MKL1888:Gebler
[979] Gebler, 1) Tobias Philipp, Freiherr von, Staatsmann und dramat. Dichter, geb. 2. Nov. 1726 zu Zeulenroda (Reuß), in Jena, Göttingen und Halle gebildet, 1748 holländischer Legationssekretär am Berliner Hof, trat um 1753 als Sekretär des Handels-Generaldirektoriums in den österreichischen Staatsdienst und wurde katholisch, erhielt als Mitglied des Geheimen Rats die Leitung der innern Angelegenheiten, ward 1762 Hofrat der böhmisch-österreichischen Hofkanzlei und im folgenden Jahr geadelt. 1768 zum Mitglied des Staatsrats und 1782 zum Vizekanzler der Hofkanzlei zu Wien ernannt, starb er 9. Okt. 1786 daselbst. An den Aufschwungs- und Aufklärungsversuchen für das geistige Leben in Österreich unter Maria Theresia und Joseph II. hatte auch G. Anteil. Unter seinen mittelmäßigen „Theatralischen Werken“ (Prag u. Dresd. 1772–73, 3 Tle.) möchte das Schauspiel „Der Minister“ (1771) das beste sein.
2) Otto, Maler, geb. 18. Sept. 1838 zu Dresden, studierte die Malerei zuerst auf der Akademie seiner Vaterstadt und dann auf der Münchener, wo er sich besonders an Piloty anschloß. Er machte in erster Linie das Schaf zum Gegenstand seines Studiums und erreichte bald in der Charakteristik dieses Tiers [980] eine solche Fertigkeit, daß er, unterstützt durch ein saftiges, glänzendes Kolorit, dem bis dahin als unübertreffliche Spezialität betrachteten norddeutschen Schafmaler Brendel gleichkam. Er hat die Schafe zu Objekten physiognomischer Studien gemacht und entfaltet in der Wiedergabe der Typen eine erstaunliche Vielseitigkeit. Seine Hauptbilder sind: widerspenstige Schafe; der gestörte Hausfriede; heimkehrende Schafherde (1870); ruhende Schafe am Waldsaum; die Kunstkritiker im Stall (1873, Schafe vor der Staffelei eines Malers, in der Berliner Nationalgalerie), für welches Bild er 1874 die kleine goldene Medaille der Berliner Ausstellung erhielt; der Besuch im Stall; Heimkehr durchs Wasser; zwei Wilderer. Neuerdings hat er sein Studiengebiet erweitert und sich auch der Darstellung von Hunden gewidmet. Ein derartiges Bild, Reinekes Ende (Fuchs und drei Dachshunde), wurde auf der internationalen Ausstellung in München durch eine zweite Medaille ausgezeichnet und für die dortige Pinakothek angekauft.
3) Karl von, Geschichtschreiber, geb. 29. Nov. 1850 zu Wien, ergriff die militärische Laufbahn, verließ dieselbe aber aus Gesundheitsrücksichten, um sich wissenschaftlicher Thätigkeit zu widmen. Sein Hauptwerk, zu dessen Behuf er wiederholt archivalische Forschungen im Vatikan anstellte, ist „Galileo Galilei und die römische Kurie“ (Stuttg. 1876–77, 2 Bde.), dessen zweiter Band die Akten des Galilei-Prozesses enthält, und dem eine weitere biographische Arbeit über Galilei in der „Deutschen Rundschau“ (1878, Heft 8) folgte. Nach Geblers frühem Tod (er starb bereits 7. Sept. 1878 in Graz) erschienen noch „Nachklänge. Ausgewählte Schriften“ (Stuttg. 1880, 2 Bde.).
[367] Gebler, 1) Tobias Philipp, Freiherr von. Sein Briefwechsel mit Nicolai wurde von R. M. Werner herausgegeben („Aus dem Josephinischen Wien“, Berl. 1888).