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Jonas der Zweite

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Jonas der Zweite
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 5, S. 80
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1866
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Geretteter Goldfisch
Blätter und Blüthen
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Bearbeitungsstand
fertig
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[80] Jonas der Zweite. Kaufmann H. in Rochlitz in Sachsen, dessen Erzählung völlig glaubwürdig ist, beobachtete jüngst folgenden eigenthümlichen Vorfall aus dem Thierleben. Als er seinen Goldfischchenbehälter mit frischem Wasser füllte, entschlüpfte ihm einer seiner Lieblinge in einen größeren Wassertrog und – war sofort spurlos verschwunden. Da das den Trog füllende helle und klare Wasser eine Uebersicht des Gefäßes in alle Winkel hinein gestattete, ohne eine Spur des Goldfischchens zu liefern, so mußte der Verdacht entstehen, daß das mit noch einigen großen Speisekarpfen den Trog bevölkernde einzige Ungeheuer, ein Hecht, einen Mord an dem Goldfischchen begangen und dasselbe verschlungen habe. Die rächende Nemesis ereilte den Hecht sofort.

Sein Todesurtheil wurde gefällt; er wurde abgekehlt, der Leib ihm aufgeschlitzt und erhielt dann in siedendem Wasser die gehörige Vorbereitung zum letzten Racheacte, der Verspeisung. Da – o Wunder – zeigten sich nach der vorsichtigen Eröffnung des jedoch nicht mit gekochten Hechtmagens an dem wirklich darin versenkten Goldfischchen noch Lebensspuren, welche durch schleunige Versetzung desselben in sein natürliches Lebenselement, das frische Wasser, zu seiner alsbaldigen vollständigen Auferstehung und Wiedergenesung führten, und – so lebt es heute noch, in höchster Gemüthsruhe an einer rosafarbenen Oblate knabbernd, sein harmloses Dasein fristend, und nur zu beklagen ist es, daß es heute noch eben so stumm ist, wie zuvor. Sonst könnte es uns seine Todes- und Wiederauferstehungsgeschichte gewiß viel ausführlicher und besser erzählen, als dieses hiermit geschehen ist.