MKL1888:After
[179] After, altdeutsches Verhältniswort (niederländ. achter), s. v. w. nach, hinter, seit dem 15. und 16. Jahrh. nur noch in Zusammensetzungen mit Hauptwörtern, seltener mit Zeitwörtern (z. B. afterreden) vorkommend, oft mit dem Nebenbegriff des Falschen, Schlechten, Unechten, z. B. Afterkind, s. v. w. uneheliches Kind; Aftermehl, das nach der Beutelung des feinern übrigbleibende Mehl; Afterbier, Nach- oder Halbbier, Kofent etc.; Afterkorn (s. d.) etc.
After (Anus), die hintere Ausmündung des Darmkanals (s. Darm). Krankheiten des Afters kommen häufig vor. Eine derselben ist angeboren, nämlich der Mangel oder die Verschließung des Afters (atresia ani), wobei der Mastdarm blindsackartig endigt und die äußere Haut an Stelle des Afters keine Öffnung besitzt, also auch keine Darmentleerung eintreten kann. Unter den erworbenen Krankheiten des Afters sind die sogen. Hämorrhoiden (s. d.) die gewöhnlichsten. Entzündungen des Afters und des Mastdarms entstehen durch die verschiedensten Ursachen: durch den mechanischen Reiz, welchen harte Ansatzstücke einer Klystierspritze oder harte Kotmassen auf das Darmende ausüben; durch fremde Körper, welche mit den Fäkalmassen durchtreten sollten, z. B. verschluckte Fischgräten, Stecknadeln, Obstkerne, Knochenstückchen u. dgl., welche aber in der Nähe des Afters sich einbohren oder die Schleimhaut daselbst verletzen; ferner durch die Anwesenheit von Eingeweidewürmern, namentlich Madenwürmern bei Kindern; durch Fortleitung der Entzündung des Dickdarms, z. B. bei der Ruhr; durch Fortleitung einer Entzündung der Umgebung auf den A. etc. Diese Entzündungen sind mit brennenden und drückenden Schmerzen im A. und mit unaufhörlichem Stuhldrang verbunden, welcher aber nach etwa stattgefundener Entleerung nicht wesentlich erleichtert wird. Die schwächsten der genannten Reize verursachen eine katarrhalische Absonderung, welche ungefährlich ist, aber durch Wundwerden der Haut sehr lästige Beschwerden hervorrufen kann. In höhern Graden kommt es zur Geschwürsbildung, wie bei der Ruhr, bei allgemeiner Darmschwindsucht, bei Verletzungen der Schleimhaut. Alle diese können zur Bildung von Fistelgängen (Anusfistel, Mastdarmfistel) führen und erheischen dann operative Behandlung. Eine besonders langwierige und durch ihre Folgen böse Geschwürsform kommt namentlich beim weiblichen Geschlecht nach syphilitischer Ansteckung vor; sie bewirkt oft so extreme Verengerung (strictura ani) des letzten Darmabschnitts, daß die Entleerung gänzlich unmöglich wird und an den Folgen der Kotstauung leicht der Tod eintreten kann, wenn nicht durch Operation ein andres Darmstück eröffnet und zu einem künstlichen A. (Kotfistel, anus praeternaturalis) mit der Bauchwand vernäht wird. Solche widernatürliche Darmfisteln können auch ohne Kunsthilfe bei chronischen Bauchfellentzündungen, eingeklemmten Brüchen etc. durch Perforation von Darmgeschwüren, Schuß- und Stichwunden zu stande kommen. Von Geschwülsten des eigentlichen Afters ist nur der Krebs zu nennen, der hier stets als krebsiges Geschwür (Cancroid) vorkommt; über die übrigen Veränderungen vgl. Mastdarm, Mastdarmfistel, Mastdarmkrebs etc.