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MKL1888:Kambrische Formation

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kambrische Formation“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Kambrische Formation“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 9 (1887), Seite 418
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Kambrische Formation. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 418. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kambrische_Formation (Version vom 18.02.2023)

[418] Kambrische Formation, die ältesten, nach der altbritischen Völkerschaft der Kambrer benannten versteinerungsführenden Sedimentärgebilde, welche zwischen den ältesten kristallinischen Schiefer- und den Silurbildungen lagern. Zuerst hauptsächlich von Sedgwick untersucht und festgestellt, ist die k. F. in der Folge wiederholt in Frage gestellt worden. Es wurde eingewendet, daß die obern Etagen derselben ganz ähnliche organische Überreste enthalten wie die tiefern Schichten der Silurformation, so daß der eigentliche Grund, welcher zur Aufstellung des Systems geführt hatte, nicht ganz stichhaltig erschien. Die untern Etagen der kambrischen Formation zeigten sich aber größtenteils als aus fossilfreiem Thonschiefer, Chloritschiefer, Quarzit, Grauwacke u. dgl. bestehend, so daß darunter fast nur die älteste versteinerungsleere Schieferformation (huronische Bildung, akadische Danas) zu verstehen sein würde. Beachtenswert ist auch, daß manches, was man für Petrefakten organischen Ursprungs ansah (z. B. manche Oldhamien, gefaltete Büschel, vermutlich von Polypentieren), vielleicht keine organischen Reste sind. Von andern derartigen Resten, z. B. den Wurmspuren, läßt sich dies aber doch nicht wohl behaupten. Jedenfalls sind mächtige derartige Bildungen Englands und Böhmens mit den ältesten, an Petrefakten reichern Schichten, besonders Böhmens (Primordialfauna), auch den Lingulaschiefern Nordamerikas und den Obolusschiefern Rußlands eng verknüpft, und somit hat die Abscheidung der letztern als „obere k. F.“ vom übrigen Silur viel für sich.