[164 a] Ludwig Gabillon.
Ludwig Gabillon †. In dem ebenfalls am 13. Februar verstorbenen Ludwig Gabillon hat das Wiener Hofburgtheater eines seiner beliebtesten Mitglieder, das berühmte „Ensemble“ desselben eine seiner festesten, treuesten Stützen verloren. In ihm lebte der Geist
Heinrich Laubes fort, unter dessen Leitung das Wiener Burgtheater eine seltene Blüte erreichte und dessen scharfer Kennerblick wie so viele auch diesen Künstler noch in der Zeit des Werdens in seiner Eigenart und seinem Vollwert erkannte. Laube war es, der, nachdem er 1853 den jungen stattlichen Mecklenburger für Wien gewonnen, dessen urkräftigem Talente diejenige Richtung wies, in welcher Gabillon dann von Erfolg zu Erfolg schritt, statt jugendlicher Liebhaber wie früher, nun düstere reckenhafte Helden, ernste Charaktere von Kraft und Mark, geistvolle Intriguanten oder auch von Humor übersprudelnde Bonvivants spielend. Dabei war er, der Landsmann
Fritz Reuters, selbst ein Naturell von frischestem Humor, ein unermüdlicher Erzähler voll Witz und Laune, jovial im Umgang, treu im Dienst wie in der Freundschaft – kein Wunder, daß sein Tod in dem so theaterfreundlichen Wien außergewöhnlich betrauert wird! Das Wandervirtuosentum lag anderseits seiner Art fern, woher es kommt, daß man ihn in den Jahren seiner künstlerischen Gereiftheit nur auf wenigen anderen Bühnen öfter als Gast gesehen hat.
Seine schauspielerische Laufbahn hatte er im Alter von 16 Jahren 1844 auf dem Stadttheater in Rostock begonnen, und zwar mit der Statistenrolle eines Indianers in der „Sonnenjungfrau“. Die folgenden Lehr- und Wanderjahre sahen ihn in Oldenburg, Schwerin, Kassel, Hannover und London, wohin er Emil Devrient auf ein Gastspiel begleitete. Zu seinen bewundertsten Rollen, denen er dann in Wien mustergültige Gestalt gab, zählten neben Alba und Talbot der Hagen in Hebbels „Nibelungen“, der Lindenschmied in Otto Ludwigs „Erbförster“ und Ritter Boffesen in Bauernfelds „Landfrieden“. Der bedeutende Darsteller war auch ein ausgezeichneter Regisseur; als solcher hat er dem Burgtheater seit 1875 gedient. Seiner norddeutschen Heimat bewahrte er im Herzen eine große Anhänglichkeit, von den Werken Fritz Reuters war er ein großer Verehrer, und durch öffentliche Vorlesungen aus denselben gelang es ihm, dessen Poesie und Humor auch in Wien volkstümlich zu machen. Seine Gattin, Zerline Gabillon, die gleichzeitig mit ihm von Laube nach Wien engagiert worden war und neben ihm an die vierzig Jahre auf derselben Bühne mit gleichem Erfolge gewirkt hat, ist ihm schon vor drei Jahren in den Tod vorausgegangen. p.