MKL1888:Archäologische Institute
[769] Archäologische Institute, Anstalten, welche die Aufgabe verfolgen, die archäologischen Forschungen und Resultate der Ausgrabungen bekannt zu machen, die zerstreuten Nachrichten über antike Denkmäler zu sammeln und durch Publikation der Funde deren Bekanntschaft zu vermitteln. Die älteste und hervorragendste Anstalt dieser Art ist das Deutsche archäologische Institut (Instituto di corrispondenza archeologica) in Rom, das 21. April 1829 unter dem Protektorat des damaligen Kronprinzen von Preußen, Friedrich Wilhelm, durch Bunsen, Gerhard, Kestner, Thorwaldsen, Panofka, den Herzog Albert de Luynes u. a. im preußischen Gesandtschaftshotel daselbst gegründet wurde. Sein spezieller Zweck ist: „auf dem Gebiet der Archäologie und der Philologie die Beziehungen zwischen den Heimatländern alter Kunst und Wissenschaft und der gelehrten Forschung zu beleben und zu regeln und die neuaufgefundenen Denkmäler der griechischen und römischen Epoche in rascher und genügender Weise zu veröffentlichen“. Hierfür dienten seit der Gründung die regelmäßig erscheinenden „Monumenti inediti“, zwölf Tafeln Abbildungen in großem Format; ein Jahrbuch, die „Annali“, mit bildlichen Beigaben und die monatlich erscheinenden „Bulletini“, welche über die neuesten Entdeckungen kurze Berichte geben. Seit 1872 erscheint in Rom auch eine „Ephemeris epigraphica“ und seit 1875 in Berlin das Zentralorgan des Instituts, die „Archäologische Zeitung“. Im J. 1836 erbaute sich das Archäologische Institut ein eignes Haus im Garten des deutschen Hospitals auf dem Kapitol, an dessen Stelle ein unter Laspeyres 1873–76 erbautes umfangreicheres trat. Seit 1857 zahlte Preußen beständig die Dotationen der beiden dirigierenden Sekretäre. Durch die Organisation des Königs Wilhelm von Preußen als Protektors ward das Institut 1871 in enge Verbindung mit der Berliner Akademie der Wissenschaften gebracht, 18. Mai 1874 aber in eine deutsche Reichsanstalt umgewandelt und 9. Dez. d. J. eine Zweiganstalt desselben in Athen begründet, welche seit 1876 „Mitteilungen“ veröffentlicht. Eine Sektion des Instituts, die in Paris bestanden, war 1848 eingegangen. Seit 1874 sind fünf Stipendien ausgesetzt (darunter eins für christliche Archäologie), welche von der Reichsregierung an junge Philologen vergeben werden. Für diese zunächst, überhaupt aber für alle Deutschen, die sich Studiums halber in Rom oder Athen aufhalten, werden unentgeltlich teils archäologische Vorträge gehalten, teils Periegesen der Denkmäler vorgenommen. Im J. 1879 beging das Institut die Feier seines 50jährigen Bestehens. Gegenwärtiger Direktor ist Professor Henzen in Rom. Vgl. Michaelis, Geschichte des Deutschen archäologischen Instituts (Berl. 1879). An ähnlichen Instituten besitzt Frankreich die École française d’Athènes (seit 1844) und die École française de Rome (seit 1875), die ein gemeinsames Organ in der „Bibliothèque des écoles françaises d’Athènes et de Rome“ (seit 1876) haben, woneben noch die „Mélanges d’archéologie et d’histoire“ (Rom 1881 ff.) und das „Bulletin de correspondance hellénique“ (seit 1877) erscheinen. In Italien besteht die Scuola archeologica di Pompei (seit 1866), welche ein „Giornale degli scavi“ u. a. herausgibt, in Griechenland die Archäologische Gesellschaft in Athen (1837 gegründet, 1869 erneuert), während England sich an der Pflege der archäologischen Studien so gut wie nicht beteiligt.
[47] Archäologische Institute. Das Kaiserlich Deutsche Archäologische Institut hat durch Änderung des Statuts vom 9. April 1887 eine neue Verfassung erhalten. Hiernach bestehen wie bisher zwei Institute, eins in Rom und eins in Athen, deren Leitung je zwei Sekretären obliegt, die ihren dauernden Aufenthalt in Rom, bez. in Athen haben. Beide Institute sind jetzt koordiniert. Die Leitung beider Institute, die bisher im Ehren- und Nebenamt von dem Vorsitzenden der Zentraldirektion des Archäologischen Instituts wahrgenommen wurde, übernimmt unter Teilnahme der Zentraldirektion der Generalsekretär des Archäologischen Instituts, der seinen dauernden Wohnsitz in Berlin haben muß (gegenwärtig Professor Conze). Die Dotation des Instituts ist erhöht worden, namentlich sind für archäologische Reisen sowohl der Sekretäre als auch der Stipendiaten größere Mittel ausgesetzt worden. Die periodischen Schriften des Instituts behalten die Neugestaltung von 1886. Die „Monumenti inediti“ und [48] „Annali“ sowie die „Archäologische Zeitung“ gehen ein. In Berlin erscheinen fortan: 1) „Antike Denkmäler“, herausgegeben vom Kaiserlich Deutschen Archäologischen Institut durch M. Fränkel (am Ende eines jeden Jahrs ein Heft in Folioformat, mit 12 Tafeln); 2) „Jahrbuch des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts“, herausgegeben von Max Fränkel (vierteljährlich eine Lieferung in Großoktav); für umfangreichere Abhandlungen ist die Beigabe von Supplementen in Aussicht genommen; 3) die „Ephemeris epigraphica“ erscheint in bisheriger Weise weiter. In Rom erscheinen: 4) „Mitteilungen des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts. Römische Abteilung“ (vierteljährlich ein Heft in deutscher, italienischer, lateinischer oder französischer Sprache). Vgl. „Repertorio universale delle opere dell’ Instituto archeologico, sezione Romana, dall’ anno 1874–85“ (1889). In Athen erscheinen: 5) „Mitteilungen des Kaiserlich Deutschen Archäologichen Instituts. Athenische Abteilung“ (vierteljährlich ein Heft in deutscher oder griechischer Sprache). In Athen wurde 1882 von Boston-Cambridge aus eine amerikanische Schule für klassische Studien gegründet.