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MKL1888:Email

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Email“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 5 (1886), Seite 589
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Email. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 589. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Email (Version vom 27.05.2021)

[589] Email (franz., spr. emá[l]j, Schmelzglas), leicht flüssiger, oft durch Metalloxyde gefärbter, undurchsichtiger Glasfluß, welcher besonders zum Überziehen von Metallarbeiten gebraucht wird. Die Anwendung des Emails bezweckt entweder die Verzierung von Luxusgegenständen (s. Emailmalerei) oder die Herstellung einer schützenden Decke auf metallenen Geräten für den Hausbedarf oder für die Technik. Das E. steht dem durchsichtigen Schmelzglas (Glasfluß) sehr nahe, welches aus leicht schmelzbarem Bleiglas besteht und mit verschiedenen Metalloxyden gefärbt wird. Beim Schmelzglas sind sämtliche Bestandteile in vollständige Schmelzung übergegangen, während das opake E. durch Beimischung von Bestandteilen, welche nicht leicht zum Schmelzen kommen (Zinnoxyd, Knochenasche u. a.), eine milchige Trübung besitzt, die dasselbe undurchsichtig macht. Den Hauptbestandteil der meisten Emailsorten bildet ein leicht flüssiges, bleireiches, auch wohl boraxhaltiges, durch Zinnoxyd undurchsichtig gemachtes Glas, welches entweder direkt als weißes E. (zu Zifferblättern) benutzt, oder durch Metalloxyde gefärbt wird. (Für die Glasmosaiken werden gegen 20,000 verschiedene Farben und Farbennüancen hergestellt. Diese Gläser werden in die Form plankonvexer Linsen gebracht, aus denen man durch Zerschlagen und Nachschleifen die Steinchen herstellt, welche zur Zusammensetzung der Mosaikarbeiten dienen.) Die Masse soll beim Emaillieren nicht eigentlich zum vollständigen Fluß kommen; sie soll nur einen teigartigen Zustand annehmen, bei welchem sich das pulverförmig auf das Metall aufgetragene E. zu einem zusammenhängenden Überzug vereinigt, welcher beim Erkalten ganz das Ansehen hat, als wäre er völlig flüssig gewesen. Soll eine Metallfläche nur an einzelnen Stellen emailliert werden, so grenzt man diese entweder durch aufgelötete Metalldrähte ab, oder vertieft sie auf passende Weise, wobei dann die Vertiefung das E. aufnimmt (s. Emailmalerei). Um das E. an der metallischen Oberfläche besser haften zu machen, versieht man dieselbe oft mit einem Netz kreuzweise eingeritzter Linien oder bearbeitet sie so rauh wie möglich. Das Metall wird darauf in Kalilauge gekocht, mit schwacher Säure abgespült, mit Wasser sorgfältig abgewaschen, mit dem zu einem sandartigen Pulver zerriebenen feuchten E. in dichter Lage bedeckt, an der Luft getrocknet, über glühenden Kohlen erhitzt, bis es zu rauchen aufhört, und dann sofort in die stark erhitzte Muffel des Emaillierofens gebracht. Sobald die ganze Emailfläche gleichmäßig zur Schmelzung gekommen ist, wird der Gegenstand vorsichtig, so daß er nur langsam abkühlt, aus der Muffel genommen, mit sehr verdünnter Salpetersäure und kaltem Wasser gewaschen und mit einer neuen Lage Emailpulver bedeckt, die abermals zum Schmelzen gebracht wird. Nachdem auf gleiche Weise eine dritte Emailschicht angebracht ist, schleift man namentlich größere ebene Flächen mit einem nassen Sandstein und bringt, um die nötige Glätte zu erzeugen, die Stücke noch einmal in den Ofen (Glanzschmelzen). Hierauf kann die Emailfläche bemalt und, nachdem die Malerei getrocknet ist, zum Einbrennen der Farben nochmals in die Muffel gegeben werden. Die Emaillierung des Eisens ist besonders für gußeiserne Kochgeschirre, Wasserleitungsrohre, Siederohre für Dampfkessel und Lokomotiven, Röhren für die Förderung von sauren Grubenwassern und mancherlei Blechwaren von Wert. Da das Gußeisen, wie alle Metalle, sich bei Temperaturveränderungen bedeutend stärker ausdehnt und zusammenzieht als glasartige Körper, so würde das aufgeschmolzene E. leicht abspringen. Man bringt deshalb eine Grundmasse an, welche beim Aufschmelzen porös bleibt und dadurch eine gewisse Nachgiebigkeit erhält, so daß sie gewissermaßen zwischen Eisen und E. vermittelt. Die Grundmasse wird durch Zusammenschmelzen von Quarz, Borax und Feldspat, Pulvern und Mischen mit Thon und Magnesia dargestellt, während das Deckemail aus Quarz, Borax, Soda, Zinnoxyd, Salpeter und Magnesia erhalten wird. Man wendet zur Darstellung des Emails Tiegel an, aus denen es durch eine Bodenöffnung in Wasser fließt, oder bei großem Betrieb Öfen mit Regenerativfeuerung, die den Siemensschen Wannenöfen (s. Glas) ähnlich sind. Das französische glasierte Eisen besitzt einen aus 130 Teilen Flintglaspulver, 20,5 Teilen Soda und 12 Teilen Borsäure hergestellten Überzug. Das zu emaillierende Gußeisen wird gebeizt, gescheuert, getrocknet und dann mit dem E. überzogen, welches als feines Pulver mit Wasser zu einer rahmartigen Flüssigkeit angemacht worden ist. Nach dem Trocknen dieses Überzugs brennt man denselben im Muffelofen ein, wobei er nur sintern darf, trägt dann in derselben Weise das leichter schmelzbare Deckemail auf, trocknet wieder und erhitzt so stark, daß das E. vollständig schmilzt und eine platte, glänzende Schicht bildet. Größere Geschirre läßt man im Kühlofen langsam erkalten, um die Bildung von Haarrissen zu vermeiden. Vgl. Vogelgesang, Lehrbuch der Eisenemaillierkunst (Braunschw. 1851); Randau, Fabrikation des Emails (Wien 1880); Macht, Über E. und dessen Verwendung zu kunstgewerblichen Zwecken (das. 1885).