Verbrennungsprodukte durch einen Teil der Löcher a abziehen. Die Kolbenspitze G erwärmt sich somit teils an der Flamme, teils durch Übertragung der Wärme von dem Rohr F, so daß der Lötkolben unausgesetzt gebraucht werden kann. Zum Löten kleiner Gegenstände mittels des Lötrohrs ist eine kleine ⌣förmige Schale mit ⌢förmigem Deckel sehr geeignet, die, sowie ihr Deckel, aus einer Mischung von 40 Teilen Holzkohlepulver, 1 Teil Borax und 10 Teilen eines pflanzlichen Klebemittels (Stärke) geformt, getrocknet und auf einem Metallteller mit Fuß oder Handgriff befestigt ist. Ein neues, sehr wichtiges Lötverfahren beruht auf der Anwendung des elektrischen Stroms und wird in zweierlei Weise ausgeführt. Nach der einen Methode verbindet man das Arbeitsstück mit dem negativen und einen Kohlenstift mit dem positiven Pol einer genügend starken Elektrizitätsquelle (Akkumulator, Dynamomaschine) und bringt darauf den Kohlenstift der Lötstelle so nahe, daß ein Lichtbogen entsteht, der wie die Stichflamme eines Lötrohrs zur Wirkung kommt. Die andre Methode beruht auf der Benutzung eines Induktors und
Fig. 2. Elektrischer Lötapparat. | |
Zuführung des Stroms zu den zu verbindenden Stücken. Eine gebräuchliche Form dieser Anordnung zeigt Fig. 2. Ein 305 mm langer und 31 mm dicker, runder Kern K aus einem Bündel feiner Eisendrähte ist mit der primären Rolle P bewickelt, deren Enden xy mit einem Wechselstromerzeuger verbunden werden, welcher 50–100 Stromwechsel in der Sekunde liefert. Die sekundäre Rolle S besteht aus 8 Windungen zu je 8 Kupferdrähten und ist an zwei Kupferplatten genietet, welche Klemmvorrichtungen TT zur Aufnahme der Arbeitsstücke RR besitzen, die, an den Lötstellen gehörig gereinigt und mit Borax bestreut, mittels einer Feder zusammengedrückt werden. Mit dem Durchlassen des Stroms erhitzen sich die Metallränder derart, daß ein Verlöten [539] oder Zusammenschweißen in 1–2 Minuten erfolgt. Haben hierbei die Metalle gleichen elektrischen Widerstand, so bringt man die Lötstelle mitten zwischen die Klemmen, sonst näher an diejenige Klemme, welche das Stück mit dem größern Widerstand trägt. Anfangs auf das Zusammenlöten dicker Kupferdrähte beschränkt, wird dieses elektrische Verfahren nunmehr zur Verbindung aller Metalle, selbst zur Anfertigung von Dampfkesseln u. dgl., statt der Wassergaslötung verwendet.