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MKL1888:Goldsmith

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Goldsmith“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 7 (1887), Seite 498
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Goldsmith. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 498. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Goldsmith (Version vom 06.01.2025)

[498] Goldsmith (spr. gohld-), Oliver, engl. Dichter und Geschichtschreiber, geb. 10. Nov. 1728 im irischen Dorfe Pallas in der Grafschaft Longford, der Sohn eines Geistlichen, der zwei Jahre später nach dem freundlichen Lissoy übersiedelte, wo der Knabe jenen Sinn für landschaftliche Schönheit empfing, der einigen seiner Gedichte so sehr zum Vorteil gereicht. Von Verwandten unterstützt, erhielt er eine ziemlich unregelmäßige Vorbildung und bezog 1745 als Sizar (Armenstudent) das Trinity College zu Dublin, wo er 1749 Magister artium wurde. Als er sich aber einige Jahre darauf um ein geistliches Amt bewarb, wurde er abgewiesen, eine Demütigung, die ihn bestimmte, seine Familie heimlich zu verlassen und nach Amerika auszuwandern. Das Schiff, auf dem er einen Platz gemietet, stach aber ohne ihn in See, und von allen Mitteln entblößt, kehrte er heim. Seine Verwandten statteten ihn zum zweitenmal für die Universität aus, und G. begab sich 1752 nach Edinburg, um Medizin zu studieren. Von da wandte er sich nach Leiden, wo er sein Studium vollendete, und durchwanderte sodann Frankreich, die Schweiz und Italien; er befand sich in dürftigster Lage und erwarb sein Brot zum Teil durch Flötenspiel, in Italien durch Beteiligung an gelehrten Disputationen. In Padua soll er die Doktorwürde erlangt haben. 1756 nach London zurückgekehrt, versuchte er sich in verschiedenen Lebensstellungen, als Apotheker, Arzt, Lehrer und Schriftsteller. Letzterm Beruf widmete er sich endlich ausschließlich, indem er teils Lohnarbeiten für Buchhändler ausführte, teils selbständige Werke schuf. Allmählich besserte sich seine Lage; mancherlei Verbindungen und Erfolge hoben ihn, indessen kam er bei seiner kindlichen Gutmütigkeit und seinem Hang zum Vergnügen nicht aus den Schulden heraus. Er starb 4. April 1774. Goldsmiths belletristischer Ruhm knüpft sich vorzugsweise an drei Werke: das Gedicht „The traveller“ (1764), zu dem er den Plan schon auf jener Wanderung faßte, eine Art Reisebeschreibung, in welche Betrachtungen mancherlei Art verwebt sind; die Elegie „The deserted village“ (1770; beide deutsch von A. v. Bohlen, Berl. 1869), welche die einst glücklichen Zustände eines Dorfes schildert, das der von langer Wanderung heimkehrende Dichter verödet und verlassen wiederfindet, und der idyllische Familienroman „The vicar of Wakefield“ (1766; oft übersetzt, z. B. von Susemihl, Leipz. 1841; Eitner, Hildburgh. 1867), worin das Glück der Häuslichkeit, Leid und Freude eines engen Familienkreises, einfach und natürlich dargestellt wird. Namentlich das letzte Werk fand überall begeisterte Aufnahme und wurde auch auf die deutsche Litteratur von Einfluß. Als dramatischer Dichter bewährte sich G. in den Lustspielen: „The goodnatured man“ (1767 geschrieben) und „She stoops to conquer“ (1772; wiederholt nachgeahmt, z. B. von Schröder: „Irrtum auf allen Ecken“). Bedeutend ist G. auch als Essayist, da ihm in besonderm Grade die Fähigkeit eigen war, in leichter, anregender Weise über die verschiedensten Gegenstände zu schreiben. Die in Wochenschriften zerstreuten Aufsätze erschienen als „Essays“ (1765; deutsch, Bas. 1780); unter ihnen befinden sich die Erzählungen: „Asem“ und „History of a strolling player“. Daran schließen sich „Enquiry into the present state of polite learning in Europe“ (1759), das schonunglos die Mißstände aufdeckt, unter denen das zeitgenössische Litteratentum krankte, und die später im „Citizen of the world“ (1762; deutsch, Leipz. 1781) wiederholten „Chinese letters“, in denen G. in der Weise von Montesquieus Perser einen Chinesen Betrachtungen über England und die Engländer anstellen läßt. Seine historischen Arbeiten: „History of England in a series of letters from a nobleman to his son“ (1762), „Roman history“ (1769, 2 Bde.; deutsch von Kosegarten, Leipz. 1792–1802, 4 Bde.), „History of England“ (1771, 4 Bde.; deutsch von Schröckh, Leipz. 1774–76), „History of Greece“ (1773, 2 Bde.; deutsch, Leipz. 1807) sind Kompilationen und nicht immer zuverlässig. Eine ähnliche Darstellung der Naturgeschichte: „History of the earth and animated nature“ (1774; neue Aufl. von Turton, 1816), hinterließ er unvollendet. Auch eine Encyklopädie der Künste und Wissenschaften, die G. mit Garrick, Johnson und dem Maler Reynolds herausgeben wollte, blieb unausgeführt. Eine Sammlung seiner poetischen Werke erschien zuerst London 1780 in 2 Bänden, dann 1786 und öfter; auch seine „Miscellaneous works“ erschienen wiederholt (Perth 1792, 7 Bde.; Edinb. 1821, 4 Bde., u. ö.); die vorzüglichsten Ausgaben sind die von Prior (1836, 6 Bde., mit Biographie) und von P. Cunningham (Lond. 1854, 4 Bde.; New York 1882, 4 Bde.). Die beste deutsche Übersetzung der poetischen Werke Goldsmiths lieferte Adolf Böttger (Leipz. 1843). Vgl. Forster, Life and adventures of Oliver G. (6. Aufl., Lond. 1877); Karsten, Oliver G. (Straßb. 1873); Laun, Oliver G. (Berl. 1876); Black, Oliver G. (Lond. 1879).