Flotow in Paris
[80] Flotow in Paris. Herr von Flotow, dessen Oper „Martha“ die Pariser jetzt zur höchsten Begeisterung hinreißt, verließ den Schauplatz seiner Triumphe plötzlich am Tage nach der zweiten Aufführung. Jetzt erzählt man sich über diese rasche Abreise eine kleine Geschichte, die sehr zu seinem Vortheil einnimmt.
„Wie,“ sagte ein Bekannter zu ihm, „Sie verlassen Paris am Tage nach einem solchen Erfolge?“
„Ich muß.“
„Ohne die Folgen zu bedenken?“
„Ja wohl.“
„Sie machen den Journalisten keinen Besuch?“
„Nein, ich habe keine Zeit.“
„Sie würden gut thun, wenigstens noch vierzehn Tage hier zu bleiben.“
„Es ist unmöglich, man erwartet mich zu Hause.“
„Haben Sie es denn gar so eilig?“
„Ja, sehr eilig, ich muß unbedingt am Weihnachtsabend zu Hause sein.“
„Unbedingt? Denken Sie denn nicht an Ihren Ruhm?“
Jetzt zog Flotow seine Brieftasche heraus, zeigte dem Bekannten die Photographien seiner Frau und seiner beiden Kinder und entgegnete:
„Sehen Sie hier, lieber Freund, das ist mir mehr werth, als der Ruhm!“