Im Hochland fiel der erste Schuß
Im Hochland fiel der erste Schuß –
Im Hochland wider die Pfaffen!
Da kam, die fallen wird und muß,
Ja die Lawine kam in Schuß –
Schon kann die Schweiz vom Siegen ruhn:
Das Urgebirg und die Nagelfluhn
Zittern vor Lust bis zum Kerne!
Drauf ging der Tanz in Welschland los –
Vesuv und Aetna brachen los:
Ausbruch auf Ausbruch, Stoß auf Stoß!
– „Sehr bedenklich, Euer Liebden!“
Also schallt ’s von Berlin nach Wien,
Sogar den Nickel graut es!
Und nun ist denn auch abermals
Das Pflaster aufgerissen,
Auf dem die Freiheit, nackten Stahls,
Zwei Könige schon geschmissen;
Einen von ihnen gar geköpft –
Und drauf du lang genug geschröpft
Dein Volk, o Julikönig!
Und immer frisch geladen!
Doch dies ist ein Volk wie aus Eisenguß,
Stülpen Karren um und Omnibus –
Das sind die Barrikaden!
Singen sie, in der Hand den Stein:
„Mourir pour la Patrie!“
Die Kugel pfeift, der Kiesel fliegt,
In Lüften wallt die Fahne!
Ça ira, ça ira, die Blouse siegt,
O Vorstadt St. Antoine!
Massen auf Massen! Keiner wankt –
Schon hat der Guizot abgedankt,
„Vive la Réforme! Le Système à bas!“
O treffliche Gesellen!
Der Birne Schütteltag ist da!
Die halbe Linie, ça ira!
Keine neue Kriegsmacht naht:
Das Volk zerstörte Schien’ und Draht –
Bahnzug und Telegraphen!
Was weiter wird: – noch harren wir!
Die Freiheit dort, die Freiheit hier,
Die Freiheit jetzt und für und für,
Die Freiheit rings auf Erden!
Im Hochland fiel der erste Schuß,
Die Lawine kam in’s Rollen!
Sie rollt – sie springt – o Lombardei,
Bald fühlst auch du ihr Wälzen!
Ungarn und Polen macht sie frei,
Und kein Bannstrahl kann sie schmelzen!
Einzig in der Freiheit Wehn
Mild und leis wird sie zergehn,
Des alten Zorns Lawine!
Fest bis zu jener Frühe!
Die Thräne springt in’s Auge mir,
In meinem Herzen singt’s: „Mourir,
Mourir pour la Patrie!“
Das ist ein stolzer Februar –
„Allons enfans“ – „Mourir, mourir,
Mourir pour la Patrie!“
London, 25. Februar 1848.