MKL1888:Ballístik
[295] Ballístik (v. griech. ballein, „werfen“), die mathematisch-physikalische Lehre von der Bewegung geschossener oder geworfener Körper, die es besonders damit zu thun hat, die Flugbahn der Geschosse im widerstehenden Mittel, d. h. der Luft, zu bestimmen. Die Wissenschaft der B. beginnt mit Galilei, welcher (um 1590) die Gesetze des Beharrungsvermögens der Körper und die Anziehungskraft der Erde entdeckte. Es beschäftigten sich mit dieser Lehre besonders [296] Newton, Robins und Euler, dessen Arbeiten der General Tempelhoff in seinem „Bombardier prussien“ (Berl. 1781) zur ersten Bearbeitung des ballistischen Problems benutzte. Die Anziehungskraft der Erde, der Widerstand der Luft und die Anfangsgeschwindigkeit des geschleuderten Geschosses sind die drei Kräfte, mit denen die B. zu rechnen hat. Die letztere Kraft zu bestimmen, diente früher das von Robins erfundene ballistische Pendel, bei dem entweder die Schwingungen der getroffenen Scheibe oder des Geschützes selbst, je nachdem die eine oder das andre pendelartig aufgehängt ward, gemessen wurden. Gegenwärtig braucht man statt ihrer elektroballistische Apparate, besonders das 1863 von dem belgischen Leutnant Le Boulengé erfundene Chronoskop. Die Linie, welche der Schwerpunkt des Geschosses beschreibt, heißt ballistische Kurve. Diese Kurve würde im luftleeren Raum eine Parabel sein und wird auch bei praktischen Rechnungen der Schwierigkeit der Rechnung wegen häufig als solche angenommen. Vgl. v. Sinner, Lehrbuch der B. (Bern 1834); Poisson, Recherches sur le mouvement des projectiles dans l’air (Par. 1839); Didion, Traité de balistique (2. Aufl., das. 1860); Prehn, B. der gezogenen Geschütze (Berl. 1864); Hartmann, Einleitung in die B. (Hannov. 1856); Roerdansz, B. (Berl. 1863); Haupt, Mathematische Theorie der Flugbahnen gezogener Geschosse (das. 1876); Hentsch, B. der Handfeuerwaffen (das. 1874); Mieg, Theoretische äußere B. (das. 1884).