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MKL1888:Friedländer

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Friedländer“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 691692
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Friedländer. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 691–692. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Friedl%C3%A4nder (Version vom 11.04.2021)

[691] Friedländer, 1) David, geb. 6. Dez. 1750 zu Königsberg i. Pr., kam 1771 nach Berlin, wo er 25. Dez. 1834 starb. Er gehört zu dem Kreis begeisterter Israeliten, die, von Moses Mendelssohn angeregt, das Werk der geistigen und leiblichen Emanzipation ihrer Glaubensgenossen fortsetzten. Im Sinn Mendelssohns übersetzte er wenige Teile der Bibel, schrieb einzelnes über die Verbesserung der jüdischen Verhältnisse und machte in seinem Sendschreiben an den Propst Teller in Berlin Front gegen unberechtigte Angriffe und Proselytenmacherei. F. war der erste jüdische Stadtrat Berlins wie Mitbegründer der Zeitschrift „Mnassef“ und errichtete unter Mitwirkung seiner begüterten Familie die jüdische Freischule in Berlin. Vgl. Ritter, Geschichte der jüdischen Reformation, Bd. 2: „David F.“ (Berl. 1862).

2) Julius, Numismatiker, geb. 1813 zu Berlin, machte seine Studien an den Universitäten zu Bonn und Berlin, bereiste 1838 und 1839 Italien und erhielt 1840 eine Anstellung an der königlichen Sammlung der antiken Münzen zu Berlin. Durch ansehnliche Erwerbungen während neuer Reisen in Italien (1844–47) legte er den Grund zur jetzigen Bedeutung des Münzkabinetts des Berliner Museums, wurde 1854 Direktor desselben und entwickelte als solcher durch Ankäufe großartiger Sammlungen (so der des Generals Fox in London 1873 und des Grafen Prokesch in Graz 1875), durch Publikationen, zweckmäßige Anordnung und Nutzbarmachung der zusammengebrachten Schätze eine verdienstliche Thätigkeit. Seit 1872 Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften, starb er 14. April 1884. Er schrieb außer zahlreichen Aufsätzen in Zeitschriften: „Die Münzen der Ostgoten“ (Berl. 1844); „Die oskischen Münzen“ (Leipz. 1850, mit 10 Tafeln); „Das königliche Münzkabinett, Geschichte und Übersicht der Sammlung“ (mit v. Sallet, 2. Aufl., Berl. 1877, mit 11 Taf.); „Die italienischen Schaumünzen des 15. Jahrhunderts“ (das. 1880–82, 4 Hefte, mit 42 heliographischen Tafeln); „Verzeichnis von griechischen Münzen, welche aus modernen Stempeln geprägt sind“ (das. 1883) u. a. Aus seinem Nachlaß gab Weil das „Repertorium zur antiken Numismatik“ im Anschluß an Mionnets „Description des médailles antiques“ (Berl. 1885) heraus.

3) Ludwig, Philolog und Archäolog, geb. 24. Juli 1824 zu Königsberg, machte seine Studien 1841–45 hier, in Leipzig und in Berlin, habilitierte sich 1847 zu Königsberg und wurde 1856 außerordentlicher, 1859 ordentlicher Professor der klassischen Philologie und der Beredsamkeit daselbst. Sein Hauptwerk sind die im besten Sinn des Wortes populären „Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms“ (Leipz. 1862–71, 3 Bde.; 5. Aufl. 1881). Sonst veröffentlichte er über altrömisches Leben: „Über den Kunstsinn der Römer in der Kaiserzeit“ (Königsb. 1852) und den Abschnitt über die Spiele der alten Römer in dem „Handbuch der römischen Altertümer“ von Becker und Marquardt (Bd. 4, Leipz. 1856; in der Umarbeitung desselben von Marquardt und Mommsen, Bd. 6, das. 1878). Außerdem hat er sich besonders um die Homerische Kritik verdient gemacht. Hierher gehören: „Die Homerische Kritik von Wolf bis Grote“ (Berl. 1853); „Analecta Homerica“ (Leipz. 1859); „Zwei Homerische Wörterverzeichnisse“ (das. 1861) sowie „Nicanoris περὶ Ἰλιάκῆς στιγμῆς reliquiae emendatiores“ (Königsb. 1850) und „Aristonici Alexandrini περὶ σημείων Ἰλιάδος reliquiae emendatiores“ (Götting. 1853).

