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MKL1888:Lotablenkung

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lotablenkung“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Lotablenkung“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 10 (1888), Seite 922
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Lotablenkung. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 922. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lotablenkung (Version vom 10.01.2025)

[922] Lotablenkung. Die neuern Gradmessungsarbeiten, namentlich die damit verbundenen Präzisionsnivellements, wie 1871 in der Schweiz und nachher durch Bauernfeind in Bayern, haben ergeben, daß die Elemente der durch Bessel zuletzt berechneten sphäroidischen Gestalt der Erdoberfläche nicht für alle Teile derselben zutreffend sind; bestimmt man an zwei Punkten der Erde astronomisch die Polhöhen- und durch Chronometerbeobachtungen oder telegraphisch die Längenunterschiede, verbindet dann aber auf geodätischem Weg (vgl. Geodäsie) beide Punkte und ermittelt die Position des einen Punktes, ausgehend von der des andern, indem man hierfür die Elemente des Besselschen (oder eines andern) Erdsphäroids zu Grunde legt, so wird sich meist zwischen beiden Resultaten eine Differenz (Lotabweichung) einstellen (d. h. der Winkel zwischen der wahren Lotrichtung und der normalen des zu Grunde gelegten Rotationskörpers). Legt man durch die wahren Lote in gleicher Höhe rechtwinkelig dazu unendlich viele Flächen, so würden diese in einer nicht ganz regelmäßigen sphäroidartigen Fläche aufgehen, die Jordan („Vermeßkunst“, Stuttg. 1880) Geoidfläche nennt. Man glaubt diese Ablenkungen aus der Anziehungskraft großer Massenanhäufungen auf oder unter der Erdoberfläche schließen zu dürfen, wie z. B. in der Nähe von Hochgebirgen eine L. nach deren Richtung sich bemerklich gemacht hat (vgl. Gradmessungen, S. 595).