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MKL1888:Balliste

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Balliste“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 2 (1885), Seite 295
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Balliste. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 2, Seite 295. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Balliste (Version vom 28.03.2023)

[295] Balliste (lat., v. griech. ballein, „werfen“; deutsch Blyde), Wurfmaschine der alten Römer, unter der man je nach der Zeit zwei sehr verschiedene Geschütze sich vorstellen muß. Bis etwa 200 n. Chr. bezeichnete B. die ihrer schräger Spannung wegen von den Griechen Palintona (s. d.) genannte Art der Katapulte (s. d.), also ein zweiarmiges Geschütz, dessen Schleuderkraft auf der starken Torsion zweier Sehnenbündel beruhte, und mit welchem vorzugsweise Steine, große Bleikugeln und balkenähnliche Pfeile in einem Winkel von 45° geschleudert wurden (s. Abbildung). Im 4. Jahrh. unsrer Zeitrechnung bezeichnet bei den Römern B. ein eisernes Bogengeschütz, ganz nach Art unsrer Armbrust konstruiert, dessen Kraft auf der Elastizität der beiden eisernen Bügel beruhte. Das Geschoß dieser Ballisten waren eisenbeschlagene Pfeile, die auf einer durch eine Richtschraube vertikal beweglichen Rinne ruhten und so einen sehr verschiedenen Elevationswinkel erhalten konnten. Die Ballisten waren natürlich von verschiedener Größe; kleinere konnten von einem einzelnen Soldaten bedient werden und wurden deshalb nach Art der spätern Wallbüchsen oft im offenen Feld verwandt. Größere

Balliste.

verlangten zur Spannung ihrer Sehnen eine zahlreichere Mannschaft und die Zuhilfenahme von Maschinen. Über die Wirkung eines solchen Geschützes wird berichtet, daß es bis über die Donau reichte; leider ist jedoch nicht gesagt, an welcher Stelle. Marquardt hat auch diese Art der Ballisten als ein Torsionsgeschütz auffassen wollen, doch streiten damit die Berichte der Alten (s. Köchly und Rüstow, Griechische Kriegsschriftsteller, Bd. 1, S. 408 ff.) wie auch der Umstand, daß in einigen Gegenden Bayerns bis heute sich der Name Ballester für Armbrust erhalten hat. Vgl. Marquardt-Mommsen, Handbuch der römischen Altertümer, Bd. 5 (Leipz. 1876).