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Karl Reinthaler †

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: W. G.
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Titel: Karl Reinthaler †
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 10, S. 164 a
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[164 a] Karl Reinthaler †. In Bremen verschied am 13. Februar Karl Reinthaler, ein Musiker, dessen Bedeutung als Komponist allseitig anerkannt ist und der insonderheit auf das musikalische Leben der alten Hansestadt einen hervorragenden Einfluß ausgeübt hat. Im altehrwürdigen Lutherhause zu Erfurt wurde er am 13. Oktober 1822 als Sohn eines Geistlichen geboren. Dem Vater zuliebe studierte er in Berlin, trotzdem er mit Leib und Seele schon Musiker war, Theologie und ging erst nach abgelegtem Examen ganz zur Musik über, dabei in A. B. Marx in Berlin den eifrigsten Förderer seiner Bestrebungen findend. Einige wirkungsvolle Psalmenkompositionen für den k. Domchor in Berlin trugen ihm ein preußisches Reisestipendium nach Italien ein, wo er Kirchengesang studierte. 1853 folgte er einem Rufe Hillers als Gesangslehrer an das Konservatorium zu Köln, von wo er 1858 als städtischer Musikdirektor, Domorganist, Leiter der Singakademie und des Domchors nach Bremen kam. In dieser Stellung und später auch an der Spitze der Liedertafel hat er bis 1890 segensreich gewirkt und gleichzeitig zahlreiche Kompositionen von bleibendem Werte geschaffen. Reinthaler war eine durch und durch ideal angelegte Natur. Bei den alten Meistern ist er in die Schule gegangen. Zu Mendelssohn steht er insofern in besonderer Beziehung, als er sich im geistlichen Oratorium, und zwar in der demselben von Mendelssohn verliehenen verjüngten Gestalt, am erfolgreichsten hervorgethan hat. Sein treffliches Oratorium „Jephtha und seine Tochter“, das ihm am frühesten einen allgemein geachteten Namen errang, ist dafür Zeuge. Die romantische Seite seines künstlerischen Wesens zeigt sich am entschiedensten in seiner in Frankfurt a. M. preisgekrönten reizenden Oper „Das Käthchen von Heilbronn“. Er schuf noch eine zweite Oper „Edda“, ferner eine Symphonie, die Chorwerke „In der Wüste“, „Das Mädchen von Kolah“, Quartette für gemischten Chor und Männerchor, Psalmen und Lieder.

Karl Reinthaler.
Nach einer Aufnahme vom Hofphotographen J. B. Fellner Nachfolger Fritz Krüger in Bremen.

1876 errang er sich in der von der Stadt Dortmund ausgeschriebenen Konkurrenz für die Komposition der Gottschallschen „Bismarckhymne“ den ersten Preis, für welche er auch den Titel eines Königl. Preußischen Musikdirektors erhielt. 1888 wurde er zum Professor ernannt. Um die künstlerische Hebung des deutschen Chorgesangs hat er sich wesentlich verdient gemacht, im besonderen auch als Leiter der großen Konzerte der Bremer Singakademie. Er war das letzte Ehrenmitglied der „Vereinigten Norddeutschen Liedertafeln“. Seit einigen Jahren war er infolge eines Schlaganfalls gelähmt, behielt aber bis zuletzt die volle geistige Frische, so daß er noch kurz vor seinem Tode Konzerte besuchte und im Gesang unterrichtete. W. G.