MKL1888:Iberĭen
[863] Iberĭen, 1) bei den Alten das fruchtbare obere Gebiet des Flusses Cyrus (Kur), das jetzige Georgien, grenzte im W. an Kolchis, im N. an den Kaukasus, im O. an Albanien, im S. an Armenien und brachte Getreide in Menge, Öl und guten Wein hervor. Die Einwohner, welche sich selbst Karthli nannten, nicht indogermanischen Stammes und Vorfahren der heutigen Georgier, hießen bei den Griechen und Römern Iberes oder Iberi, waren friedlich und zivilisiert und lassen arische (medische) Einflüsse erkennen. Ihre Hauptbeschäftigung war der Ackerbau, ihr Kultus, wie der medische, Sonnendienst. Des Aramasd (Ahuramasda) Tempel stand in Harmastica (Trümmer unweit Tiflis). Streng waren bei ihnen die vier Kasten der Adligen, Priester, Krieger und bäuerlichen Sklaven geschieden. Bekannter ward I. erst durch den Feldzug des Pompejus in den kaukasischen Ländern (65 v. Chr.) und durch den Bericht seines Geheimschreibers Theophanes, aus welchem alle uns erhaltenen Autoren schöpften. Später, namentlich seit Trajan, stand I. unter römischem Einfluß, unter dem es bis nach dem Tode des Julianus blieb. Darauf ward es von dem persischen König Sapor erobert. Das Christentum kam unter Konstantin ins Land. Die Blüte des iberischen Reichs fällt ins 5.–7. Jahrh. n. Chr., als die Sassaniden zu schwach waren, dort ihr Ansehen aufrecht zu erhalten.
2) Alter Name für Hispanien, insbesondere das vom Iberus (Ebro) durchströmte Land der Iberer, eines Urvolkes im südwestlichen Europa, das über ganz Spanien und bis nach Gallien hinein verbreitet war. Nachkommen dieser alten Iberer sind die heutigen Basken, wie W. v. Humboldt in der „Prüfung der Untersuchungen über die Urbewohner Hispaniens vermittelst der baskischen Sprache“ (Berl. 1821) dargethan hat. Aus der Vermischung iberischer und eingewanderter keltischer Stämme entstanden die Keltiberer (s. d.) in den Hochebenen des mittlern Spanien.