4) Friedrich, Maler, geb. 10. Jan. 1825 zu Kohljanowitz in Böhmen, studierte an der Wiener Akademie, dann bei Waldmüller, besuchte 1850 Italien, 1852 Düsseldorf und endlich Paris. Zuerst Historienmaler, wandte er sich seit 1854 dem Genre zu. Er malte namentlich Szenen aus dem Wiener Volks- und dem Soldatenleben und aus dem schwäbischen Volksleben. Zwischen seinen beiden für das Belvedere erworbenen Werken: Volk aus einem Amtsgebäude auf die Straße strömend (1859) und Erdbeerlieferanten (1872), liegt eine reiche Zahl von fein charakterisierten und gemütvoll aufgefaßten Genrebildern, von welchen das Versatzamt (1866), die Politiker (1866), die reuige Tochter (1867), Rückkehr ins Vaterhaus (1868), der neue Kamerad (1869), die Invaliden (1871), die Liebeserklärung (1872), der Zither spielende Invalide u. a. hervorzuheben sind. Seine Spezialität besteht in der Schilderung des beschaulichen Lebens in den Invalidenhäusern.

5) Max, namhafter Publizist, geb. 18. Juni 1829 zu Pleß in der Provinz Schlesien, besuchte Schulpforta, widmete sich dann gleichzeitig mit seinem Vetter Ferd. Lassalle juristischen Studien auf den Universitäten von Berlin, Breslau und Heidelberg und ward nach deren Vollendung als Assessor am Stadtgericht in Breslau angestellt. Sein bald darauf veröffentlichtes Buch über das geistige Eigentum: „Der ausländische und einheimische Rechtsschutz gegen Nachdruck und Nachbildung“ (Leipz. 1857) erregte Aufsehen in juristischen Kreisen. Als Publizist trat er zuerst 1856 mit Beiträgen für die Wiener „Presse“ [692] hervor, siedelte bald darauf nach Wien über und trat als Mitarbeiter in die Redaktion der genannten Zeitung. Seine volkswirtschaftlichen Aufsätze hatten einen bedeutenden Erfolg; insbesondere lenkten seine Aufsätze über den politischen Tendenzprozeß gegen Richter, den Direktor der Kreditanstalt, die er unter den drückendsten Preßverhältnissen schrieb, die allgemeine Aufmerksamkeit auf ihn. Nach dem italienischen Krieg führte er einen erfolgreichen publizistischen Feldzug für die Einführung einer konstitutionellen Verfassung und gegen den Schmerlingschen Scheinliberalismus. Mit M. Etienne (s. d.) begründete er im September 1864 die „Neue Freie Presse“ und blieb mit jenem vereint bis zu seinem Tod an der Spitze des großen Blattes thätig. Er starb 20. April 1872 in Nizza.


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 353
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[353]  Friedländer 6) Karl, Mediziner, geboren zu Brieg, machte 1869 das Staatsexamen, war fünf Jahre in Straßburg Assistent der pathologisch-anatomischen Anstalt, seit 1879 Assistent am städtischen Krankenhaus Friedrichshain in Berlin, habilitierte sich an der Universität für pathologische Anatomie und wurde 1887 zum außerordentlichen Professor ernannt. Er lieferte Untersuchungen über lokale Tuberkulose, über den Lupus, über Epithelwucherungen und Krebs, über Herzhypertrophie, beschäftigte sich auch eingehend mit bakteriologischen Arbeiten und entdeckte 1883 den Mikrokokkus der Pneumonie. F. starb Mitte Mai 1887 in Meran. Er schrieb „Mikroskopische Technik“ (2. Aufl., Berl. 1884) und gab seit 1883 eine Halbmonatsschrift: „Die Fortschritte der Medizin“ (das.), heraus.


Jahres-Supplement 1890–1891
Band 18 (1891), Seite 316
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[316] Friedländer, Max, Sänger und Musikschriftsteller, geb. 12. Okt. 1853 zu Brieg i. Schl., bildete sich unter Manuel Garcia und J. Stockhausen aus, debütierte 1880 in den Londoner Monday Popular Concerts als Konzertsänger (Baß) und wurde danach besonders bekannt als Schubert-Sänger. Er veranstaltete eine kritische Gesamtausgabe von Fr. Schuberts Liedern (Peters in Leipzig) und schrieb eine Biographie desselben (gegenwärtig unter der Presse). F. wohnte bis 1883 in Frankfurt a. M., seitdem in Berlin.